IT-Gehaltsumfrage 2021: der europäische Vergleich
Die IT-Gehaltsumfrage von TechTarget fördert in Europa unterschiedliche Ergebnisse zutage. Themen wie Kurzarbeit und Diversität werden verschieden gehandhabt.
TechTarget hat bei der IT-Gehaltsumfrage 2021 nicht nur IT-Fachkräfte- und -Manager in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) befragt, sondern auch in Frankreich und dem Vereinigten Königreich sowie Irland (UKI). Die Umfrage soll unter anderem eine Einordnung liefern, wie sich die Coronapandemie auf die Arbeitsmarktsituation im Allgemeinen ausgewirkt hat, wie IT-Fachkräfte ihre Gehaltssituation bewerten und wie das Thema Diversität in Unternehmen behandelt wird.
Die COVID-19-Pandemie hat in vielen Unternehmen zu einer – zumindest temporären – Umstrukturierung geführt. Viele Mitarbeiter müssen im Home-Office arbeiten, hierfür musste die IT in den vergangenen Monaten die Grundlagen schaffen, teilweise mit Mehrarbeit. Gleichzeitig sehen sich einige Unternehmen wirtschaftlich schwierigen Zukunft gegenüber, so dass Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt oder entlassen werden mussten.
Reaktionen auf Corona
Allerdings waren die Auswirkungen in Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich sehr unterschiedlich. Gaben in Deutschland acht Prozent der Befragten an, dass es 2020 in ihrer IT-Abteilung zu Entlassungen kam, war dies in Frankreich deutlich dramatischer. Hier sollen laut Umfrageteilnehmer 47 Prozent der Unternehmen Kündigungen veranlasst haben. Im Vereinigten Königreich sowie Irland kam es bei 19 Prozent der Firmen zu Entlassungen.
Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Thema Zwangsurlaub. In Frankreich und UKI hat jedes dritte Unternehmen IT-Personal in Zwangsurlaub geschickt, wogegen dies in Deutschland lediglich auf sechs Prozent zutrifft. Jeder fünfte Befragte gab in UKI an, dass sein Unternehmen Arbeitszeit reduziert hat, für Deutschland gaben dies 15 Prozent an. Da in Frankreich in erster Linie Zwangsurlaub sowie Entlassungen drohten, kreuzten hier nur vier Prozent diese Antwortmöglichkeit an.
In Frankreich und dem Vereinigte Königreich führte die Pandemie zu deutlich stärkeren Reaktionen, die auch strukturell sind. Kurzarbeit wurde in Deutschland zum Beispiel schon während der Finanzkrise 2007 eingesetzt. Großbritannien führte ein ähnliches Modell (Coronavirus Job Retention Scheme) erst rückwirkend zum März 2020 ein. Auch in Frankreich entschied man sich im März 2020 für eine Anpassung des Arbeitsrechts. Diese Strukturen mussten sich im Gegensatz zu Deutschland erst etablieren.
Da in Deutschland vor dem Beginn der Pandemie die Auftragsbücher voll waren, und viele IT-Projekte über mehrere Jahre angelegt sind, sorgte auch der Lockdown hierzulande nicht für einen kompletten Stillstand. Das zeigen auch folgende Zahlen: 24 Prozent der Umfrageteilnehmer gab an, dass man 2020 zusätzliches IT-Personal rekrutiert hat – in Frankreich wurde dies von zwölf Prozent, in UK und Irland von 17 Prozent der Befragten gesagt.
Durchschnittliches IT-Gehalt
Beim Vergleich der IT-Gehälter ergeben sich insbesondere zwischen Deutschland und Frankreich in einzelnen Hierarchieebenen Unterschiede: So verdienen IT-Führungskräfte in Deutschland durchschnittlich 101.392 Euro im Jahr, in Frankreich sind es in vergleichbaren Positionen fast 8.500 Euro im Durchschnitt weniger.
Auch beim Gehaltsdurchschnitt über alle Hierarchieebenen hinweg existiert eine Differenz von fast 5.000 Euro pro Jahr. Dies spiegelt sich schließlich auch im Gehalt nach Berufsjahren wider – deutsche Unternehmen bezahlen ihre IT-Mitarbeiter besser als französische Firmen.
Schwerpunkte in der Diversität
Ein diverses Arbeitsumfeld spielt in immer mehr Unternehmen eine wichtige Rolle. Dabei zeigen Studien, zum Beispiel von Accenture oder der Universität Göttingen, dass diverse Teams Projekte erfolgreicher absolvieren und generell zum wirtschaftlichen Erfolg einer Organisation beitragen.
Dennoch wird Diversität in deutschen, französischen und britischen Unternehmen unterschiedlich stark vorangetrieben: In der IT-Gehaltsumfrage für den DACH-Raum gaben 55 Prozent an, dass sich ihre IT-Abteilung mit der Gleichstellung der Geschlechter auseinandersetzt – in Frankreich waren es 63 Prozent und in UKI 67 Prozent. Das Thema Ethnizität spielt in britischen Unternehmen ebenfalls eine deutlich größere Rolle als bei hiesigen Firmen. Trotz IT-Fachkräftemangel vernachlässigen deutsche Unternehmen beide Bereiche.
Ein Ergebnis ist die noch immer relativ geringe Frauenquote von 18 Prozent in deutschen IT-Teams. Diese ist in Frankreich (19 Prozent) und dem Vereinigten Königreich sowie Irland (22 Prozent) allerdings nicht viel höher.
Weitergehende Informationen zur IT-Gehaltsumfrage 2019/2020 und den Ergebnissen finden Sie in den Artikeln IT-Gehaltsumfrage 2021: IT-Profis verhalten optimistisch, IT-Gehaltsumfrage 2021: Die Folgen der Pandemie für die ITund IT-Gehaltsumfrage 2021: Frauen nach wie vor benachteiligt.