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SAP HANA: Architektur, Einsatzgebiete und versteckte Kosten
SAP HANA bietet für Unternehmen die Möglichkeit, Daten sehr schnell abzufragen. Dadurch sind Geschäftsberichte unmittelbar verfügbar. Doch HANA hat auch zwei große Nachteile.
HANA steht für High Performance Analytic Appliance. Die In-Memory-Datenbank von SAP ist in erster Linie für Anwendungen entwickelt, die Daten analytisch aufbereiten. SAP HANA wurde 2011 vorgestellt. Mittlerweile handelt es sich allerdings um eine Plattform, an die sich dutzende Anwendungen andocken lassen.
Bei HANA werden alle Daten im Arbeitsspeicher abgelegt, was Abfragen sehr schnell macht. Die Datenbank muss Daten nicht erst von langsameren Datenträgern laden. In-Memory-Technologien sind bei Datenbank mittlerweile kaum wegzudenken. Vor allem, wenn größere Datenmengen verarbeitet werden müssen, ist eine In-Memory-Datenbank anderen Systemen überlegen, zum Beispiel im Vergleich zu klassischen relationalen Datenbanken, die Daten auf Festplatten speichern und nur zum Teil in den Arbeitsspeicher auslagern.
SAP HANA Cloud Platform (HCP) baut auf HANA auf, bietet aber weitere Funktionen, die SAP als Platform as a Service (PaaS) zur Verfügung stellt. Es handelt sich dabei aber um kein ERP-System, sondern um eine Cloud-Plattform, auf der sich Business-Anwendungen implementieren lassen, die HANA als Datenbank verwenden. In der Regel wird HCP zur Erweiterung vorhandener SAP-Systeme eingesetzt.
SAP S/4HANA profitiert von In-Memory-Technologien und einer neuen Oberfläche
Seit 2015 stellt SAP seine ERP-Komplettlösung SAP Business Suite 4 SAP HANA als Nachfolger der SAP Business Suite zur Verfügung. Dabei handelt es sich um das erste Produkt von SAP, das direkt für HANA entwickelt und optimiert wurde – im Gegensatz zu klassischen SAP-Anwendungen, die nachträglich mit HANA integriert wurden, wie zum Beispiel bei SAP Business Suite powered by SAP HANA.
SAP hat für S/4HANA die grafische Oberfläche umgebaut, sodass auch diese für die Technik optimiert ist. Zudem gibt es keine Unterscheidungen mehr zwischen OLTP (Online Transaction Processing) und OLAP (Online Analytical Processing). Durch die Verwendung von In-Memory-Technologien ist eine Trennung nicht mehr notwendig.
S/4HANA ermöglicht Datenbuchungen außerdem ohne Aggregation. Zuvor waren Zusammenfassungen in SAP-Anwendungen notwendig, um effektiver und schneller arbeiten zu müssen. Durch die Vermeidung von Aggregaten sind Abfragen wesentlich einfacher, flexibler und schneller.
Umstieg auf SAP HANA
Wer HANA einsetzen möchte, muss auf Anwendungen setzen, die diese Datenbank unterstützen, und zu denen man migrieren kann. Neben einer Neuinstallation ist auch die Übernahme vorhandener Konfigurationen möglich. Das hängt allerdings vom eingesetzten System ab. Bei Systemumstellungen vorhandener Server erfolgt in den meisten Fällen eine vollständige Migration zu neuen Servern, zum Beispiel von der Business Suite zu S/4HANA.
Im Rahmen der Migration ist es möglich, lokale Server zu betreiben (On-Premises) oder in die Cloud umzuziehen, zum Beispiel zu Microsoft Azure. In diesem Zusammenhang wird die Umgebung transformiert. Verschiedene Systeme lassen sich dabei zusammenfassen.
Im Rahmen der Migration ist es auch möglich, die Lizenzierung zu optimieren. Wir haben im Beitrag Migration zu SAP S/4HANA: Product versus Contract Conversion dieses Thema behandelt.
Einsatzgebiete von SAP HANA
SAP HANA kommt vor allem zum Einsatz, wenn große Datenmengen schnell zur Verfügung stehen sollen. Geht es um Analysen und das Reporting im SAP-Bereich, kann HANA deutlich schneller Ergebnisse liefern als andere Systeme. Durch die hohe Geschwindigkeit der In-Memory-Datenbank ist es auch möglich, Analysen und Abfragen in Echtzeit durchzuführen. Es ist nicht notwendig, Daten erst für Analysen zu kopieren. HANA ist in der Lage, Daten sofort nach der Buchung in Berichten zu erfassen.
Nachteile: HANA ist teuer, Systemausfälle sind gefährlich
HANA bietet viele Vorteile und eine deutliche Steigerung der Geschwindigkeit. Bei der Neuanschaffung oder Migration ist es allerdings auch teurer. Unternehmen, die von älteren Produkten zu SAP S/4HANA migrieren, können entweder den aktuellen Lizenzvertrag beibehalten (Product Conversion) oder einen neuen Lizenzvertrag abschließen (Contract Conversion). In jedem Fall sollte man genau hinschauen, um unnötige Kosten zu vermeiden.
Um Kosten zu sparen, sollte evaluiert werden, welche Daten in SAP HANA gespeichert werden sollen. Da auch die Datenmenge in HANA eine Rolle spielt, sollten nur die Daten in der Datenbank gespeichert werden, die von deren hohen Leistung profitieren. Selten verwendete Daten können in alternative Systeme wie Sybase IQ ausgelagert werden. Das spart Lizenzkosten bei SAP HANA und gleichzeitig Hardwarekosten, da die Server unter Umständen kleiner dimensioniert sein können.
SAP HANA speichert seine Daten im Arbeitsspeicher und dem Cache von Servern. Das bringt zwei Nachteile mit sich. Zunächst muss für den Betrieb auf spezielle Hardware gesetzt werden. Vorhandene Server lassen sich in den meisten Fällen nicht mehr nutzen, wenn eine Umstellung stattfindet. Zudem muss die Hardware für HANA zertifiziert sein.
Um für Ausfallsicherheit und eine entsprechende Skalierung garantieren zu können, sollten keine alleinstehenden Server (Single Node) zum Einsatz kommen, sondern Multi-Node-Systeme. Das wirkt sich zusätzlich auf den Preis aus.
Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass es bei einem Ausfall des Systems durchaus passieren kann, dass Daten verloren gehen. HANA speichert seine Daten im Arbeitsspeicher, der bei Ausfall des Servers seine Stromversorgung verliert. Nur entsprechend abgesicherte Daten sind dann noch vorhanden.