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Entwicklungs- und Monitoring-Technologien auf der Spur
Das Silicon Valley beherbergt die größten IT-Firmen der Welt. Doch auch frische Ideenschmieden siedeln sich mit einem Standort in der Nähe von San Francisco an.
Anmerkung der Redaktion: Diese zweiteilige Artikelserie stellt neun Unternehmen im Bereich Daten-Management, Datenbanksysteme, Container- und Cloud-Management sowie Softwareentwicklung vor. Dieser zweite Artikel dreht sich um Firmen, die aus den Bereichen Container- und Cloud-Management sowie Softwareentwicklung stammen. Im ersten Artikel wurden die fünf Unternehmen Aera Technology, H2O.ai, Kinetica, Odaseva und Yellowfin vorgestellt, die aus dem Daten-Management-, Business-Intelligence- und Analytics-Segment kommen.
Der Software- und Cloud-Markt bringt erfolgreiche, aber auch fehlgeschlagene IT-Modelle zum Vorschein. Wer in der IT-Industrie eine aufstrebende Position einnehmen möchte, muss im Silicon Valley und San Francisco einen Standort vorweisen.
In diesem Artikel werden vier Cloud-native Unternehmen vorgestellt, die Geschäftsmodelle für Anwendungsentwicklung, Softwaretest, Container und Cloud Monitoring kreiert haben. Als Teil einer Pressetour durch das Silicon Valley und San Francisco konnte TechTarget Einblicke in diese Unternehmen gewinnen.
Platform.sh: CI und CD für Webanwendungen und SaaS
Platform.sh wurde 2010 von Damien Tournoud, Frédéric Plais, Ori Pekelman und Ryan Szrama gegründet. Ihre Idee war, Anwendungsentwickler so zu unterstützen, dass sie innerhalb weniger Tage neue Software-Releases ihrer Webanwendungen einführen können und diese nicht über längere Zeiträume verteilen müssen. Mittlerweile hat das Unternehmen mehr als 100 Mitarbeiter sowie Hauptniederlassungen in Paris und San Francisco.
Platform.sh stellt eine Entwicklungsumgebung für Webanwendungen bereit, die Code-Entwicklern hilft, die permanente Entwicklung und Bereitstellung von Releases und Funktionen, also Continuous Integration und Continuous Delivery, in ihrer Umgebung anzuwenden.
Der Anbieter bewirbt hierfür eine Kooperation mit Microsoft und T-Systems in Deutschland. „Webanwendungen sicher und schnell in die Cloud zu bringen, ist komplex. Das Problem ist: Wie lassen sich agile Softwareentwicklung, Cloud Hosting und Datenschutz automatisiert verbinden?“, fragt Frédéric Plais, CEO von Platform.sh. „Platform.sh hat alles, was man braucht, um automatisch die Entwicklung und die Bereitstellung von Software miteinander zu integrieren – und zwar in der Microsoft Cloud Deutschland, die dem Bundesdatenschutzgesetz unterliegt.“
Frédéric PlaisPlatform.sh
Platform.sh bietet seit Ende Oktober 2018 außerdem eine White-Label-Plattform an, so dass Softwareanbieter und SaaS-Dienstleister die Funktionalitäten ihrer On-Premises-Anwendungen für das Web umwandeln oder als neue SaaS-Anwendung kreieren können. „Dank der Entwicklungsumgebung kann der Kunde App-Updates schneller freigeben, was zu einer höheren Kundenzufriedenheit führt. Mit White Label SaaS Factory bieten wir einen Managed Service für PaaS zur Erstellung von SaaS-Lösungen an“, erläutert Plais.
„Wir sind damit in der Lage, unseren Kunden eine End-to-End-Lösung für die Entwicklung, Bereitstellung und Verwaltung ihrer inhaltsorientierten Projekte anzubieten – innerhalb weniger Werktage“, bewirbt er das Angebot. „Dies ermöglicht es unseren Kunden, ansprechende Inhalte schneller als je zuvor zu erstellen, und ermöglicht es uns, neue Umsatzquellen durch ein SaaS-Bereitstellungsmodell zu erschließen.“
Die White-Label-Version unterstützt unter anderem Verlage, deren Vertriebsmodell auf Integrationspartnern basiert und eine individuelle Lösung wünschen. Das PaaS lässt sich innerhalb der AWS- und Azure-Cloud-Umgebung einsetzen und verwendet eine Container-Architektur, die unterschiedliche Komponente unterstützt: zum Beispiel Webserver, PHP und Datenbank.
Außerdem arbeitet Platform.sh mit einer Vielzahl von Technologien wie Nginx, Drupal, Symfony, Redis, MySQL, PostgreSQL, Apache Solr und Elasticsearch zusammen, unterstützt aber auch Linux-basierte Funktionen. Das Preismodell von Platform.sh richtet sich an den Anforderungen der Entwicklungsumgebung aus. Eine Funktions- und Preisübersicht gibt es auf der Website des Anbieters.
