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Open Source Summit Europe 2024: Highlights und Ankündigungen

Der Open Source Summit Europe 2024 fand im September in Wien statt. Highlights waren die Gründung der OpenSearch Software Foundation und die Ankündigung von Hyperledger Fabric 3.0.

Die Linux Foundation veranstaltete die jährliche Ausgabe ihres Open Source Summit Europe 2024 vom 16 bis 18. September in Wien. Trotz der massiven Unwetter konnte die Konferenz laut Veranstalter rund 1900 Teilnehmer verzeichnen.

Die CNCF, im Jahr 2015 gegründet, konnte auch die Zahl ihrer Mitglieder erhöhen und so gab man die Aufnahmen von 28 neuen Silber-Mitgliedern bekannt – unter anderem auch solche, die sich mit KI beschäftigen.

Die Konferenz bot neben einer Ausstellung, auf der Hersteller wie Google, Microsoft, RedHat und Huawei ihre neuesten Innovationen vorstellen konnten, diverse Vorträge mit hochkarätigen Sprechern wie unter anderem Linus Torvalds. Parallel zur Hauptkonferenz fanden zudem mehrere Mini-Konferenzen statt, auf denen spezifische Themen im Open-Source-Bereich vertieft wurden.

AWS übergibt OpenSearch der Linux Foundation

Die Linux Foundation nutzte die Konferenz zur Ankündigung der Gründung der OpenSearch Software Foundation, die unter ihrem Dach ins Leben gerufen wurde. OpenSearch ist ein Open-Source-Such- und Analyse-Toolkit, das ursprünglich von AWS initiiert und nun an die Linux Foundation übergeben wurde.

Ursprünglich hatte Amazon mit OpenSearch einen Fork von Elasticsearch und Kibana gestartet, nachdem Elastic die Lizenzbedingungen geändert hatte, um die Nutzung als Cloud-Service durch Drittanbieter wie AWS einzuschränken. Schon vor einiger Zeit hat Amazon eine Richtlinie veröffentlicht, die die Nutzung des Markennamens OpenSearch erlaubt, um den Markenrechtsstreit mit Elastic zu vermeiden. Neben Amazon beteiligen sich auch Logz.io, Red Hat, SAP und Capital One an der Entwicklung von OpenSearch. Mittlerweile kann OpenSearch über 700 Millionen Downloads verzeichnen und meldet die stolze Zahl von 200 Maintainern, die an dem Projekt mitarbeiten.

Die Gründung der OpenSearch Software Foundation zielt darauf ab, eine neutrale Heimat für das Projekt zu bieten, die Community-Entwicklung zu fördern und das Vertrauen in das Projekt zu stärken. Das große Interesse an dem Projekt zeigt sich auch an der Zahl der Firmen, die die Open Serach Foundation untersützen. Zu den Mitgliedern zählen mittlerweile führende Technologieunternehmen wie unter anderem SAP, Uber und Atlassian, NetApp, Digital Ocean oder Graylog.

LF Decentralized Trust und Hyperledger Fabric 3.0

Ebenfalls während des Summits wurde die Gründung der Linux Foundation Decentralized Trust bekannt gegeben, die als neutrale Plattform zur Förderung dezentraler Technologien dienen soll. Über 100 Gründungsmitglieder, darunter Unternehmen wie Accenture und Hitachi, unterstützen die neue Organisation. In diese werden die Projekte der Hyperledger Foundation sowie Trust-Over-Ip-Community integriert.

In diesem Zusammenhang wurde auch die Veröffentlichung von Hyperledger Fabric 3.0 bekannt gegeben. Diese Version bringt entscheidende neue Funktionen, darunter Byzantine Fault Tolerance, die es ermöglicht, Blockchain-Netzwerke widerstandsfähiger und zuverlässiger zu machen sowie die Dezentralisierung verbessern.

Unified Patents stärkt Kooperation mit Linux Foundation

Daneben wurde auch die Partnerschaft zwischen der Linux Foundation und Unified Patents gestärkt. Unified Patents verteidigt Mitglieder der LF vor sogenannten Patenttrollen, auch Non-Practicing-Entities genannt. Patenttrolle, oder Non-Practicing Entities (NPEs), stellen eine ernsthafte Bedrohung für Technologieunternehmen dar, indem sie Patente erwerben und diese nutzen, um Klagen gegen produktive Unternehmen einzureichen.

Unified Patents ist eine Organisation, die gegründet wurde, um dieser Praxis entgegenzuwirken. Die verstärkte Kooperation mit der Linux Foundation hilft Mitgliedern, sich besser gegen unberechtigte Patentansprüche zu verteidigen. Die Zusammenarbeit soll nicht nur die bestehenden Abwehrmaßnahmen stärken, sondern erweitert auch die Vorteile für Mitglieder der LF durch neue Programme wie jährliche NPE-Risikoanalysen sowie spezialisierte Veranstaltungen und Workshops zum Umgang mit patentrechtlichen Herausforderungen.

