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Wie Sie die richtigen 5G-Partner finden
Für ihre 5G-Netze müssen Unternehmen etliche 5G-Partnerschaften eingehen, etwa mit Cloud Providern. Interoperable 5G-Services, 5G-Geräte und 5G-Anwendungen sind der Schlüssel.
Wenn Unternehmen verstanden haben, warum sie die 5G-Technologie bereitstellen wollen und welche Art von 5G-Services sie benötigen, ist es an der Zeit, die 5G-Partnerschaften auszuloten. Diese sollen ihnen dabei helfen, die Services an den Start zu bringen. Jeder dieser Partner – von Mobilfunkbetreibern über große Cloud Provider (oder Web-Scale-Unternehmen) bis zu Geräteanbietern und Softwarefirmen – spielt in der 5G-Evolution der Organisation eine Rolle.
Wenn eine Organisation sich zu einem 5G-Unternehmen entwickelt, braucht sie drei konkrete Dinge:
- die von den 5G-Anwendungen der Organisation genutzten Geräte;
- eine Form von 5G-Services;
- 5G-Anwendungen sowie die Plattformen und privaten Netzwerkfunktionen, die diese Anwendungen erfordern.
Unternehmen benötigen zwei Gruppen von möglichen Partnern während eines 5G-Enterprise-Projekts: Eine für die Anwendungen und Geräte, die für den 5G-Service genutzt werden, und eine andere für die 5G-Services selbst. Diese Partner übernehmen verschiedene Rollen während der 5G-Implementierung, etwa indem sie die Unternehmen bei Integration und Support unterstützen.
Auswahl von 5G-Geräten
Die Geräte, die Unternehmen auswählen, werden sich mit ihren 5G-Services verbinden und in enger Beziehung mit ihren 5G-Anwendungen stehen. Diese Geräte werden für mobile GUI-Plattformen genutzt und müssen zu den Anwendungen passen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Organisation IoT-Sensoren und -Controller einsetzt. Organisationen sollten diese Rollen und Beziehungen mit 5G-Geräten ebenso untersuchen wie die Beziehungen und Einschränkungen zwischen sich selbst und ihren 5G-Partnern.
5G erfordert spezielle Geräte für die Verbindung. Aus diesem Grund sind die meisten Telefone, Tablets, Dongles, Hubs und Drucker nicht mit 5G kompatibel. Da 5G ein außergewöhnlich breites Spektrum von Frequenzen nutzen kann, ist es wichtig, die Geräte nicht nur auf 5G-Funktionen generell, sondern auf das spezifische 5G-Spektrum abzustimmen, das der Service der Organisation nutzen wird. Unternehmen, die planen, ihr privates 5G-Netz aufzubauen, müssen besonders vorsichtig sein, weil die Gerätekompatibilität problematisch sein kann. Dafür wurden Frequenzen im Bereich von 3,7 GHz bis 3,8 GHz reserviert. „Lizenznehmer können so eigene 5G-Netze innerhalb von Unternehmen und der Landwirtschaft errichten“, kommentiert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.
Wenn Unternehmen öffentliche 5G-Services oder Services für 5G-Netzwerk-Slices von öffentlichen 5G-Betreibern nutzen wollen, sollten sie die Kompatibilität der Geräte und des Services anhand der folgenden drei Punkte validieren:
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Finden Sie heraus, ob die infrage kommenden 5G-Provider das spezifische Gerät unterstützen.
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Klären Sie ab, ob die Geräteanbieter den Service unterstützen.
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Überprüfen Sie die Service- und Gerätespezifikationen auf Kompatibilität.
Sollten sich hierbei irgendwelche Unstimmigkeiten ergeben, ist es besser, sie gleich am Anfang aufzudecken.
Kauf von Unternehmens-5G-Services
Der bevorzugte Weg für Unternehmen, die 5G-Services kaufen wollen, führt über einen Vertrag mit einem Mobilfunkbetreiber. Es gibt zwei 5G-Serviceoptionen: Entweder man bezieht öffentliche 5G-Services über einen Enterprise-Vertrag oder erwirbt ein 5G-Netzwerk-Slice. Ganz gleich, welche Option eine Organisation wählt, ist es sinnvoll, zuerst eine Liste mit Providern zu erstellen, die die eigenen primären Marktbereiche bedienen und dann Funktionen und Preise zu vergleichen.
Die 5G-Kapazität und -Latenz sind nicht standardisiert. Aber wenn die Anwendungen der Organisation auf diesen Serviceeigenschaften basieren, benötigt sie solide Service Level Agreements (SLA), um zu garantieren, dass ihre Anforderungen erfüllt werden. SLAs für mobile Services decken nicht das Roaming in die Netze anderer Betreiber ab. Es ist deshalb entscheidend, für das Versorgungsgebiet des Unternehmens Netzbetreiber auszuwählen, mit denen ein Vertrag besteht.