Mabl: Softwaretests mit Machine Learning
Softwaretests sind eine zeitaufwendige, aber unverzichtbare Tätigkeit für Softwareentwickler. Glücklicherweise lassen sich Tests immer stärker automatisieren. Mabl stellt eine solche Lösung für automatisierte Tests von Webanwendungen zur Verfügung.
Die SaaS-Lösung läuft auf der Google Cloud Platform (GCP) und durchsucht mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) Webanwendungen und testet diese. Benutzer können über ein Dashboard angeben, welche Webumgebung (basierend auf einer URL) und Funktionen getestet werden sollen.
„Zu Beginn habe ich nach einer neuen Herausforderung gesucht, um das Testen von Software viel einfacher zu machen. Der Fokus liegt vorerst auf Webanwendungen, aber das Konzept eignet sich auch für andere Applikationen wie Android und iOS Apps sowie Browser-Anwendungen“, sagt CEO und Mitbegründer von Mabl, Izzy Azeri. „Im Wesentlichen ist Mabl eine komplette Testumgebung, die keine vordefinierten Testskripte benötigt. Es ist nicht mehr notwendig, dass ein Entwickler über die Testfälle nachdenkt, um die Software gründlich zu testen.“
Die Testausführung erfolgt über einen Service, der auf der Google Cloud Platform gehostet wird und verschiedene Browser simuliert. Die Google-Plattform ist die Grundlage für analytische Services, Batch Processing und Machine Learning. Grundsätzlich kann der Service auf jeder Cloud-Plattform eingesetzt werden, allerdings besteht laut Azeri eine starke Kooperation zwischen Mabl und Google.
Mitbegründer Izzy Azeri bietet in diesem Video einen Einblick in die Idee und das Geschäftsmodell von Mabl:
Die Programmierfehler und Bugs, die Mabl während des Tests erkennt, werden über das Dashboard visuell dargestellt. Im Vergleich zu anderen Lösungen betrachtet Mabl nicht den Quellcode, sondern beginnt, verschiedene Aktionen auf dem Portal strukturiert auszuführen. Das System erkennt so, ob etwa JavaScript-Fehler existieren oder ob es defekte Links in der Umgebung gibt.
Wird ein Fehler gefunden, wird er dokumentiert und zusammen mit Vorschlägen möglicher Ursachen angezeigt. Die Entwickler können die Informationen verwenden und eine Lösung implementieren. Der Basistest besteht aus fünf Durchläufen, ein Leistungstest aus zehn.
Mabl bietet drei Pläne für seinen Service an, die entweder monatlich oder jährlich abgerechnet werden. Der Plan Essentials kostet bei monatlicher Rechnung 99 Dollar pro Monat und bei jährlicher Abrechnung 59 Dollar pro Monat. Der Pro-Plan kostet 599 Dollar pro Monat bei monatlicher und 499 pro Monat bei jährlicher Abrechnung. Für den Enterprise-Plan sollten sich Interessenten mit den Kundenservice des Anbieters in Kontakt setzen. Eine Übersicht der integrierten Features und Funktionen der einzelnen Pläne gibt es auf der Website von Mabl.
LogicMonitor: Performance Monitoring aus der Cloud
LogicMonitor entwickelt eine Plattform zur Leistungsüberwachung von IT-Infrastrukturen. Das Unternehmen wurde 2007 gegründet und im April 2018 von der Investmentfirma Vista Equity Partners übernommen. Nach Angaben des Anbieters überwacht die LogicMonitor Platform mehr als 325.000 Systeme und liefert über 300 Milliarden Metriken pro Tag für rund 1.500 Kunden aus.
Die Monitoring-Lösung erkennt automatisch Daten und Metriken auf IT-Infrastrukturen und warnt bei Bedarf vor Leistungsproblemen. „Es ist für Unternehmen heute immer schwieriger, ihre Systeme unter Kontrolle zu halten“, sagt Steve Francis, Gründer von LogicMonitor und Chief Evangelist. „Es fehlen die Fachleute, welche die verschiedenen Cloud- und lokalen Umgebungen sowie Legacy-Systeme überwachen. Gleichzeitig müssen die eingesetzten Monitoring-Systeme selbst verwaltet und betrieben werden.“
Die Lösung für all diese Herausforderungen heißt aus Sicht von Francis SaaS-basiertes Performance Monitoring oder auch Monitoring as a Service. Die LogicMonitor Platform stellt hierfür die Werkzeuge bereit, unabhängig davon, ob es sich um Cloud- oder On-Premises-Umgebungen handelt. Der Grund für diesen Ansatz: „Heute bevorzugen Kunden Cloud-Lösung für das Monitoring, denn so kann die IT auch noch überwacht werden, wenn das eigene Data Center außer Betrieb ist“, erklärt Francis.
Insgesamt unterstützt die Lösung über 1.000 Technologien und lässt sich nach seinen Angaben praktisch mit jedem IT-Ökosystem integrieren. Dazu gehören neben den Cloud-Umgebungen von Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud Platform auch konventionelle Server-, Storage-, Networking- und Virtualisierungs-Lösungen sowie Apps und Webanwendungen.
