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Mandantenfähige Architekturen: Welche Optionen gibt es?
Worin unterscheiden sich Private und Public Cloud, wenn beide mandantenfähig sind? Und Colocation? Wir erklären den Unterschied zwischen diesen drei mandantenfähigen Architekturen.
Der Begriff mandantenfähig wird in Bezug auf viele IT-Architekturen gebraucht, die teilweise grundverschieden sind. Das liegt daran, dass die jeweiligen Mandanten an ganz verschiedenen Ebenen der Architektur angesiedelt sind und auf unterschiedliche Weise voneinander getrennt werden. In diesem Artikel erläutern wir Mandantenfähigkeit bei Private Cloud, Public Cloud und Colocation.
Der wichtigste Differenzierungsfaktor zwischen den dreien ist ihre Funktionsweise. Eine Colocation-Einrichtung stellt einer Organisation Räumlichkeiten zur Verfügung, um in diesen ihre Infrastruktur zu betreiben. Dem gegenüber ermöglicht es eine Private Cloud einer Organisation, Mandanten auf ihrem eigenen System zu verwalten. In einer Public Cloud hingegen hostet ein Anbieter die Workloads, Software oder Daten mehrerer Mandanten auf derselben Hardware.
Einfacher ausgedrückt: eine Organisation kann eine Private Cloud in einer Colocation-Einrichtung hosten, aber das macht nicht automatisch jedes Setup in einem Colocation-Rechenzentrum zu einer Private Cloud. Außerdem können Private Clouds sich überall, On- und Off-Premises befinden. Die Funktionsweise der Umgebung bestimmt also, ob diese Umgebung als Private Cloud oder Public Cloud bezeichnet werden kann, nicht der geografische Standort der Hardware.
Grundlagen des Cloud Computing
Public Clouds haben in den letzten Jahren rasant an Popularität gewonnen und sind fast zum Synonym für IT-Outsourcing geworden. Dazu gehört jedoch mehr als nur das Leasing von IT-Ressourcen in einem Remote-Rechenzentrum.
Der Hauptvorteil einer Public Cloud sind die verbrauchsabhängigen Preise, zu denen der Anbieter verwaltete Dienste bereitstellt. Wo das stattfindet konstituiert jedoch nicht die Public Cloud, sondern, ob die Cloud Managed Services für mehrere Mandanten (Tenants) bereitstellt. Eine Private Cloud ist also eine dedizierte Umgebung für nur einen Kunden. Eine Public Cloud ist eine Umgebung für mehrere Kunden, die zwar isoliert sind, sich aber dieselben Ressourcen teilen.
Um die Verwirrung perfekt zu machen, kann eine Private Cloud auch in einem Colocation-Zentrum oder isoliert in einer Public Cloud gehostet sein. Dann ist der Betreiber der Private Cloud selbst ein Mandant der Public Cloud – ein Modell, das als virtuelle Private Cloud (VPC) bezeichnet wird. Als Mandant der Public Cloud oder Colocation kann er in seiner Private Cloud wiederum selbst Mandanten anlegen.
Grundlagen von Colocation
Im Gegensatz zu einem Cloud-Anbieter stellt eine Colocation-Einrichtung keine verwalteten Dienste bereit. Vielmehr handelt es sich um ein gemeinsam genutztes Rechenzentrum, das seinen Mandanten Stellfläche, Strom, Kühlung und Netzwerkanbindung bietet. Colocation-Einrichtungen bieten auch physische Sicherheitsmaßnahmen.
Wer also Platz in einem Colocation-Zentrum anmietet, muss seine eigenen Racks, Server und andere Rechenzentrumsgeräte dort aufstellen. Da dem Nutzer die verwendete Hardware selbst gehört, kann er mit ihr umgehen, wie es ihm beliebt.
Unterschiede zwischen Cloud und Colocation
Oft findet man die verkürzte Erklärung, der Unterschied zwischen Private und Public Cloud sei, dass erstere nicht mandantenfähig sei und keine Services bereitstelle. Der eigentliche Unterschied ist jedoch die dedizierte Umgebung für die Private Cloud und wer Mandanten betreut sowie Managed Services bereitstellt.
Während Public-Cloud-Anbieter ihre Dienste der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, erstellen Private Clouds Dienste nur für ihre Mitarbeiter oder Partner, die auf sie Zugriff haben. So können in einem großen Unternehmen beispielsweise Abteilung jeweils als Mandant fungieren und Virtuelle Maschinen auf Basis der von der IT-Abteilung angebotenen Vorlagen erstellten.
Fassen wir also zusammen:
- Public Clouds befinden sich in einem Remote-Rechenzentrum, das dem Cloud-Hosting-Anbieter gehört und von diesem betrieben wird.
