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Vermeidbare Fallstricke bei der Auswahl einer DaaS-Plattform
Ein DaaS-Projekt kann aus seiner Vielzahl von Gründen scheitern. Darunter fehlende Prüfung des Serviceanbieters oder übersehene Komplexitäten bei der Systemintegration.
Desktop as a Service (DaaS) ist eine tragfähige Option für die Bereitstellung von Desktops an Benutzer, bei der viele der Komplexitäten physischer Desktops und einer VDI (Virtual Desktop Infrastructure) gar nicht erst anfallen. Dennoch bringt eine DaaS-Plattform ihre eigenen Risiken mit sich. Sicherheit und Total Cost of Ownership (TCO) sind nur zwei der großen Aspekte, die von der IT-Fachabteilung schon im Voraus genauestens berücksichtigt werden sollten.
Planungsfehler vermeiden
Die Planung eines DaaS-Projekts geht weit über die Aufgabe hinaus, die Anzahl der auszuliefernden Desktops zu erfassen. Sie beinhaltet vielmehr die gesamte Recherche und Analyse, die ein umfassendes Verständnis dazu ermöglichen, welchen Erfolgsfaktoren die Umstellung unterliegt. Erforderlich sind konkrete Planungen zu Projektzielen, funktionalen Anforderungen, abzubildenden Workflows und einigem mehr. Wenn die IT-Fachabteilung sich nicht darüber bewusst ist, wo der Bedarf liegt und welche Erwartungen bestehen, so steht das Projekt in der Gefahr, sich zu verzögern, Kostenerwartungen zu überschreiten oder sogar die notwendigen Dienste gar nicht hinreichend anbieten zu können.
Vorab ist unter anderen die entscheidende Frage zu beantworten, ob die DaaS-Plattform persistente oder nicht-persistente Desktops oder gar beide Formen unterstützen muss. Weitere Fragen betreffen die Art der Anwendungsbereitstellung, die Erstellung benötigter Desktop-Images und ähnliche Vorabbedingungen. Nicht zu vergessen ist auch eine Antwort auf die Frage, wo die benötigten Ressourcen wie Dateiserver, Domain-Controller, Anwendungen und Benutzerdaten untergebracht werden sollen.
Wert auf die Erfahrung der Endbenutzer legen
Endbenutzer erwarten mit Recht, dass ihre Desktops zur Verfügung stehen, wann und wo sie gerade gebraucht werden. Ist dies nicht gewährleistet, so wird die Frustration darüber nicht lange auf sich warten lassen. Die Produktivität des Unternehmens fällt ab und das Projekt wird scheitern.
Um eine hochwertige Benutzererfahrungen (UX, User Experience) bereitzustellen, denken Sie darüber nach, wann und wo Ihre Anwender arbeiten. Wie viele Benutzer benötigen gleichzeitigen Zugriff auf ihre Desktops? Wie zuverlässig und konstant sind diese Zahlen? Auch der Art der Anwendungen, mit denen die Benutzer arbeiten, kommt einiges Gewicht zu: Sind zusätzliche Peripheriegeräte oder Mehrmonitor-Umgebungen erforderlich?
Vor der Entscheidung für eine bestimmte DaaS-Plattform sollte sich die IT-Fachabteilung also gründliche Gedanken darüber machen, wie die Benutzer ihre tägliche Arbeit gestalten und welche Rahmenbedingungen erfüllt sein müssen, damit diese ihre Arbeit effizient fortführen können.
Augen auf bei Sicherheit und Datenschutz
Sicherheitsprobleme können weit größere Folgen haben, als nur das DaaS-Projekt zum Scheitern zu führen. Kompromittierte Daten können zu erheblichen Geldstrafen, zu langen Gerichtsverfahren und zu einem nachhaltig beschädigten Firmenruf führen. Bei der Suche nach einer DaaS-Plattform sollte die IT-Abteilung daher ein sehr ausführliches Wissen darüber entwickeln, wie der Anbieter abgelegte und übertragene Daten schützt und welche Maßnahmen er ergriffen hat, um die schutzwürdigen Daten vor unberechtigtem Zugriff zu bewahren.
Unternehmen, die relevanten Regulierungen und Compliance-Anforderungen unterliegen, müssen auch die Einhaltung der entsprechenden Standards sicherstellen (bei Zahlungsverkehrsdaten etwa den Payment Card Industry Data Security Standard, PCI-DSS). Bringen Sie alles über die Sicherheitsimplementierungen des Anbieters so weitreichend wie möglich in Erfahrung. Lassen Sie sich genauestens darstellen, wie der Anbieter die Daten speichert und wer Zugriff darauf hat.
Bezüglich der Folgenabschätzung gibt es sicherlich bei einigen Themen ein gewisses Maß an Flexibilität. Auf die Themen Sicherheit und Datenschutz trifft dies jedoch in keiner Weise zu.
Komplexität der Integration nicht unterschätzen
Die wenigsten DaaS-Plattformen sind vollkommen unabhängig von anderen Systemen. Die Benutzer müssen sich zum Beispiel bei einem lokalen Directory Service authentifizieren, auf Unternehmensdaten an unterschiedlichen Standorten zugreifen oder mit verschiedenen Cloud-Diensten arbeiten. Die Feinheiten solcher Verknüpfungen zwischen Systemen zu berücksichtigen ist ein wichtiger Bestandteil einer Vorplanung, die Zeit- und Budgetpläne einzuhalten hilft. Kein Unternehmen möchte erst in letzter Minute feststellen müssen, dass es seine Bestandssysteme gar nicht in die neue Infrastruktur integrieren kann.
