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Von HCI bis zu traditioneller IT: Infrastruktur im Vergleich
HCI, konvergente Infrastruktur, Composable Infrastructure oder doch lieber ein traditionelles Rechenzentrum? Wir erklären, welche Gründe für welche Infrastruktur sprechen.
Hyperkonvergente Infrastruktur galt lange beinahe schon als Buzzword. In den letzten Jahren hat sie sich jedoch langsam zu einer blühenden Industrie entwickelt, komplett mit ihrem eigenen Magic Quadranten und Unternehmen, die sich untereinander streiten, wer von ihnen nun echte HCI anbietet.
Jenseits solcher Scharmützel arbeiten die Anbieter von hyperkonvergenter Infrastruktur (hyper-converged Infrastructure, HCI) stetig daran, ihr Infrastrukturparadigma in jedem IT-Bereich zu etablieren – vom Rechenzentrum über den Edge bis hin zur Public Cloud. Für die HCI-Branche ist die Mission klar: jede Legacy-Plattform soll sich durch einen sauber integrierten hyperkonvergenten Stack ersetzen lassen.
Nutanix hat sich zum Beispiel von einem reinen HCI-Hardwareunternehmen zu einem Unternehmen für softwarezentrierte Plattformen entwickelt. Scale Computing hat sich dem Thema HCI und Edge-Computing verschrieben, während NetApp, Hewlett Packard Enterprise (HPE), Pivot3, Datrium und DataCore HCI von ihrer jeweiligen spezifischen Perspektive aus in Angriff nahmen.
Es gibt keine pauschale Empfehlung für IT-Infrastrukturen
So vielfältig und ausgereift das Angebot mittlerweile sein mag: nicht jeder Workload passt in eine HCI. Der große Vorteil von HCI – die lineare Skalierbarkeit – ist auch der Grund, wieso sie manchmal ungeeignet ist. Wer Workloads mit ungewöhnlichen Anforderungen ausführen möchte, ist mit einer traditionellen Infrastruktur womöglich besser beraten.
Immer dann, wenn ein Workload einen einzelnen Teil des Ressourcen-Stacks wesentlich stärker beansprucht als die anderen, also zum Beispiel mit Big Data arbeitet und somit keine linear zum Speicher wachsende Rechenleistung benötigt, stößt HCI an ihre Grenzen.
Hyperkonvergenz ist ebenso nicht die Lösung für CPU-intensive Workloads – besonders dann nicht, wenn Anwender Hypervisor-Lizenzen für jeden Knoten bezahlen müssen und die Virtualisierung von Ressourcen nicht sinnvoll ist.
Derweilen differenziert sich jedoch der HCI-Markt weiter aus. Einige Anbieter haben das Problem mit der linearen Skalierung bei HCIs erkannt und bieten disaggregierte HCI (dHCI) für eine flexiblere Zusammenstellung an.
Dennoch werden viele Unternehmen ihre traditionelle Rechenzentrumsinfrastruktur bevorzugen, weil sie den Administratoren erlaubt, das System an vielen kleinen Stellschrauben eigenhändig zu optimieren.
Für diese Fälle ist Composable Infrastructure möglicherweise ein guter Kompromiss. Sie bietet die positiven Aspekte von HCI und konvergenter Infrastruktur, aber auch detailliertere Kontrollmöglichkeiten, um das Herauf- und Herunterfahren virtueller Server für bestimmte Workloads zu erleichtern.
Im folgenden erläutern wir, welche Gründe für und gegen die verschiedenen Varianten der IT-Infrastruktur sprechen und auch, was passiert, wenn man eine Hybrid Cloud ins Spiel bringt.
Traditionelle IT-Infrastruktur
Für viele ist die Flexibilität einer traditionellen IT-Infrastruktur einfach unschlagbar. Sie können frei Anbieter auswählen, mit dem sie zusammenarbeiten möchten. Sie können eine maßgeschneiderte Infrastruktur aufbauen, die den einzigartigen Anforderungen vorhandener Anwendungen gerecht wird und sie haben die Möglichkeit, jede Ressource bis ins kleinste Detail zu konfigurieren.
Auf der anderen Seite steht der höhere Verwaltungsaufwand bei einer traditionellen Infrastruktur. Konvergente Infrastrukturen können dieses Problem abschwächen. Sie erhalten einen Großteil der Flexibilität eines traditionellen Ansatzes mit einigen der Vorteile bei Management und Support, die mit einer HCI einhergehen.
Anders als bei der Hyperkonvergenz, bei der die Rechenzentrumsressourcen eng in die einzelnen Knoten integriert werden, bleiben die Rechenzentrumskomponenten der konvergenten Infrastruktur wie bei traditionellen Infrastrukturen getrennt. Anbieter von Konvergenz verpacken diese Ressourcen auf einer vorqualifizierten, schlüsselfertigen Appliance und liefern sie mit einem Managementsoftware-Toolkit.
