SAP-ERP: Was ist Business All-in-One?
Die modular aufgebauten SAP-Business-All-in-One-Lösungen sind auf branchenspezifische Schlüsselprozesse in mittelständischen Firmen zugeschnitten.
Dieser Beitrag ist der zweiter einer Artikelreihe zu den Mittelstandlösungen von SAP. Den ersten Artikel „ERP-Unterstützung verbessert Unternehmensleistung im Mittelstand“ finden Sie hier.
SAP-Business-All-in-One-Lösungen sind speziell für die Bedürfnisse mittelständischer Unternehmen unterschiedlicher Branchen konzipiert und „schlüsselfertig“. Darin sind vordefinierte und vollständig dokumentierte SAP-Best-Practices-Szenarien gebündelt – hoch standardisierte industrietypische Komponenten, die bereits zwischen 70 und 80 Prozent der Prozessanforderungen der jeweiligen Branche abdecken. Hinzu kommen generische betriebswirtschaftliche Funktionen für die Finanzbuchhaltung, den Einkauf, den Vertrieb oder das Controlling, die aus SAP ERP stammen und modulübergreifend verknüpft sind. Derzeit bietet SAP diese vorkonfigurierten Lösungspakete für 24 Branchen an – von der Automobilindustrie über die Dienstleistungs- und Medienbranche bis hin zur öffentlichen Verwaltung und Versorgungswirtschaft.
Nach Angaben von SAP sind in die Best-Practices-Pakete die Erfahrungswerte von mehr als 10.000 Kundenprojekten in über 50 Ländern eingeflossen. SAP-Best-Practices beinhalten eine klare Einführungsmethodik für die schrittweise Implementierung sowie eine detaillierte und wiederverwendbare Dokumentation für das Selbststudium und die Evaluation wie auch für Projektteams und die Endanwenderschulung. Hinzu kommen Werkzeuge für die Datenkonvertierung und Testkataloge. SAP-Business-All-in-One-Lösungen werden kontinuierlich weiterentwickelt, neue branchenspezifische Prozesse fließen als Best Practices ein. Da SAP die Pakete vollständig voreingestellt für spezifische Kernprozesse des Mittelstandes ausliefert, soll der Installationsaufwand so gering wie möglich gehalten werden. SAP bietet die Best Practices in drei verschiedenen Versionen an:
1. SAP Best Practices – Basispakete: Diese beinhalten wirtschaftsbereichsübergreifende, generische Geschäftsszenarien für branchenspezifische Schlüsselfunktionen. Beispiele sind die Finanzbuchhaltung, die Materialbedarfsplanung in der Produktion, eine durchgängige Auftragsabwicklung und Beschaffung mit End-to-End-Prozessen für Order-to-Cash und Procure-to-Pay sowie Analysen. Die Baseline-Pakete sind in mehr als 50 lokalisierten Länderversionen verfügbar.
2. SAP Best Practices – Branchenpakete: Diese Angebote adressieren die spezifischen Anforderungen bestimmter Branchen, wie etwa der Automobilzuliefer-, Chemie- und High-Tech-Industrie oder der diskreten Fertigung und des Gesundheitswesens.
3. SAP Best Practices – branchenübergreifende Pakete: Sie beinhalten vordefinierte Prozesse für eine Reihe branchenübergreifender Geschäftsszenarien, wie zum Beispiel Vertriebsautomatisierung (Sales Force Automation), Supply Chain Management (SCM), Beschaffung und Analytics. Die industrieübergreifenden Pakete können in Kombination mit den Basis- und den Branchenpaketen genutzt werden.
Technisch gesehen werden die Inhalte der SAP Best Practices über sogenannte Building Blocks ausgeliefert. Vereinfacht gesprochen handelt es sich um einzelne, in sich geschlossene, betriebswirtschaftliche Inhalte, die in vielen Lösungen nahezu unverändert vorkommen. Sie sind in Bausteinen gekapselt und wiederverwendbar. Ein Building Block enthält – bezogen auf seinen inhaltlichen Umfang – alle Auslieferungsbestandteile einer SAP-Best-Practices-Version.
Die in einer SAP-Best-Practices-Lösung definierten Grund- und Kernprozesse können zudem von SAP-Partnern, die auf bestimmte Branchen spezialisiert sind, noch einmal verfeinert und zu eigenen SAP-Business-All-in-One-Lösungen „veredelt“ werden. Diese sind dann passgenau auf die industrietypischen Prozesse in diversen Branchen oder Subbranchen zugeschnitten. Speziell für den kleineren industriellen Mittelstand mit 100 bis 200 Mitarbeitern bietet SAP vordefinierte Business-All-in-One-Festpreispakete für Unterbranchen an wie die Automobilzulieferer, die Kleinserien- und Komponentenfertigung oder die Kunststoff und Metall verarbeitende Industrie.
