Das neue AWS Outposts: Konkurrenz für Azure Stacks und HCI?
Mit AWS Outposts und Azure Stack reagieren zwei große Public-Cloud-Anbieter auf die Nachfrage nach hybriden Cloud-Lösungen. Ob sie mit HCI mithalten können, muss sich zeigen.
Die Giganten Amazon und Microsoft bieten Cloud-Produkte und -Services an, die in der Regel auf das Einsatzgebiet traditioneller hyperkonvergenter Infrastrukturplattformen für größere Unternehmen zugeschnitten sind. Zu diesen Angeboten für die Hybrid Cloud gehören das letztes Jahr veröffentlichte AWS Outposts von Amazon und Azure Stack von Microsoft.
Azure Stack, ein integriertes Angebot von Hard- und Software, wurde entwickelt, um Unternehmen Public-Cloud-Services von Azure für Hybrid Clouds in einem lokalen Rechenzentrum zur Verfügung zu stellen. Es liefert IaaS (Infrastructure as a Service) und PaaS (Platform as a Service) für Unternehmen, die Web-Apps entwickeln.
Indem Azure Stack seinen Code, seine APIs und das Managementportal mit Microsoft Azure teilt, entsteht eine gemeinsame Plattform, mit der sich die Herausforderungen einer Hybrid Cloud, wie zum Beispiel das Aufrechterhalten einer Konsistenz zwischen Cloud- und On-Premises-Umgebungen bewältigen lassen.
Azure Stack eignet sich für jene Anwender, die von den Vorteilen einer Cloud-ähnlichen Plattform profitieren wollen, aber zugleich bestimmte Daten aufgrund von Regulierungen oder aus anderen Gründen privat halten müssen.
AWS Outposts ist die On-Premises-Version des IaaS-Angebots von Amazon. Mit AWS Outposts richtet sich Amazon an Anwender, die Workloads auf AWS (Amazon Web Services) laufen lassen wollen, jedoch nicht in der Cloud, sondern in ihren eigenen Rechenzentren. Damit reagieren sie auf gesetzliche Anforderungen oder beabsichtigen die Reduktion von Latenzen.
Um die jeweiligen Vor- und Nachteile von AWS Outposts und Azure Stack sowohl gegenüber einander, als auch einer typischen hyperkonvergenten Infrastruktur (Hyperconverged Infrastructure, HCI) besser zu verstehen, müssen wir aber tiefer in die Struktur dieser beiden Angebote einsteigen.
Was sind AWS Outposts?
Die AWS Outposts sind Amazons Zugeständnis an die Entwicklung, dass die meisten größeren Unternehmen Hybrid-Cloud-Lösungen gegenüber der Public Cloud bevorzugen. Amazon ist bisher im Allgemeinen ausschließlich als Hyperscaler-Anbieter für die Public Cloud aufgetreten.
Amazon überließ es somit anderen Anbietern, sich um die Hardwareanforderungen in den Rechenzentren der Kunden zu kümmern. Mit den AWS Outposts stellt Amazon jedoch zum ersten Mal ein Angebot für den Einsatz On-Premises zur Verfügung.
Kunden von AWS Outposts können AWS auf dem lokalen System einsetzen. Sie können auch ihre virtuellen Private Clouds von AWS auf ihre On-Premises-Umgebungen ausdehnen, so dass eine einzige virtuelle Private Cloud (VPC) sowohl Cloud- als auch Rechenzentrumsressourcen enthalten kann. Auf diese Art und Weise können Workloads mit niedrigen Latenzen oder bestimmten geographischen Anforderungen im Rechenzentrum verbleiben, während andere Workloads in der Amazon Cloud laufen. Da die Outposts im Wesentlichen eine On-Premises-Erweiterung der Amazon Cloud sind, zielen sie auch darauf ab, die Migration von Workloads zwischen dem Rechenzentrum und der Cloud zu erleichtern.
Was ist Microsoft Azure Stack?
Obwohl ursprünglich nur als einfache Methode für das Hosting von Azure-Services On-Premises vermarktet, hat sich Azure Stack zu einem Portfolio entwickelt. Es setzt sich aus den drei Produkten Azure Stack Edge, Azure Stack Hub und Azure Stack HCI zusammen.
