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Checkliste: Sieben Schritte für das Testen von VDI
Egal, ob Sie VDI neu aufbauen oder eine vorhandene Infrastruktur optimieren: Mit dieser Testcheckliste prüfen und verbessern Sie die Nutzererfahrung und Ressourcenauslastung.
Bei VDI gibt es viele potenzielle Probleme: überdimensionierte oder zu kleine Ressourcen, Zugangsprobleme bei den Remote-Mitarbeitern und Schwierigkeiten mit der Anwendungskompatibilität.
Wenn ein Unternehmen eine neue virtuelle Desktop-Infrastruktur (VDI) aufbaut oder wesentliche Änderungen an einer bestehenden Infrastruktur plant, muss die IT-Abteilung die neuen Elemente testen, bevor sie diese in der Produktion implementiert. Sie sollte dabei verschiedene Desktops und Benutzertypen überpüfen, um die verschiedenen Anforderungen an die Bereitstellung abzudecken.
Ein sorgfältiger VDI-Test befasst sich mit der benötigten Netzwerkbandbreite, der Latenzzeit für Desktops und Anwendungen, der Benutzererfahrung, der Druckerkompatibilität und mehr. Damit Sie nichts vergessen, sollten Sie eine VDI-Testcheckliste erstellen und damit sicherstellen, dass Ihr Verfahren genaue und umsetzbare Ergebnisse liefert.
Diese Messwerte sollten Sie in Ihrer VDI testen
Eine wichtige Erkenntnis aus dem VDI-Test ist der Ressourcenbedarf der Nutzer und somit des gesamten Systems. Wer mit Videoverarbeitungsprogrammen arbeitet, braucht beispielsweise viel mehr Arbeitsspeicher und Datenspeicher, als ein Nutzer, der nur Microsoft Outlook und Word verwendet. Die IT-Abteilung sollte daher mit einem VDI-Test abklären, wie groß diese Unterschiede beim Ressourcenbedarf sind, damit die Benutzer Leistungsprobleme vermeiden können.
Die Ressourcenverfügbarkeit hat außerdem einen Einfluss auf die Wartezeit bei der Anmeldung am Desktop. Ressourcenengpässe während eines Boot Storm können für Benutzer, die versuchen, sich anzumelden, erhebliche Verzögerungen verursachen. Sie sollten daher während Ihrer Tests Boot Storms simulieren, um realistische Anmeldezeiten zu messen und das System für solche Fälle vorzubereiten. Überkomplexe Benutzerprofile und das Anwenden von Richtlinien können ebenfalls längere Anmeldezeiten verursachen.
Bei Problemen mit der Desktop-Leistung und den Anmeldezeiten sollten Sie messbare VDI-Leistungsziele festlegen, wie zum Beispiel maximal akzeptable Latenzzeiten und durchschnittliche Desktop-Anmeldezeiten. Manche Unternehmen können vielleicht mit längeren Anmeldezeiten leben, doch wenn Sie zeitkritische Funktionen in Bereichen wie dem Bank- oder Gesundheitswesen verwenden, können sich Mehrausgaben lohnen, um die Anmeldezeiten zu minimieren.
Selbst mit der richtigen Infrastruktur und den richtigen Konfigurationen kann die Leistung der VDI zu wünschen übrig lassen, wenn das Netzwerk nicht die notwendige Bandbreite aufbringt. Dies kann zu Problemen mit der Latenz führen, insbesondere bei virtuellen Anwendungen.
Ein Messwert, den die IT-Abteilung für VDI-Netzwerklasttests verwenden kann, ist der Vergleich der Anwendungsstartzeit und -leistung auf einer Virtuellen Maschine (VM) mit den Messwerten auf einem PC, auf dem das gleiche Betriebssystem und die gleichen Anwendungen in einer herkömmlichen Desktop-Umgebung laufen. Auch wenn es nicht immer realistisch ist, genau die gleiche Leistung auf der VM zu erwarten, erhalten Sie konkrete Vorstellungen von der Nutzererfahrung, wenn Sie die Planung der Netzwerkkapazität vornehmen.
