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Persistent oder nicht-persistent, das ist die Desktop-Frage
VDI-Nutzer haben die Qual der Wahl zwischen persistenten und nicht-persistenten Desktops. Anpassbarkeit durch Benutzer und Speicherbedarf stehen sich gegenüber.
Mindestens schon so lange, wie die Leute vorhersagen, dass das jeweilige Jahr „das Jahr der VDI wird“ (diesmal aber wirklich, wir verstehen uns), schwelt auch der Streit darüber, ob man nun persistente oder nicht-persistente Desktops nutzen solle.
Beim Ansatz eines persistenten Desktops hat jeder Anwender einen spezifischen Desktop, in den er sich jedes Mal einloggt, wenn er auf seinen virtuellen Desktop zugreift. Persistente Desktops ermöglichen den Anwendern Anpassungen ihrer Desktops, so wie sie dies auch mit einem eigenen physischen PC tun könnten; einschließlich der Personalisierung des Desktops und der Farbschemata.
Nicht persistente Desktops hingegen sind nicht einem spezifischen Benutzer zugeteilt. Wann immer ein Anwender sich bei einem virtuellen Desktop anmeldet, arbeitet er mit einem zufällig zugewiesenen Desktop. Bei dieser Variante kann der Anwender keine dauerhaften Anpassungen seines Desktops vornehmen.
Und darin liegt auch schon Ursache für die Schlacht zwischen persistentem und nicht-persistentem Desktop: IT-Abteilungen mögen die Kontrolle, Flexibilität und Wiederholbarkeit nicht-persistenter Desktops. Endanwender wiederum bevorzugen die Flexibilität eines persönlichen virtuellen Desktops.
Vor- und Nachteile persistenter Desktops
Es ist ziemlich einfach, persistente Desktops zu implementieren, denn die IT-Abteilung muss dafür schlicht und ergreifend keinerlei Änderungen an ihren bisherigen Vorgängen zum Desktop Management vornehmen. Und auch für die Anwender ist es angenehmer, wenn sich nicht bei jeder Anmeldung das Aussehen ihres Desktops wieder auf Standard zurücksetzt. Nicht zu vernachlässigen ist auch, dass Anwender sich eher mit ihrer Arbeit identifizieren, wenn ihr Arbeitsgerät sich wie ihr Eigentum anfühlt und sie dem Gerät ihre Persönlichkeit einhauchen können.
Persistente Desktops verbrauchen allerdings jede Menge an Speicher. Denn die IT-Abteilung muss all diese umfassend angepassten Desktop-Images ablegen. Die schiere Anzahl hinterlegter Images macht auch die Speicherverwaltung komplizierter.
Für und Wider des nicht-persistenten Desktop-Ansatzes
Den meisten Anwendern ist gar nicht klar, dass die IT-Abteilung bereits Spuren der Nichtpersistenz auf ihren physischen Desktops hinterlässt. Die Scripts für An- und Abmeldung beispielsweise erlauben es den Administratoren der IT, eine Maschine schnell mit gängigen Einstellungen wie Netzwerklaufwerken und -druckern zu konfigurieren. Auch Roaming-Profile ermöglichen der IT das Umleiten von Laufwerken, Internet-Favoriten, Desktop-Themen und Hintergrundbildern auf einen zentralen Ort, an dem sie gespeichert und gesichert werden, während der Anwender nicht an der Maschine arbeitet.
Die Betriebsverwaltung ist bei nicht-persistenten Desktops einfacher, weil die IT-Abteilung weniger Golden Images verwalten muss. Auch die Speicheranforderungen sind erheblich geringer, weil die Administratoren mit weniger Images arbeiten.
Natürlich müssen die Anwender zumindest bei herkömmlichen nicht-persistenten Desktops jegliche Möglichkeit der Anpassung opfern. Das kann zu Unzufriedenheit führen. Und auch wenn physische Desktops selbstverständlich dem Unternehmen gehören und von dessen Administratoren verwaltet werden, so empfinden die Anwender ihren Desktop doch als Erweiterung ihres persönlichen Raumes, so wie auch ihre Schreibtische. Die Möglichkeit, ihren Geräten einen persönlichen Touch zu geben, sorgt für ein besseres Arbeitsumfeld.
Schließlich ist es auch ausnehmend schwierig, einen tatsächlich völlig nicht-persistenten Desktop zu erreichen, denn auch virtuelle Desktops weisen inhärente Persistenzebenen auf, die aus Quellen wie lokal gespeicherten Profilen stammen.
Muss es denn ein Entweder-Oder sein?
Die Debatte über persistente und nicht-persistente Desktops muss keineswegs schwarz-weiß geführt werden. Beide Möglichkeiten weisen positive und negative Aspekte auf, aber letztendlich sollte die IT-Abteilung sich auf Basis der Benutzeranforderungen zwischen den beiden entscheiden.
Genauso wie Administratoren für verschiedene Anwender oder Abteilungen unterschiedliche Desktops konfigurieren, können sie auch unterschiedliche Bereitstellungsoptionen für Anwender einrichten. Sachbearbeiter zum Beispiel sind bestens auf nicht-persistente Desktops eingestellt, die sich mit der Abmeldung wieder zurücksetzen. In den Finanz- und Marketingabteilungen hingegen sind persistente Desktops geeignetere Ansätze, die seitens der IT mit deren spezifischen Anwendungen bereitstellen.
Jeder will ein wenig Individualität
Aber selbst Mitarbeiter, die bestens zu einem nicht-persistenten Desktop passen, wünschen sich ein wenig Anpassbarkeit. Es ist nicht unbedingt billig, aber dennoch möglich, auch Nutzern nicht-persistenter Desktops eine Personalisierungsmöglichkeit einzuräumen. Eine Möglichkeit dafür sind App-Layering-Technologien wie VMware Mirage, UniDesk (erworben von Citrix) oder Workspot. Auch Profil-Verwaltungswerkzeuge wie Liquidware Labs ProfileUnity, VMware User Environment Manager oder Citrix Profile Management verdienen Beachtung. Sogar Virtualisierungsprodukte für Anwendungen wie Microsoft App-V, VMware ThinApp oder Citrix XenApp können hier unterstützen.
Mit der Nutzung dieser Technologien kann ein persistenter Desktop emuliert, der administrative Overhead gering gehalten und zudem das Eigentumsempfinden des Anwenders gefördert werden. Obwohl diese Technologien ihren ansehnlichen Preis haben, dürfte aus betrieblicher Sicht ein nicht-persistenter Ansatz mit einem Schuss Personalisierung auf lange Sicht erhebliche Einsparungen ermöglichen.
Allerdings ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Unternehmen das Wissen für die Implementierung dieser Technologien im eigenen Hause hat. Die IT-Abteilung sollte daher nach kurzzeitig einsetzbaren externen Beratern Ausschau halten, die das eigene Personal im Umgang mit diesen Technologien vertraut machen können.
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