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Deal des Jahres: IBM übernimmt Red Hat

IBM kauft Red Hat: Es ist zweifelsohne eine der größten und bedeutendsten Geschäftsübernahmen in der IT-Geschichte und wird den Cloud-Markt nachhaltig verändern.

Bereits am Sonntagabend (29.10.2018, MEZ) gab der IT-Riese IBM bekannt den Open-Source-Spezialisten Red Hat zu übernehmen. Als Kaufpreis wurden 34 Milliarden US-Dollar angegeben, was in 190 US-Dollar pro Aktie entspricht. Am Freitagabend betrug der Wert der Red-Hat-Aktie rund 116 US-Dollar. Damit wird IBM über Nacht zur Nummer eins im Hybrid-Cloud-Markt, ein Segment, dass bis zu einer Billion Umsatz verspricht. Die Übernahme soll innerhalb der nächsten 12 Monate abgeschlossen sein.

Ginny Rometti, IBM Chairman, Präsidentin und CEO bei IBM, und Jim Whitehurst, Präsident und CEO bei Red Hat, zeigten sich gleichermaßen zufrieden mit dem Deal. Beide sehen die Übernahme als logische Entwicklung und positiven Höhepunkt einer langjährigen Partnerschaft. Mit dieser Übernahme will sich IBM weiterhin für die Open Governance, die Open-Source-Beiträge von Red Hat, die Teilnahme an der Open-Source-Community und dem Entwicklungsmodell sowie für die Förderung des weit verbreiteten Entwickler-Ökosystems einsetzen. Darüber hinaus werden sich IBM und Red Hat weiterhin für die weitere Freiheit von Open Source einsetzen, unter anderem durch Patentversprechen, GPL-Kooperationsverpflichtungen, das Open Invention Network und das LOT Network.

Trotz der Zusammenlegung sollen aber auch weiterhin die bestehenden Red-Hat-Partnerschaften, unter anderem zu Amazon Web Services, Microsoft Azure, Google Cloud oder Alibaba, gepflegt und ausgebaut werden, betonten beide Seiten.

Nach Abschluss der Übernahme wird Red Hat als eigenständige Einheit in das Hybrid-Cloud-Team von IBM eintreten. Die Unabhängigkeit und Neutralität des Open-Source-Anbieters sowie das aktuellen Produktportfolio, die Marketingstrategie und die Entwicklungskultur sollen bewahrt bleiben. Red Hat wird weiterhin von Jim Whitehurst und dem derzeitigen Managementteam geleitet. Jim Whitehurst wird zudem das Senior Management Team von IBM verstärken und an Ginni Rometty berichten. IBM beabsichtigt, den Hauptsitz, die Einrichtungen, Marken und Prozesse von Red Hat zu erhalten.

Kommentar

Es ist nicht nur der größte Deal in der IBM-Unternehmensgeschichte, es ist mit Sicherheit auch einer der bedeutendsten Übernahmen in der der jüngsten IT-Historie. IBM sieht große Chancen im Cloud-Markt sowie im Open-Source-Umfeld und will sich mit dem Zukauf die Pole-Position um jeden Preis sichern. Dass es tatsächlich um jeden Preis geht, zeigt allein der Kaufpreis von 190 US-Dollar pro Aktie, der in etwa 74 US-Dollar über dem am Freitag (26.10.2018) gültigen Aktienpreises liegt. Der IT-Gigant zahlt also freiwillig 14 Milliarden mehr, nur um sich hier vielversprechende Pfründe zu sichern. Vielleicht wurde der Preis auch deswegen so hoch angesetzt, um andere Angebote erst gar nicht attraktiv aussehen zu lassen. Mit Sicherheit hätten auch Oracle oder HPE Interesse angemeldet, immerhin geht es hier um eines der erfolgreichsten Open-Source- und Cloud-Unternehmen schlechthin.

Geholfen hat mit Sicherheit auch die langjährige Partnerschaft, auf die beide Firmen zurückblicken. Die Partnerschaft zwischen IBM und Red Hat erstreckt sich über 20 Jahre, wobei IBM als früher Unterstützer von Linux fungierte und mit Red Hat zusammenarbeitet, um die Entwicklung und den Ausbau von Linux der Enterprise-Klasse zu unterstützen und in jüngster Zeit Kubernetes und hybride Cloud-Lösungen für Kunden anzubieten.

Darüber hinaus zeigt der Deal, dass Open Source und Linux aus der heutigen IT nicht mehr wegzudenken sind und längst das Image der „etwas anderen Entwicklertruppe“ abgestreift haben. Laut eigenen Angaben haben IBM und Red Hat in den letzten Jahren mehr zur Open-Source-Community beigetragen als jede andere Organisation.

Die Reaktionen sind bislang verhalten, der Aktienkurs von IBM gab am Montag, 29.10.2018, leicht nach. Wie die Stimmung bei Red Hat intern ist, kann nur spekuliert werden, reine Euphorie wird man aber kaum erwarten dürfen, denn nicht alle IBM-Übernahmen waren ein „happily ever after“. Man darf gespannt sein, was die kommenden zwölf Monate bringen. Eines ist jedoch schon jetzt sicher: In Sachen Cloud wird man wahrscheinlich nicht mehr an IBM vorbei kommen. Die Konkurrenz dürfte durchaus aufgeschreckt sein ob der Übernahme. Ein ähnlicher Deal ist kaum zu erwarten, da es nicht wirklich weitere so etablierte und solide Open-Source-Unternehmen mit einer solchen Marktpräsenz wie Red Hat gibt. Am interessantesten wird zu beobachten sein, ob es die Firmenkultur von Red Hat verändert, denn in dem Punkt könnten beide Unternehmen unterschiedlicher nicht sein.

Das Jahr 2018 ist zwar noch nicht zu Ende, aber man kann mit Fug und Recht behaupten, dass dies der Deal des Jahres ist und den Zusammenschluss von Dell und EMC übertrifft. Somit endet das IT-Jahr (fast) mit einem großen Knall und lässt vieles im nächsten Jahr erwarten.

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