Die Integrationsfähigkeit mit anderen Systemen, etwa Rechenzentren oder Fremdanbieter-Diensten, ist daher bei der Auswahl einer DaaS-Plattform eine wichtige Komponente. Die IT-Abteilung sollte hierzu darauf achten, ob die Plattform offene Standards unterstützt, ob sie vorgefertigte Adapter anbietet, ob sie Middleware erfordert und so weiter. Nach der Evaluierungsphase muss das Team ein glasklares Verständnis darüber haben, welche Anstrengungen und Ressourcen die Integration der Plattform mit den unternehmenseigenen Systemen mit sich bringen wird.
Anbieter umfassend durchleuchten
Wer als Unternehmen einen Vertrag mit einem DaaS-Anbieter eingeht, ohne sich zuvor vollständig über den Gegenwert für sein Geld informiert zu haben, der muss damit rechnen, dass er mit einem Produkt bedient wird, das letztlich nicht zu seinen Anforderungen passt. Auch ein Anbieterwechsel kann in einer solchen Situation unumgänglich werden.
Es ist Aufgabe der IT-Fachabteilung, alles und jedes über den Anbieter und seine Leistungen in Erfahrung zu bringen, einschließlich dessen zugrunde liegender Infrastruktur bis hin zu den Service Level Agreements (SLA). Unerwartete Überraschungen nach dem Umstieg auf eine DaaS-Plattform können teuer und zeitaufwändig werden.
Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Leistungs- und Verfügbarkeitszusagen der DaaS-Anbieter gelegt werden. Ebenso zentral sind die Mechanismen zur Zuverlässigkeit des Supports und der Disaster Recovery. Außerdem sollten die IT-Fachkräfte die Skalierbarkeit der Desktops, die Support-Arten und die Möglichkeit zur individuellen Anpassung des DaaS-Deployments im Auge behalten. Letztlich sind natürlich auch die Wirtschaftskraft und der Ruf des Anbieters ein Indikator für dessen nachhaltige Verfügbarkeit.
Verwaltungsaufgaben im Auge behalten
Befürworter von DaaS stellen die Technologie gerne als nahezu verwaltungsfrei in den Raum, bei der die Desktops sich geradezu von selber betreiben. Natürlich kann DaaS die Administration vereinfachen, eleminieren jedoch kann es sie nicht. Der DaaS-Anbieter übernimmt ausschließlich den Betrieb der Infrastruktur. Der Verwaltung der Desktop-Images, Anwendungen, Richtlinien, Profile, Updates und viele weitere Aufgaben verbleiben bei der IT-Abteilung. Wie bei jedem Produkt empfiehlt es sich, dass IT-Profis über das Wissen verfügen sollten, mit welchen Tools diese Aufgaben zu bewerkstelligen sind. Wo dies nicht der Fall ist, sind Überraschungen spätestens in dem Moment garantiert, in dem Bereitstellung und Wartung der Desktops dann tatsächlich angefordert werden.
Vor der Unterschrift unter einen DaaS-Vertrag sollte die IT-Fachabteilung das Produkt ausprobieren sowie eigene Tests durchführen und dabei Erfahrungen im Umgang mit der Verwaltung der Desktops gewinnen. Der DaaS-Anbieter sollte ein zentralisiertes Portal zur Steuerung der Desktops zur Verfügung stellen. IT-Experten sollten auf einfachste Weise Images erzeugen, Desktops bereitstellen, Anwendungen implementieren und Benutzer- wie Anwendungsdaten verwalten können. Auch die Überwachung und Steuerung der Desktop-Operationen und das Ausführen für die Infrastruktur spezifischer Aufgaben, etwa das Zuweisen eines Remote-Desktop-Protokolls an eine Gruppe von Desktops, sollte im Repertoire der IT-Abteilung wie selbstverständlich vorhanden sein.
Gesamtkosten im Blick behalten
Sicherlich ist es eine Eigenart von DaaS, dass die Kostenvorhersagbarkeit die eigener Projekte weit übertrifft. Trotzdem sind solche Vorhersagen immer nur so gut, wie die vorherige Planung des DaaS-Projekts es zulässt. Wenn nicht alle für die Implementierung und Wartung einer DaaS-Plattform erforderlichen Ressourcen sorgfältig evaluiert werden, kann dies zu unerwarteten Gebühren und Kosten führen.
Nicht nur die reinen Abonnementkosten muss die IT-Abteilung im Griff behalten, sondern auch die Fluktuation der Nutzung berücksichtigen, die Ressourcen für die Wartung und Unterstützung der Desktops, die Integration von DaaS mit anderen Systemen, die Migration von Benutzern und Anwendungsdaten und viele weitere Aspekte mehr.
Darüber hinaus gilt natürlich für das Abonnieren zusätzlicher optionaler Dienste, wie etwa Premium-Support, dass die Rechnung auch dafür so sicher kommen wird wie das Amen in der Kirche.
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