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Business Continuity bei Überflutungen gewährleisten

Normale BC/DR-Pläne sind für Überflutungen oft nicht differenziert genug. Besser ist es, bei Flutrisiko darauf fokussierte Notfallpläne aufzustellen und diese regelmäßig zu testen.

Pläne für Business Continuity und Disaster Recovery beziehen sich in der Regel auf mehrere unterschiedliche Szenarien. Allerdings ist jede Krise anders. Also sollten sich auch die Reaktionen, die Wiederherstellungsprozesse und die Rückkehr zum normalen Geschäftsverlauf unterscheiden. Ohne die richtigen Vorbereitungen geht eine Organisation vielleicht unter.

Überflutungen, Schlammlawinen, Erdlöcher, Rohrbrüche, Zerstörungen der Hauptwasserleitung und andere mit Wasser zusammenhängende Zwischenfälle haben das Potential für große Schäden. Unternehmen, Regierungsorganisationen, Rechenzentren, persönliches Eigentum, die Belegschaft, geschäftliche Informationen, die Büros und andere Ressourcen können bei Überflutungen oder ähnlichen Ereignissen beeinträchtigt, zerstört oder verletzt werden. 

Glücklicherweise kann das mittlerweile übliche und breit akzeptierte Arbeiten aus dem Hintergrund, beispielsweise vom Home Office aus, die Wahrscheinlichkeit längerfristiger Betriebsunterbrechungen verringern. Allerdings müssen sich Organisationen entsprechend zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einer Überflutungszone vorbereiten.

Um einen eigenen Plan zu entwickeln, fängt man am besten damit an, die frei verfügbare Business-Continuity-Vorlage, die mit diesem Artikel verlinkt ist, herunterzuladen. Anders als standardisierte Templates zu diesem Thema konzentriert sich diese Vorlage auf die Auswirkungen von Überflutungen. Mit ihrer Hilfe lassen sich neue Pläne formulieren oder bestehende aktualisieren, um mit Überflutungen besser zurecht zu kommen.

Unterschiedliche Überflutungstypen

Überflutungsschäden treten nicht nur wetterbedingt auf. Es folgen fünf unterschiedliche Überflutungsszenarien, die den Geschäftsbetrieb unterbrechen können:

Regionale Überflutungen werden in der Regel vom Wetter, meist starkem Regen oder Schneefall und anschließendem Schmelzen des Schnees, verursacht. Blitzfluten sind plötzliche, extreme Überflutungen als Folge schwerer Regenstürme, Hurricanes, schmelzenden Schnees oder tropischer Stürme, die es inzwischen auch in Südeuropa gibt.

Flutkatastrophen resultieren aus dem Versagen von Infrastrukturen wie etwa berstenden Dämmen oder Deichen oder der Zerstörung von Hauptwasserleitungen. Sie überfluten mit Zehntausenden Litern Wasser sehr schnell die Straßen. Erdlöcher werden oft dadurch verursacht, dass Wasser den Straßenuntergrund unterhöhlt, der immer schwächer wird und schließlich einbricht.

Überflutungen von Küstenregionen treten oft als Folge von schweren Stürmen, zum Beispiel Hurricanes, auf, die Sturmfluten verursachen. Eine andere Ursache sind Seebeben, die Tsunamis auslösen.

Überflutungen entlang den Ufern von Flüssen oder Seen werden durch zu viel Zustrom zu den entsprechenden Wasserläufen oder stehenden Wasserkörpern ausgelöst. Die Ursache ist auch hier meist schweres Wetter. Allerdings kommen auch willkürliche Zerstörungen oder technische Fehler an flussaufwärts gelegenen Staubauwerken in Frage. So wird derzeit gemutmaßt, dass die Staumauer des oberhalb des ukrainischen Cherson gelegenen Stausees gesprengt werden könnte, um die Stadt (und damit natürlich auch alle dort befindlichen Rechenzentren) unter Wasser zu setzen. 

Städtische Überflutungen resultieren meist aus der Blockade der Wasserabflüsse in den Straßen und anderen Drainage-Systemen. Hieran ist meist Müll und anderer Abfall, der die Abflüsse und Rohre verstopft, schuld.