Wenn ein Unternehmen interessiert ist, einen Netzwerk-Slice zu kaufen – oder wenn ein oder mehrere Betreiber dies als Möglichkeit empfehlen, eine angemessene Quality of Service sicherzustellen –, muss die Organisation sich darüber im Klaren sein, dass Netzwerk-Slices und innerhalb der Slice verfügbare Services extrem betreiberspezifisch sind.
Probleme können dann entstehen, wenn man den Abdeckungsbereich des primären Netzbetreibers verlässt, während man einen Netzwerk-Slice nutzt. Organisationen müssen sich die Zeit nehmen, um zu verstehen, was der Provider bietet und wie das Ganze funktioniert, wenn einige Nutzer sich außerhalb des Hauptversorgungsgebiets des vom Unternehmen gewählten 5G-Betreibers befinden.
Wie Sie ein privates 5G-Netz aufbauen
Wenn ein Unternehmen sich entschließt, seine eigene 5G-Infrastruktur aufzubauen, empfiehlt es sich, die 5G-Serviceanforderungen für die benötigten Geräte zusammenzustellen. Später dann, wenn es um die Auswahl von Technologien und Partnern für das eigene 5G-Netz geht, kann man wieder darauf zurückzugreifen. Die Rollen von Integrator und Support-Anbieter sind von wesentlicher Bedeutung. Falls diese nicht an einen Partner ausgelagert werden, fällt die Aufgabe in der Regel jemandem innerhalb des Unternehmens zu.
Die Unterschiede von 5G gegenüber bisherigen Funknetzwerken können sich auf das bestehende Unternehmensnetzwerk auswirken, das heißt VPNs und sogar das Data-Center-Netzwerk. Wenn zu erwarten steht, dass die Anwendungen der Organisation mehr Traffic generieren, muss das Unternehmen die Workflows vom Edge zum Data Center nachverfolgen. Damit lässt sich sicherstellen, dass die Netzwerke über genügend Kapazität für die übertragenen Workflows verfügen. In den meisten Fällen sind Data-Center-Netzwerke vernachlässigbar. Doch die VPN-Kapazität muss womöglich an Standorten aufgestockt werden, wo 5G den Traffic erheblich anwachsen lassen könnte.
Obwohl ein Netzwerk-Slice fast so etwas wie ein privates 5G-Netz bietet, wird es erst dann vollständig privat sein, wenn eine Organisation ihr eigenes Netzwerk installiert. Um ein 5G-Netzwerk aufzubauen, müssen Unternehmen sich um vier spezifische Bereiche kümmern:
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Spektrum für das Funknetz (in Deutschland zwischen 3,7 GHz und 3,8 GHz);
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5G-Infrastruktur, um die benötigten Funktionen und Schnittstellen bereitzustellen;
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Kleinzellen (Small Cells) oder Mikrozellen zum Senden sowie Empfangen; und
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Interconnect-Einrichtungen, um das private 5G-Netz gegebenenfalls mit dem öffentlichen Mobilfunknetz zu verbinden.
Spektrum. Das Spektrum für 5G ist länderabhängig. In den meisten Fällen ist geteiltes, unlizenziertes oder zugewiesenes Spektrum verfügbar. Unlizenziertes Spektrum wäre nur für lokales 5G nützlich – zum Beispiel für einen Campus oder eine Industrieanlage.
In Deutschland ist dies nicht der Fall. Wenn Unternehmen 5G für Smart Facilities, Industriesteuerung und Campusnetze nutzen wollen, müssen sie in Deutschland einen Antrag auf Nutzung stellen und auf die Zuteilung warten. Häufig ist es daher einfacher, Spektrum von einem Mobilfunkbetreiber zu beziehen. Dieser Schritt sollte nicht vernachlässigt werden, denn Spektrum ist überall dort notwendig, wo die Organisation ihr 5G-Netz bereitstellen will.
5G-Infrastruktur: Zusammenarbeit mit einem großen Anbieter. Unternehmen, die ihre eigenen privaten 5G-Netze errichten, haben zwei Möglichkeiten, um den Rest ihrer Infrastruktur zu beziehen: Zusammenarbeit mit einem großen 5G-Anbieter oder Aufbau eines privaten 5G-Netzwerks aus einzelnen Komponenten.
Bei der ersten Option wenden sich die Unternehmen an einen der großen 5G-Infrastrukturanbieter, die auch von den Mobilfunkbetreibern selbst genutzt werden, zum Beispiel Ericsson, Nokia oder Huawei. Diese Anbieter können ein Gesamtpaket schnüren, das durch eine Vielzahl darin enthaltener professioneller Services noch an Attraktivität gewinnt.
Wenn der Preis oder ein Vendor Lock-In kein Problem darstellen, ist dies die beste Wahl. Doch Unternehmen sollten sich nicht an das Vertriebsteam des Carriers halten, sondern gezielt Mitarbeiter des Anbieters suchen, die sich auf den Verkauf an Unternehmen spezialisiert haben. Schließlich handelt es sich um andere Probleme als die von Netzwerkbetreibern, die auf 5G umsteigen.
