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So finden Unternehmen den richtigen Cloud-Migrationsservice
Einsteiger in Cloud Computing stehen gleich zu Beginn vor einer Herkulesaufgabe: die Cloud-Migration. Die Wahl des richtigen Services ist ein wichtiger Schritt zu ihrer Bewältigung.
Die Migration von Daten auf eine Cloud-Plattform kann zur Herausforderung werden. Doch es gibt Werkzeuge und Dienste, die den Prozess vereinfachen. Um die Komplexität zu reduzieren und Kunden in die Cloud zu locken, haben Anbieter wie AWS, Microsoft und Google kostenlose Testversionen oder kostengünstige, optimierte Migrationsservices in ihren Portfolios.
Die Entwicklung ausgefeilter, spezialisierter Cloud-Migrations-Tools, die zu einer Reihe verschiedener Migrationsstrategien passen, ist ein lukratives Geschäft.
Das bedeutet, dass Interessenten aus einer Vielzahl von Services für die Cloud-Migration wählen können – so viele, dass es manchmal schwierig ist, die passende zu finden. Dieser Artikel soll das Angebot der Cloud-Migrationsservices entwirren. Er erläutert die Angebotspalette der großen Cloud-Service-Anbieter und Drittanbieter, welche Probleme sie lösen sollen, und für welche Szenarien sie am besten geeignet sind.
Was bei der Planung einer Cloud-Migration zu beachten ist
Anbieter haben ihre Dienstleistungen auf verschiedene Phasen des Migrationsprozesses hin und an unterschiedliche Bedürfnisse angepasst. Cloud-Migration bezeichnet den Prozess der Verlagerung von Daten, Anwendungen oder anderen Geschäftselementen in eine Cloud-Computing-Umgebung.
So ein Umzug erfordert also einen Gesamtprozess – eine Metamigration – der die entsprechenden Schritte für die Daten- und Anwendungsmigration umfasst. Die verschiedenen Phasen einer Cloud-Migration lassen sich folgendermaßen einteilen:
- Planung der Migration. Dazu gehören die Ermittlung des Portfolios, ein Blick auf die Anwendungsarchitektur und eine ROI-Analyse (Return of Investment). Ferner müssen eine Bewertung aller Anwendungen und zugehöriger Daten, Identifizierung der Infrastruktur, die für den Betrieb dieser Anwendungen verwendet wird und eine Abbildung der Anwendungsabhängigkeiten erfolgen. Am Ende dieses Prozesses sollten diejenigen Teile der Architektur priorisiert werden, die in die Cloud migriert werden sollen. So gut wie alle Anbieter stellen einen Fragebogen zur Verfügung, anhand dessen sie ihren Interessenten Empfehlungen für die Cloud-Migration geben können.
Angebote für diese Phase der Migration sind: AWS Application Discovery Service und Migration Hub; Microsoft Azure Migrate sowie Google Cloud Framework und Cloud Maturity Assessment
- Migration von größeren Datenmengen. Eine Organisation kann sich dafür entscheiden, Datensätze, die derzeit On-Premises gespeichert sind, auf ein physisches Speichermedium eines Anbieters zu kopieren, das dann an den Cloud-Anbieter gesendet und in die Cloud hochgeladen wird. Das ist in der Regel die beste Methode, um große Datenmengen zu migrieren – Hunderte Terabyte oder sogar Petabyte an Daten, je nach Größe des Speichers. Angebote für diesen Service sind: AWS Snowball, Snowball Edge und Snowmobile; Azure Data Box, Data Box Disk und Data Box Heavy; und Google Transfer Appliance.
- Datenmigration über ein Netzwerk. Die Alternative zur Übertragung mit einem Speichermedium ist das Kopieren von Daten über eine Hochgeschwindigkeits-Netzwerkverbindung und die Verwendung eines Migrationsdienstes zur Überprüfung der Datenintegrität. Zu den Angeboten für diese Form der Datenmigration gehören: AWS DataSync, Transfer for SFTP und Storage Gateway; Azure Stack Edge und Data Box Gateway; und Google Cloud Online Transfer and Storage Transfer Service.
- Servermigration. Dies umfasst das Verpacken und Übertragen virtualisierter Workloads in die Cloud, wo sie als Compute-Instanzen wiederhergestellt werden. Dies wird oft als Lift-and-Shift- oder Re-Hosting-Prozess bezeichnet. Dies ist zwar der schnellste Weg zur Migration von Anwendungen, doch der Prozess erfordert eine korrekte Instanzgrößen- und Konfigurationsoptimierung, um die Ziele hinsichtlich Leistung und Benutzererfahrung zu erreichen. Für die Servermigration gibt es Tools, die auf das Verschieben von webbasierten Anwendungen (insbesondere auf Azure), containerisierte Legacy-Workloads (zum Beispiel Google Cloud Migrate for Anthos) und die Workload-Duplizierung für virtuelle Maschinen (VMs) sowie herkömmliches Lift and Shift (mit Tools auf AWS und Azure) ausgerichtet sind. Tools hierfür sind: AWS Server Migration Service und Azure Site Recovery; Google Migrate for Compute Engine (ehemals Velostrata).
Eine Datenbankmigration erfordert mehrere Schritte, einschließlich der Replikation und dem Laden von Daten, um komplexe Datenbanken in die Cloud zu verschieben. Cloud-Datenbank-Migrationsdienste arbeiten aufgrund der einzigartigen Eigenschaften von Datenbanken und der Schemakonvertierungen nur jeweils mit einer bestimmten Sorte Datenbank. Beispiele hierfür sind Oracle On-Premises auf Amazon Aurora oder MongoDB On-Premises auf Azure Cosmos. Optionen sind: AWS Database Migration Service und Schema Conversion Tool; Azure Database Migration Service; und Google BigQuery Data Transfer Service.
