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Ein Netzwerk-OS hat auch bei White Box Switching Vorteile
Netzwerkbetriebssysteme (NOS) verändern sich in Richtung Softwarebeschleunigung, offene APIs und White Box Switching. Erfahren Sie mehr über die Vor- und Nachteile der neuen NOS.
Der Markt für Software-Networking hat sich in verschiedene wichtige Anwendungsfälle ausdifferenziert, darunter Software-defined WAN (SD-WAN) und Netzwerke im Rechenzentrum. Einige neue Anbieter positionieren ihre Software als breite Plattform für Netzwerkbetriebssysteme (Network Operating System, NOS), um White Box Switching und Routing-Anwendungen voranzutreiben.
Was ist ein NOS? Ein Netzwerk-OS wird definiert als Software, die getrennt von Switching- oder Routing-Hardware verkauft wird, auf Standardservern läuft und offene APIs zur Anpassung bietet. Die Standardhardware kann aus White Box Switches, x86-Server oder ARM-Prozessoren bestehen.
Vorteile des Netzwerkbetriebssystems
Ein Netzwerk-OS bietet neben den niedrigeren Anschaffungskosten folgende weitere Vorteile:
- höhere Leistung und geringere Latenzzeiten durch Softwarebeschleunigung;
- einfache Bereitstellung;
- Flexibilität und individuelle Anpassung mit offenen APIs und Links zu gängigen DevOps-Tools;
- Automatisierung;
- verbessertes Netzwerkmanagement über Telemetriedaten; und
- verbesserte Integration mit Software-defined Storage.
Nicht alle NOS-Lösungen bieten die oben genannten Vorteile. IT-Leiter sollten daher ihre individuellen Anforderungen mit den Funktionen bestimmter Anbieter abgleichen.
Status von White Box Switches
White Box Switches sind Ethernet-Switches, auf denen bei der Auslieferung kein NOS installiert ist. Meist basieren sie auf Switching-Chips von Broadcom, Mellanox oder Intel. White Box Switches sind in der Regel erheblich preisgünstiger als führende High-Speed-Switches für Rechenzentren von Cisco oder Arista.
White Box Switching ist sehr beliebt bei großen Cloud-Anbietern, die typischerweise eigene, intern entwickelte Betriebssysteme einsetzen. White Box Switches mit unabhängiger NOS-Software werden von Tier-2-Cloud-Anbietern, einigen Service-Providern und Unternehmen eingesetzt, die ein neues Rechenzentrum auf die grüne Wiese bauen. Die Mehrheit der IT-Unternehmenskunden kauft derzeit traditionelle Ethernet-Switches als gebündelte Appliance.
Das Netzwerkbetriebssystem unterstützt neben dem Ethernet-Switching in der Regel auch umfangreiche Routing-Funktionen. Unternehmen und Dienstleister können White Box Router flexibel und kostengünstig an verschiedenen Standorten des Netzwerks einsetzen, wie etwa an Internetknoten oder am Rand (Edge).
Beispiele für Netzwerkbetriebssysteme
Mehrere neue Anbieter treiben derzeit die Entwicklung rund um das moderne Netzwerkbetriebssystem voran, darunter Arrcus, Kaloom und SnapRoute.
Beispiele für Open Source oder Standards sind Software for Open Networking in the Cloud (SONiC) von Microsoft, das Open Switching System (FBOSS) und die Open Compute Platform (OCP) von Facebook sowie das Disaggregated Network Operating System von AT&T (PDF) seit der Übernahme von Vyatta.
Zu den etablierten Anbietern gehören Cumulus Networks, Big Switch Networks und Pluribus Networks.
NOS: Vor- und Nachteile
Die Vielfalt der auf dem Markt erhältlichen Netzwerk-OS bietet IT- und Netzwerkteams neue Möglichkeiten, insbesondere bei der Bereitstellung von neuen Rechenzentren. Hier bringen White Box Switches mit einem NOS erhebliche Kosten- und Flexibilitätsvorteile. NOS-Software lässt auch taktisch als Router-Ersatz für Internet- oder Edge-Routing-Funktionen einsetzen.
Der Einsatz neuer NOS-Produkte birgt ein gewisses Risiko, zumal auch kleinerer Start-ups ihre Produkte auf dem Markt anbieten und man nicht weiß, ob sie in wenigen Jahren noch existieren. IT-Führungskräfte sollten daher mit Testprojekten beginnen, die Vorteile des NOS sorgfältig evaluieren und mit ihren neuen Anforderungen an den Aufbau eines Rechenzentrums abgleichen. Dabei empfiehlt sich die enge Zusammenarbeit mit Integrationspartnern.