Azure Stack Edge ist eine Cloud Managed Appliance, mit der man Workloads von verwalteten virtuellen Maschinen (VMs) und Containern laufen lassen kann. Das ist zwar auch mit Windows Server möglich, die Verwendung von Azure Stack Edge hat jedoch den Vorteil, dass die Workloads On-Premises und in der Cloud mit denselben Tools verwaltet werden.
Azure Stack Hub wird für Cloud-Anwendungen benutzt, die On-Premises laufen. Diese Variante wird meistens in Situationen eingesetzt, in denen Souveränität über die Daten erfordert ist oder dort, wo keine Konnektivität hergestellt werden kann.
Wie schon der Name impliziert, ist Azure Stack HCI eine Version von Azure Stack, die auf HCI-Hardware läuft.
AWS Ouposts versus Azure Stack versus HCI
Für die richtige Einschätzung, wie AWS Outposts mit traditionellen HCI-Systemen im Vergleich abschneidet, sollte man zunächst einen Blick auf die üblichen Einsatzfälle von HCI werfen. HCI wird oft als Virtualisierungsplattform benutzt.
Während AWS Outposts wahrscheinlich bald als Host für virtuelle Instanzen der Amazon Elastic Compute Cloud (Amazon EC2) fungieren werden, ist es vielleicht noch wichtiger, dass Amazon schon für das Jahr 2020 eine eigene Version von Outposts für VMWare angekündigt hat. Mit der VMware Cloud on AWS Outposts wird es möglich sein, auf der Outposts-Infrastruktur ein Software-defined Data Center (SDDC) einzurichten, das mit VMware verwaltet wird.
Unternehmen verwenden außerdem zunehmend HCI als Plattform für Disaster Recovery. Amazon hat Outposts zwar bisher nicht für diese Verwendung vermarktet, da sie aber als Gateway zwischen lokalen Services und Services in der Amazon-Cloud fungieren, liegt es nahe, sich in Zukunft mit ihnen auch als DR-Plattform zu positionieren.
Viele Unternehmen haben hyperkonvergente Systeme als Plattform für VMs und Container eingerichtet. Azure Stack Edge könnte bald einige dieser HCI-Systeme ersetzen, wenn ein Unternehmen bereits VMs und Container in der Azure-Cloud hostet. Dass Azure Stack Hub in direkte Konkurrenz mit HCI treten wird, ist hingegen unwahrscheinlich, es sei denn in einigen spezifischen Szenarien, wo es in Büros in Zweigstellen zum Einsatz kommen könnte.
Der Teil des Portfolios von Azure Stack, der am ehesten mit hyperkonvergenten Systemen konkurrieren wird, ist Azure Stack HCI. Es wurde für den Betrieb skalierbarer VMs und die Verknüpfung dieser VMs mit den Cloud-Services von Azure entwickelt. Diese Systeme werden für den Einsatz in Zweigstellen und bei hochperformanten Workloads vermarktet.
Anders als die erste Generation der HCI-Systeme wird Azure Stack HCI Skalierbarkeit sowohl für Rechenleistung als auch für Speicher zur Verfügung stellen. Dies könnte es zu einem brauchbaren Ersatz für traditionelle HCI-Plattformen machen.
Unterm Strich haben alle drei Varianten – AWS Outposts, Azure Stack oder die üblichen hyperkonvergenten Ansätze – ihre Stärken, aber keine von ihnen einen deutlichen Vorteil. Müssen Unternehmen sich entscheiden, ist es sinnvoll, die Wahl davon abhängig zu machen, welche Lösung sich am einfachsten in die bestehende Infrastruktur und die betrieblichen Anforderungen einfügt.
Wenn das Unternehmen bereits eine klare Ausrichtung auf AWS oder Azure vorgenommen hat, dann werden jeweils Outposts oder Azure Stack wahrscheinlich die bessere Wahl sein. In allen anderen Fällen bedeutet eine traditionelle HCI eine flachere Lernkurve und letztlich sogar weniger Kosten.