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Mit oder ohne Monitoring-Agent: Grundlagen zur Systemüberwachung
Das Performance-Monitoring von IT-Systemen liefert wertvolle Leistungsdaten. Admins können dabei zwischen Produkten mit und ohne Agent wählen.
Wer sich zwischen Monitoring-Tools mit oder ohne Agent-Software entscheiden muss, der findet für beide Ansätze sowohl Vor- als auch Nachteile. Für welche Variante man sich letztlich entscheiden sollte hängt von der spezifischen IT-Umgebung ab.
Agents sind proprietäre Software-Tools, die auf jedem Gerät installiert werden müssen, das von der Monitoring-Lösung überwacht werden sollen. Meist integrieren Hardwarehersteller spezielle Monitoring-Funktionen in ihre Geräte, wodurch IT-Abteilungen zusätzliche Monitoring-Anwendungen und Agents kaufen können, um die Hardware überwachen zu können.
Agent-Software bietet meist tiefergehende Analysemöglichkeiten und Monitoring-Funktionen, als dies bei agentenlosen Monitoring-Ansätzen möglich ist, auch wenn das Bereitstellen von agentenbasierten Tools aufwendiger und durch die Kosten der proprietären Lösung oft teurer ist.
Monitoring-Agents liefern tiefgehende Performance-Daten
Die Systemüberwachung mit spezieller Agent-Software gewinnt gegenüber agentenlosem Monitoring ganz klar bei der Frage, wie tiefgehend die Systemleistung analysiert werden kann. Diese Monitoring-Tools blicken tief in die überwachten Systeme hinein und nutzen hierfür speziell entwickelte Anwendungen, die beispielsweise Event-Logs der Betriebssysteme auswerten.
Beim Thema Sicherheit findet sich ein weiterer Vorteil agentenbasierter Monitoring-Produkte. Die Agent-Kommunikation auf dem überwachten Gerät erfolgt intern, also nicht über das Unternehmensnetzwerk, was einen gewissen Schutz vor Angriffen auf die Kommunikation bedeutet.
Das Monitoring mit Agents reduziert zudem die benötigte Netzwerkbandbreite. Typischerweise sammeln Agents die Leistungsdaten lokal auf dem überwachten Gerät und analysieren sie auch direkt dort, eine Kommunikation mit dem Monitoring-System wird dann nur aufgebaut, wenn auf dem überwachten Gerät ein Problem festgestellt wird. Zudem trifft die Agent-Kommunikation auf keine Firewall oder andere Barrieren, was die notwendige Netzwerkkonfiguration auf ein Minimum beschränkt.
Mit zunehmender Größe und Komplexität von Unternehmensnetzwerken kommt das agentenbasierte Monitoring IT-Abteilungen also sehr entgegen, die White-Noise-Traffic reduzieren wollen. Ein zurechtgestutzter Ost-West-Traffic im Data Center beschleunigt die Fehlersuche von Systemproblemen und macht sie zudem effektiver.
Einfacheres Monitoring ohne Agents
Der Unterschied zwischen agentenbasiertem und agentenlosem Monitoring dreht sich hauptsächlich um die Kommunikation der überwachten Geräte mit der Monitoring-Lösung sowie um die unterschiedliche Art, wie Performance-Daten gesammelt werden.
Agentenlose Tools setzen nicht auf proprietär in die Hardware integrierte Funktionen, sondern auf standardisierte Schnittstellen (siehe Infobox), um die Leistungsdaten zu sammeln. In diesem Sinne ist die Bezeichnung „agentenloses Monitoring“ ein Stück weit irreführend, weil jedes Tool zur Systemüberwachung eine Art Agent benötigt – also Software, die auf dem zu überwachenden Gerät installiert wird. Mit standardisierten Kommunikationsschnittstellen bieten agentenlose Systeme allerdings eine wesentlich leichtgewichtigere Möglichkeit, Kernzahlen der überwachten IT-Umgebung zu liefern.
