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Wildwuchs bei Netzwerkmanagement-Tools belastet die IT

Ein Übermaß an Netzwerkmanagement-Tools führt oft zu manuellen Fehlern und Netzwerkproblemen. Besser ist es, Tools zu integrieren und mit vorhandenen Tools neue Probleme zu lösen.

Wie viele Tools verwenden Sie für das Management, Monitoring und Troubleshooting Ihrer Netzwerke?

Ich spreche mit vielen Fachleuten für Netzwerkinfrastruktur und -betrieb, und ihre Antworten auf diese Frage können durchaus erschrecken. Ein Netzwerktechniker schätzte einmal, dass sein Unternehmen über 75 Netzwerkmanagement-Tools verfügte. In seiner Firma gab es mehrere Teams, die für das Netzwerkmanagement zuständig waren, und jedes Team nutzte seine eigenen bevorzugten Tools.

Laut einer Studie des Analyseunternehmens Enterprise Management Associates (EMA) haben Netzwerkteams ihre Tool-Sets in den letzten vier Jahren erheblich erweitert. 2020 verwendeten 41 Prozent der Netzwerkteams vier oder fünf Tools zur Verwaltung ihrer Netzwerke. 2022 sind es nur noch 23 Prozent, die vier oder fünf Tools verwenden. Gleichzeitig stieg die Zahl der Teams, die 11 bis 15 Tools nutzen, von 9 Prozent im Jahr 2020 auf 22 Prozent im Jahr 2022.

„Wir arbeiten mit fast 20 Tools und sechs oder acht Anbietern“, sagte ein IT Operations Manager bei einer der weltweit größten Regierungsbehörden. „Einige dieser Tools werden nicht von vielen Leuten genutzt, weil sie spezifisch sind, vielleicht für einen bestimmten Anbieter.“

Warum nimmt der Wildwuchs bei Tools immer weiter zu?

Die EMA-Daten zeigen, dass das Netzwerkteam umso mehr Tools einsetzt, je größer ein Unternehmen und dessen Netzwerk ist. Anders gesagt: Mit zunehmender Komplexität steigt auch die Zahl der Tools.

Die Wahrnehmung, dass es zu viele Tools gibt, hängt auch davon ab, an welcher Position im Unternehmen man tätig ist. In unserer Untersuchung gaben Netzwerktechniker und -architekten eine höhere Anzahl genutzter Tools an als Personen im mittleren IT-Management und IT-Führungskräfte. Das obere Management hat keine Ahnung, wie gravierend dieses Problem ist.

Netzwerkmanagementteams neigen dazu, jedes Mal ein neues Tool einzuführen, wenn sie ein neues Managementproblem lösen müssen. Beispielsweise haben unsere Untersuchungen ergeben, dass die Cloud, Work-from-Home-Initiativen und IoT die Netzwerkteams dazu veranlassen, in neue Management-Tools zu investieren. Dabei wird oft nicht geprüft, ob sich die vorhandenen Tools zur Lösung neuer Probleme anpassen lassen.

„Das Problem besteht darin, dass die Tools nicht vollständig integriert sind, so dass man sie nicht in vollem Umfang nutzen kann. Die Leute arbeiten an einem Tool-Projekt und müssen es dann für ein neues Projekt aufgeben“, so ein Netzwerktechniker einer Fortune-500-Bank. „Unternehmen tendieren dazu, viele Tools zu kaufen und nur 10 Prozent ihrer Funktionen zu nutzen. Es liegt nicht daran, dass die neuen Tools etwas können, wozu die alten nicht imstande sind. Es ist nur so, dass das neue Tool an jemanden verkauft wurde, der technisch nicht versiert genug ist, um zu verstehen, dass bereits Tools vorhanden sind, die die Aufgabe genauso gut erledigen können.“

Warum ist ein Zuviel an Netzwerkmanagement-Tools ein Problem?

Je mehr Netzwerkmanagement-Tools zur Anwendung kommen, desto fragmentierter werden die Workflows. Noch wichtiger ist jedoch, dass die Netzwerkdaten immer unübersichtlicher werden. Unseren Untersuchungen zufolge haben Netzwerkteams mit umfangreichen Tool-Sets eher Probleme mit der Qualität der Netzwerkdaten und mit Datenkonflikten. Auch wenn es um die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen in der IT-Abteilung geht, haben sie eher Schwierigkeiten.

„Ich muss zwei oder drei Tools einsetzen, um ein Problem zu beheben“, sagte ein Netzwerktechniker eines Fortune-100-Unternehmens. „Als erfahrener Netzwerktechniker fällt es mir leicht, diese Daten Tool-übergreifend zu korrelieren. Aber wenn ich diese Daten einem Nichtfachmann vorlege, wird er Mühe haben, sie zu korrelieren.“

Bei fragmentierten Tool-Sets und Datensätzen ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Netzwerkmanager Fehler machen. Unsere Untersuchung ergab eine direkte Korrelation zwischen dem Umfang eines Netzwerkmanagement-Tool-Sets und der Häufigkeit von Netzwerkproblemen, die durch manuelle Fehler verursacht werden.

