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Hybrid-Cloud-Management bleibt auch 2021 ein wichtiges Thema
Hybrid Cloud gehört zu den beliebtesten Cloud-Computing-Modellen. Das veranlasst Anbieter dazu, ihre Tools so umzugestalten, dass sie hybride IT-Anforderungen erfüllen können.
Unternehmen setzen immer mehr Cloud-Technologie ein. IT-Administratoren müssen sich daher fragen, wann und wie sie in die Infrastruktur On-Premises investieren und wie sie ein Modell für die Verwaltung entwickeln, das sowohl für Ressourcen im Rechenzentrum als auch in der Cloud funktioniert. Sie benötigen dafür Tools, die auf das Management der Hybrid Cloud ausgerichtet sind.
Die große Herausforderung für Unternehmen besteht darin, ihre eigenen Rechenzentren so zu modernisieren, dass sie moderne Workloads unterstützen und bei der Geschwindigkeit, mit der sie Anwendungen unterstützen können, ein mit der Cloud vergleichbares Ergebnis liefern.
Daraus entsteht ein Bedarf an Tools für hybride IT-Infrastrukturen. Unternehmen müssen sich darüber klar werden, welche Rolle ihre Rechenzentren und die Cloud jeweils übernehmen sollen und wie sie sich das Zusammenspiel vorstellen.
Darin unterscheidet sich die Hybrid Cloud gar nicht so sehr von älteren Fragen der Systemintegration, bei denen es auch schon darum ging, unterschiedliche Komponenten zu einem größeren Ökosystem zusammenzuführen. Diese Systeme waren jedoch alle On-Premises. Heute müssen Administratoren die Public Cloud, andere Cloud-Systeme, SaaS-Systeme (Software as a Service), lokale Infrastrukturen und Edge-Computing-Netzwerke unter einen Hut kriegen.
Cloud only hat seine Grenzen
Die Hybrid Cloud ist die häufigste Form des Cloud Computing und das hat gute Gründe. Nicht jeder Workload gehört auf eine Cloud-Architektur und profitiert von dieser. Viele Unternehmen, die in den letzten Jahren ein umfangreiches Lift-and-Shift-Projekt in die Cloud durchgeführt haben, holen diese Workloads jetzt wieder On-Premises zurück.
Ein Großteil der Programme, die aus der Cloud zurückkommen, sind Anwendungen, die aufgrund von Architektur- oder anderer Designproblemen (zum Beispiel Datengravitation) keinen Nutzen aus ihr ziehen konnten. Möglicherweise waren sie in der Cloud sogar aufwendiger und teurer zu betreiben. Große Cloud-Anbieter wie Microsoft und AWS (Amazon Web Services) haben diese Realität inzwischen akzeptiert und bieten Produkte wie Azure Stack und AWS Outposts an, um diese Kunden zu halten, indem sie Kosten senken und die Wartung vereinfachen.
Die Verwaltung einer Hybrid-Cloud-Umgebung ist eine komplizierte und arbeitsintensive Aufgabe. Angebote, wie die gerade genannten tragen dazu bei, einen Teil dieser Komplexität zu reduzieren. In den meisten Unternehmen verbleiben im primären Rechenzentrum jene Anwendungen, für die sie unbefristete Lizenzen oder reine On-Premises-Lizenzen verfügen und die eine zentrale Rolle für die Produktivität des Unternehmens spielen.
Die Cloud spielt hingegen da ihren Vorteil aus, wo Ressourcen variabel genutzt werden. Administratoren können im Rechenzentrum tatsächlich eine günstigere Rechenleistung erzielen, wenn sie Workloads haben, die kontinuierlich mit gleicher Last laufen.
Fragen rund um das hybride IT-Management
Derzeit läuft noch eine Debatte, ob Administratoren Cloud und On-Premises-Rechenzentrum mit einem Toolset abdecken können, oder ob es besser ist, für beide Infrastrukturen spezialisierte Tools zum Management einzusetzen.
Tatsächlich unterscheiden sich die Verwaltungsaufgaben oft stark; viel Anbieter versuchen dennoch, einheitliche Tools zu bieten. In der Anfangszeit der Cloud entwickelten sich beispielsweise Cloud-Managementplattformen – häufig mit der Absicht, die Verwaltung von Private Clouds zu unterstützen, seltener der Public Cloud.
Administratoren müssen sich oft mit der Frage befassen, ob sie wirklich zwei Sätze von Werkzeugen erwerben müssen oder ob es nicht doch möglich ist, sich auf einen zu eignen; ob die unterschiedlichen Setups überhaupt die gleichen Anforderungen haben; und ob ein Tool sowohl die Cloud als auch Ressourcen On-Premises effektiv verwalten kann.
Abhilfe versprechen unter anderem On-Premises-Dienste lokaler Cloud-Anbieter wie die bereits genannten AWS Outposts, Google Anthos und Azure Stack. Mit diesen Optionen lassen sich dieselben APIs für die Verwaltung On-Premises und in der Cloud verwenden.
Viele Unternehmen möchten zumindest ein gewisses Maß an Hybridität in ihre IT-Infrastruktur bringen, weil sie sich einfachere Skalierung wünschen. Bisweilen scheitert das am nicht-vorhandenen Angebot. Es ist zu erwarten, dass Cloud-Anbieter noch mehr auf diese Wünsche eingehen werden. So gab beispielsweise Amazon auf der re:Invent 2020 bekannt, dass es 2021 seine Kubernetes-Dienste mit EKS Anywhere auf On-Premises-Umgebungen ausweitet.
Dem kommen auch die Software-as-a-Service-Markplätze entgegen. Hier haben sich reichhaltige Angebote für Industrien wie Mobilität und Gesundheitswesen entwickelt. Hinzu treten Konzepte wie Data Unification und Data Fabric, die zu einer einfacheren Verwaltung hybrider Landschaften beitragen. Sie eignen sich besonders für Szenarien, in denen Anwendungen eines Unternehmens an verschiedenen Standorten laufen und Informationen aus verteilten Datensätzen beziehen.
Wie immer gilt, dass es auch hier nicht die eine Lösung gibt, die alle glücklich machen kann. Unternehmen müssen erst sorgfältig ihre Ziele, gegenwärtige Infrastruktur und akute Probleme evaluieren und sich dann entscheiden, welche Angebote das Management ihrer hybriden Infrastruktur erleichtern können.
Die wachsende Bedeutung des Edge
Während die Hauptargumente für und gegen reine On-Premises oder Cloud-First-Infrastrukturen weiterhin gültig sind, ist zu erwarten, dass die Auswirkungen des Edge Computing bei dieser Debatte in zunehmendem Maße dazwischenfunken werden. Mit dem Zuwachs an Edge-Geräten und -Daten entstehen neue Anwendungsfälle, in denen Rechenleistung anders zur Verfügung gestellt werden muss als im Rechenzentrum.
Das alles führt zu einer Zunahme bei der Nutzung von Public Clouds, aber auch von Hardware für das Edge Computing – das erfordert ein ganz eigenes, auf diese Nutzung ausgerichtetes Hybrid-Cloud-Modell. Betroffen sind davon vor allem Cloud-Anbieter und Telekommunikationsunternehmen, die sich auf diese Anforderungen vorbereiten müssen.