Checkliste für VDI-Tests
Sobald IT-Fachleute die gewünschten Benchmarks für ihre VDI festgelegt haben, sollten sie eine VDI-Testcheckliste durchlaufen, um sicherzustellen, dass ihre Grundlagen abgedeckt sind.
Während die genauen Schritte von Anwender zu Anwender unterschiedlich sind, gibt es bestimmte Parameter, die alle IT-Fachleute beachten sollten.
1. Erfolgskriterien festlegen
Bevor Sie mit einem VDI-Test beginnen, sollten sie sich mit Führungskräften aus verschiedenen Unternehmensbereichen zusammensetzen, um Kriterien festzulegen, an denen Sie den Erfolg messen können. Häufig ist es sinnvoll, einen Proof of Concept zu erstellen und darin Ziele wie erhöhte Sicherheit, geringere Wartungskosten oder eine einfachere Aktualisierung von Anwendungen festzuhalten.
Sie sollten bevorzugt solche Ziele festlegen, die sich spezifizieren und messen lassen. Möchten Sie die Wartungskosten senken, sollten Sie dafür einen bestimmten Betrag oder Prozentsatz als Richtwert setzen.
Unternehmen sollten diese Ziele schriftlich festhalten, damit es keine Missverständnisse oder Meinungsverschiedenheiten zwischen IT-Mitarbeitern und Geschäftsführung gibt.
2. Testparameter definieren und Grundfunktionalitäten validieren
Vor der Einführung von VDI oder dem Ausrollen von Änderungen sollten Sie sicherstellen, dass Ihre bestehende Infrastruktur den Anforderungen virtueller Desktops entspricht.
Dazu gehören
- Ressourcen (ausreichende CPU, Speicher, Endgeräte) zur Unterstützung von VDI,
- VMs, welche die Anforderungen für die zu testende Software erfüllen, und
- eine Netzwerkverbindungsqualität, die dem Bedarf der virtuellen Maschinen genügt.
Dieser Schritt auf der VDI-Test-Checkliste umfasst auch das Festlegen von Benchmarks für akzeptable Messwerte für Latenz, Desktop-Anmeldezeit, Anwendungsleistung und die Verfolgung der Ressourcennutzung auf physischen Desktops im Verhältnis zur erwarteten Ressourcennutzung auf den virtuellen Desktops. IT-Experten können auch ihr gesamtes VDI-System einem Lasttest unterziehen, indem sie sich die Ressourcenbelegung durch virtuelle Testmaschinen ansehen und die Zahlen auf den zukünftig benötigten, gesamten VDI-Ressourcenpool hochrechnen.
Ein Beispiel: Wenn die IT-Abteilung normalerweise 100 virtuelle Maschinen für die Videobearbeitung gleichzeitig betreibt und plant, dass jede Maschine aus einem Pool von 200 virtuellen GPUs (Graphics Processing Unit, Grafikprozessor) gezogen wird, sollten die Testmaschinen nicht mehr als zwei virtuelle GPUs gleichzeitig verwenden.
Wenn die Maschinen mehr als zwei virtuelle GPUs verwenden, müssen die VDI-Administratoren entsprechend Änderungen an der Infrastruktur vornehmen. Bei virtuellen GPUs kann die VDI diese Ressourcen jedoch gezielt denjenigen Benutzern zuweisen, die sie für ihre Workloads am meisten benötigen. Das verringert zwar die maximale Kapazität, mit der Sie planen müssen, auf der anderen Seite ist es aber nicht gut für die Benutzerfreundlichkeit, wenn die VDI ständig am Limit arbeitet.
Während dieses Schritts sollten Sie sicherstellen, dass den Endbenutzern auf ihren virtuellen Desktops grundlegende Funktionen zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel der Zugriff auf Anmelde- und Einstiegsbildschirme von Anwendungen. Sie können diese Tests zwar auch manuell durchführen, aber oft ist dies am einfachsten mit speziellen Tools vom Drittanbietern zu bewerkstelligen – insbesondere für groß angelegte Tests.