In einem durchschnittlichen Unternehmen lassen sich 27 Prozent aller Netzwerkprobleme auf manuelle Fehler zurückführen, zum Beispiel auf eine unsachgemäße Konfigurationsänderung. Netzwerkteams, die zwischen einem und drei Tools verwenden, meldeten nur eine Fehlerquote von 23 Prozent. Teams, die 21 oder mehr Tools einsetzen, meldeten eine Fehlerquote von 34 Prozent.

Was sollten Sie tun?

Die Netzwerkteamleiter sollten bei der Auswahl ihrer Tools strategischer vorgehen. Wenn es bei Ihnen ein Übermaß an Tools gibt, sollten Sie nach Möglichkeiten suchen, Ihre Tool-Sets zu integrieren.

Die meisten Anbieter unterstützen offene APIs, die den Datenaustausch zwischen den einzelnen Tools erleichtern und Netzwerkmanagement-Tools in eine ITSM-Plattform (IT Service Management) integrieren. Unternehmen können das Alerting-System eines Netzwerk-Tools so konfigurieren, dass es automatisch ein Ticket auf einer ITSM-Plattform eröffnet und das Ticket mit allen für ein Ereignis relevanten Daten füllt.

Stellen Sie sich zum Beispiel ein NPM-Tool (Network Performance Management) vor, das in eine NCM-Lösung (Network Configuration Management) und eine ITSM-Plattform integriert ist. Wenn das NPM-Tool einen Fehler feststellt, kann es relevante Konfigurationsänderungsdaten aus dem NCM-System abrufen, ein Ticket im ITSM eröffnen und dem Ticket relevante NPM- und NCM-Daten hinzufügen. Wenn die Techniker das Ticket überprüfen, verfügen sie über mehrere Datenquellen an einem Ort, um mit der Korrelation und Analyse zu beginnen.

Gerade die Netzwerkteams mit den umfangreichsten Management-Tool-Sets verlangen von ihren Netzwerkmanagement-Tool-Anbietern am ehesten die Integration von Fremd-Tools.

Netzwerkmanager sollten auch bei der Tool-Beschaffung strategischer agieren. Die EMA-Studie ergab, dass einige Netzwerkteams bei der Tool-Beschaffung extrem taktisch vorgehen, während andere eher strategisch arbeiten. 23 Prozent der Netzwerkteams ziehen es vor, eigenständige Produkte der Marktführer zu kaufen. Sie verzichten auf Integration und Konsolidierung. Wenn sie neue Funktionen benötigen, kaufen sie einfach ein neues Tool.

Am anderen Ende des Spektrums suchen 26 Prozent der Netzwerkteams nach vollständig integrierten, multifunktionalen Plattformen. Wenn sie ein Netzwerkmanagement-Tool kaufen, achten sie darauf, ob es mehrere Probleme gleichzeitig lösen kann. Und wenn eine neue Anforderung hinzukommt, prüfen sie zuerst, ob sich das vorhandene Tool dazu eignet, bevor sie einen neuen Service in Betracht ziehen.

Unsere Untersuchung ergab, dass diese Unternehmen mit höherer Wahrscheinlichkeit über ein erfolgreiches Netzwerk-Operations-Team verfügen. Auf der anderen Seite weisen Unternehmen, die bei der Beschaffung von Tools auf einen führenden Anbieter mit einem Standalone-Produkt setzen, die am wenigsten erfolgreichen Netzwerk-Operations-Teams auf.

Die Relevanz von Proof of Concept

Es kann schwierig sein, sich in diesem Bereich zurechtzufinden. Der Markt für Netzwerkmanagement-Tools hat in den letzten 20 Jahren eine enorme Konsolidierung erfahren.

Viele Anbieter, die ihre Produkte als einheitliche, multifunktionale Plattformen präsentieren, verkaufen eine Tool-Suite mit unterschiedlichem Integrationsgrad. In vielen Fällen machen sie sich die Mühe, diese Suiten zu echten Multifunktionsplattformen zu konsolidieren.

Doch es dauert seine Zeit, bis sie dieses Ziel erreichen. Der beste Weg, um zu sehen, wie gut dies gelungen ist, besteht darin, das Produkt für einen Proof of Concept (PoC) zu installieren und zu überprüfen, ob es in Ihrem Netzwerk funktioniert.

Bitten Sie einen neuen Anbieter immer um einen PoC und testen Sie selbst, wie gut die Lösung sich für Ihre Zwecke eignet.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

Bei der EMA-Studie Network Management Megatrends handelt es sich um einen alle zwei Jahre erscheinenden Bericht, in dem Tools und Verfahren für den Netzwerkbetrieb bewertet werden. Für die jüngste Studie wurden mehr als 400 IT-Abteilungen befragt.

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