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Autonomous Database verändert die Arbeit von Oracle DBAs
Oracles Autonomous Database kann die Arbeit von DBAs gefährden. Viele Administratoren können allerdings für höherwertige Aufgaben eingesetzt werden.
Seit Oracle im Oktober 2017 seine Technologie Autonomous Database zum ersten Mal detailliert beschrieben hat, ist die Welt der Datenbank-Administratoren (DBAs) in Aufruhr. Viele DBAs fragen sich, wie sich die automatisierte Cloud-Umgebung auf ihren Arbeitsplatz auswirken wird – und ob sie sich bald einen neuen Job suchen müssen.
Wie bei jeder neuen Technologie kann diese Frage nicht eindeutig beantwortet werden. Vieles hängt davon ab, inwieweit ein Unternehmen die Oracle Autonomous Database überhaupt einsetzt. Die Frage ist auch, wie das Management mit den damit verbundenen Chancen umgeht und wie DBAs selbst auf den Wandel reagieren. Sicher ist: Mit Autonomous Database ändern sich die Verantwortlichkeiten von Oracle DBAs – und der Schlüssel zum Umgang mit dieser Änderung ist eine flexible und anpassungsfähige Denkweise.
Die Autonomous Database, die offiziell mit der Einführung des Autonomous Data Warehouse Cloud Service im März 2018 ihren Anfang nahm, lässt DBAs im täglichen Betrieb wenig Arbeit übrig. Sie müssen weder patchen, noch aktualisieren oder optimieren – und sie müssen auch keine anderen grundlegenden Aufgaben des Datenbankmanagements übernehmen.
Die autonome Datenbank agiert wie ein Admin
Laut Oracle kümmert sich die Technologie um alle administrativen Abläufe, so dass sich DBAs auf übergeordnete Prioritäten wie die Modellierung von Daten, den Schutz vertraulicher Informationen und die Optimierung der Anwendungsleistung konzentrieren können. Oracle behauptet auch, dass Kunden durch die Automatisierung der täglichen DBA-Aufgaben erheblich Kosten für den Betrieb ihrer Datenbanken sparen können. Möglich machen das neue Technologien: Autonomous Database kombiniert Oracle Database 18c mit Machine-Learning-Algorithmen und automatisierten Skripten.
Mit den Machine-Learning-Funktionen ist Oracle Autonomous Database in der Lage, die Informationen, die es benötigt, um sich selbst zu verwalten, auch selbst zu besorgen. So stellt zum Beispiel die autonome Software selbstständig Datenbanken zur Verfügung, die alle notwendige Hard- und Software für den Anwender finden, zuordnen und konfigurieren.
Autonomous Database erfordert kein manuelles Tuning, um die Leistung zu optimieren; die Technologie konfiguriert sich selbst. Dazu gehört auch die automatische Erstellung von Datenbankindizes zur Verbesserung der Anwendungsleistung. Außerdem werden automatisch Datenbank-Updates und -Patches ausgeführt, Datenbanken gesichert und Daten verschlüsselt, um Informationen vor unbefugtem Zugriff zu schützen.
Da es keine administrativen Kontrollen mehr gibt, werden DBAs für den täglichen Betrieb nicht mehr benötigt. Darüber hinaus sind Datenbanken weniger anfällig für typische menschliche Fehler, die zu Ausfallzeiten, schlechter Leistung, beschädigten Daten oder anderen kostspieligen Ereignissen führen können.
Verwaltung der Do-it-yourself-Datenbank
Autonomous Database ermöglicht es Entwicklern, Data Scientists und Data Stewards auch, Datenbanken ohne menschliche Eingriffe zu implementieren und zu aktualisieren. Das vereinfacht die Arbeitsprozesse und erhöht im Idealfall die Produktivität. Als Teil des ursprünglichen Oracle Autonomous Data Warehouse Cloud Service kann damit ein normaler Anwender ein Data Warehouse innerhalb von Minuten bereitstellen – und so auf DBAs komplett verzichten.
Es braucht nicht besonders betont zu werden, dass in dieser Entwicklung eine gehörige Portion Zündstoff steckt. IT-Manager können sich DBAs möglicherweise zu Gegenspielern machen, da sie mit Autonomous Database Personal einsparen können. Start-ups und junge Unternehmen können sich dazu entschließen, ihre Datenbanksysteme in einer Cloud-Umgebung zu betreiben und ganz auf DBAs verzichten. Und Unternehmen, denen die Kunden bei ihren Datenmanagementdiensten davonlaufen, könnten sich gezwungen sehen, DBA-Ressourcen zu sparen – schließlich werden die Datenbanken immer automatisierter.