Über 1.200 vorgefertigten Templates stellen Mechanismen und automatisiertes Monitoring zur Verfügung, um die jeweilige IT-Umgebung zu überwachen und im Fall eines Problems Alarm zu schlagen.
Francis betont, dass LogicMonitor auch kundenspezifische Datenquellen aufnehmen und bewachen kann, zum Beispiel IoT-Anwendungen und -Sensoren. In Zukunft möchte LogicMonitor zudem Container und virtuelle Maschinen überwachen. Ab 2019 steht die Integration von Machine-Learning-Algorithmen auf der To-do-Liste, um auch schon vorausschauend Probleme zu erkennen.
LogicMonitor bietet seine Monitoring-Plattform innerhalb eines Standard- und Service-Provider-Modells an. Beim Standard-Modell können Unternehmen zwischen den Versionen Starter, Pro und Enterprise wählen. Der Monitoring-Anbieter bietet außerdem eine 14-tägige Testphase an. Details zu Preisen und Funktionsumfang findet man auf der Website von LogicMonitor.
Sysdig: Monitoring von Container-Umgebungen
Das 2013 gegründete Unternehmen Sysdig entwickelt eine Cloud-native Intelligence Platform für Container und Microservices. CTO und Gründer von Sysdig ist Loris Degioanni, der schon an der Entstehung des Netzwerk-Tools Wireshark mitgewirkt hat.
Das Portfolio der Firma hält neben seinen kommerziellen Produkten Sysdig Monitor und Secure auch Open Source Tools bereit, darunter Sysdig Inspect und Falco. Dabei war Sysdig Monitor 2014 das erste Produkt, welches das Unternehmen auf den Markt brachte. Seitdem ist die Liste der Kunden stetig auf heute 250 Unternehmen angewachsen.
Der Grund für diesen Erfolg liegt nach Angaben von Suresh Vasudevan, CEO von Sysdig, in den Beschränkungen der vorhandenen Lösungen. Diese würden im Durchschnitt nur 30 bis 50 Metriken pro Host liefern. Außerdem liegen die Abfrageintervalle in der Regel zu weit auseinander, so dass kurzlebige Prozesse nicht erfasst werden. Hinzu kommen laut Vasudevan eine eingeschränkte Java-Sichtbarkeit vieler Lösungen und Administratoren müssten Host und Services mühsam konfigurieren.
Ein weiteres Problem: Container-Virtualisierung schafft eine Lücke zwischen Gastbetriebssystem und Applikationen, die bestehende Monitoring Tools laut Vasudevan unzureichend füllen. Oberhalb des Hypervisors kommt ein Container-Host mit möglicherweise unzähligen Containern ins Spiel, auf denen zur besseren Skalierbarkeit einzelne Softwarebestandteile ausgeführt werden. Zwar können APM-Tools noch immer die laufenden Applikationen überwachen, das klassische Infrastruktur-Monitoring mit Containern stößt aber an seine Grenzen.
„Wie gewinnt man in einer Multi-Cloud-Welt mit undurchschaubaren Containern und ohne Netzwerkgrenzen Erkenntnisse?“ fragt der Sysdig CEO. Er liefert die Antwort gleich mit: „Sysdig bietet einen neuen Weg, um tiefe Einblicke zu gewinnen. Unsere Lösung überwacht und sichert die Infrastruktur und Cloud-basierte Anwendungen.“
Die Sysdig-Lösung verzichtet für das Container Monitoring auf Agents und stellt sein Tool selbst in Form eines Docker-Containers bereit, der wiederum auf jedem Host zur Verfügung gestellt werden muss.
„Das zentrale Merkmal ist, dass auf Container-Ebene keine Agent-Software notwendig ist“, erläutert CTO Degioanni. „Der Sysdig-Container benötigt Zugriff auf die Kernel Module der Host-Infrastruktur und muss als privilegierter Container bereitgestellt werden, was entsprechende Sicherheitsabfragen bei der Implementierung nach sich zieht.“
Die privilegierten Container haben erhöhte Zugriffsrechte auf den Kernel der Host-Infrastruktur, da nur so die für das Monitoring benötigten Daten gesammelt werden können. Dadurch erhalten Admins zum Beispiel einen erweiterten Einblick in CPU-, Memory- und Storage-Auslastung sowie die Geschwindigkeit des Netzwerkes.
Der Preis für die kommerziellen Monitoring- und Security-Lösungen richtet sich nach verschiedenen Funktionen, darunter dem Datenaufbewahrungszeitraum der gesammelten Daten, den kundenspezifischen Metriken und der Anzahl der Mitarbeiter, die darauf Zugriff haben. Eine detaillierte Übersicht gibt es auf der Website von Sysdig. Sysdig bietet seine verschiedenen Open-Source-Lösungen als kostenlose Software mit Community Support an. Daneben gibt es die Tools auch mit kommerziellen Support.
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