3. Hochfahren und Vorbereiten der virtuellen Maschinen für das Testen
Sie können diesen Prozess auf verschiedene Weise angehen. Wenn sie nur ein einziges VM-Image jeweils für die verschiedenen Benutzergruppen testen wollen, können Sie einen Klon des Images jeder Benutzergruppe erstellen. Möchten Sie eine größere Stichprobe von zu testenden Images, können Sie ein einzelnes Image in großen Mengen klonen. Dieses Verfahren ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Administratoren virtueller Desktops sollten mit dem Spin-up- und Klonverfahren ihres jeweiligen Systems aber ohnehin vertraut sein.
Sie können dafür auch ein Bereitstellungssystem benutzen. Das macht zwar mehr Arbeit, aber es erzeugt die Golden Images als Grundlage für das Klonen. Viele Virtualisierungsanbieter stellen Testtools in ihren Produkten zur Verfügung. Dazu gehören VMware Workstation und Citrix Workspace, mit denen Sie Testbereitstellungen errichten können.
4. Benutzerakzeptanztests durchführen
Akzeptanztests (User Acceptance Testing, UAT) helfen Ihnen herauszufinden, ob die Benutzer mit der VDI zurechtkommen. Auch hier können Test-Tools von Drittanbietern helfen, indem sie mit virtuellen Benutzern die Leistung von Desktops testen.
Sie sollten auch einige reale Benutzer in die Tests einbeziehen, da es zu Verzögerungen bei der Bildschirmaktualisierung oder anderen Problemen kommen kann, die von automatisierten Tools nicht erfasst werden.
Zu diesem Schritt gehören zudem Anwendungstests. Der Testprozess für die virtuellen Anwendungen kann sich je nach der konkreten Infrastruktur erheblich unterscheiden. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, virtuelle Anwendungen mit Technologien wie Application Layering und Anwendungs-Streaming zu hosten und bereitzustellen. Das führt dazu, dass die Methode für die Fehlerbehandlung von Anwendung zu Anwendung grundverschieden ist. Der Testprozess hat jedoch meist dasselbe Ziel: die Replikation von Benutzeraktivität.
Tester – automatische oder menschliche – sollten mit der Anwendung auf die gleiche Weise interagieren wie Benutzer. In einigen Fällen bedeutet dies, dass mehrere Anwendungen geöffnet sind und zwischen ihnen hin und her geschaltet wird. In anderen Fällen heißt das, dass eine ressourcenintensive Anwendung über einen längeren Zeitraum arbeitet. Dabei testen Sie sie die Leistung und vergleichen sie mit den in Schritt drei festgelegten Benchmarks. Darüber hinaus sollte die IT-Abteilung echte Endanwender einbeziehen, die mit der Anwendung wie gewohnt interagieren – und nicht nur IT-Mitarbeiter.
Neben Anmeldezeiten sollten Sie auch etwaige Abstürze, Latenzprobleme und Hardware- oder Software-Kompatibilitätsprobleme bei allen Benutzertypen im Blick behalten. Ihre VDI-Verwaltungskonsole sollten Ihnen die erforderlichen Leistungskennzahlen zur Beurteilung der Ergebnisse zur Verfügung stellen.
5. UAT-Leistungsergebnisse evaluieren
Boot- und Anmeldezeiten gehören zu den wichtigsten Leistungskennzahlen, die IT-Experten messen können. Obwohl Sie mit einigen wenigen Testmaschinen wahrscheinlich keinen Boot-Sturm verursachen, können Sie deren Verhalten hochrechnen, um zu sehen, ob die Anmeldezeiten in einer Testumgebung akzeptabel sind.
Sie sollten in diesem Schritt auch den Zugriff auf Peripheriegeräte überprüfen. Wenn die VM mit externen Geräten wie Druckern, zusätzlichen Monitoren, einer Bluetooth-Maus oder USB-Flash-Laufwerken interagiert, dann sollten Sie überprüfen, ob die virtuellen Maschinen das fehlerfrei tun können.