Außerdem können Fluten durch Zwischenfälle an wasserwirtschaftlichen Einrichtungen, etwa durch Rohrbrüche im Wassersystem, Undichtigkeiten im Rohrsystem oder in der Drainage verursacht werden.

Die geographische Umgebung verstehen

Unternehmen und ihre Belegschaft können einiges unternehmen, um festzustellen, wie wahrscheinlich Flutereignisse sind. Manchmal muss man nur den richtigen Leuten die richtigen Fragen stellen.

Liegt das Unternehmen im Überflutungsgebiet? Hier helfen vielleicht das Wasserwirtschaftsamt, das Liegenschaftsamt, das Umweltamt oder das Bauamt der zuständigen Gemeinde weiter. Auch lokale Hilfsorganisationen können entsprechende Informationen haben oder unter Umständen beschaffen. Man sollte sich an sie wenden, um zu erfahren, ob eine Einrichtung oder ein Rechenzentrum sich in einem solchen Bereich befindet und ob es dort bereits Überflutungen gab.

Es gibt viele Möglichkeiten herauszufinden, ob ein Ort von schwerem Wetter bedroht wird. Wichtigste Quelle in Deutschland ist hier der Deutsche Wetterdienst. Eine weitere denkbare  Quelle für solche Informationen sind auch Schadensversicherer, die beispielsweise Gebäude versichern. Sie wissen meist genau, welche Gebäude in überflutungsgefährdeten Zonen stehen. Der Gefährdungsgrad fließt inzwischen oft in die Versicherungspreise ein, oder der Versicherer teilt mit, in bestimmten Zonen Gebäude wegen der hohen Gefährdung durch Fluten gar nicht mehr zu versichern. Das sollte man unbedingt berücksichtigen, wenn neue Data Center geplant werden.

Die Vorlage für einen auf Flutkatastrophen abgestimmten Business-Continuity-Plan können Sie hier herunterladen.

Zu den Daten über die Infrastruktur, die in der Regel Institutionen der Gebietsverwaltung bereitstellen können, gehören solche zur Infrastruktur einschließlich Straßen und Autobahnen, Wasserkörper, Versorger und Versorgungsleitungen und unterirdische Wassersysteme. Sie besitzen oft auch Daten über Überflutungen und andere Ereignisse im Zusammenhang mit Wasser.

Schließlich sollte man sich mit dem Gebäude- und Facilities-Management sowie anderen Organisationen beraten, um festzustellen, wie gut ein Gebäude abgedichtet und gegen Überflutungen geschützt ist. Wie oft werden die entsprechenden Elemente von der Organisation überprüft? Wann war die letzte Überprüfung? Wo befindet sich die kritische Ausrüstung? Rechenzentren, Telekommunikationssysteme und Stromversorgung befinden sich oft im Keller und sind daher durch Überflutungen besonders gefährdet.

Kritische Einrichtungen wie Data Center, Telefonsysteme und Sicherheitssysteme sollten sich weitgehend über den denkbaren Wasserständen bei Überflutung untergebracht werden. Befinden sie sich unterhalb der Straßenebene, sollten sie auf erhöhte Böden gestellt werden. Weiter muss man Wassersensoren im Unterboden installieren, um Wassereinbrüche schnellstmöglich zu erkennen. Wo möglich, sollte man alternative Data-Center-Ressourcen wie Cloud-Services verwenden.

Vorbereitung auf die Flut

Steht fest, wie wahrscheinlich Überflutungen sind und wurden die notwendigen Reparaturen oder Veränderungen innerhalb des Unternehmens durchgeführt, um sich gegen sie zu schützen, folgt der nächste Schritt der Vorbereitung: der Plan für den Moment direkt nach der Überflutung.

Es sollte zu den höchsten Prioritäten gehören, Flut-Evakuierungspläne auszuarbeiten und durchzuführen. Zwar haben die meisten Gebäude irgendeinen Evakuierungsplan, doch das reicht nicht. Alle Organisationen in einem Gebäude brauchen dokumentierte und regelmäßig getestete Abläufe. Tests müssen von neutralen Fachleuten, etwa der Feuerwehr oder Ersthelfer-Organisationen, überprüft und bewertet werden.

