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Plusserver bringt erste GAIA-X-konforme Cloud auf den Markt
Plusserver ist GAIA-X Gründungsmitglied und arbeitet am Sovereign-Cloud-Stack-Projekt mit. Jetzt öffnet der Anbieter den Zugang zur ersten GAIA-X-konformen Cloud-Plattform.
Lange herrschte Unklarheit über Ausrichtung und zukünftiger Funktion von GAIA-X. Während die politischen Debatten liefen, hat Plusserver als Gründungsmitglied die Vision vorangetrieben und Fakten geschaffen. Ab dem 7. Dezember ist nach ersten Tests mit ausgewählten Kunden Pluscloud Open als erste GAIA-X-konforme Cloud-Plattform erhältlich. Der Veröffentlichung erfolgt im Januar.
Das ist nicht nur für Unternehmen interessant, die überlegen, die Lösung zu nutzen. Es weist auch die Richtung für die Releases der nächsten zu erwartenden GAIA-X-Projekte
Sovereign Cloud Stack macht Hoffnung auf den Open-Source-Cloud-Standard
Pluscloud Open ist nicht nur Open-Source-basiert, sondern vollständig Open Source und baut auf den Sovereign Cloud Stack (SCS) auf, an dem Plusserver zusammen mit anderen Projektmitgliedern unter dem Schirm von GAIA-X arbeitet.
SCS soll mehrere Entwicklungen am europäischen Markt auffangen. Zum einen soll er die Innovationskraft der europäischen Industrie bündeln, indem er es erlaubt, dass Unternehmen unter denselben Standards selbstentwickelte Software einer breiteren Nutzerbasis zugänglich machen. SCS ist keine komplett neue Software, er basiert auf bereits existierenden populären Open-Source-Projekten wie OpenStack und Kubernetes. Die Leistung des SCS-Projekts ist es, sie zu einem einheitlichen Stack zusammenzufügen, Sicherheits- und Netzwerkfähigkeiten zu entwickeln und damit einen Standard zu schaffen. Wenn das klappt, können Unternehmen in Zukunft sichergehen, dass standardisierte Services ohne großen Aufwand zusammenarbeiten.
Das bedeutet auch, dass Plusserver mit der Pluscloud Open nicht zwingend auf den Erfolg von GAIA-X angewiesen ist: durch den Einsatz bekannter Open-Source-Software wird die Cloud wahrscheinlich auch so zu den Projekten der Open-Source-Gemeinde anschlussfähig bleiben. Außerdem setzt SCS auf Upstream-Kompatibilität. Das heißt, dass die Entwickler Beiträge zu den entsprechenden Open-Source-Communities leisten und die Anpassungen an die GAIA-X-Standards an die Mainstream-Version des jeweiligen Projekts durchreichen.
Die zweite Triebkraft hinter dem Sovereign Cloud Stack ist, wie der Name schon sagt, der Wunsch nach mehr Datensouveränität. Hier sind vor allem deutsche Maschinenbauer – insbesondere der VDMA (Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer) engagiert. Bei ihnen steht die Sorge um die Kontrolle über die eigenen Daten und damit eine wichtige Wertschöpfungskette für die Industrie 4.0 im Vordergrund. Mit SCS sollen Unternehmen mehr Transparenz darüber erhalten, wo ihre Daten gespeichert sind, und wer sie nutzen kann – also im Idealfall nur sie selbst. Wenn das funktioniert, bedeutet das im Wechselzug auch, dass nicht primär IT-bezogene Unternehmen am GAIA-X-internen Markt Software anbieten können, ohne sich um ihr Eigentümerschaft sorgen zu müssen – soweit die Theorie.
Pluscloud Open: das ist zu erwarten
Pluscloud Open kann selbst nicht das breite Serviceangebot eines Hyperscalers wie AWS, Azure oder Google Cloud Platform bieten. Aber das ist auch gar nicht geplant, denn über die Standardisierung sollen eine Portier- und Föderierbarkeit von Services erreicht werden.
Jeder, der unter dem Schirm von GAIA-X richtlinienkonforme Services entwickelt, kann diese über Pluscloud Open oder andere zukünftige Gaia-X-Cloudplattformen anbieten. Alle Anbieter müssen sich dabei an die Standards halten – auch große Unternehmen, die GAIA-X-Mitglieder sind, wie AWS, Microsoft, Google Cloud Plattform und Huawei. Sie können zwar an Projekten mitarbeiten, aber eben nicht Board Members werden und somit die Governance-Standards festlegen. Damit möchten die europäischen Träger sichergehen, dass GAIA-X langfristig seine Standards den europäischen Interessen entsprechend halten kann. Bei entsprechendem Erfolg steht zu hoffen, dass die Cloud-Standards von GAIA-X sich weltbreit verbreiten.
Pluscloud Open ist nach Angaben von Plusserver ab Januar voll nutzbar und soll vom Preisniveau her der herkömmlichen Cloud-Lösung im Portfolio des Anbieters entsprechen. Die SCS-kompatible Cloud bietet mehrere Standorte in Deutschland an.