Blade- oder Rack-Server: Die grundsätzlichen Kaufkriterien gelten noch immer

Sowohl Blade- als auch Rack-Server haben für virtuelle Umgebungen Vor- und Nachteile. Wir zeigen, wie sich die Unterschiede auswirken.

Viele IT-Abteilungen stellen sich die Frage, ob Blade- oder Rack-Mount-Server für eine virtualisierte Umgebung besser sind. Wie so häufig in der IT gibt es an dieser Stelle keine Universallösung. Allerdings gibt es einige Überlegungen, die bei der Entscheidung helfen können, welcher Formfaktor für virtuelle Umgebungen zu bevorzugen ist. In diesem Tipp sprechen wir über die Vor- und Nachteile von Rack- und Blade-Servern. Im Anschluss sollten Sie Ihre Kaufentscheidung dann anhand Ihrer Prioritäten treffen können. Mögliche Kriterien könnten zum Beispiel der physische Fußabdruck Ihrer Server, der Stromverbrauch oder die Performance sein.

Unabhängig vom Formfaktor gibt es aber bestimmte Kaufkriterien, die immer gelten. Deswegen wollen wir in diesem Beitrag auch darauf eingehen, wie Sie herausfinden, ob die von Ihnen präferierte Hardware auch mit Ihrer existierenden Virtualisierungs-Umgebung kompatibel ist und wie Hardware-Kompatibilitäts-Listen dabei helfen können.

Hardware-Auswahl: Der Anwendungsfall für Blade-Server

Ob Sie nun Blade- oder Rack-Server für das Hosten Ihrer virtuellen Infrastruktur verwenden hängt natürlich von diversen Faktoren ab. In vielen Fällen bestimmt allerdings die Art der im Data Center bereits eingesetzten physischen Server den zu bevorzugenden Server-Typ.

Sowohl Blade- als auch Rack-Server bringen Vor- und Nachteile mit sich. Blade-Server ermöglichen eine höhere Server-Dichte, damit benötigen Sie ganz einfach weniger Platz als mit Rack-Servern. Frühe Blade-Systeme hatten einige Einschränkungen, wie zum Beispiel nur eine einzelne oder zwei Single-Core CPUs, eine begrenzte Anzahl an Netzwerkkarten (NIC), limitiertes internes Storage und keine Unterstützung für Fibre Channel Storage. Virtualisierungs-Hosts brauchen allerdings oftmals mehrere Netzwerkkarten, mehrere Storage-Adapter für maximale Verfügbarkeit und eine große Menge an Arbeitsspeicher. Nur so werden virtuelle Maschinen (VM) optimal unterstützt.

Im Laufe der letzten Jahre haben sich Blade-Server aber natürlich weiterentwickelt und inzwischen lassen sich die Hardware-Optionen mit denen von Rack-Servern durchaus vergleichen. Es gibt zum Beispiel Unterstützung von bis zu 16 Netzwerkkarten und mehreren Fibre-Channel- oder iSCSI-Host-Bus-Adaptern (HBA). Es gibt aber auch weitere Gründe, die für den Einsatz von Blade-Servern sprechen:

  • Ist der Platz in Ihrem Data Center begrenzt, dann sind Blade-Server eine gute Wahl, da Sie dadurch eine wesentlich höhere Server-Dichte erreichen können. Verglichen mit herkömmlichen Servern bringen Sie bis zu 50 Prozent mehr Rechner in einem Standard-42U-Rack unter.
  • Blade-Server brauchen auch weniger Strom als ihre Verwandtschaft. Sie sind beim Energieverbrauch effizienter und müssen weniger stark gekühlt werden. Wie viel Strom die Blades verbrauchen hängt dann davon ab, wie voll das Rack ist. Ein komplett bestücktes Blade-Gehäuse frisst allerdings immer noch wesentlich weniger Strom als die äquivalente Menge an traditionellen Servern. Wenn das Gehäuse nicht voll ist, brauchen Blade-Server natürlich immer noch weniger Strom als ein traditioneller Server. Allerdings ist der Unterschied dann weniger groß.
  • Blade-Server lassen sich in ein Gehäuse mit einem einzigen Anschluss einstecken. Somit ist die Verkabelung ordentlicher und Sie verhindern den Kabelsalat, der oft mit herkömmlichen Servern verbunden ist.
  • Blade-Server eignen sich hervorragend, wenn Sie Ihre virtuellen Hosts von einem SAN (Storage Area Network) booten wollen. Starten Sie von einem SAN, benötigen Sie keine internen Festplatten. Der Host bootet mithilfe von PXE (Preboot Execution Environment) aus dem Netzwerk. Danach verbindet er sich mit dem SAN-Massenspeicher, auf dem sich alle Dateien befinden, und fährt mit dem Boot-Prozess fort.

