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Insider-Bedrohungen mit bewährten Verfahren erkennen

Die Erkennung von Bedrohungen, die aus dem Inneren der Organisation kommen, stellt eine besondere Herausforderung dar. Mit diesen Risiken müssen Unternehmen proaktiv umgehen.

Die Erkennung von Insider-Bedrohungen ist eine schwierige und scheinbar nie endende Herausforderung für die Cybersicherheit, mit der alle Organisationen konfrontiert sind. Im Gegensatz zu externen Angreifern haben Personen innerhalb einer Organisation möglicherweise bereits Zugriff auf vertrauliche Informationen. Dies birgt das Risiko, dass größere Probleme verursacht werden können.

Die proaktive Suche nach und Erkennung von potenziellen Insider-Risiken ist unerlässlich, um zu verhindern, dass Organisationen Opfer von Datenschutzverletzungen, Diebstahl geistigen Eigentums und betrieblicher Sabotage werden. In diesem Artikel wird die Bedeutung der Erkennung von Insider-Bedrohungen und der wichtigsten Indikatoren für Insider-Bedrohungen untersucht sowie bewährte Verfahren und Tools für eine effektive Erkennung vorgestellt.

Die Bedeutung der Insider-Bedrohungen

Herkömmliche Sicherheitsmaßnahmen wie Firewalls, Intrusion-Detection-Systeme und Antivirus-Produkte schützen zwar vor externen Bedrohungen, sind aber oft nicht optimal geeignet, um böswillige Handlungen aufzuspüren, die aus dem Unternehmen selbst stammen. Hier kommt die Erkennung von Insider-Bedrohungen ins Spiel. Im Gegensatz zur reaktiven Erkennung, bei der Sicherheitsteams auf bekannte Bedrohungen oder Anomalien reagieren, nachdem diese aufgetreten sind, ist die Erkennung von Insider-Bedrohungen proaktiv. Dabei wird nach potenziellen Bedrohungen gesucht, bevor sie zu einem tatsächlichen Sicherheitsvorfall werden.

Die Ermittlung von Bedrohungen durch Insider ist wichtig, da Insider besondere Herausforderungen darstellen. Ob ein Mitarbeiter absichtlich sensible Daten weitergibt oder ein unbeabsichtigter Fehler zu einer Offenlegung von Daten führt – Insider sind schwer zu überwachen, da sie in der Regel legitimen Zugriff auf die kritischen Vermögenswerte des Unternehmens haben.

Zudem ist bei der Überwachung von Mitarbeitern der Datenschutz im Allgemeinen und der Beschäftigtendatenschutz im Besonderen zu berücksichtigen. Ebenso wie die Einbeziehung des Betriebsrates bei entsprechenden Maßnahmen. Je nach Ausprägung sind ja Monitoring-Maßnahmen anonymisiert oder pseudonymisiert durchzuführen.

Als Insider-Bedrohung wird in der Regel auch bezeichnet, wenn ein Problem entsteht, ohne dass der entsprechende Mitarbeitende davon Kenntnis hat, etwa, wenn die Anmeldedaten kompromittiert wurden.

Eine proaktive Haltung bei der Gefahrenabwehr stellt sicher, dass Organisationen Frühwarnzeichen für Risiken durch Insider erkennen können, sodass Teams die Gefahr neutralisieren können, bevor erheblicher Schaden entsteht.

Wichtige Anzeichen für eine Insider-Bedrohung

Mehrere Verhaltensindikatoren deuten auf eine Bedrohung durch einen Insider hin. Sicherheitsteams sollten auf folgende Anzeichen achten:

Ungewöhnlicher Datenzugriff. Ein häufiges Anzeichen für Insider-Bedrohungen ist der Zugriff von Mitarbeitern auf Dateien, Ordner oder Systeme außerhalb ihrer üblichen Aufgaben oder Zuständigkeiten. Wenn zum Beispiel ein Marketingmitarbeiter beginnt, sensible Personal- oder Finanzdaten herunterzuladen, sollte das ein Warnsignal sein. Und spätestens dann gilt es die Zugriffsrichtlinien zu überprüfen. Denn allein schon aus Gründen der Compliance sollten derlei Zugriffe nicht möglich sein oder verstoßen gegen Vorschriften.

