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Virtuelle Windows-Desktops: WVD, RDS und VDI im Vergleich
Die Anwendungs- und Desktop-Virtualisierung von Windows Server erfüllt weiterhin ihren Zweck. Aber ist es an der Zeit, sich mit Windows Virtual Desktop vertraut zu machen?
Microsoft verfügt über drei verschiedene Angebote auf dem Markt für Desktop-Virtualisierung: virtuelle Desktop-Infrastruktur (VDI), Remote Desktop Services (RDS) und Windows Virtual Desktop (WVD). Über diese Lösungen erhalten Endbenutzer Zugriff auf einen an einem anderen Ort gehosteten, virtuellen Arbeitsplatz mit den zugehörigen Daten und Anwendungen.
Obwohl alle drei die gleiche Funktion erfüllen, unterscheiden sie sich komplett im Aufbau. Jedes dieser Angebote verwendet ein anderes Backend, ein anderes Lizenzmodell und bedient eine eigene Zielgruppe. Letztendlich ist es Sache des Administrators, einen Vergleich zwischen Windows Virtual Desktop (WVD), Remote Desktop Services (RDS) und virtueller Desktop-Infrastruktur (VDI) durchzuführen, um festzustellen, welcher Ansatz für sein Unternehmen zum aktuellen Zeitpunkt am sinnvollsten ist und welcher in Zukunft sinnvoll sein könnte, wenn immer mehr Anwendungen in die Cloud wandern.
Remote Desktop Services
RDS ist das älteste und am besten ausgereifte Fernzugriffsangebot von Microsoft. RDS – früher unter der Bezeichnung Terminaldienste bekannt – ist ein proprietäres Protokoll in Windows-Systemen, das der Bereitstellung eines sitzungsbasierten virtuellen Desktops oder der Entwicklung einer virtuellen Desktop-Infrastruktur dient.
Einmal installiert, lässt sich RDS leicht einrichten und in Betrieb nehmen. Jeder Benutzer, der sich einloggt, erhält vom Server einen virtuellen Desktop mit Anwendungen, die auf dem Server konfiguriert und installiert wurden.
Einer der großen Vorteile einer RDS-Implementierung ist die relativ einfache Bereitstellung. Abgesehen von der Beschaffung der entsprechenden Lizenzen können Administratoren RDS-Setups an einem Nachmittag und mit geringen Auswirkungen auf andere Systeme oder Anwendungen durchführen.
Es gibt jedoch einige Vorbehalte. RDS basiert auf dem Windows-Server-Betriebssystem, nicht auf Windows für Desktops. Der Endbenutzer erhält also möglicherweise etwas reduzierte Nutzungserfahrung verglichen mit einer herkömmlichen VDI oder einem Cloud-basierten WVD. Microsoft hatte RDS ursprünglich nicht als Desktop-Ersatz konzipiert, sondern als eine andere Bereitstellungsmethode für Anwendungen, die auf einer Maschine mit einem Windows-Betriebssystem installiert werden können. Dennoch war RDS als Lösung für Remote-Arbeiter lange verbreitet.
Die bereits erwähnte Problematik mit der Benutzerfreundlichkeit von Windows Server schmälerte die Popularität; letztlich war es jedoch das Verlagern vieler Endbenutzeranwendungen von Thick Clients zu webbasierten Clients, das den Abwärtstrend von RDS im Rechenzentrum beschleunigte.
Virtuelle Desktop-Infrastruktur
Virtuelle Desktop-Infrastrukturen haben den Vorteil, dass sie eine klassische Desktop-Erfahrung liefern. Im Gegensatz zur Servervirtualisierung ist es schwer, die monetären Auswirkungen von einer VDI auf eigener Hardware genau zu beziffern.
Sie ist zwar sicher und portabel – und die Kosten für die Endgeräte der Nutzer, so genannte Thin Clients, niedriger – doch werden diese Vorteile gerne von den Kosten für den Hypervisor und den zugehörigen Speicher sowie die gesamte virtuelle Infrastruktur gefressen. Die Lizenzierung von Windows in einer VDI ist selbst für die erfahrensten IT-Experten eine Herausforderung.
Virtueller Windows-Desktop
Als Antwort auf die Probleme mit den bestehenden Lösungen hat Microsoft Windows Virtual Desktop im September 2019 zur allgemeinen Verfügbarkeit freigegeben und darin viele Vorteile von VDI und RDS miteinander vereint. WVD, der als Desktop-as-a-Service-Angebot (DaaS) vermarktet wird, basiert auf Windows 10. Da WVD über Multi-Tenancy-Funktionen verfügt, können Administratoren die Kosten sowohl für eine Windows-Server-Lizenz als auch für die Client-Zugriffslizenzen einsparen
Das Lizenzierungmodell für WVD ist sehr viel zugänglicher; bei einigen Abonnements für Windows Server und Microsoft 365 für große Unternehmen ist es inbegriffen. Dies stellt für viele Unternehmen, die VDI benötigen, aber Komplexität und Kosten reduzieren möchten, einen großen Vorteil dar.
Da WVD in der Cloud läuft, müssen Anwender für die Cloud-Ressourcen bezahlen, auf denen die notwendige virtuelle Maschine läuft. Außerdem werden die spezifischen Benutzerprofile von WVD in Containern gespeichert. Auch das verursacht zusätzliche Kosten, die aber aufgrund der geringen Größe mäßig ausfallen dürften.
Auch wenn der Windows-10-Multiuser-Desktop nicht über den umfangreichen Rahmen von RDS verfügt, kann WVD in einer Größenordnung und zu Kosten durchgeführt werden, bei denen RDS oder VDI nur schwer mithalten können.
WVD vs. RDS vs. VDI: Wer hat die Nase vorn?
Auch bei Windows Virtual Desktop gibt es einen Haken. Im Gegensatz zu RDS oder VDI ist der Managementaspekt von WVD nicht ausgereift. Im Moment sind Administratoren auf die Verwendung von PowerShell beschränkt.
Dies sollte sich ändern, wenn der Dienst ausgereift ist und Microsoft GUI-Verwaltungs-Tools (Grafische Benutzeroberfläche, Graphic User Interface) für Administratoren entwickelt, im Umgang mit PowerShell nicht so routiniert sind.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass WVD im Gegensatz zu RDS oder VDI nur in der Cloud verfügbar ist. Dies kann je nach Geschäfts- oder Sicherheitsanforderungen ein Problem darstellen. Nicht zuletzt handelt es sich bei virtuellen Desktops um Technik, mit der Endanwender direkt in Kontakt kommen und somit hängt die Akzeptanz auch von einer menschlichen Komponente ab.
Administratoren kennen ihren Betrieb am besten und wissen, wie es um die Zufriedenheit mit der gegenwärtigen Lösung steht und ob sie den Nutzern einen Wechsel zumuten können.
RDS und VDI liefern zwar ein etwas ähnliches Endprodukt, verwenden jedoch zwei verschiedene Methoden. WVD leiht sich von beiden einige der besten Aspekte für ein Produkt, das von Unternehmen in großem Umfang eingesetzt werden kann, ohne die mit VDI oder RDS normalerweise verbundenen Schwierigkeiten oder Kosten. Multi-Tenancy Desktops mit Windows 10 kann außerdem für Unternehmen, die eine Windows-Server-Bereitstellung präferieren, nicht ausreichend sein. Wer nach einem positiven Endbenutzererlebnis zu vernünftigen Kosten bei minimaler Komplexität sucht, ist bei WVD jedoch an der richtigen Stelle.