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HCI: welche Strategie ist die richtige für Ihr Unternehmen?
Bei der Wahl einer hyperkonvergenten Infrastruktur gilt es zahlreiche Faktoren zu beachten. Während HCI-Software weniger Support bietet, droht bei HCI-Hardware der Vendor Lock-in.
Wer sich bereits für den Einsatz einer hyperkonvergenten Infrastruktur in seinem Unternehmen entschieden hat, muss im zweiten Schritt die grundlegende Strategie wählen: Möchte er HCI als Softwareebene umsetzen, oder HCI-Knoten als vorkonfigurierte Hardware-Appliance kaufen?
Die Wahl zwischen HCI-Hardware oder HCI-Software
Hardware wird in Unternehmen in letzter Zeit immer mehr als zweitrangige Frage, als reine Basis für Cloud-basierte Systeme gesehen. Dadurch kann es so wirken, als hätte die hardwarebasierte hyperkonvergente Infrastruktur (hyper-converged Infrastructure, HCI) ausgedient. Doch sie hat ihre Vorzüge, zum Beispiel für Workloads, bei denen ein hoher Datendurchsatz notwendig ist.
Bei Echtzeit-Datenanalysen erweisen sich beispielsweise die enge Integration und hohe Optimierung von Storage-to-CPU-Netzwerken in HCI-Hardware als nützlich. Ein weiteres wichtiges Einsatzszenario für hardwarebasierte HCI sind VDI-Implementierungen (virtuelle Desktop-Infrastruktur), bei denen die komplexen Wechselwirkungen zwischen CPU, Speicher und Netzwerklasten von einer hardwareoptimierten Umgebung profitieren können.
Zu den fertig ausgelieferten HCIs gehören die VxRail-Systeme von Dell, auf denen VMware-Software läuft, und die HPE-SimpliVity-Plattform. Solche Hardwaresysteme verfügen in der Regel auch über integrierte Hochverfügbarkeit, die mit redundanten oder mehrfach redundanten Hardwarekomponenten bereitgestellt wird.
HCI auf Hardwarebasis liefert zwar hervorragende Performance, solche Systeme sind jedoch in der Regel teuer anzuschaffen und zu skalieren, unter anderem, weil es mit gewöhnlicher HCI nicht möglich ist, CPU, Netzwerk, Storage oder Arbeitsspeicher einzeln zu erweitern und Anwender immer ein Gesamtpaket erwerben müssen.
Das bedeutet auch, dass hardwarebasierte HCI eine große Neigung zu Vendor Lock-in mit sich bringt und damit auch eine Abhängigkeit davon, das der Hersteller Support und Produktlinien fortführt. Viele HCIs haben außerdem einen hohen Strombedarf und nicht alle Rechenzentren verfügen über die Infrastruktur, um ein solches System zu unterstützen.
Es gibt jedoch eine andere Option. VMware ist der größte Akteur auf dem softwarebasierten HCI-Markt. Die Software-Suite – angeführt von vSAN – stellt eine HCI-ähnliche Plattform bereit, die über weniger kostspielige Hardwarekomponenten verteilt werden kann, ohne dass die starke Verzahnung von CPU, Speicher und RAM einer HCI-Hardware notwendig wäre.
Nutanix hat bereits vor einiger Zeit den Schritt weg von einem reinen Hardwareangebot hin zu softwarebasierter HCI getan. Auch Microsoft bietet im Rahmen des Azure-Stack-Portfolios eine On-Premises-Version von Azure an.
Weitere Beispiele sind OpenStack, das über eigene HCI-ähnliche Funktionen verfügt, und Red Hat, das neben Ansible ein System gemeinsam mit OpenStack anbietet.
Der Vorteil ist, dass Unternehmen die Hardware, auf die sich diese Software schichtet, unabhängig wählen können und dass diese Software oft günstig oder sogar kostenlos im Rahmen von Open-Source-Vereinbarungen zu haben ist.
Der Nachteil ist, dass Nutzer für das Bereitstellen einer oft komplexen Hardwarearchitektur allein selbst verantwortlich sind, und dass Anwender Funktionen wie Überwachung, Berichterstattung und Verwaltung oft zusätzlich auf die HCI-Software aufschichten müssen.
Drei Varianten für die HCI-Bereitstellung
In beiden der genannten Fälle gibt es drei denkbare Herangehensweisen an die Bereitstellung von HCI:
- Kompletter Austausch. Hierbei werden alle vorhandenen Systeme ausgemustert und neue Hard- und Software zum Aufbau der hyperkonvergenten Infrastruktur eingesetzt. Für die meisten Organisationen ist das jedoch aus finanzieller Sicht keine Option.
- Langsamer Übergang. Alle neuen Softwareimplementierungen, bei denen stärker integrierte Ressourcen vorzuziehen sind, werden in einer HCI-Umgebung durchgeführt. Im Laufe der Zeit werden alte Workloads auf die neue HCI-Plattform migriert.
- Schrittweise Implementierung. Dabei werden die spezifischen Anforderungen jedes Workloads dahingehend überprüft, ob eine HCI notwendig ist, oder ob eine gewöhnliche virtualisierte Ressourcenplattform besser geeignet ist. Dieses Modell ist für die meisten Organisationen optimal, da sich hier die Kosten und die Leistung in einem akzeptablen Verhältnis zueinander halten.
Typische Herausforderungen bei der Einführung von HCI einplanen
Ist die Entscheidung getroffen, sollten Unternehmen sich die Herausforderungen bei der Implementierung vor Augen führen und für diese vorausplanen:
- Public-Cloud- und SaaS-Systeme (Software as a Service, Software als Service) werden nicht nur immer populärer, sondern auch zunehmend leistungsfähiger. Der Einsatz einer HCI-Plattform On-Premises ist daher möglicherweise nur eine Station beim Übergang in die Cloud. Die Ressourcenflexibilität von Public Clouds übersteigt bereits bei weitem das, was die meisten Private Clouds bieten können, und die Verfügbarkeitszahlen auf Plattformebene sind überaus hoch.
- Jede HCI-Umgebung muss für den Rest der Umgebung als Peer-Server fungieren. Sie sollte nicht nur ein ganzheitlicher Teil der Gesamtplattform sein, sondern sie sollte auch über denselben Zugang wie der Rest des Systems überwacht und verwaltet werden können. Unternehmen sollten Systeme vermeiden, die ausschließlich über proprietäre Verwaltungssoftware verfügen.
- Die Portabilität der Workload ist ein Muss. Viele HCI-Plattformen werden für VDI-Images oder containerisierte Softwareinstanzen verwendet. Interessenten sollten sicherstellen, dass Images nicht nur auf einer bestimmten HCI laufen, auf die sie abgestimmt sind, und dass die Workloads bei Bedarf problemlos auf eine alternative Plattform wechseln können.
HCI ist nach wie vor ein geeignetes Mittel für bestimmte Workloads, wie VDI und Echtzeit-Datenanalysen. Es ist jedoch Vorsicht geboten. Unternehmen sollten sichergehen, dass sie eine HCI wählen, die zu ihren Wünschen und Plänen passt.