Übermäßiges Herunterladen. Mitarbeiter, die beginnen, große Datenmengen herunterzuladen oder zu kopieren, vor allem über einen kurzen Zeitraum, könnten sich darauf vorbereiten, Informationen zu verbreiten und möglicherweise das Unternehmen zu verlassen. Dies ist vor allem dann bedenklich, wenn die Daten für die aktuellen Aufgaben des Mitarbeiters nicht relevant sind.

Verhaltensänderungen. Plötzliche Veränderungen im Verhalten eines Mitarbeiters, wie beispielsweise Unzufriedenheit mit der Arbeit oder dem Unternehmen, unregelmäßige Arbeitszeiten ohne Erklärung oder mangelndes Engagement, können ein Hinweis auf ein potenzielles Insider-Risiko sein. Böswillige Insider zeigen oft auffällige Verhaltensänderungen, bevor sie gegen das Unternehmen vorgehen.

Verwendung von nicht zugelassenen Geräten oder Software. Überwachen Sie genau, ob Mitarbeiter nicht zugelassene Geräte wie USB-Laufwerke oder nicht zugelassene Software für die Datenübertragung verwenden. Diese Aktivität könnte darauf hindeuten, dass sensible Daten aus dem Netzwerk verschoben werden sollen, um nicht entdeckt zu werden.

Wiederholte fehlgeschlagene Zugriffsversuche. Mehrere fehlgeschlagene Anmeldeversuche, insbesondere bei Systemen oder Daten, auf die ein Mitarbeiter keinen Zugriff haben sollte, können darauf hindeuten, dass ein Insider versucht, unbefugten Zugang zu sensiblen Bereichen zu erhalten.

Die oben genannten Symptome sollten sich in der Regel mit den bereits vorhandenen Werkzeugen erkennen lassen. Dies ist etwas, das das Sicherheitsteam erstellen und koordinieren sollte, um sicherzustellen, dass die ergriffenen Maßnahmen mit den Risikomanagementrichtlinien des Unternehmens übereinstimmen.

Organisationen, die am meisten durch Insider-Bedrohungen gefährdet sind

Bestimmte Organisationen sind aufgrund der Art ihres Geschäfts oder ihrer Betriebsumgebung anfälliger für Insider-Bedrohungen als andere. Branchen, in denen große Mengen sensibler Daten verarbeitet werden, wie beispielsweise das Gesundheitswesen, das Finanzwesen und die Technologiebranche, sind besonders anfällig für Insider-Bedrohungen. Auch Unternehmen, die größere Veränderungen durchlaufen, wie zum Beispiel Fusionen, Entlassungen oder Führungswechsel, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Mitarbeiter, die sich über ihre Arbeitsplatzsicherheit unsicher sind, könnten eher dazu neigen, Daten preiszugeben oder Systeme zu sabotieren. Diese Ziele helfen, die Überwachung der oben genannten Indikatoren für Insider-Bedrohungen zu konzentrieren.

Zudem haben sich vielerorts hybride oder auch Remote-Arbeitsmodelle fest etabliert. Diese Arbeitsumgebungen können die Insider-Risiken weiter verschärfen. Da die Mitarbeiter außerhalb des traditionellen Sicherheitsbereichs arbeiten, ist es für Unternehmen schwieriger, Aktivitäten zu überwachen und Zugriffskontrollrichtlinien wirksam durchzusetzen.

Bewährte Verfahren zur Erkennung von Insider-Bedrohungen

Die folgenden Technologien und Methoden sind der Schlüssel zur erfolgreichen Erkennung von Insider-Bedrohungen:

Regelmäßige und konsequente Überwachung. Die Suche nach Bedrohungen sollte kein einmaliges Ereignis sein, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Die regelmäßige Überwachung der Aktivitäten von Mitarbeitern, insbesondere von Benutzern mit Zugang zu kritischen Systemen, hilft dabei, Basiswerte für normales Verhalten festzulegen und Abweichungen frühzeitig zu erkennen.

