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Kriterien für den Serverkauf: Software und Management
Die perfekte Hardware liefert nur kombiniert mit der richtigen Software und einem IT-Team, das in der Lage ist, das System optimal am Laufen zu halten das gewünschte Ergebnis.
Serverhardware in allen Formen und Varianten war Gegenstand von Teil eins unserer Miniserie. In diesem Teil widmen wir uns aber der Frage was passiert, wenn der Server einmal in einem Rechenzentrum aufgestellt ist. Schon vorab sollten Entscheider im Blick behalten, welche Workloads und Umgebungen sie auf ihren neuen Servern einrichten wollen und wie ihre Administratoren diese in Zukunft verwalten werden. Dazu gehören Fragen zur Software, nämlich die Wahl des Betriebssystems sowie Software für Virtualisierung und für die Verwaltung der Server. Außerdem gehören dazu Prozesse und Planung, zum Beispiel für die physische Wartung der Geräte.
Betriebssysteme und Virtualisierungssoftware
Serverbetriebssysteme sind zahlreich und Windows ist hier lange nicht so omnipräsent wie im Endnutzerbereich. Bei Servern hat Linux die Nase vorn. Laut einem Bericht von IDC von 2019 laufen bereits seit einigen Jahren etwas weniger als die Hälfte der Server mit Windows Server. Der Rest entfällt auf verschiedene Linux-Distributionen und einen sehr geringen Anteil anderer Unix-basierter Betriebssysteme.
Die Wahl des Betriebssystems hängt ganz entscheidend davon ab, was die Präferenz des Administrators ist und was genau er mit dem neuen Server anstellen möchte. Wer Windows gewohnt ist und mit dem Server beispielsweise eine Domäne mit Windows-Desktops verwalten, ASP (Active Server Page) und ASP.NET für einen Webserver verwenden möchte, oder Exchange und SharePoint nutzt, der sollte auf Windows Server setzen. Wer sich noch nicht in Linux hineingefuchst hat, aber zu Open-Source-Produkten tendiert, sollte sich die Distributionen Ubuntu und Debian genauer ansehen. Bei großen Unternehmensnetzwerken sind eher SUSE, CentOS und Red Hat Enterprise Linux (RHEL) geeignet. Wer schließlich eine Entwicklungsumgebung mit schneller Bereitstellung aufbauen möchte, sollte Fedora in Erwägung ziehen. Der Kostenpunkt ist bei Open-Source-Betriebssystemen zunächst einmal oft geringer. Allerdings sollten Unternehmen darauf achten, wie gut ihre Administratoren mit dem System anschließend zurechtkommen – denn Support kostet meist extra.
Unternehmen müssen sich aber nicht komplett festlegen. Denn selbstverständlich können auch verschiedene Betriebssysteme zeitgleich auf derselben Serverhardware laufen. Möglich ist das durch Virtualisierung. Sie hat Server sehr viel effizienter gemacht, da mehrere Computer ihre Ressourcen teilen können und somit die Auslastung der Hardware erheblich verbessert wird.
Wer auf hyperkonvergente Infrastruktur (HCI) setzt, muss bei der Virtualisierungssoftware meist nicht lang überlegen, denn der Hypervisor und die restliche Software sind gleich Teil des Pakets. In anderen Fällen bietet sich das zum Betriebssystem gehörende Produkt an, wie beispielsweise Hyper-V für Windows oder KVM (Kernel-based Virtual Machine Hypervisor) für RHEL– wobei es sich bei letzterem um einen Typ-2-Hypervisor handelt, der also auf dem Betriebssystem läuft und nicht unterhalb davon. Für anspruchsvolle Anwender, die viele verschiedene Umgebungen einrichten möchten, sind außerdem die Angebote von VMWare interessant. Wer plant, im neuen System Produkte von Citrix einzusetzen, bekommt dort ebenfalls eine passende Virtualisierungs-Suite.
Überwachung und Management
Die Verwaltung von Servern und das Aufrechterhalten ihrer Funktionsfähigkeit umfasst eine Reihe von Aktivitäten und Werkzeugen.
Serverüberwachungssysteme liefern zum Beispiel kritische Daten, mit deren Hilfe Administratoren Probleme erkennen können, bevor sie eskalieren und Ausfälle verursachen. Zu den wesentlichen Komponenten und Werkzeugen der Serverüberwachung gehören Tools zur Kapazitätsverwaltung, welche die Auslastung von Ressourcen wie CPU, RAM und Storage verfolgen. Spezielle Tools für den Energieverbrauch ermöglichen es Administratoren, die Effizienz eines Servers zu messen.
Dafür benötigen sie in die Stromversorgung eingebettete Messgeräte, die den Stromverbrauch angeschlossener Geräte melden. Teilweise lassen sich diese Informationen in die Serverüberwachungssoftware einspeisen. Weitere Optionen sind externe Leistungsmesser, Online-Energieverbrauchsrechner und Konfigurationstools von Hardwareherstellern.
Servermanagementsysteme enthalten auch eine Überwachungskomponente, ermöglichen es aber zusätzlich, Einstellungen am Server vorzunehmen. Viele Anbieter von Serverhardware liefern auch die entsprechende Servermanagement- und Überwachungssoftware gleich mit. Gerade bei heterogenen Rechenzentren ist es jedoch empfehlenswert, sich nach Software von Drittanbietern umzusehen. Hier ist es einfacher, verschiedene Komponenten in einem System zusammenzubringen.