Virtuelle Maschinen verlassen sich bei Interaktionen mit Peripheriegeräten im Allgemeinen auf die Zuordnung und Konfigurationen des Host-Rechners. Sie sollten also prüfen, ob der Endpunkt selbst eine Verbindung zu den Geräten herstellen kann. Wenn der Endpunkt mit einem Gerät verbunden ist, die virtuelle Maschine jedoch nicht, sollten Sie die Hardwareeinstellungen des Geräts anpassen und Richtlinieneinstellungen überprüfen, um eine neue Geräteverbindung hinzuzufügen.
Außerdem sollten Sie in diesem Schritt testen, ob Anwender Zugriff auf benötigte Dateien haben. Während in Unternehmen, die einen unternehmensweiten Dateisynchronisations- und Freigabedienst nutzen, Anwender normalerweise nicht allzu oft Dateien auf Festplatten öffnen und bearbeiten, gibt es auch Fälle, in denen Benutzer auf freigegebene Laufwerke zugreifen müssen. Sie sollten daher in Ihren Test-Desktops den Dateimanager öffnen, um sicherzustellen, dass alle erforderlichen Laufwerke verfügbar sind.
6. Beheben bekannter Probleme
Stoßen Sie während Ihrer Tests auf ein Problem, können Sie in vielen Fällen über das Ereignisprotokoll in einer VDI-Plattform – oder noch besser, das Überwachungssystem des Herstellers – Hinweise auf die Ursachen erhalten. Selbst wenn die virtuelle Maschine einwandfrei läuft, sollten Sie das Ereignisprotokoll konsultieren, um sicherzustellen, dass keine unerwarteten Ereignisse auftreten.
Gleichen alle Fehlermeldungen oder unbekannten Ereignisse mit dem bekannten Ereigniskatalog des VDI-Softwareherstellers ab, der in der Regel in dessen Dokumentation einsehbar ist.
Bei langsamen Starts und Anmeldungen, ist das Hinzufügen weiterer IOPS (Input/Output Operations Per Second) eine bewährte Methode. Admins könnten auch virtuelle Maschinen so konfigurieren, dass der Bootvorgang ein paar Stunden vor dem Zeitpunkt beginnt, zu dem sich die meisten Benutzer anmelden.
Auf diese Weise sind die vorgeladenen Maschinen schon bereit, wenn der Anwender sie braucht. Langsames Booten kann auch eine Reihe anderer Gründe haben, wie RAM-, Netzwerk- oder Benutzerprofilprobleme.
7. Verbesserungen vornehmen und erneut testen
Mit den Ergebnissen des VDI-Tests haben Sie nun mehr Informationen darüber, wie Ihre Leistungs- und Ressourcenbedarfsschätzungen sich zur Realität verhalten. Wenn die Testergebnisse auf zu viel oder zu wenig Ressourcen hindeuten, sollten Sie die Schätzung korrigieren und weitere Tests durchführen, bis die VMs auf einem zufriedenstellenden Niveau arbeiten.
Sie sollten sich mit ihren Ergebnissen an Ihre Vorgesetzten oder Führungskräfte wenden und gemeinsam die nächsten Schritte erarbeiten, zum Beispiel das Vergrößern der VDI-Ressourcenpools oder welche Virtualisierungstechnologien Sie verwenden.
Wenn der VDI-Test Ergebnisse liefert, die Ihrer Schätzung entsprechen, können Sie wie geplant fortfahren. Dennoch kann es immer wieder im unternehmensweiten, praktischen Einsatz zu unerwarteten Problemen kommen oder die VDI ändert sich durch Sicherheits-Patches, Betriebssystem-Updates oder andere neue Softwarekomponenten. Durch das Testen des VDI-Plans im Voraus stellen Sie sicher, dass größere Bereitstellungs- oder Leistungsprobleme die IT-Abteilung nicht unvorbereitet treffen.