Automatisierung und maschinelles Lernen. Automatisierungswerkzeuge können die Effizienz bei der Suche nach Insider-Bedrohungen erheblich steigern. Algorithmen des maschinellen Lernens können riesige Datenmengen analysieren, um verdächtige Verhaltensmuster zu erkennen, die andernfalls möglicherweise unbemerkt bleiben würden. Die Automatisierung von Routineaufgaben, wie beispielsweise das Scannen nach ungewöhnlichen Dateizugriffen oder abnormalem Netzwerkverkehr, ermöglicht es den Sicherheitsteams, sich auf die Analyse auf höherer Ebene zu konzentrieren.

Analyse des Benutzerverhaltens. Die Implementierung von UBA-Tools (User Behavior Analysis) hilft bei der Erkennung von Insider-Bedrohungen, indem sie ungewöhnliche Muster im Benutzerverhalten identifiziert. Diese Tools erstellen Profile auf der Grundlage normaler Benutzeraktivitäten und alarmieren Analysten, wenn die Aktionen von der Basislinie abweichen.

Planung der Reaktion auf Zwischenfälle. Ein klarer Plan für die Reaktion auf Vorfälle (Incident Response Plan) ist von entscheidender Bedeutung. Wenn eine potenzielle Insider-Bedrohung entdeckt wird, müssen die Sicherheitsteams schnell und entschlossen reagieren, um den Schaden zu begrenzen. Während die meisten Unternehmen ihre Reaktionspläne jährlich aktualisieren, ist es sicherer, sie mindestens vierteljährlich zu überprüfen, mit dem ultimativen Ziel einer kontinuierlichen Analyse und Aktualisierung auf der Grundlage der aktuellen Bedrohungslage.

Teamübergreifende Zusammenarbeit. Die Erkennung von Insider-Bedrohungen ist nicht nur Aufgabe des Sicherheitskontrollzentrums. Auch die Personal-, Rechts- und IT-Teams sowie Betriebsrat sollten in die Erkennung und Eindämmung von Insider-Bedrohungen einbezogen werden. Die Abstimmung mit diesen Abteilungen gewährleistet einen umfassenden Ansatz zur Identifizierung von Warnzeichen im gesamten Unternehmen. Und je häufiger Unternehmen die Reaktion auf Vorfälle und die Notfallwiederherstellungsplanung üben, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie effektiv zusammenarbeiten und betriebliche Anomalien schneller erkennen.

Tools zur Erkennung und Abwehr von Bedrohungen durch Insider

Die folgenden Tools können bei der Aufdeckung und Erkennung von Bedrohungen durch Insider helfen:

SIEM. SIEM-Plattformen (Security Information and Event Management) sammeln und analysieren Sicherheitsdaten aus verschiedenen Quellen, um Einblicke in potenzielle Insider-Bedrohungen zu erhalten.

Endpoint Detection and Response (EDR) und Extended Detection and Response (XDR). EDR-Produkte überwachen Endpunkte auf verdächtige Aktivitäten, wie zum Beispiel nicht autorisierte Dateizugriffe oder ungewöhnliche Netzwerkverbindungen, die auf eine Insider-Bedrohung hinweisen könnten. XDR-Produkte sind umfassender und werden von Unternehmen zunehmend in Betracht gezogen.

Data Loss Prevention (DLP). DLP-Tools überwachen, erkennen und verhindern die unbefugte Übertragung sensibler Daten und reduzieren so das Risiko der Datenexfiltration durch Insider.

Die proaktive Suche nach Insider-Bedrohungen ist ein wichtiger Bestandteil moderner Sicherheitsstrategien. Durch das Verständnis der wichtigsten Bedrohungsindikatoren, die Umsetzung bewährter Verfahren und den Einsatz fortschrittlicher Tools können sich Organisationen vor den potenziell verheerenden Folgen von Insider-Bedrohungen schützen.

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