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White Box Networking: Equipment, Ansätze, Strategien
Diese Übersicht über White Box Networking erklärt die verschiedenen Varianten, denn allzu leicht geraten Begriffe wie White Boxes, universelle CPEs und Brite Boxes durcheinander.
Die Bewegung für White Box Networking im Bereich IT-Infrastruktur will Markenserver und -Switches – von Unternehmen wie Dell, Hewlett Packard Enterprise und Cisco – zugunsten von sogenanntem White-Box-Equipment ersetzen, das von Original Device Manufacturers (ODM) stammt. In der Regel stellen ODMs Equipment her, das dann unter anderen Logos verkauft wird. Sie verkaufen aber auch direkt an Unternehmen oder über Value Added Reseller (VAR) mit niedriger Marge.
Unter der Haube besteht die Ausrüstung für White Box Networking aus den gleichen Komponenten wie Markenequipment. Darin stecken typischerweise Mikroprozessoren von Advanced Micro Devices, ARM oder Intel und Netzwerkprozessoren von Firmen wie Broadcom, Intel, Cavium, Mellanox und Barefoot Networks. Da es zur gleichen Software wie Markenequipment kompatibel ist, jedoch von No-Name-Anbietern stammt, ist White-Box-Equipment das IT-Pendant zu generischen Medikamenten oder Eigenmarken.
IT-Teams zeigen vor allem aus Kostengründen Interesse an White Box Networking, aber auch wegen des Anbieterbeziehungs-Managements. Weil die ODMs, die White-Box-Equipment produzieren, auch an andere Anbieter liefern, verlangen sie im Allgemeinen bedeutend weniger, wenn sie direkt an Verbraucher verkaufen, besonders wenn es um Equipment für Netzwerk-Switches geht. Für diese Systeme gilt eine Garantie – häufig drei Jahre –, die allerdings nur die Teile umfasst. Ansonsten ist keine Unterstützung enthalten. Zum Beispiel fehlt eine professionelle Serviceabteilung oder ein Support-Team für das Troubleshooting.
White-Box-Equipment kommt zudem ohne Software. Serverseitig ist das für die meisten Organisationen kaum von Bedeutung, denn sie sind daran gewöhnt, Hypervisoren und Betriebssysteme auf die Serverhardware zu laden. Equipment ohne Software ist den Netzwerkteams hingegen weniger bekannt. Sie sind vielmehr mit eng an kundenspezifische Hardware gekoppelter Betriebssoftware vertraut. Darum müssen die Netzwerkteams sich damit anfreunden, sowohl die zugrunde liegende Betriebssoftware – das Switching OS – zu installieren als auch darauf aufsetzende Netzwerkbetriebssysteme, um die übergeordneten Netzwerkfunktionen zu verwalten.
White Box Switches und White Box Server
Außerhalb des Pools von Host-Servern im Data Center wird das Equipment für White Box Networking meistens als Teil einer SDN- (Software-defined Networking) oder NFV-Architektur (Network Functions Virtualization) bereitgestellt.
Für SDN-Anwendungsfälle stellen die Netzwerkteams generische Switches bereit, packen Switch- und Netzwerkbetriebssoftware drauf und migrieren von proprietären Switches. Sie können die klassische OpenFlow-basierte Architektur übernehmen, mit OpenFlow als Kommunikationsprotokoll zwischen der Switching-Hardware und einem Controller, der als virtuelle Maschine irgendwo im Data Center läuft. Oder aber sie verwenden eine andere Kombination aus Controller und Protokoll. Zu den Anbietern in diesem Bereich von White Box Switches zählen Cumulus Networks, Pica8 und Pluribus Networks.
Für eine NFV-Architektur dürfte ein Netzwerkteam eher einen White Box Server bereitstellen. Dieser Server läuft dann unter einem Betriebssystem, auf dem eine oder mehrere VNF (Virtual Network Functions) aufsetzen. VNFs treten an die Stelle von Netzwerk-Appliances oder Teilmengen von Network Function Appliances, zum Beispiel Routern, Firewalls, WAN-Optimierung und, in jüngerer Zeit, SD-WAN-Endpunkten.
Üblicher ist es jedoch, dass ein Unternehmen NFV in Form eines Managed Network Service nutzt. In diesem Szenario platziert der Managed-Service-Provider eine White Box am Netzwerk-Edge – auf der er möglicherweise sein eigenes Logo angebracht hat. Dieses Gerät dient als universelles CPE (uCPE), das alle VNFs hostet, die erforderlich sind, um die vertraglich vereinbarten Services zur Verfügung zu stellen.
Die Effekte von White Box Networking sind in der gesamten Netzwerklandschaft zu spüren – ganz gleich in welcher Erscheinungsform. Traditionelle Netzwerk-Provider nehmen von kundenspezifischer Hardware Abstand oder begrenzen deren Rolle und arbeiten lieber ausschließlich mit Commodity-Plattformen. Darüber hinaus haben sie damit begonnen, Hardware und Software zu disaggregieren. Infolgedessen liefern sie ihr eigenes, softwarefreies Equipment – sogenannte Brite Boxes oder Branded White Boxes –, auf dem andere Netzwerksoftware laufen kann sowie Software, die auf der Hardware von anderen Herstellern läuft.
Managed-Service-Provider profitieren von White-Box- und uCPE-Equipment (Universal CPE) sowie von SDN- und NFV-Prinzipien, indem sie ihre Serviceportfolios von einem hardwarebegrenzten Paradigma in das Software-defined Paradigma übertragen. Unternehmen sollten die Vorteile durch White-Box-Equipment in Form von geringeren Kosten und erweiterten Optionen nutzen.
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