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Eine VDI sollte zu den Bedürfnissen der Nutzer passen
Vor dem Aufbau einer neuen VDI sollten IT-Profis vor allem die Bedürfnisse der Benutzer prüfen: dazu gehört, wie sie auf die Desktops zugreifen und welche Ressourcen sie brauchen.
Nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch sinnvoll. Das gilt besonders für IT-Abteilungen in Unternehmen und virtuelle Desktop-Infrastrukturen (VDI). Die Idee von VDI ist im Wesentlichen, dass die Desktops aller Benutzer virtualisiert und zentral gehostet sind. Das ist verlockend für IT-Mitarbeiter, da sie so mehrere Desktops gleichzeitig verwalten und aktualisieren können.
Doch virtuelle Desktops sind nicht für jedes Unternehmen oder jeden Anwendungsfall geeignet. Bevor sie den Sprung in die VDI-Welt wagen, müssen sich IT-Profis nicht nur fragen, ob virtuelle Desktops für sie umsetzbar sind, sondern auch, ob sie für ihre Anforderungen geeignet sind.
Überlegungen in der Planungsphase
Bevor IT-Profis die Entscheidung treffen, auf VDI umzusteigen, müssen sie ein paar wichtige Dinge prüfen. Zunächst sollten sie verstehen, wie VDI in ihre Organisation passt und dabei den Themen Sicherheit und Lizenzmanagement besondere Aufmerksamkeit spenden.
Darüber hinaus ist eine VDI-Bereitstellung nicht billig. Das Zentralisieren der Ressourcen zur Unterstützung der Desktops kostet viel Zeit und Geld.
Und dann sind da natürlich noch die Benutzer selbst. Viele Anwender wehren sich gegen Veränderungen. Daher müssen Unternehmen Zeit und Ressourcen in die Schulung der Mitarbeiter im Umgang mit virtuellen Desktops investieren. Sobald die Umstellung auf VDI beginnt, ist es wichtig, dass Anwender keine Abstriche bei den Funktionen und der Leistung feststellen. Das fördert die Akzeptanz.
Die Bedeutung von Nutzertyp und Standort
Wenn Unternehmen darüber nachdenken, welche VDI-Anwendungsfälle für sie in Frage kommen, sollten sie im Blick behalten, welche Benutzer zukünftig die Desktops verwenden werden und welche Aufgaben sie auf diesen ausführen. Power-User, die mit grafikintensiven Anwendungen arbeiten, haben ganz andere Anforderungen als Spezialisten, die mit einer einzigen einfachen Anwendung arbeiten.
Es gibt vier Typen von Nutzern, für die IT-Profis planen sollten:
- Sachbearbeiter, wie zum Beispiel Angestellte im Einzelhandel, benötigen nur wenige Ressourcen und arbeiten in der Regel mit nur einer oder zwei Anwendungen, um einfache, wiederholbare Aufgaben zu erledigen.
- Wissensarbeiter sind die nächste Stufe. Dazu gehören Buchhalter, die mit umfangreichen Dokumenten arbeiten und E-Mail- und Internetzugang benötigen. Sie verbrauchen mehr Ressourcen als Sachbearbeiter.
- Power-User, wie zum Beispiel App-Entwickler, benötigen die meisten Ressourcen und arbeiten mit computergestützten Design-Apps sowie grafikintensiveren Anwendungen.
- Kiosknutzer, wie zum Beispiel Studenten in einer Bibliothek, greifen auf gemeinsam verwendete Geräte an öffentlichen Orten zu.
Neben dem Benutzertyp muss die IT-Abteilung berücksichtigen, wo die Kollegen ihre Arbeit tatsächlich verrichten. Auch hier gibt es vier Hauptkategorien:
- Lokale Benutzer arbeiten von Desktops am gleichen Ort wie die Infrastruktur, zum Beispiel in einem Büro.
- Remote-Benutzer arbeiten täglich vom selben Ort aus, befinden sich aber nicht am selben Ort wie das Rechenzentrum.
- Mobile Benutzer sind immer unterwegs und arbeiten immer von verschiedenen Standorten aus.
- Roaming-Benutzer arbeiten an lokalen und entfernten Standorten zu verschiedenen Zeitpunkten.
Für wen eignet sich VDI besonders?
VDI ist eine praktische Option für eine Vielzahl von Situationen. Sie eignet sich besonders gut für die folgenden Anwendungsfälle:
- Remote- und lokale Mitarbeiter. Unabhängig davon, in welche Benutzerkategorie sie fallen, sind Remote- und lokale Benutzer gute Kandidaten für virtuelle Desktops. Das liegt daran, dass sie am Arbeitsplatz immer einen zuverlässigen Internetzugang haben.
- Kiosk- und Taskworker. Insbesondere für Kioskbenutzer und Taskworker eignet sich VDI, da sie nicht-persistente Desktops verwenden können, auf denen sie keine persönlichen Einstellungen speichern. Alle Desktops basieren auf einem goldenen Desktop-Image.
- Callcenter. Callcenter-Mitarbeiter verwenden in der Regel einheitliche Anwendungen und Tools, um ihre Arbeit zu erledigen, und haben kaum Bedarf an persönlichen Einstellungen und lokal gespeicherter Dokumentation. In Call-Centern sind außerdem häufige Änderungen an den Benutzerstationen erforderlich, die sich mit VDI leicht durchsetzen lassen. VDI ermöglicht es den zudem, sicherzustellen, dass Callcenter-Agenten nur auf die Tools zuzugreifen, die sie benötigen.
- BYOD-Bereitstellungen. BYOD (Bring Your Own Device) wird immer beliebter, stellt die IT-Abteilung aber vor Sicherheitsprobleme. VDI kann solche Bedenken ausräumen, da Desktops innerhalb des Rechenzentrums bleiben. Außerdem fällt dadurch die Verwaltung der vielen verschiedenen Geräte weg.
- Grafikintensive Anwendungen. VDI ist eine gute Lösung für Mitarbeiter, die grafikintensive Anwendungen wie CAD-Software verwenden. Entgegen der landläufigen Meinung passen Grafikprozessoren (GPU, Graphics Processing Unit) und VDI inzwischen gut zusammen, vor allem, weil mehrere Desktops sich die Ressourcen teilen können. GPUs eignet sich auch zur Leistungssteigerung für Betriebssysteme: Windows 10 beispielsweise verwendet grafikintensive Elemente wie Schattierungseffekte und Animationen. In Kombination mit VDI können GPUs sogar die Zahl der Desktops erhöhen, die auf eine Infrastruktur passen.
Wann ist VDI nicht geeignet?
VDI ist keine gute Lösung für mobile Mitarbeiter, wie zum Beispiel Zählerableser, die nicht immer Zugang zu einer stabilen Internetverbindung haben, um auf ihre virtuellen Desktops zuzugreifen. Oft benötigen diese Mitarbeiter gar keine vollwertigen Desktops.
Bei mobilen oder wandernden Wissens- und Power-Usern muss die IT-Abteilung die Sinnhaftigkeit für jeden einzelnen Benutzer individuell bewerten. Einige mobile Mitarbeiter arbeiten in Gegenden, in denen sie über gleichbleibende Verbindungen verfügen und keine Probleme haben werden. Ihre Client-Geräte befinden sich vielleicht nahe genug am Rechenzentrum, so dass Latenz ein vernachlässigbarer Faktor ist.
Für alle anderen – Mitarbeiter, die viel unterwegs sind, weit entfernt arbeiten oder in abgelegenen Gegenden – sind virtuelle Desktops hingegen problematisch.