Überwachungs- und Managementsoftware kann als Software-as-a-Service (SaaS) gebucht werden, was den Vorteil hat, dass die Konsole von überall aus in der Cloud abrufbar ist. Zu diesen Angeboten gehören New Relic, CloudRadar, und Server Density. Gerade, wer ohnehin die Cloud zum Teil seines Rechenzentrums macht, sollte sich die verfügbaren Angebote ansehen, in denen die Überwachung der Server mit dem Cloudmonitoring zusammengelegt ist.
Hinzu kommt proprietäre Serverüberwachungssoftware, die auf dem System ausgeführt wird. In diese Kategorie fallen die Systeme von Serverhardware- oder Betriebssystemanbietern. Hier sind SolarWinds, ManageEngine, Microsoft System Center Operations Manager und HPE OpenView zu erwähnen.
Schließlich gibt es auch ein breites Angebot an Open-Source-Software für die Serverüberwachung, die teilweise auch über Webkonsolen verfügen, die sich aus der Ferne aufrufen lassen. Open Source hat den Vorteil größerer Flexibilität und Anpassbarkeit sowie eines niedrigeren Preises, bedeutet meist aber auch wesentlich mehr Arbeit beim Setup, das ein erfahrener Administrator durchführen sollte. Systeme wie Cacti, CollectD, OpenNMS, Zabbix und für HPC-Systeme (High Performance Computing, Hochleistungs-Computing) auch Ganglia sind hier verbreitet. Dabei besteht stets eine gewisse Affinität zu Linux-Servern, auch, wenn Windows oft unterstützt wird.
Wartung und Fehlerbehebung
Eine ordnungsgemäße Wartung verlängert die Lebensdauer und Effizienz eines Rechenzentrums. Die Daten, die über das Managementsystem erhoben werden, helfen Administratoren dabei, zu erkennen, wenn Komponenten ein Problem haben, bevor sie ganz ausfallen. Hinzu kommen regelmäßige Wartungsaufgaben an Soft- und Hardware, wie Patches, Updates und die Reinigung der physischen Komponenten. Organisationen sollten ein Verfahren zur regelmäßigen Aktualisierung von Anwendungen, Firmware und Betriebssystemen entwickeln.
Vielversprechend ist die sogenannte prädiktive Wartung (Predictive Maintenance), die mittels künstlicher Intelligenz (KI) eine Wartungsfrequenz ermittelt, die einen guten Kompromiss zwischen Ausfallsicherheit und Effizienz erreicht. Solche Systeme sind noch nicht für jedes Unternehmen erschwinglich. Bis dahin sollten Administratoren mit Richtlinien und Warnungen arbeiten, die sie selbst in den Servermanagementsystemen einstellen.
Tritt ein Problem auf, sollten sie außerdem einen Prozess für die Fehlerbehebung parat haben. Dazu gehört das Bestimmen des Problemausmaßes – wer sind die betroffenen Benutzer, und melden sie konsistente Fehlermeldungen? Sobald das Problem auf einen bestimmten Server eingegrenzt ist, können die Admins in ihren Überwachungs-Tools Warnmeldungen und Ereignisprotokolle konsultieren, Netzwerkverbindungen überprüfen und die Topologie der Serverumgebung überprüfen.
Ein wichtiger Aspekt für die Ausfallsicherheit ist eine angemessene Belüftung und Temperaturkontrolle für die Server und das Einhalten eines routinemäßigen Wartungsplans, sowie die Installation unterbrechungsfreier Stromversorgung (USV).
Überlegungen zum Kauf
Unabhängig von der Größe des Unternehmens sind die Grundlagen für den Serverkauf im Wesentlichen immer die gleichen: Verstehen Sie Ihre Anforderungen und Anwendungsfälle und gleichen Sie diese mit den Produkten ab, die für Sie in Frage kommen.
Die Anbieter verfügen über eine breite Palette von Serverformfaktoren, Konfigurationen und Modellen, von denen viele für bestimmte Arten von Workloads optimiert sind. Deshalb lohnt es sich, mit dem Anbieter eng zu kommunizieren und beispielsweise mit dem Vertragspartner verschiedene Optionen durchzuspielen, aber auch, selbst nebenher zu recherchieren.
Gerade in KMUs (kleine und mittlere Unternehmen) werden die Kosten schnell zum entscheidenden Faktor. Hier müssen Entscheider zu Kompromissen bereit sein und mit Anbietern verhandeln.
Die Zukunft der Serverhardware
Auch, wenn es unstrittig ist, dass die Cloud-Akzeptanz immer weiter steigt, werden Unternehmen sehr wahrscheinlich weiterhin Server besitzen und betreiben, oft als Teil von Hybrid-Cloud-Umgebungen.
Doch auch in der Cloud ist die Rechenleistung nicht herbeigewünscht, sondern wird von Servern erledigt. Serviceanbieter werden sehr wahrscheinlich diejenigen Käufer sein, die in Zukunft auf dem Servermarkt den Ton angeben. Omdia, ein Technologie-Forschungsunternehmen mit Sitz in London, schätzt, dass im Jahr 2020 etwa zwei von drei Servern an Anbieter von Cloud-Diensten oder Telekommunikationsnetzwerken geliefert werden.
Die Rechenzentrumslandschaft ändert sich immer schneller und das kann frustrierend sein. Entscheidungen, die heute zukunftsfähig wirken, entpuppen sich einige Jahre später als kapitaler Fehler. In den letzten Jahren hat sich jedoch auf dem Markt spürbar eine Tendenz zu mehr Offenheit und Kooperation zwischen verschiedenen Anbietern – zumindest in der Theorie – durchgesetzt.