Die Gegenargumente sind aber auch nicht ohne: Unternehmen sollten sich folgendes Worst-Case-Szenario vor Augen halten: Der Dienst Autonomous Database schlägt fehl oder Daten werden beschädigt. Leider haben sie nun keine entsprechenden Admins mehr, die sie bei der Wiederherstellung unterstützen. So verlockend es auch sein mag, den Datenbankexperte einzusparen: Ohne DBA können Unternehmen kalt erwischt werden – und müssen bei Bedarf hochpreisige Berater hinzuziehen, wenn etwas nicht nach Plan läuft oder schief geht.
Keine Panik
Noch müssen viele Fragen geklärt werden, bevor man davon ausgehen kann, dass es künftig keine DBA-Jobs für Oracle Datenbanken mehr gibt. Auch brauchen solche Übergänge immer Zeit – zumal das Produktangebot der Autonomous Database noch nicht alle geplanten Funktionen enthält. Zum Beispiel fehlt der Transaktionsverarbeitungsservice. Darüber hinaus sind viele Unternehmen immer noch nicht bereit, Cloud-Services voll und ganz zu vertrauen. Ganz abgesehen davon, dass sie das Hosting ihrer sensiblen Daten nicht außer Haus geben wollen.
Unternehmen mit hohen Investitionen in ihre bestehenden IT-Infrastrukturen werden auch nicht von heute auf morgen auf die Oracle-Technologie umsteigen. Viele von ihnen unterstützen große, komplexe Systeme, bei denen der DBA ein zentraler Akteur bleiben wird. In der Praxis haben die meisten DBAs bereits mehr Arbeit, als sie bewältigen können – und würden gerne auf die Mühen des Patchens, Aktualisierens und Sicherns von Datenbanken verzichten.
Zu bedenken ist aber auch: So gut wie alle Technologien sind auf dem Weg zu mehr Automatisierung und Autonomie – eine Entwicklung, die sich in naher Zukunft wahrscheinlich nicht ändern wird. IT-Mitarbeiter mussten sich schon in der Vergangenheit immer entsprechend anpassen und werden sich weiterhin anpassen müssen – und das nicht nur aufgrund der Automatisierung. Andere Entwicklungen haben die Arbeitsweise von IT-Experten ebenfalls beeinflusst – man denke nur an DevOps oder Citizen Developer. Sie haben den Bedarf an qualifizierten Fachkräften nicht verringert.
Eine Gelegenheit, die Arbeit von DBAs zu ändern
Oracle Autonomous Database ist nichts anderes als die Fortsetzung eines laufenden Automatisierungsprozesses. Bei diesem Prozess hat sich die Tätigkeit des DBAs stetig verändert und entwickelt – von einem eher operativen Fokus hin zu einem Business-Fokus, bei dem die Daten im Mittelpunkt stehen. Das Positive: Mit diesem Trend ergeben sich neue Möglichkeiten, die Verantwortlichkeiten von Oracle DBAs für die Sicherung und Verwaltung von Daten sowie die Optimierung der Anwendungsleistung neu zu definieren. Für einige werden diese Änderungen nicht leicht sein, aber sie sind dennoch unvermeidlich. DBAs sollten alle notwendigen Schritte unternehmen, um sich auf diese Änderungen vorzubereiten.
Für die meisten DBAs bedeutet dies, mit dem fortzufahren, was sie schon immer getan haben: neues Know-how erwerben, offen für verschiedene Geschäftsmodelle sein und vor allem: Angesichts einer sich rapide verändernden Branche möglichst flexibel bleiben. Neue Technologien wie Oracle Autonomous Database zeigen Möglichkeiten für die Entwicklung von Unternehmen auf, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind.
Das heißt nicht, dass es immer ein einfacher Übergang sein wird oder dass das Management nicht Opfer kurzsichtiger Ziele wird. Aber für die meisten Unternehmen wird der Wert des DBAs nicht abnehmen – auch wenn sich die Verantwortlichkeiten des Admins wahrscheinlich von einer datenbankzentrierten hin zu einer datenbankgestützten Perspektive entwickeln werden. Vielleicht liegt der Schlüssel für DBAs darin, sich selbst mehr als Dateningenieure denn als Datenbankadministratoren zu betrachten – eine Transformation, die viele bereits vollzogen haben.