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Acronis True Image 2020 Test: Backup für alle Gelegenheiten
Wir stellen Acronis True Image in der Version 2020 vor. Diese kann mit einigen Neuerungen und Verbesserungen aufwarten, die eine Sicherung von Windows-System erleichtern können.
Datensicherung ist sicher nicht das Lieblingsthema der Nutzer – das gilt sowohl für die „Amateure“ und ihre Heimnetzwerke als auch für die Profis in den Unternehmensnetzwerken. Deshalb sollten Backup-Lösung nicht nur sicher beim Wiederherstellen gespeicherten Daten, sondern auch möglichst konsistent, geradlinig und einfach in der Bedienung sein.
Anbieter Acronis bewegt sich mit seinen Lösungen rund um die Backup-Problematik seit Jahren sowohl im Umfeld der Home-Anwender als auch im professionellen Umfeld. Dabei ist die Software True Image eine Lösung, die grundsätzlich eher auf den Bereich der privaten Anwender abzielt. Aber sie hat sich zweifellos gerade in den sogenannten Advanced- und Premium-Editionen durch die Vielfalt der Funktionen auch im Einsatz bei Selbstständigen, kleinen Bürogemeinschaft und in kleineren Unternehmen aus dem Mittelstand durchaus bewährt und kommt dort häufig zum Einsatz.
Die aktuelle Version von True Image besitzt den Zusatz 2020. Womit Acronis ähnlich den Anbietern von AV-Software in Bezug auf die Versionsnummer mal wieder der Zeit voraus ist. Uns stand für diesen Artikel die Premium-Version als Update auf unsere bestehende Installation von True Image 2019 Premium auf einem Windows 10 Enterprise-System zur Verfügung. Wir haben während der Testphase aber zusätzlich auch eine neue Installation der Software auf einem neu installiertem Windows 10 System in der Professional-Edition durchgeführt, um auch diesen Aspekt bei der neuen Version beurteilen zu können.
Editionen, Installation und erster Start
Grundsätzlich steht die Acronis-Software in drei Ausprägung zur Verfügung: Mit der sogenannten Standardversion bekommt der Kunde eine Lösung für lokale Image-Sicherungen, kann aktive Laufwerke klonen und zudem auch die Ransomware- und Kryptomining-Features der Lösung nutzen.
Die beiden anderen Versionen kann der Kunde im Abonnement erwerben und bekommt dann unter anderem Office-365-Backup, die Möglichkeit der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und Cloud-Backup hinzu.
Bei der Advanced-Version stehen ihm standardmäßig (ein Update ist möglich) 250 GByte und bei der der Premium-Version 1 TByte Speicherplatz in der Acronis-Cloud zur Verfügung. Zusätzlich bietet die Premium-Version noch die Möglichkeit, Dateien mit Hilfe von Blockchain-Technik zu zertifizieren und Dateien mit elektronischen Signaturen zu versehen.
Die Abonnements stehen zunächst für ein Jahr zur Verfügung und müssen dann kostenpflichtig verlängert werden, will der Nutzer sie weiterhin einsetzen. Alle drei Versionen können für ein, drei oder fünf Computer erworben werden. Wer mehr Maschinen sichern will, wird von Acronis auf die Business-Lösung Backup 12.5 verwiesen.
Die Installation der Software auf einem Windows 10 Rechner ist einfach und funktionierte auf mehreren Testsystemen ohne Auffälligkeiten. Uns hat es allerdings gestört, dass das Installationsprogramm dem Nutzer keine Wahl lässt, wo er die Software auf seinem System installieren möchte – nicht immer ist auf der Standard-Partition „C“ genügend Platz oder Nutzer haben gute Gründe, Drittsoftware dort eben nicht zu installieren.
Diese Tendenz, dem Nutzer Entscheidungen abzunehmen, mag im Consumer-Umfeld durchaus ihre Berechtigung haben, aber es wäre doch schön und nach unserer Einschätzung auch sehr sinnvoll, dem Nutzer wenigstens die Wahl zu lassen, wo er die Software installieren möchte. Nach dem Start startet True Image eine Reihe von Anleitungen, die neuen Nutzern den Einstieg in die Backup-Thematik erleichtern soll. Sehr gut finden wir es dabei, dass auch grundlegende Begriffe der Datensicherung erklärt werden.
Danach kann der Nutzer aus der sehr übersichtlichen Oberfläche der Software heraus sofort ein Backup oder falls bereits vorhanden, die Wiederherstellung eines bestehenden Backups einleiten.
Ein großer Vorteil der Software besteht auch darin, dass sie Nutzer dazu angehalten wird, ein Boot-fähiges Notfallmedium zu erstellen. Dabei kann der Nutzer zwischen einem WinPE- und einem Linux-basierten Medium wählen.
Durch die dabei zum Einsatz kommende als „Universal Restore“ bezeichnete Technik, gelingt die Wiederherstellung dann auch auf geänderten oder neuer Hardware, was wir im Rahmen eines Hardwarewechsels eines Testsystems ausprobieren und bestätigen konnten.