Hardware-Auswahl: Der Anwendungsfall für Rack-Server

Blades haben wie beschrieben diverse Vorteile. Allerdings sind auch herkömmliche Server eine praktikable Lösung für Virtualisierungs-Hosts. Zu den Vorteilen von Rack-Servern gehören:

  • Es gibt mehr Erweiterungs-Steckplätze für Netzwerk- und Storage-Adapter in herkömmlichen Servern. Einige der größeren Rack-Mount-Server bieten bis zu sieben I/O-Erweiterungs-Steckplätze an. Blade-Server bringen in der Regel eine limitierte Anzahl an Erweiterungs-Möglichkeiten für Storage- und Netzwerk-Bedürfnisse mit sich. Herkömmliche Server sind eine gute Wahl, wenn Sie eine große Anzahl an Netzwerkkarten oder Storage-Controllern in Ihrem Virtualisierungs-Host benötigen. Gründe hierfür könnten Load Balancing, eine höhere Fehler-Toleranz (Fault Tolerance) oder das Verbinden mit mehreren Netzwerken sein.
  • Rack-Mount-Server bieten größere interne Kapazitäten für lokales Disk-Storage. Auch in diesem Bereich sind Blade-Server eingeschränkter. Wollen Sie viele virtuelle Maschinen auf lokalem Storage betreiben, sind herkömmliche Server die bessere Wahl, da sie ganz einfach mehr Einschub-Schächte für interne Festplatten zur Verfügung stellen. Es sollte aber erwähnt werden, dass einige Blade-Systeme separate Storage-Blades mit sich bringen. Auch damit lässt sich die Menge an internem Storage erhöhen.
  • Die meisten Blade-Server unterstützen bis zu vier Prozessor-Sockel. Es gibt aber auch herkömmliche Server, die acht oder mehr CPU-Sockel beinhalten. Sollten Sie eine kleinere Anzahl leistungsfähiger Server auf Ihrem Host-VM laufen lassen wollen, ist das vorteilhaft.
  • Herkömmliche Server lassen sich ohne zusätzliche Infrastruktur-Komponenten installieren. Ist im Gegensatz dazu ein Blade-Server-Gehäuse voll und Sie brauchen einen weiteren Server, müssen Sie zusätzlich ein neues Chassis kaufen. Das kann teuer werden.
  • Die Installation und das Management herkömmlicher Mount-Rack-Server verglichen mit Blade-Servern ist oftmals weniger kompliziert. Blades sind unter Umständen diffiziler zu installieren, zu verkabeln, mit Strom zu versorgen und zu konfigurieren. Sobald Sie allerdings eine gewisse Erfahrung damit gesammelt haben, ist dieser Faktor bei einem Kauf weniger entscheidend.
  • Herkömmliche Server stellen serielle, parallele und USB-Anschlüsse zur Verfügung. Somit können Sie externes Storage und optische Medien anschließen. Weiterhin ist der Einsatz von Hardware-Dongles denkbar, die Sie vielleicht für eine Software-Lizenz benötigen. Ebenso haben Sie die Möglichkeit, in Ihrem herkömmlichen Virtualisierungs-Host ein Bandlaufwerk für Backups zu installieren. Blade-Server bieten als Ausgleich virtuelle I/O-Geräte, die sich mithilfe entsprechender Hardware-Management-Schnittstellen verwalten lassen. Somit könnten Sie Netzwerk-basierte Geräte für USB-Verbindungen verwenden und hätten damit einen Ersatz für lokale USB-Anschlüsse.

