Jens Söldner / ComputerWeekly.de
Red Hat Summit Connect 2024: KI und Virtualisierung überall
Red Hat stellte auf dem Summit Connect 2024 in Darmstadt neue Entwicklungen vor. Über 750 Teilnehmer erlebten Vorträge zu Containern, künstlicher Intelligenz und Cloud-Lösungen.
Der Enterprise-Open-Source-Hersteller Red Hat hatte am 19. November auf dem deutschen Ableger Summit Connect seiner Hausmesse Red Hat Summit weder Kosten und Mühen gescheut, um seine Innovationen dem deutschen Publikum vorzustellen. Ein Programm über zwei Tage für Partner und Kunden und ein spezieller Partner- und Praxistag – alles kostenfrei für die über 750 Teilnehmer, die nach Darmstadt gekommen waren.
Modernisierung von Applikationen
Red Hats Nutzenversprechen ist die Modernisierung von Applikationen, also den Umbau hin zu Containern und Microservices und die Bereitstellung mit seiner Plattform Red Hat OpenShift. Hier kann der Hersteller auf große Erfolge verweisen und dominiert diesen Markt, Hauptkonkurrent VMware Tanzu ist durch die Unsicherheit nach der Broadcom-Übernahme geschwächt und viele der vorherigen Mitarbeiter finden sich nach mehreren Entlassungswellen nun bei Red Hat oder im Ökosystem wieder.
Herausforderungen bei der Adoption
Allerdings musste auch Red Hat selbstkritisch eingestehen, dass sie sich die Adoption dieser neuen Applikationswelt etwas leichter vorgestellt hatten – so einfach ist es nicht, die alten Virtualisierungszöpfe abzuschneiden. Aktuell dürfte der Anteil von containerisierten Applikationen bei rund 25 Prozent liegen laut der IDC-Studie IDC Container Infrastructure Software Market Assessment: Container Deployment Forecast aus dem Januar 2022, aus der der Hersteller in der Keynote zitiert hatte. Der Anteil von Bare Metal ist in den letzten Jahren weiter zurückgegangen und liegt im kleinen einstelligen Prozentbereich, virtualisierte Applikationen somit bei rund 75 Prozent. “Virtualisierung ist gekommen, um zu bleiben – aber nicht so, wie wir sie heute kennen”, war die Nachricht des Herstellers im Hauptvortrag.
Red Hat OpenShift Virtualization
Wenn es nach Red Hat geht, soll Red Hat OpenShift Virtualization Kunden, die an einer den technischen Fortschritten angepassten VM-Plattform interessiert sind, einen Weg in eine modernere Zukunft weisen. Das scheint allerdings eher ein längerfristiges Projekt zu sein, denn nicht alle aktuellen Enterprise-Anwendungen wie SAP sind aktuell für Red Hats neues Virtualisierungsangebot zertifiziert – was sich natürlich mit steigenden Marktanteilen des mit OpenShift Virtualization um Virtualsierungsfunktionen kürzlich angereicherten Plattform in Zukunft ändern kann.
Technische Basis und Marktchancen
Technisch basiert auch Red Hat OpenShift Virtualization auf dem ausgereiften Hypervisor KVM, den Red Hat 2007 mit der Übernahme von Qumranet erworben hat und der seitdem bei großen Hyperscalern und auch bei konkurrierenden Herstellern gute Dienste leistet. Bei Red Hat OpenShift Virtualization ist dieser eingebettet in eine moderne Management- und Automatisierungsplattform, wo kubelet und kubevirt als Managementagent und die OpenShift Console und eine CLI als Frontend zur Verfügung steht. Aus technischer Sicht – ComputerWeekly.de hat es sich in der Ausstellung demonstrieren lassen und auch mit ersten Kunden gesprochen – wirkt das Angebot durchaus überzeugend. Red Hat muss nun zeigen, ob sie auch signifikante Marktanteile gewinnen können – der Markt ist seit der Übernahme von VMware durch Broadcom zu neuem Leben erwacht und die zahlreichen Mitbewerber schlafen auch nicht.