Vor- und Nachteile von Cloud-Migrationsservices
Die Übertragung von Daten – sowohl über das Netzwerk als auch über physische Speichermedien – ist die grundlegendste Aufgabe der Cloud-Migration. Unternehmen können sie in verschiedenen Situationen nutzen, einschließlich der Migration von unstrukturierten Daten, Anwendungsdaten, VM-Images, komprimierten Festplattenarchiven oder Datenbankinhalten.
Netzwerktransfers sind bequem, aber sie können bei großen Repositories langsam sein, insbesondere wenn die Netzwerkverbindung schwach ist. Ein Netzwerktransfer eignet sich am besten für Unternehmen, die einen Transfer im kleinem Rahmen benötigen und über eine dedizierte physische Verbindung zur Cloud über AWS Direct Connect, Azure ExpressRoute oder Google Cloud Interconnect verfügen.
Cloud-Migrationsservices und -Anwendungen wie AWS Storage Gateway und Azure Data Box Gateway vereinfachen den Migrationsprozess erheblich. Eine Bulk Transfer Appliance ist im Allgemeinen eine bessere Option, wenn Dutzende von Terabyte oder mehr kopiert werden müssen, da sie auch kostengünstiger ist. AWS DataSync kann selbst bei der gleichen Kapazität wie die kleinste verfügbare AWS Snowball-Appliance teurer sein.
Lift-and-Shift-Migrationen können auch automatisiert werden. Hierfür ist es jedoch entscheidend, vor dem Umzug die Leistung und die Ressourcenanforderungen der App zu prüfen. Die Migration zusammengesetzter Anwendungen, die auf Datenbanken basieren, kann mit Datenbankmigrationsdiensten teilweise automatisiert werden, aber die Benutzer müssen alle Probleme, die aufgrund von Konvertierungsbeschränkungen bestimmter Tools auftreten, manuell bearbeiten. Migrationsservices lohnen sich dennoch, denn sie ermöglichen den Wechsel ohne Ausfallzeiten.
Wenn statt Lift and Shift zumindest teilweise Cloud-native Services in eine bestehende Anwendung integriert werden sollen, gibt es für die dafür notwendigen Änderungen am Design bisher keine fertigen Tools. Stattdessen stellen Anbieter Blaupausen – hierbei ist die Sammlung von AWS besonders hervorzuheben – und Richtlinien für die Architektur zur Verfügung. Zudem können Unternehmen Beratungsdienste von Drittanbietern in Anspruch nehmen.
Alternativen von Drittanbietern
Wer sich für den Service eines Cloud-Anbieters entscheidet, legt sich damit ziemlich fest: Sie konzentrieren sich darauf, Workloads von Servern On-Premises auf ihre eigenen Plattformen zu bringen, und sind verständlicherweise nicht motiviert, Kunden bei der Migration zu einem Konkurrenten zu helfen.
Hier liegt der Vorteil von Cloud-agnostischer Software von Drittanbietern. Diese Produkte arbeiten in der Regel mit mehreren Cloud-Plattformen zusammen und enthalten hilfreiche Funktionen, wie zum Beispiel automatische Bestandserfassung und Workload-Inventarisierung, Kostenschätzungen und Vergleiche, Projektmanagement, Migrationstests und Workload-Optimierung.
Nachfolgend sind einige Migrations-Tools von Drittanbietern zusammengestellt:
- Corent SurPaas ist ein umfassendes SaaS-Produkt mit Modulen für die Cloud-Planung und -Bewertung, -Migration und -Optimierung. Es funktioniert mit AWS, Azure, GCP, IBM Cloud und Oracle Cloud.
- Densify ist ein Tool zur Verwaltung und Planung von Cloud-Ressourcen, das bei der Einschätzung, Planung und Workload-Optimierung von Migrationsprojekten behilflich ist. Es stützt sich auf CI/CD-, Infrastructure as Code Tools von Drittanbietern, um die Workload-Migration zu automatisieren.
- Fivetran ist ein Allzweck-Tool für die Datenmigration und -transformation, das die Datenbankmigration und -optimierung erleichtert. Es verfügt über eine erschöpfende Liste von Datenkonnektoren, die eine Vielzahl von Quellen und Typen unterstützen.
- Micro Focus PlateSpin Migrate automatisiert Windows- und Servermigrationen zu und von AWS, Azure oder VMware vCloud. Zu den Funktionen gehören: On-the-fly-Rekonfiguration von CPU-, Festplatten-, Speicher- und Netzwerkparametern, unterbrechungsfreie (Live-) Workload-Transfers und separate Umgebungen für Test- und Produktionsmigration.
- Turbonomic ist ein Tool zur Migrationsplanung, das die Kosten für Workloads auf AWS und Azure, die laufende Konfiguration und Kostenoptimierung unter Verwendung der neuesten Telemetrie- und Cloud-Preisdaten sowie die Verwaltung von On-Premises- und Cloud-Workloads schätzt und vergleicht. Die API von Turbonomic arbeitet mit anderen Cloud-Migrations- und Infrastruktur-Automatisierungs-Tools zusammen, um ausgewählte Ressourcen und deren Konfigurationen bereitzustellen.
Die Cloud-Migration ein heiß umkämpfter Technologiesektor. Der Wettbewerb hat zu einer Marktkonsolidierung geführt, insbesondere durch die Übernahme von Velostrata durch Google und die Übernahme von CloudHealth durch VMware. Es ist daher zu erwarten, dass diese Liste im Laufe der Zeit weiter schrumpfen wird, da andere große Anbieter ihre Cloud-Migrationsportfolios durch Übernahmen verstärken werden.