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Proxmox Virtual Environment (VE) als Alternative für VMware
Die VMware-Übernahme durch Broadcom hat teurere Lizenzen zur Folge. Zudem steht ESXi nicht mehr als kostenloser Hypervisor zur Verfügung. Der Beitrag zeigt die Alternative Proxmox.
Im Rahmen der Übernahme von VMware durch Broadcom haben sich Lizenzen deutlich verteuert und ESXi/vSphere Hypervisor ist als kostenloses Produkt eingestellt worden. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind derzeit benachteiligt, da es viele Produkt-Bundles nicht mehr gibt und keine Kauf-Lizenzen mehr verfügbar sind. In Zukunft müssen Unternehmen VMware-Lizenzen abonnieren, was den Einsatz deutlich teurer macht. Die Preise sind vor allem auf große Unternehmen ausgerichtet, wobei auch hier die Kosten steigen. Daher schauen sich immer mehr Unternehmen nach Alternativen um, zum Beispiel Proxmox.
Proxmox als Alternative zu VMware
Proxmox Virtual Environment (VE) ist eine Virtualisierungslösung, mit der sich neben VMs auch Container virtualisieren lassen. Alles, was dazu notwendig ist, gehört zum Lieferumfang. Als Betriebssystem setzt Proxmox auf Debian, zur Virtualisierung kommen KVM/QEMU zum Einsatz, beziehungsweise LXC bei Containern. Durch den Einsatz dieser Standardprodukte ist die Open-Source-Lösung daher eine stabile und umfassende Virtualisierungslösung.
Die Übernahme von VMware durch Broadcom hat zu einer Neubewertung der Lizenzkosten geführt, was die Dynamik zwischen den beiden Plattformen beeinflusst. VMware vSphere hat eine komplexe Lizenzstruktur, die auf einer jährlichen Abonnementbasis aufbaut, wobei die Kosten je nach Funktionsumfang und Unternehmensbedarf variieren. Seit der Übernahme durch Broadcom sind die Lizenzkosten gestiegen, was kleinere und mittlere Unternehmen vor Herausforderungen stellt. Im Gegensatz dazu basiert Proxmox VE auf einem freien Lizenzmodell mit optionalen kostenpflichtigen Unterstützungsverträgen.
Diese Struktur ermöglicht es Unternehmen, erheblich zu sparen, da sie nur für den technischen Support zahlen und nicht für die Software selbst. Proxmox VE bietet mit seinen Subscriptions ein zusätzliches Dienstleistungsprogramm. Diese Abonnements erlauben den Zugang zum Proxmox Enterprise Repository, das als Standard- und stabiles Paket-Repository dient. Es stehen flexible und skalierbare Abonnementpläne zur Verfügung, die auf die Bedürfnisse verschiedener Geschäftsgrößen zugeschnitten sind. Jedes Abonnement ist ab Kaufdatum ein Jahr gültig:
- Premium-Abonnement: Dieses ist für 1.020 Euro pro Jahr und CPU-Sockel verfügbar und bietet unbegrenzte Support-Tickets und eine Reaktionszeit von zwei Stunden innerhalb eines Geschäftstages. Zusätzlich sind Fern-Support über SSH und die Aktivierung von Offline-Subscription-Keys enthalten.
- Standard-Abonnement: Als das beliebteste Modell kostet es 510 Euro pro Jahr und CPU-Sockel. Es beinhaltet Zugang zu zehn Support-Tickets pro Jahr und eine Reaktionszeit von vier Stunden.
- Basic-Abonnement: Für wachsende Unternehmen konzipiert, bietet dieses Abonnement für 340 Euro pro Jahr und CPU-Sockel drei Support-Tickets jährlich mit einer Reaktionszeit von einem Geschäftstag.
- Community-Abonnement: Mit einem Preis von 110 Euro pro Jahr und CPU-Sockel richtet sich dieses Angebot an Einsteiger und bietet Zugang zur Enterprise-Repository und Community Support.
Kernfunktionen und technologische Unterschiede
Proxmox VE unterstützt sowohl Virtualisierung als auch Containerisierung nativ, was Administratoren die Flexibilität bietet, die für moderne IT-Umgebungen notwendig ist. Das schließt die Verwendung von KVM für Virtualisierung und LXC für Containerisierung ein. VMware vSphere hingegen konzentriert sich hauptsächlich auf Virtualisierung mit einer proprietären Technologie, die zwar hohe Leistung bietet, aber weniger Flexibilität im Vergleich zu Proxmox VE.
Über die Hochverfügbarkeits-Cluster-Funktionalität lassen sich mehrere Server zu einem Cluster zusammenzuschließen, was Ausfallsicherheit und redundante Betriebsbereitschaft für virtuelle Maschinen und Container gewährleistet. Proxmox VE nutzt Corosync Cluster Engine und Pacemaker Cluster Resource Manager Framework, um Ressourcen innerhalb des Clusters effektiv zu verwalten und bei Bedarf automatisch zwischen den Knoten zu migrieren. Das bedeutet, dass bei einem Hardwareausfall oder Wartungsarbeiten an einem Knoten die darauf laufenden Instanzen nahtlos und ohne Benutzerintervention auf andere Knoten im Cluster übertragen werden könne, wodurch die Betriebsunterbrechung minimiert und die Servicekontinuität aufrechterhalten wird.