Sowohl Blades als auch herkömmliche Server sind solide Optionen für Virtualisierungs-Hosts. Wiegen Sie deswegen die Vor- und Nachteile sorgfältig ab und entscheiden dann, welche Lösung für Ihre Umgebung besser geeignet ist. Oft fällt die Entscheidung zwischen Rack- und Blade-Server aber auch aufgrund persönlicher Vorlieben und aufgrund der bereits vorhandenen Server-Hardware.

Egal ob Rack- oder Blade-Server – die Hardware muss zur Software passen

Virtualisierungs-Anbieter veröffentlichen auch immer wieder neue Versionen Ihrer Technologien. Damit unterstützen Sie dann in der Regel auch neue oder andere Hardware. Ein Anwender hatte zum Beispiel ein älteres SAN (Storage Area Network) im Einsatz, das mit einer älteren Version der Virtualisierungs-Software gut funktionierte. Nach einem Upgrade der Software musste er allerdings feststellen, dass sein SAN nicht mehr unterstützt wurde. Beim Support bekam er die Auskunft, dass er entweder die Software auf die ältere Version downgraden müsse oder ein unterstütztes Storage-Gerät verwenden solle.

Die Mehrheit der Virtualisierungs-Software unterstützt allerdings die ganze Bandbreite der großen Server-Hersteller wie Dell, IBM und HP. VMware und Citrix stellen spezielle Hardware-Kompatibilitäts-Listen zu Verfügung. Dort finden Sie im Detail, welche Hersteller und Modelle offiziell unterstützt werden. Ein Grund für diese Listen oder HCLs liegt darin, dass die Produkte mit einer limitierten Anzahl an Geräte-Treibern wie Storage- oder Netzwerk-Controllern ausgestattet sind und das Hinzufügen zusätzlicher Treiber nicht unterstützt wird. Die entsprechenden Kompatibilitäts-Listen von VMware ESXi und Citrix XenServer sind online erhältlich. Behalten Sie aber im Hinterkopf, dass diese Listen regelmäßig aktualisiert werden. Bevor Sie ein Upgrade durchführen, sollten Sie also auf jeden Fall die Kompatibilität erneut überprüfen.

Microsoft Hyper-V stellt im Gegensatz zu VMware und Citrix keine Hardware-Support-Liste zur Verfügung. Hyper-V unterstützt allerdings jegliche Hardware, mit der das darunterliegende Windows-Server-Betriebssystem umgehen kann. Voraussetzung ist allerdings eine 64-Bit-Architektur mit Hardware-Beschleunigung für Virtualisierung. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von Intel VT oder AMD V. Es gibt weitere Hardware-Voraussetzungen für Hyper-V, die Sie bei Microsoft einsehen können.

Einige Hersteller bieten Kunden die Option eines integrierten Hypervisors an. Zum Beispiel können Sie VMware ESXi oder Citrix XenServer auf internem Flash-Storage vorinstalliert beziehen. Das resultiert in schnelleren Boot-Geschwindigkeiten des Hypervisors und Sie benötigen kein lokales Storage auf dem Server.

Einige Hardware-Hersteller bieten zudem Unterstützung für Hardware und Virtualisierungs-Software an. Somit müssen Sie sich nicht mit zwei Support-Abteilungen auseinandersetzen. Kaufen Sie zum Beispiel einen Server von HP, können Sie die Vollversionen von XenServer oder ESX/ESXi gleich mitbestellen. Mit enthalten ist technische Unterstützung von HP. Dieser Umstand ist vor allen Dingen dann von Vorteil, wenn ein Hardware-Problem für einen Software-Fehler verantwortlich ist. Gemeint ist hier zum Beispiel der ESX Purple Screen of Death aufgrund eines fehlerhaften Arbeitsspeichers.

Über den Autor:

Eric Siebert ist IT-Profi mit mehr als 25 Jahren Erfahrung bei Programmierung, Netzwerken, Telekommunikation und System-Administration. Er hat einen Guru-Status im VMware-Community-Forum VMTN und betreibt die VI3-Informations-Seite VMware-land.com.

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