Neue Funktionen und Möglichkeiten
Zu den von Acronis bei diesem Release besonders hervorgehobenen neuen Funktionalitäten gehört das sogenanntes „Dual Protect“: Damit ist die Software in der Lage, lokale Backups als Kopie automatisch auch in der Cloud abzulegen, wodurch auch bei einem „Totalverlust“ der heimischen Hardware noch eine Kopie für die Wiederherstellung bereitsteht.
Zudem sollen auf diese Weise auch private Anwender die empfohlene 3-2-1-Backup-Regel für Datensicherungen automatisieren können. Wer allerdings im Handbuch oder in den Menüs des Programms nach diesem „Dual Protect“ sucht, findet im Handbuch nur den Hinweis, dass dies eines der neuen Features sei.
Auch in der ansonsten sehr aufgeräumten und übersichtlichen Oberfläche taucht der Begriff nicht mehr auf. Sicher wird fast jeder Anwender nach kurzer Zeit darauf kommen können, dass dieses Feature hier unter dem Begriff „Replikat“ zu finden ist und er diese Funktion auf dem so bezeichneten Reiter dann auch starten kann. Das funktionierte im Test im Prinzip gut, wurde aber durch die Problematik der Cloud-Anbindung (mehr dazu im letzten Abschnitt dieses Berichts) zur quälend langsamen Angelegenheit.
Neu ist außerdem auch die Möglichkeit für den Nutzer, explizit WLAN-Netze festzulegen, in denen Backups ausgeführt werden dürfen. Auch an dieser Stelle hat uns das Handbuch zunächst in die Irre geleitet: Als wir das Untermenü für diese Einstellung suchten, fanden wir den Hinweis, dass es unter „Einstellungen – WLAN-Verbindungen für Backup“ zu finden sei.
Dort war aber auf unserem Testgerät nichts zu finden. Erst nachdem wir diesen stationären PC mit einer zusätzlichen WLAN-Karte ausgetauscht und das Programm neu gestartet hatten, war auch diese Einstellung im Menü zu finden.
Nun mag es sicher logisch sein, dass auf einem System, das keine WLAN-Karte besitzt, auch ein solcher Menüpunkt nicht notwendig ist. So ging Microsoft auf bei früheren Window-10-Versionen mit den verschiedenen Einstellungen für biometrische Geräte zur Anmeldung am System um: Besaß das System beispielsweise die spezielle Kamera oder einen Fingerabdruck-Scanner nicht, so existierten diese Einträge einfach nicht im Menü – allerdings waren die Microsoft-Entwickler noch so fair, diese Tatsache in der Dokumentation zu erwähnen – was hier bei Acronis nicht der Fall ist.
Zudem hat sich auch Microsoft wieder von dieser Art, alles vom Nutzer wegzuhalten, verabschiedet: Das Windows-Menü weist einfach darauf hin, dass diese Einstellungen auf dem System nicht zur Verfügung stehen. Das würden wir –- neben dem Hinweis in der Dokumentation – im Sinne der Nutzerfreundlichkeit als einen deutlichen Fortschritt verbuchen.
Nachdem wir die Einstellung durch „Aufrüstung“ ans Tageslicht gebracht hatten, funktionierte das tadellos. Wir haben anschließend die Replikation einer unserer bestehenden Backup-Sicherungen angestoßen, die dazu zunächst noch einmal lokal gesichert werden musste.
Nachdem die anschließende Sicherung auf den Cloud-Speicher im Hintergrund weiterlief, haben wir den WLAN-Adapter wieder vom Gerät getrennt. Dabei lief die Sicherung wie geplant auch über den LAN-Anschluss, der mit dem gleichen Netzwerk wie das zuvor eingerichtete WLAN verbunden war, ohne Probleme weiter.
Da die Cloud-Sicherung sehr lange dauerte, wurde das System heruntergefahren. Beim Neustart am nächsten Tag weigerte sich True Image trotz bestehender LAN- und damit auch Cloud-Verbindung, die Replikation wieder aufzunehmen, bevor nicht das zuvor assignierte WLAN wieder bereitstand – was wir dann durch das erneute Einrichtung unseres WLAN-Adapters erreichten. Das ist sicher nicht der Normalfall, aber es gilt für die Anwender unbedingt darauf aufzupassen, welches WLAN sie für die Sicherung zuweisen.
Problem mit den Mobilgeräten
Ein Feature der Vorgängerversion 2019, dass wir in unserem Test- und Redaktionsalltag regelmäßig genutzt haben, war die leicht zu nutzende Möglichkeit, auch mobile Endgeräte beispielsweise unter Android zu sichern.