- Private Clouds können sich On-Premises, in der Public Cloud oder in einer Colocation-Einrichtung befinden.
- Public Clouds fungieren als Managed-Hosting-Anbieter innerhalb eines Unternehmens und bedienen mehrere Mandanten.
- Private Clouds fungieren auch als Managed-Hosting-Anbieter und versorgen mehrere Mandanten. Der Unterschied besteht darin, dass die Mandanten eines Public-Cloud-Anbieters in der Regel nicht miteinander verbunden und die Kunden des Anbieters sind. In der Private Cloud hingegen übernimmt der Kunde die Funktion, die der Provider in der Public Cloud innehat und seine Abteilungen und Mitarbeiter sind die Mandanten.
- Colocation-Einrichtungen sind ebenfalls mandantenfähig, aber im Gegensatz zu einer Public oder Private Cloud bieten Colocation-Einrichtungen ihren Mietern keine verwalteten Dienste an. Stattdessen mieten Kunden nur Grundfläche oder Regalfläche in der Colocation-Einrichtung. Es liegt ganz beim Mieter zu entscheiden, was er mit diesem gemieteten Raum anstellt.
Die Entscheidung zwischen Colocation und Cloud
Es gibt mehrere Schlüsselfaktoren, die ein Unternehmen berücksichtigen sollte, wenn es sich zwischen Cloud-Hosting und einer Colocation-Einrichtung entscheiden muss. Da wären zum einen die Kosten. Cloud-Anbieter rechnen nach einem verbrauchsabhängigen Preismodell ab, bei dem den Mietern nur die von ihnen verbrauchten Ressourcen in Rechnung gestellt werden. Das gilt auch bei Private Clouds abhängig davon, wo sie gehostet sind.
Eine Colocation-Einrichtung hingegen vermietet Rechenzentrumsflächen an ihre Mieter, bietet jedoch keine verwalteten Services an. Mieter zahlen also für die Nutzung, aber auch für Hardware, Softwarelizenzen, Support und Bandbreite.
Unternehmen sollten sich außerdem fragen, wie viel Kontrolle sie über ihre Infrastrukturressourcen brauchen. Öffentliche Cloud-Anbieter fungieren als Managed-Hosting-Anbieter für eine große und vielfältige Gruppe von Mietern.
Sicherheit hat daher oberste Priorität. Das bedeutet, dass Public-Clouds ihren Mandanten weder den physischen Zugriff auf ihre Rechenzentren noch Zugang zur Verwaltung von Server- und Speicherinfrastruktur auf niedrigem Level gewähren können. In einigen Public Clouds können Mandanten dedizierte Hardware leasen – Beispiele dafür sind AWS Outposts oder Azure Stack – aber selbst da ist der Zugriff begrenzt. Ist die Private Cloud also auf Cloud-Ressourcen gehostet, haben Anwender je nach Plattform zwar mehr Kontrolle über Ressourcenverteilung, aber keine über die Hardware.
In einem Colocation-Zentrum ist das Unternehmen hingegen selbst für die Bereitstellung von Servern, Speichern und anderer IT-Infrastrukturen verantwortlich. Das bedeutet, dass die Organisation in ihrer Hardware nach Gutdünken schalten und walten kann.
Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist die Frage, wie viel Arbeit und Aufwand ein Unternehmen in die Verwaltung seiner Workloads stecken möchte oder kann. In einer Public Cloud übernimmt der Cloud-Anbieter den gesamten Low Level Support für die verwalteten Dienste.
Das bedeutet, dass der Anbieter Hardwarewartungsaufgaben wie das Ersetzen ausgefallener Festplatten und das Ausrollen von Software-Patches übernimmt. Darüber hinaus ist der Cloud-Anbieter dafür verantwortlich, seine Infrastruktur aktuell zu halten und Ausfälle und andere Probleme zu beheben. Colocation-Einrichtungen garantieren im Allgemeinen nur, dass die Hardware ausreichen Strom, Internetverbindung und Kühlung bekommt – einige bieten jedoch Wartung als zusätzlichen Service an.
Colocation-Einrichtungen eignen sich demnach gut für Unternehmen, die ein hohes Maß an Kontrolle über ihre Hardware und die darauf gehosteten Workloads benötigen, während eine Public Cloud besser für Unternehmen geeignet ist, die diese Aufgaben lieber von einem Dritten ausführen lassen möchten. Die Private Cloud schließlich kann beide Varianten ermöglichen, unter Umständen auch zeitgleich. Sie verlangt außerdem dem Nutzer mehr Engagement bei der Verwaltung der Dienste ab.