Die Latenz im WAN messen
Wenn Sie überprüfen möchten, ob das Wide Area Network (WAN) der Grund für eine niedrige Netzwerk-Performance ist, dann müssen Sie die Latenz messen.
Wann sich die Remote-Anwender über niedrige Performance beschweren, ist nur eine Frage der Zeit. Dabei ist es irrelevant, ob Ihre Firma groß oder klein ist. Natürlich ist das Wide Area Network (WAN) involviert, weil die Nutzer von außerhalb auf die Hauptstelle zugreifen. Gibt es Probleme, sind diese sehr wahrscheinlich beim WAN zu suchen.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die WAN-Performance zu überprüfen. Ein ausgezeichneter Startpunkt ist es, die Latenz des WANs zu messen. Das ist die Zeit, die der Traffic benötigt, um das WAN zu passieren. Einfacher ausgedrückt bedeutet eine höhere Latenz eine längere Wartezeit für den Anwender. Kombiniert man das mit Verzögerungen anderer Systemelemente, wie zum Beispiel der Zugriff auf Datenbanken, kann eine Erhöhung der Latenz im WAN im schlimmsten Fall die Produktivität eines Anwenders signifikant negativ beeinflussen.
Die Latenz variiert. Allerdings liegt eine normale Zeit für einen so genannten Round-Trip (raus und wieder rein) in vielen Netzwerken zwischen 20 und 70 Millisekunden (ms) oder bei weniger als bei einem Zehntel einer Sekunde. Springt die Latenz plötzlich auf sagen wir 1.500 ms, dann muss ein Anwender nur wegen des WANs eine weitere Sekunde warten.
Klingelt plötzlich das Telefon und es hagelt Beschwerden über die Performance, benötigen Sie zur Isolation des Problems diverse Sachen:
- Eine schnelle Möglichkeit, die momentane Latenz des WANs zu messen.
- Eine Messbasis eines guten Tages hinsichtlich WAN-Latenz, damit Sie die momentanen Ergebnisse vergleichen können.
Die gute Nachricht ist, dass das Messen der momentanen Latenz im WAN eine der einfachsten Übungen ist. Sollten Sie allerdings gerade eben Probleme mit dem WAN haben, können Sie keine Zeitreise machen und nachschauen, wie die Latenz war, als es noch keine Beschwerden gab. Das ist die schlechte Nachricht. Läuft Ihr WAN momentan also problemlos, führen Sie einige Messungen durch und benutzen Sie diese in der Zukunft als Messbasis.
Um die Latenz im WAN zu messen, benötigen Sie lediglich das gute alte Netzwerk-Utility Ping. Das Tool Ping finden Sie vorinstalliert in jeder Implementierung mit TCP/IP. Dabei ist es egal, ob Sie Windows, Mac OS X, Linux oder Unix verwenden – das Utility Ping wird immer vorhanden sein.
Damit Sie die Latenz im WAN messen können, sollten Sie idealerweise zwischen zwei Routern im WAN pingen. Haben Sie diese Möglichkeit, ist es am sinnvollsten, wenn Sie diese Geräte als Endpunkte für den Ping-Test verwenden. Per Standard werden die meisten Router auf einen Ping antworten. Sie bekommen also wenigstens einen groben Überblick hinsichtlich der WAN-Latenz, wenn Sie den Remote-Router vom eigenen Computer aus anpingen.
Sehr viele Router haben ebenfalls einen Ping-Befehl in der eigenen Konsole implementiert. Sie könnten sich somit via Telnet oder SSH auf die Konsole des einen Routers begeben und dann den entfernten Router anpingen. Damit würden Sie lediglich die Verbindung zwischen diesen beiden Geräten testen.
Unterschiedliche Versionen von Ping reagieren verschieden. Die meisten Implementierungen senden per Standard allerdings vier so genannte Echo-Anfragen und geben im Anschluss Informationen über durchschnittliche Round-Trip-Zeiten, WAN-Latenz und Paketverluste aus. Unter der Haube verwendet das Ping-Kommando den Echo-Befehl von Internet Control Message Protocol (ICMP), um damit eine Antwort des Ziel-IP-Systems auszulösen. Unterm Strich bekommen Sie damit die gewünschten Messdaten.
Sehen Sie Paketverluste oder gibt es hohe Schwankungen bei der Latenz, wie zum Beispiel Jitter, sind das Gründe dafür, dass Sie sofort weitere Untersuchungen anstellen sollten.
Sie können Ping so konfigurieren, dass das Tool unterschiedlich Paketgrößen aussendet und dürfen die Anzahl der gesendeten Echo-Anfragen bestimmen. Die meisten Betriebssysteme stellen Mittel und Wege zur Verfügung, dass Sie Ping automatisieren und in regelmäßigen Abständen laufen lassen können. Im Anschluss speichern Sie die Resultate in Log-Dateien, damit Sie diese als Referenz für die Zukunft verwenden können.
Bemerken Sie Paketverluste oder gibt es starke Schwankungen bei der Latenz, dann sollten Sie sofort weitere Untersuchungen anstellen.
Sie sollten sich aber bewusst sein, dass ein Ausführen von Ping eine gewisse Last im Netzwerk erzeugt. Das gilt auch für das Gerät, das auf den Ping antwortet. Wenn Sie Ping nur ein paar Mal mit den Standardeinstellungen laufen lassen, dann ist die Last zu vernachlässigen. Sie sollten Ping allerdings nicht dauerhaft ohne triftigen Grund arbeiten lassen.
Tatsächlich ist es so, dass Ping eine Quelle von DDoS-Angriffen (Distributed Denial-of-Service) sein kann. Wird ein Gerät mit Ping-Anfragen bombardiert, benötigt es möglicherweise alle Ressourcen, um die Echo-Antworten zu verarbeiten. Produktive Daten würden somit nicht mehr wie gewohnt geroutet und der nutzbare Durchsatz des Netzwerkgerätes ist damit vermindert. Für die Anwender wirkt sich das in langsamen Netzwerkantwortzeiten aus. Genau aus diesem Grund deaktivieren viele große Netzwerke mit Absicht die Antwortfunktion für Echo in ihren Routern. Damit verhindern die System-Administratoren, Opfer eines Ping-basierten DDoS-Angriffs zu werden.
Wenn Ihr WAN dauernd überlastet ist, könnte es Zeit für ein Upgrade der Bandbreite sein. Sollte es große Traffic-Mengen mit niedriger Priorität zusammen mit zeitlich sensiblem VoIP- und interaktivem Traffic stemmen müssen, sollten Sie sich vielleicht nach einer dedizierten Lösung für WAN-Bandbreiten-Optimierung umsehen. Damit realisieren Sie Queuing und Traffic-Management. Auf jeden Fall müssen Sie über die Last in Ihrem WAN im Bilde sein. Dafür ist es wiederum notwendig, die Latenz im WAN messen zu können.
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