Dabei waren Nutzer dann auch dazu in Lage, zum Beispiel Adresse sukzessive aus dem Backup wieder herzustellen. Dazu haben wir die Sicherungen aber auf einem PC in unserem Netzwerk abgelegt, da wir diese sehr persönlichen Daten nicht der Cloud anvertrauen wollten.
Während ein solches Backup-Funktion von einem aktuellen Mobiltelefon unter Android 9 via der Acronis-App auf die Cloud auch mit der Version 2020 im Test ohne Probleme ablief, konnten wir kein Backup mehr auf unseren PC im lokalen Netzwerk durchführen und auch die dort abgespeicherten Sicherungen nicht mehr einsetzen. Das Problem dabei war die Anbindung an den PC: Die erfolgt hier – wie auch schon bei der Vorgängerversion von True Image – über das Einlesen eines QR-Codes, der von der Anwendung auf dem PC angezeigt wird.
Das hat mit genau der gleichen Hardwareausstattung unter der Version 2019 geklappt, wenn auch die App auf Android sich nicht als Wunder an Stabilität erwiesen hat. Wir haben circa eineinhalb Jahre lang regelmäßig auf diesem Weg Sicherungen erstellt und auch Daten auf dem Android-Gerät wiederhergestellt. Mit der aktuellen Version 2020 behauptet die App auf dem Telefon aber hartnäckig, dass der QR-Code nicht gültig sei.
Da Acronis leider keinen anderen Weg anbietet, um das Smartphone an den PC oder das NAS im Netz anzubinden, ist diese Funktionalität mitsamt unseren alten Sicherungen leider nicht mehr nutzbar. Acronis konnte uns leider während des Testzeitraums keine Lösung für dieses Problem anbieten.
Fazit: Lösung mit viel Mehrwert im Paket
Insgesamt kann True Image auch in der aktuellen Version 2020 überzeugen: Das Sichern und Wiederherstellen der Daten gelingt problemlos. Auch der Ransomware-Schutz zeigt sich übersichtlich und bis auf ein paar kleine „False-Positive-Ausrutscher“ in unserer Testumgebung als beruhigende Zusatzoption. Acronis stellt die Nutzern ein ausführliches Handbuch in deutscher Sprache als HTML-Version online oder in PDF-Form zum Download bereit.
So schön das Konzept des Backups in der Cloud ist und so stringent es von den Acronis-Entwicklern hier auch umgesetzt wurde, so krankt es doch an einem (sehr) deutschen Problem: Wer seine Rechner nicht gerade in einer der Metropolen wie München, Hamburg oder Berlin beziehungsweise in deren näheren Umgebung betreibt, muss mit dem schlechten Angebot der Provider in der Provinz leben.
Dabei stellen die meisten Anbieter in der Regel nur in den sehr teuren Tarifen eine einigermaßen angemessenes Upload-Geschwindigkeit bereit, so denn überhaupt eine schnelle Anbindung zur Verfügung steht. Auf diese Weise kann dann die Sicherung schon eines PCs mit 50 GByte Daten zum mehrtägigen Ereignis werden.
Das ist natürlich nicht das Verschulden des Anbieters dieser Software, sollte Anwendern aber unbedingt klar sein, wenn sie sich für eine Cloud-Sicherung (und sei es nur als „Backup für das Backup“) entscheiden. So waren wir mehrfach gezwungen, einen laufenden Backup-Vorgang zu pausieren, weil wir ansonsten mangels Bandbreite nicht vernünftig mit anderen Cloud-Anwendungen hätten arbeiten können.
Was uns in diesem Zusammenhang an dem ansonsten guten Konzept der Lösung etwas gestört hat: Wenn wir den mitunter tagelang dauernden Upload händisch unterbrochen haben, so stoppte die Software in unseren Testszenarien zuverlässig und konnte den Backup-Prozess auch wieder aufnehmen.
Allerdings zeigte sie nach einer zweiten und dritten Unterbrechung dies erst dann an, wenn wir wiederum händisch in den Reiter „Aktivität“ wechselten und nicht wie nach der ersten Unterbrechung im Hauptfenster. Dadurch entstehen zwar keine direkten Inkonsistenzen, aber der nicht so aufmerksame Nutzer, der den Aktivitätsverlauf nicht direkt überprüft, kann hier schnell der falschen Vorstellung unterliegen, dass der letzte Backup-Vorgang schon komplett abgearbeitet worden sei.
Wir würden es für sehr sinnvoll halten, dass diese Information auch in dem neuen sogenannten „Tray Notification Center“ (Mitteilungszentrale) angezeigt würde, das sich durch einen Rechtsklick auf das True-Image-Icon in der Taskleiste öffnet. Insgesamt sollten die Entwickler dieses gute Feature unserer Meinung nach noch mit mehr nützlicher Informationen versorgen, wie bei beispielsweise auch dem Fortgang einer Replikation. Schade finden wir es, dass die bisher so einfache Sicherung eines Android-Gerätes auf lokaler Speicher bei dieser Version in unserem lokalen Netzwerk nicht mehr funktionierte.