Schnelleinstieg mit Rapid-Deployment-Lösungen
Mittelständische Firmen gleichen einem lebenden Organismus, der sich ständig weiterentwickelt. Sie expandieren national sowie international und verändern ihr Geschäftsmodell, indem sie sich vom Produkthersteller zum Full-Service-Dienstleister wandeln. Selbstverständlich müssen sich diese Veränderungen auch in der produktiven ERP-Lösung widerspiegeln. Sie muss laufend erweitert, angepasst und optimiert werden, etwa durch die Implementierung neuer IT- und Reporting-Prozesse oder die Umsetzung mobiler Szenarien.
Mittelständische Betriebe wollen aber keine „Mega-IT-Projekte“ ausführen, wenn es darum geht, die bestehende ERP-Landschaft weiterzuentwickeln. Sie möchten ihre spezifischen Prozessanforderungen mit gezielt zugeschnittenen und schnell einsetzbaren Applikationen lösen. Firmen, die bereits eine SAP-Business-All-in-One-Anwendung oder -Partnerlösung einsetzen, können dafür sogenannte „SAP Rapid Deployment Solutions“ (SAP RDS) nutzen. Der Softwarehersteller bietet unter diesem Namen eine Reihe von Schnellstartlösungen an, die gezielt spezifische Prozesse wie etwa Fertigungsfeinplanung, Stücklistensynchronisation, Absatzprognose oder die Kundenkontaktqualität abbilden und verbessern. Diese „Out-of-the-Box“-Lösungen, die zum Festpreis erhältlich sind, können sofort installiert und sehr schnell in Betrieb genommen werden – den Angaben von SAP zufolge teilweise in weniger als zwölf Wochen. In den Schnellstartlösungen wurde der Best-Practices-Ansatz weiterentwickelt und optimiert. SAP RDS bestehen aus vier Komponenten: Das sind zunächst vorkonfigurierte SAP-Standardfunktionen und maßgeschneiderte Implementierungsservices. Hinzu kommen fertig modellierte und beschriebene Best-Practices-Prozesse sowie -Vorlagen für Tests und bestimmte Anwendungsfälle. Mit dabei sind Leitfäden und Schulungsmaterial zur Erhöhung der Akzeptanz bei den Endanwendern.
Die RDS sind ähnlich wie Lego-Bausätze modular aufgebaut. Verschiedene Pakete lassen sich flexibel miteinander kombinieren und um benutzerdefinierte Elemente ergänzen. Das wiederum ermöglicht mittelständischen Firmen, die noch keine SAP-Lösung einsetzen, den raschen und kostengünstigen Einstieg in die SAP-Welt. Sie können dringende Anforderungen sofort angehen und anschließend ihre IT-Landschaft nach Bedarf und in der gewünschten Richtung – um beim Vergleich mit den Lego-Bausteinen zu bleiben – Stein für Stein mit weiteren RDS ausbauen. Zu diesem Zweck hat SAP eigens ein Fast-Start-Programm aufgelegt, bei dem Unternehmen jeder Branche mit einem webbasierten Lösungskonfigurator ihre individuelle SAP-Business-All-in-One-Anwendung zusammenstellen können.
Bis zu 40 Prozent Zeit und Kosten sparen
Derzeit gibt es mehrere Hundert dieser Schnellstartlösungen, und es kommen laufend neue hinzu. Die Implementierung von RDS, die von SAP und SAP-Partnern zum Festpreis angeboten werden, erfolgt in den drei Schritten „Start“, „Deploy“ und „Run“. Sie kann somit zuverlässig geplant werden und verläuft fast ohne Risiko. Glaubt man den Angaben von SAP, dann reduziert sich durch diese Vorgehensweise der Zeit- und Kostenaufwand gegenüber einem herkömmlichen Einführungsprojekt um bis zu 40 Prozent. Zum Vergleich: Bei einem Standardprojekt erfolgt die operative Ausführung in den fünf Phasen „Projektvorbereitung“, „Business Blueprint“, „Realisierung“, „Go-live-Vorbereitung mit Tests“ sowie „Produktivstart und Support zur Optimierung der Anwendung“.