Erfolgsgeschichte ITZBund
Ein weiteres Highlight der Keynote war eine Erfolgsgeschichte, wie das ITZBund mit Red Hat und Dienstleistern eine standardisierte, sichere und hoheitliche Containerplattform (CaaS, Container as a Service) in der Bundescloud bereitgestellt hat. Das Projekt läuft seit 2018, 2020 wurde auf Red Hat OpenShift umgestellt und seit 2024 ist das Angebot als offizieller Dienst und Produkt im ITZBund aktiv. Es wird von drei Teams mit rund 40 Vollzeitkräften betrieben und hat über 20 Red Hat OpenShift-Plattformen im Produktivbetrieb.
Künstliche Intelligenz
Natürlich durfte auch der aktuelle Pflichtvortrag zum Thema KI nicht fehlen - zur Abwechslung nicht von NVIDIA, sondern von Intel. Intels Stephan Gillich stellte die Hardware des Chipherstellers vor, darunter den Intel Gaudi 3 AI Accelerator, und ging auf die Integration mit Red Hats KI-Angeboten Red Hat OpenShift AI und Red Hat Enterprise Linux AI ein. Ergänzend zeigte Red Hats Max Murakami in einer sehr ansprechenden Demo anhand eines Use Cases aus dem Versicherungsumfeld, wie KI-Techniken auf Basis der Plattform von Red Hat umgesetzt werden können.
Zusammenarbeit mit Microsoft
Den Abschluss der Keynote bildete ein Vortrag von Microsofts Karl Davies-Barrett, der die enge Zusammenarbeit von Red Hat mit Microsofts Cloud-Angeboten in Azure beleuchtete.
„Alles was neu ist – von KI-Anwendungen bis hin zu Edge Computing – funktioniert auf Linux einfach besser als auf anderen Plattformen.“
Dinko Eror, Red Hat
Strategie und Zukunftsaussichten
Im Rahmen der Pressekonferenz der Veranstaltung brachte Dinko Eror, VP EMEA Central Region, Red Hat, die Strategie und die Zukunftsaussichten des Herstellers auf den Punkt:
„KI, Edge und Cloud – die meisten modernen Technologien unserer Zeit basieren auf Open Source, und fast immer sind Lösungen von Red Hat beteiligt, auch wenn das nicht sofort offensichtlich ist und uns als Hidden Champion nicht jeder kennt. Doch unser breites Portfolio erfüllt die Anforderungen von Kunden optimal, worauf wir sehr stolz sind. Alles was neu ist – von KI-Anwendungen bis hin zu Edge Computing – funktioniert auf Linux einfach besser als auf anderen Plattformen. Mit unserer Automatisierungsplattform Red Hat Ansible Automation optimieren wir den IT-Betrieb und lösen Ressourcenprobleme. Und mit Red Hat OpenShift liefern wir eine vielseitige Plattform für das Kubernetes-Management sowie Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen, die sicherstellt, dass jede Anwendung jederzeit überall betrieben werden kann. Welche Bedeutung Open Source inzwischen für unsere Welt hat, zeigt schon die Tatsache, dass es etwa vier Millionen Open-Source-Projekte gibt und dass 76 Prozent der globalen Software quelloffen ist. Erfreulich zudem: Open Source begeistert und fasziniert viele junge Menschen – rund ein Viertel aller Open-Source-Entwickler sind jünger als 24 Jahre. Für die Zukunft sind das erfreuliche Aussichten.“
Zukünftige Veranstaltungen
Red Hat-Kunden aus der Schweiz können am 15. Januar 2025 die Red Hat Summit Connect in Zürich besuchen. Die nächste Ausgabe der amerikanischen Hausmesse, der Red Hat Summit US, findet vom 19. bis 22. Mai 2025 in Boston statt, ein deutscher kostenfreier Ableger wird voraussichtlich im November nächsten Jahres in Darmstadt erwartet.