Während Organisationen wie Unified Patents bereits aktiv gegen Patenttrolle vorgehen, kann der Kampf nur durch ein stärkeres Eingreifen der Politik nachhaltig gewonnen werden. Nur durch klare gesetzliche Regelungen und Reformen im Patentsystem lassen sich Patenttrolle langfristig in ihre Schranken verweisen und Innovationen schützen.

Proxmox verbessert Virtualisierungsplattform

Das Unternehmen Proxmox, bekannt für seine KVM- und LXC-basierte Open Source-Virtualisierungsplattform war auch auf der Messe vertreten. Im Rahmen der VMware-Übernahme durch Broadcom schauen sich bekanntermaßen immer mehr Unternehmen nach Alternativen zu der VMware-Virtualisierungsplatform um und so war das Interesse groß, welche neuen Features auf der Roadmap zu finden sind. Jüngst hat das Unternehmen Verbesserungen an seiner Plattform Proxmox VE (Virtual Environment) eingeführt, darunter neue Tools zur Backup-Integration und SDN-Funktionen. Besonders spannend sind auch die weiteren Pläne: Ein Vertreter von Proxmox kündigte die Entwicklung des sogenannten Datacenter Manager an, welcher es ermöglichen soll, mehrere Proxmox-VE-Umgebungen in einer Plattform zu administrieren. Damit würde das Unternehmen ein Produkt analog zu VMwares vSphere schaffen. Gebündelt mit einer API hofft die Firma Proxmox das Interesse an ihrem Produkt dadurch weiter steigern zu können.

Valkey 8.0: Leistungsstarke NoSQL-Datenbank

Die Linux Foundation kündigte zudem die Veröffentlichung von Valkey 8.0, einer In-Memory-NoSQL-Datenbank, an. Die neue Version bietet erhebliche Leistungsverbesserunge, insbesondere durch eine intelligente Nutzung von Mehrkernprozessoren und asynchrones I/O-Threading, das die Durchsatzrate auf 1,2 Millionen Anfragen pro Sekunde steigert. Weitere Neuigkeiten umfassen bessere Skalierungsmöglichkeiten und erweiterte Metriken zur Überwachung von Systemressourcen.

Developer Relations

Auch im Bereich Developer Relations (DevRel), einem relativ neuem Thema, gab es Ankündigungen. DevRel bezeichnet die Praxis, Beziehungen zu Entwicklergemeinschaften aufzubauen, zu pflegen und zu unterstützen. Ziel ist es, die Nutzung und Akzeptanz von Technologien, Plattformen, Produkten oder Dienstleistungen eines Unternehmens zu fördern, indem Entwickler ermutigt und unterstützt werden. DevRel-Profis agieren oft als Schnittstelle zwischen dem Unternehmen und den Entwicklern, bieten technische Ressourcen, organisieren Community-Events, beantworten Fragen und sammeln Feedback, um die Produkte zu verbessern.

DevRel kann verschiedene Rollen umfassen, darunter Developer Advocacy (Entwicklervertretung), Community Management und technische Dokumentation, um sicherzustellen, dass Entwickler erfolgreich arbeiten und ein positives Erlebnis mit den Produkten haben. Aufgrund der Tatsache, dass DevRel am Markt immer größeres Interesse auf sich zieht, hat die Linux Foundation die Gründung der Developer Relations Foundation (DRF) angekündigt. Die DRF soll Herausforderungen wie fehlende Rollenklärung und Schwierigkeiten bei der Messung des Einflusses von DevRel angehen. Unterstützt wird die DRF von Unternehmen wie Aerospike, SUSE und der Ant Group. Ziel ist es, die Zusammenarbeit in der DevRel-Community zu fördern und durch die Schaffung von Interessengruppen den Wissensaustausch zu verbessern.

Erweiterte Schulungs- und Zertifizierungsangebote

Auch das Trainings- und Zertifizierungsprogramm der Linux Foundation wurde erweitert. Der Kurs zum Linux Foundation Certified System Administrator" (LFCS) und die entsprechende Zertifizierung, die praktische Fähigkeiten und Kenntnisse rund um die Verwaltung von Linux-Systemen testet, war bisher nur in englischer Sprache verfügbar und wurde nun auf Deutsch übersetzt. Daneben wurde auch angekündigt, dass die Kubernetes-Zertifizierungen und Trainings in den kommenden Monaten ebenfalls aktualisiert werden. Bereits im Vorfeld wurde dabei auch das Erscheinen einer neuen Zertifizierung, des Certified Backstage Associate, angekündigt. Backstage als Framework für eine Internal Developer Platform (IDP) ist mittlerweile ein CNCF Incubated Projekt und erfreut sich immer größer werdender Beliebtheit bei Firmen, die eine IDP aufbauen wollen oder das Projekt innerhalb ihrer Platform Engineering Strategie einsetzen möchten.

Wer den Open Source Summit verpasst hat, kann Aufzeichnungen der Präsentationen auf dem YouTube Kanal der Linux Foundation finden. Der nächste Open Source Summit Europe findet vom 25. bis 27. August 2025 in Amsterdam statt.

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