Disaggregierte HCI
Einige Anbieter von Hyperkonvergenz haben sich des Problems der mangelnden Konfigurierbarkeit der Ressourcenzusammensetzung traditioneller HCI-Angebote angenommen. Die resultierenden Angebote, die als disaggregierte HCI bezeichnet werden, ermöglichen es Kunden, das Verhältnis von Speicher- und Rechenressourcen besser zu kontrollieren.
Statt als monolithische All-in-One-Knoten werden dHCI-Produkte mit getrennten Rechen- und Speicherknoten geliefert, so dass Nutzer den richtigen Mix aus Knoten wählen und Speicher- und Rechenleistung unabhängig skalieren können.
Disaggregiertes HCI eignet sich gut für diejenigen, die mehr Kontrolle über ihre Ressourcenzuweisung benötigen, aber dennoch eine einfache Bedienung wünschen.
Composable Infrastruktur
Composable Infrastructure genießt in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit. Sie geht einen Schritt über die Hyperkonvergenz hinaus, indem sie eine fluide Plattform bietet, in der alle Ressourcen gebündelt und mit Software straff verwaltet werden.
Die daraus resultierende Struktur ermöglicht das schnelle Erstellen einer Workload-Betriebsumgebungen, in der Administratoren über die anfängliche Bereitstellung hinaus keine Einstellungen an der Hardware vornehmen müssen.
Auf dem Markt nimmt derzeit die Zahl der Composable-Infrastructure-Produkte zu. Hervorzuheben sind dabei Liqid und HPE. Diese softwaredefinierten Systeme ermöglichen es, physische, virtuelle und containerbasierte Workloads einfach und schnell zu implementieren. Die Angebote für Composable Infrastructure umfassen auch APIs, durch die sich das Bearbeiten der Infrastruktur leichter in Entwicklungspipelines integrieren lässt.
Hybrid Cloud
Viele Unternehmen arbeiten nicht mehr rein On-Premises. Die Cloud hat schon längst Einzug gehalten und mit ihr der Edge.
Workload Placement ist zu einer eigenständigen Branche geworden. Dabei geht es darum, Workloads möglichst passenden Ressourcen zuzuweisen. In Hybrid Clouds können diese sowohl in der Cloud als auch an verschiedenen Standorten On-Premises, einschließlich am Edge laufen.
HCI kann bei der Umsetzung der Hybrid Cloud helfen. Mit ihr können Administratoren dieselben Software in der Cloud verwenden, die auch auf Hardware On-Premises läuft und damit Workloads innerhalb der Infrastruktur leichter verschieben.
HCI und Edge
Eine hyperkonvergente Infrastruktur eignet sich ideal für Edge-Computing. Das liegt an der einfachen Bereitstellung kompakter All-in-One-Knoten, die alle am Edge benötigten Server- und Softwareressourcen zur Verfügung stellen. Diese Vorgehensweise bietet sich für externe Büros und Niederlassungen, IoT-Geräte (Internet of Things, Internet der Dinge), entfernte Produktionsstätten und ähnliches an. Wenn die Server-Ressourcen zur Neige gehen, müssen Anwender lediglich einen weiteren hyperkonvergenten Knoten linear an die Infrastruktur der Edge-Umgebung anschließen.
Es gibt viele Gründe für die Benutzung der Hybrid Cloud. Richtig aufgesetzt bietet sie die Vorteile sowohl der Cloud als auch eines On-Premises-Rechenzentrums.
Mehrgleisig fahren
Unterm Strich gibt es keine einfache Antwort auf die Frage nach der perfekten IT-Infrastruktur. Das gilt insbesondere für größere Organisationen, in denen es zu viele unterschiedliche Bedürfnisse, Anwendungsszenarien und Personen mit unterschiedlichen Meinungen gibt. Es liegt auf der Hand, dass es für die meisten der richtige Weg ist, sich jeweils die Rosinen herauszupicken.
Manche Unternehmen haben Workloads, für die eine HCI allein die beste Wahl ist. Andere arbeiten mit Anwendungs-Stacks, die sich in Silos befinden. In diesem Fall kann das Unternehmen HCI für einzelne Anwendungen verwenden und nebenher eine traditionelle Infrastruktur, Composable Infrastructure oder Hybrid Cloud nutzen.
Wie immer ist das angestrebte Ergebnis ausschlaggebend. Unternehmen sollten darauf achten, dass der gewählte Weg – oder die Wege – den Anforderungen der Workloads ihrer Organisation, den Disaster-Recovery-Zielen und den zukünftigen Geschäftszielen entspricht.