5G-Infrastruktur: Aufbau eines privaten Netzwerks. Bei der zweiten Option stellen Unternehmen ihr privates 5G-Netz aus den entsprechenden Einzelelementen zusammen, wie Kleinzellen, Infrastruktur und Interconnect. Für die meisten Firmen ist die Zusammenarbeit mit einem der großen Public Cloud Provider – oder Web-Scale-Unternehmen – wie Amazon, Google und Microsoft eine gute Ausgangsbasis. Diese Unternehmen dürften bereit sein, die Rolle des Integrators zu übernehmen und sogar Support bereitzustellen.
Alle diese Web-Scale Provider bieten bereits jetzt oder in naher Zukunft eine breite Palette von 5G-Hosting-Services. Zudem haben sie höchstwahrscheinlich Erfahrung im Umgang mit Hardwareanbietern und operativen Tools, die sie nicht selbst zur Verfügung stellen. Wenn die Web-Scale Provider keinen Support für das Hosting des 5G-Funknetzteils von 5G liefern, werfen Sie einen Blick auf die Open RAN Alliance (O-RAN) und die Anbieter, die sie unterstützen. Ein Web-Scale-Unternehmen dürfte erfreut darüber sein, gemeinsam mit einem O-RAN-Mitglied am Funknetzteil zu arbeiten.
Equipment und Zellen. Unternehmen, die mit eigener Ausrüstung und Software starten wollen, können sich zunächst an die Netzwerkausrüster wenden, mit denen bereits eine geschäftliche Beziehung besteht. Einige Anbieter, zum Beispiel Cisco, verfügen über spezielle 5G-Enterprise-Ressourcen und stellen Integrationspartner zur Verfügung, die helfen können, ein privates 5G-Netz aufzubauen.
Unternehmen, die das Ganze in Eigenregie bewerkstelligen, müssen Mitarbeiter anheuern, die Erfahrung mit 5G-Infrastruktur besitzen, oder Integrationsservices von einer erfahrenen Quelle in Anspruch nehmen. Am besten ist es, die bekannten Anbieter der Firma zu nutzen, um an empfehlenswerte Quellen zu kommen. Wie beim Public Cloud Hosting erwähnt, können Unternehmen bezüglich des Funknetzteils einen Blick auf die O-RAN-Unterstützer werfen.
Interconnect-Einrichtungen. Interconnect-Einrichtungen setzen auf der 5G-Infrastruktur auf. Diese Einrichtungen können Teil des 5G-Services sein, für die Enterprise-Infrastruktur bezogen oder mit einem Betreiber vereinbart werden. Es kann sich auch um etwas handeln, das aussieht wie eine große IP-Telefonanlage (IP-PBX), die über eine Sprach-Netzwerkverbindung verfügt.
Die wichtigste zusätzliche Anforderung für private 5G-Netze besteht darin, über genügend Anrufrichtlinienkontrollen zu verfügen, um das private 5G-Netzwerk abzusichern. Firmen, die keine umfassende Sicherheit benötigen, entscheiden sich wahrscheinlich von vornherein gegen den Aufbau eines eigenen 5G-Netzes.
Auswahl von 5G-Anwendungen
Optimalerweise sollte jede Anwendung, die in einem 5G-Netz genutzt wird, netzwerk- und serviceunabhängig sein. Das ist zwar einerseits richtig, aber natürlich bestehen Abhängigkeiten zwischen Anwendungen und 5G-Geräten.
In einigen Fällen können die Workflows, die durch neue, per 5G ermöglichte Anwendungen entstanden sind, das Hosting dieser Anwendungen beeinflussen. Dabei ist es unerheblich, ob dies in der Cloud oder im Data Center geschieht. Die gute Nachricht lautet, dass diese Anwendungsbeziehungen sich nicht von jenen unterscheiden, mit denen CIOs und Entwicklungsteams regelmäßig zu tun haben.
Fazit
Unabhängig davon, welchen Pfad eine Organisation auf ihrem Weg zu einem 5G-Unternehmen beschreitet: Die Rollen, die andere beim Support spielen, sowie ihre Beziehungen zum Unternehmen und untereinander, sind von entscheidender Wichtigkeit.
Jede Networking-Aufgabe enthält ein Integrationselement. Und auch wer zu diesem Zweck einen Vertrag abschließt, muss die einzelnen Teile und Mitwirkenden verstehen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Alle beschriebenen Rollen und Beziehungen sind wichtig. Aber am wichtigsten ist es, dass ein Unternehmen seine Rolle als Käufer wahrnimmt, das den 5G-Business-Case evaluiert und die Anwendungen implementiert, die den ROI-Anforderungen des CFOs gerecht werden.