Systemüberwachung ohne Monitoring-Agent
In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Standards entwickelt, mit denen sich Monitoring-Daten sammeln lassen. Zu den populärsten Schnittstellen gehören SNMP, CIM und WMI.
Das Simple Network Management Protocol (SNMP) basiert auf TCP/IP, um Netzwerk- und Monitoring-Daten über IP-Netzwerke auszutauschen.
Das Common Information Model (CIM) basiert auf XML und definiert Geräte- und Applikations-Charakteristika, wodurch diese Komponenten über die gleichen Tools überwacht und auch verwaltet werden können. CIM umgeht dabei Probleme, die durch die unterschiedliche Architektur der verwalteten Ressourcen entstehen können.
Windows Management Instrumentation (WMI) dagegen ist in Windows Server integriert und bietet eine Programmierschnittstelle, mit der sich Geräte und Anwendungen in einer Windows-Umgebung verwalten lassen.
Der Ansatz über agentenlose Monitoring-Tools umgeht im Normalfall die Zahlung von Lizenzgebühren, was gegenüber der agentenbasierten Systemüberwachung zu einem Kostenvorteil führen kann.
Die Installation und Bereitstellung agentenloser Monitoring-Lösungen ist meist sehr einfach zu bewerkstelligen. Da auf der zu überwachenden Hardware keine Client-Software installiert werden muss, fällt der Aufwand für Konfiguration und Wartung recht gering aus. Beim agentenlosen Monitoring sammelt ein zentraler Datenkollektor alle Performance-Kennzahlen. Dieses zentralisierte Monitoring nutzt Standardprotokolle, um die Leistungsdaten an die Überwachungslösung zu übertragen.
Beim agentenlosen Monitoring ist auch der Austausch von IT-Hardware, etwa von einem Storage-Server, wesentlich einfacher möglich. Die Monitoring-Möglichkeiten basieren auf Standardschnittstellen und nicht auf proprietären Herstellerfunktionen, die bei einem Wechsel der Hardware oder des Herstellers möglicherweise nicht mehr zur Verfügung stehen.
Ein weiterer möglicher Vorteil agentenloser Überwachungsprodukte liegt darin, dass Monitoring-Agents auf Remote-Maschinen immer laufen und damit Prozessorleistung in Anspruch nehmen. Im gleichen Maße, in dem Monitoring-Lösungen komplexer werden, können agentenbasierte Systeme die Performance der IT-Umgebung durchaus in Mitleidenschaft ziehen.
Systemüberwachung: Mit oder ohne Monitoring-Agent?
Die Entscheidung zwischen Überwachungslösungen mit oder ohne Monitoring-Agent lässt sich nur mit Blick auf die spezielle IT-Umgebung fällen. Unternehmen, die für ihren Geschäftserfolg in starkem Maß auf IT-Systeme setzen, wie etwa Finanzdienstleister, werden sich wohl eher mehrheitlich für agentenbasierte Produkte entscheiden, die tiefgehende Einblicke in die Infrastruktur ermöglichen.
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Auf der anderen Seite befinden sich Unternehmen, für die ein Ausfall oder Leistungseinbrüche der IT-Infrastruktur keine geschäftskritische Rolle spielen, und die daher auf die Vorteile der wesentlich einfacheren Systemüberwachung agentenloser Produkte setzen können. Allerdings ist es auch durchaus möglich, einen Mix aus agentenlosem und agentenbasiertem Monitoring zu verfolgen. Bei bandbreitenintensiven Geschäftsbereichen wie der Videobearbeitung könnte man beispielsweise die Netzwerk-Switches mit Monitoring-Agents überwachen, Server und Storage dagegen agentenlos.
IT-Abteilungen stehen also zwei unterschiedliche Monitoring-Ansätze zur Verfügung, die sich nicht gegenseitig ausschließen. Mit genauem Blick auf IT-Hardware und Geschäftstätigkeit des Unternehmens sollte dann die sorgfältige Entscheidung für oder gegen die Systemüberwachung mit Monitoring-Agents getroffen werden.
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