Proxmox VE bietet ein intuitives, webbasiertes Management-Interface, das den Zugriff und die Verwaltung der Infrastruktur vereinfacht. Diese Benutzeroberfläche ermöglicht es selbst weniger erfahrenen Nutzern, komplexe Virtualisierungs- und Containeraufgaben zu verwalten. VMware vSpehre verwendet ebenfalls ein webbasiertes Interface, das jedoch komplexer in der Handhabung ist und oft eine steilere Lernkurve für neue Benutzer darstellt.
Ein weiteres Merkmal ist die Fähigkeit von Proxmox VE, Netzwerkschnittstellenkarten (NICs) und andere Hardwareressourcen mittels PCI Passthrough direkt an virtuelle Maschinen durchzureichen. Diese Funktionalität ermöglicht es, dass spezifische Hardware wie Grafikkarten oder Netzwerkkarten direkt von einer VM genutzt werden können, was für Anwendungen, die hohe Leistung erfordern, ideal ist. Darüber hinaus bietet Proxmox VE umfassende API-Zugriffsmöglichkeiten, so dass Entwickler und Systemadministratoren das System in bestehende Prozesse integrieren und Automatisierungsskripte einsetzen können.
Erweiterbarkeit und Anpassungsfähigkeit
Die offene Architektur von Proxmox VE erleichtert die Integration mit bestehenden Systemen und die Anpassung an spezifische Bedürfnisse durch offene APIs. Diese Offenheit ist besonders vorteilhaft für Unternehmen, die maßgeschneiderte Lösungen benötigen. VMware bietet zwar ebenfalls umfangreiche APIs für Anpassungen, diese sind jedoch oft an höhere Lizenzstufen gebunden, was die Zugänglichkeit einschränkt.
Proxmox VE profitiert von einer aktiven Community und einem breiten Spektrum an Dokumentationen und Foren, die frei zugänglich sind. Diese Ressourcen sind besonders wertvoll für Organisationen mit begrenzten Budgets. VMware hat ebenfalls eine starke Support-Struktur, jedoch sind die Kosten für professionelle Unterstützung und technischen Service signifikant höher.
Da Proxmox skalierbar ist, lassen sich damit von kleinen Installationen bis zu Rechenzentrumsbetriebe umsetzen. Die Plattform unterstützt Hochverfügbarkeit, Live-Migration und Cluster-Management, was sie für eine breite Palette von Anwendungen geeignet macht. VMware vSphere ist ebenfalls hoch skalierbar, die damit verbundenen Kosten können jedoch für einige Organisationen deutlich höher sein als bei Proxmox.
Proxmox 8.2 etabliert weitere Neuerungen
Proxmox VE Version 8.2 bringt eine Reihe Erweiterungen und Verbesserungen im Funktionsumfang, die die Plattform für Administratoren attraktiver machen. Zu den Neuerungen zählt die verbesserte Unterstützung für Ceph Storage, die nun die neuesten Funktionen dieser skalierbaren Storage-Lösung vollständig integriert. Das umfasst die effizientere Verwaltung von Ceph über das eingebaute Proxmox Interface, was das Setup und die Wartung von Storage Clustern vereinfacht.
Zusätzlich unterstützt Proxmox VE nun ZFS 2.1, was eine bessere Performance und erweiterte Funktionen für Dateisysteme in virtualisierten Umgebungen bietet. Netzwerkfunktionalitäten wurden ebenfalls erweitert, einschließlich verbessertem Support für OVN (Open Virtual Network), was komplexere Netzwerktopologien und verbesserte Netzwerkisolation erlaubt. Die Backup- und Restore-Funktionen wurden durch die Einführung von Proxmox Backup Server 2.1 verstärkt.
Software-defined Networking mit Proxmox
Software-defined Networking (SDN) mit Proxmox VE bietet eine flexible und effiziente Lösung für die Verwaltung der Netzwerkinfrastruktur innerhalb virtualisierter Umgebungen. SDN erlaubt es Administratoren, Netzwerkressourcen dynamisch zu konfigurieren, zu verwalten und zu optimieren, indem die Netzwerksteuerung von den physischen Geräten getrennt und in eine softwarebasierte Verwaltungsebene überführt wird. Diese Entkopplung ermöglicht eine zentralisierte Sicht auf das gesamte Netzwerk, was die Komplexität reduziert und die Netzwerkkonfiguration und -überwachung vereinfacht. Daher muss sich Proxmox nicht hinter VMware vSphere verstecken.
Administratoren können verschiedene Netzwerkisolations- und Segmentierungsoptionen nutzen, darunter VXLAN und GRE Tunnel, die sicherstellen, dass virtuelle Maschinen und Container innerhalb sicherer und isolierter Netzwerke betrieben werden können. Ein wesentlicher Vorteil des Einsatzes von SDN in Proxmox VE ist die Fähigkeit, Netzwerk-Policies auf granularer Ebene durchzusetzen, was die Sicherheit verbessert und die Einhaltung von Compliance-Vorgaben erleichtert. Zudem unterstützt die Plattform Open vSwitch, eine leistungsstarke, in Proxmox VE integrierte SDN-Lösung, die erweiterte Netzwerkfunktionen wie QoS (Quality of Service), Echtzeit-Netzwerküberwachung und automatische Lastverteilung bietet.