Angenommen, wegen einer Flut muss die Belegschaft evakuiert werden. Dann sollte die Organisation auf jeden Fall einen alternativen Arbeitsort bereithalten, im Notfall in einem lokalen Hotel oder einem ähnlichen Ort. Wie die COVID-19-Pandemie gezeigt hat, ist auch das Home Office eine mögliche Alternative zum normalen Bürostandort. Dabei ist sicherzustellen, dass alle zu Hause über die nötige Ausrüstung verfügen und dass diese Ausrüstung regelmäßig getestet wird.

Nach jedem katastrophalen Zwischenfall ist gute Kommunikation unentbehrlich. Die Kommunikation zwischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie anderen Beteiligten muss weiter möglich sein. Ab dem Moment, in dem eine Überflutungskrise stattfindet oder unmittelbar bevorsteht, muss die Kommunikation zwischen der Belegschaft und ihren Familien, dem Management, externen Interessenträgern, Kunden, Ersthelfern, Medien und anderen beteiligten öffentlichen Einrichtungen von der Organisation aktiviert und aufrechterhalten werden. Dafür ist es empfehlenswert, die Notfallbenachrichtigungssysteme und ähnliche Tools während und nach der Flut zu aktivieren, bis der normale Geschäftsbetrieb wieder läuft.

So werden Überflutungsstrategien zu BC/DR-Plänen

Zu Plänen für Business Continuity und Disaster Recovery (BC/DR) gehört normalerweise eine Liste der Szenarien, die der Plan behandelt. Wichtige Szenarien sind meist „höhere Gewalt“ und „Naturkatastrophen“. Fluten können bei beidem vorkommen. Um BC/DR-Pläne für Überflutungsszenarien zu optimieren, sollte jede Sektion des Plans detaillierte Hinweise dazu enthalten, wie der Plan der Organisation hilft, sich auf eine Flut vorzubereiten, auf sie zu reagieren und anschließend wieder zum Normalzustand zurückzukehren.

Handlungsempfehlungen, die weiter oben im Artikel gegeben wurden, sollten darauf überprüft werden, ob sie in einen entsprechenden Plan einfließen können. Alle Aktivitäten werden den Phasen Vorbereitung, Management und Wiederinbetriebnahme zugeordnet.

Zur Vorbereitung gehören folgende Aktivitäten:

  • Risikoanalyse, um die möglichen Überflutungsereignisse zu verstehen
  • Wetterdatenanalyse
  • Geographische Analyse auf Faktoren, die Fluten begünstigen
  • Historische Analyse auf frühere Flutereignisse am Ort
  • Überprüfung von Gebäude und externer Infrastruktur auf Schwachstellen
  • Vorbereitung von Erstreaktions-, Business-Continuity- und Disaster-Recovery-Plänen mit Fokus auf Überflutungen
  • Training der Mitarbeiter in der Reaktion auf Überflutungen
  • Vorbereitung alternativer Arbeitsstätten oder -möglichkeiten, falls evakuiert werden muss
  • Festlegung der Geschäftsabläufe nach der Flut

Zur Management-Phase gehören die folgenden Aktivitäten:

  • Update der Kontaktdaten aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Ersthelfer und anderer relevanten Akteure, beispielsweise Reinigung- und Renovierungsdienste
  • Installation und Test der Notfallbenachrichtigungssysteme
  • Reguläre Überprüfung der Evakuierungsprozesse (unter besonderer Berücksichtigung mobilitätseingeschränkter Personen)
  • Vorbereitung einer Transportlogistik, um die Belegschaft nach Hause oder an einen alternativen Arbeitsort zu bringen
  • Dokumentation der internen Prozesse zum Umgang mit durch die Flut verursachten Gesundheitsbeeinträchtigungen
  • Definition von Prozessen, um nötige Technologie bis zu einem akzeptablen Niveau wieder in Betrieb zu nehmen
  • Definition von Prozessen, um Geschäftsprozesse bis zum Abklingen der Flutauswirkungen aufrecht zu erhalten

Zur Phase der Wiederherstellung gehören:

  • Rückkehr der Belegschaft an den Arbeitsplatz (am ursprünglichen oder einem neuen Ort)
  • Komplette Reparatur und Säuberung der überfluteten Einrichtungen
  • Ersatz beschädigter Güter
  • Wiederaufnahme der Geschäftsaktivitäten auf einem akzeptablen Niveau

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