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Mini-PCs reduzieren Kosten und verbessern die Performance
Mini-PCs sind eine kostengünstige Hardware-Alternative zu Servern, die es Unternehmen ermöglicht, Rechenzentrumsfunktionen außerhalb des Data Centers bereitzustellen.
Die Funktionen und Möglichkeiten eines herkömmlichen Rechenzentrums in einem Büro außerhalb des Firmengeländes aufrechtzuerhalten, kann schwierig sein. Mini-PCs für Unternehmen können die Leistung, Sicherheit und Flexibilität bieten, die Endbenutzer benötigen, aber in einem kleineren Hardware-Paket, das die Verwaltung eines Remote-Rechenzentrums vereinfacht.
Die Unterstützung einer Außenstelle oder Filiale (Remote Office/Branch Office, ROBO) erfordert in der Regel umfangreiche und teure WAN-Verbindungen zum Rechenzentrum mit komplexen Netzwerk-Setups, um Stabilität, Sicherheit und Leistung zu gewährleisten. Viele Endanwender an ROBO-Standorten benötigen mehr Funktionen und Leistung; einige Organisationen müssen neue Technik implementieren, um diese Anforderungen zu erfüllen.
Das Nachrüsten eines Rechenzentrums zur Unterstützung eines externen Standorts kann schwierig sein. Ein Server auf den beispielsweise VMwares ESXi passt, ist einfach zu groß für viele Remote-Standorte. Nicht nur die Größe eines Rack- oder Tower-Servers ist nicht für einen ROBO ohne eigenen Rechenzentrumsbereich geeignet, auch die Lüftergeräusche können störend für die Mitarbeiter oder Kunden sein.
Cloud-Dienste sind eine Option, um mehr Rechenleistung in externe Standorte zu bringen, doch auch das kostet Zeit, Aufwand und Geld. In bestimmten Fällen sind Mini-PCs eine Möglichkeit, die Leistung, Sicherheit und Flexibilität traditioneller Rechenzentren in einem ROBO zumindest teilweise zu erreichen.
Unternehmen wenden sich Mini-PCs zu
Mittlerweile bieten viele Hersteller Mini-PCs mit ordentlicher Leistung an; aber sind diese Heimcomputer in der Lage, Enterprise-Software für Rechenzentren auszuführen? Einige Anbieter – wie MSI Computer Corp. und Intel – entwickeln Mini-PCs, die speziell auf die Unterstützung kritischer Workloads ausgerichtet sind.
Die Mini-PCs von MSI laufen zum Beispiel mit Intel Core i7-CPUs (Central Processing Unit, Prozessor) der zehnten Generation. Dabei handelt es sich um Quad-Core-CPUs mit Hyper-Threading für acht virtuelle CPU-Kerne in einem Gehäuse, das 64 GB Speicher unterstützt.
Das ist nicht gigantisch, doch für moderate Virtualisierungsaufgaben reicht es zum Beispiel aus; MSIs i7-Produkt ist weniger als 5 Zoll groß, was für IT-Teams die Verwaltung von entfernten Rechenzentren vereinfacht. Es ist schwer vorstellbar, dass so ein kleines Gerät als Server dienen kann, aber viele Heimlabor-Enthusiasten haben schon seit mehreren Jahren erfolgreich MSIs Mini-PCs und Intel NUCs (Next Unit of Computing) im Betrieb.
Einer der Hauptvorteile von Mini-PCs ist die Möglichkeit, den Speicher so zu erweitern, dass Virtuelle Maschinen (VMs) auf Produktionsniveau in einem ROBO laufen können. Mini-PCs können ein breites Spektrum an Speicher unterstützen. Der MSI Cubi unterstützt beispielsweise sowohl ein M.2-Solid-State-Laufwerk (SSD) als auch eine herkömmliche 2,5-SSD oder ein Festplattenlaufwerk. IT-Abteilung können somit zum Beispiel ESXi auf der M.2-SSD und ihre VMs auf der 2,5-SSD installieren.
Dieses Speicher-Setup könnte leicht ein halbes Dutzend VMs von einem entfernten Active-Directory-Controller (AD), Datei- und Druckservern, Verkaufssoftware und sogar eine VDI-Sitzung (virtuelle Desktop-Infrastruktur) ausführen.
Allerdings ist es durchaus ein Argument, dass die meisten Mini-PCs nicht als unternehmenstauglichen Geräte konzipiert sind.
Vor- und Nachteile von Mini-PCs
Hersteller haben Mini-PCs so entwickelt, dass sie einfach zu installieren sind und möglichst viele Funktionen auf kleinstem Raum zu geringen Kosten bieten. Ein Problem, das Unternehmen mit Mini-PCs haben, ist jedoch, dass die Hosts oft nur eine einzige SSD enthalten. Es gibt also beim Ausfall des Laufwerks keinen Ersatz. Mini-PCs bedürfen also einer Modifikation, um Unternehmensansprüchen zu genügen.
IT-Administratoren können eine Synology-Einheit mit zwei Einschüben und 4 TB für ein paar hundert Euro hinzufügen und haben so zusätzliche externe Speicher- und Backup-Ressourcen vor Ort, zusätzlich zur externen Synchronisierung und einem Cloud-Speicher.
Die Synology DS419slim hat fast die gleiche Grundfläche wie MSI Cubi und lässt sich mit diesem oder anderen Mini-PCs gut in einem Regal oder auf einem Bürotisch stapeln. Beide Geräte haben eine niedrige Lüftergeschwindigkeit und eine hohe Leistung auf kleiner Grundfläche. Sie wurden spezifisch für den Einsatz außerhalb des Rechenzentrums entwickelt.
Für Standorte mit Kundenverkehr, wie Lebensmittel- oder Einzelhandelsgeschäfte, bieten Mini-PCs die Möglichkeit, Ressourcen am Verkaufsort zur Überbrückung bei einem WAN-Ausfall, oder gleich ganz ohne ein WAN bereitzustellen. Für Arzt-, Zahnarzt- oder Tierarztpraxen sind Mini-PCs eine kostengünstige Hardwarealternative, die Virtualisierungsfunktionen in Unternehmensqualität vor Ort bieten, ohne dass umfangreiche Hardwarekosten anfallen.
Mit einem zusätzlichen externen Synology Frame können Organisationen VMs auf der lokalen SSD im Mini-PC laufen lassen und externe Datenlaufwerke im Synology Frame haben, die sie für noch mehr Flexibilität mit einem RAID-Setup (Redundant Array of Independent Disks) schützen können. Einige Synology-Geräte, wie zum Beispiel die DS1621+, haben 10 Gigabit Ethernet eingebaut, aber die meisten Mini-PCs verfügen nicht über die notwendigen Ports. Infolgedessen sind die Endbenutzer bei der Geschwindigkeit auf 1 GBit/s eingeschränkt – es bleibt zu hoffen, dass hierfür bald bessere Produkte auf den Markt kommen.
Bei einem normalen Datenserver werden die meisten Endbenutzer diese gedrosselte Geschwindigkeit kaum bemerken. Aber für kritischere Anwendungen sollten Unternehmen vielleicht ihre Dateiserver eher auf der lokalen SSD behalten.