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Wie lassen sich Datensouveränität und KI sicher vereinen?
Die Frage, wie und wo Daten für KI-Anwendungen am besten gehostet werden, ist nicht trivial. Wie lässt sich Datensouveränität im Kontext von KI-Anwendungen gewährleisten?
Daten sind das Fundament für das Training und das Deployment von KI-Anwendungen. Vor allem bei sensiblen Daten stellt sich jetzt bei vielen Unternehmen die Frage, wo und wie diese Daten gespeichert werden.
Jetzt ist dabei wörtlich zu verstehen, denn laut einer von OVHcloud in Deutschland initiierten Studie nutzen 78 Prozent der befragten Unternehmen KI-Systeme erst seit weniger als einem Jahr – knapp über einem Drittel sogar erst seit drei oder vier Monaten.
Für die Adaption, den Betrieb und das Training von KI-Anwendungen braucht es Datensicherheit und -souveränität. Das heißt, ihr Standort muss Schutz vor Zugriffen garantieren – sowohl vor illegalen Zugriffsversuchen als auch vor behördlichen Zugriffen wie zum Beispiel von Geheimdiensten.
Gerade die Bedeutung der Datensouveränität haben die IT-Entscheider in den Unternehmen laut der Studie bereits im Blick. Doch dringen sie mit der entscheidenden Frage, wie und wo die Daten gehostet werden sollen, noch nicht überall bei der Unternehmensleitung durch. Denn in den Chefetagen ist das erforderliche Bewusstsein für Datensouveränität vielerorts noch nicht angekommen. Mit 96 Prozent ist die Zahl derjenigen IT-Verantwortlichen, die Schwierigkeiten dabei erlebt haben, die entscheidende Bedeutung von Datensouveränität dem Management ihres Unternehmens verständlich zu machen, überwältigend hoch.
Verschiedene Dimensionen der Souveränität
Die Datensouveränität spielt mithin eine hervorgehobene Rolle bei der Entscheidung für oder gegen einen Hosting-Standort. Gerade bei der Entwicklung, dem Training und auch dem Angebot von KI-Anwendungen ist sie maßgeblich – weswegen immerhin 58 Prozent der IT-Entscheider sehr großen Wert und 39 Prozent großen Wert auf größtmögliche Souveränität legen.
Doch was bedeutet Datensouveränität genau? Gemäß der allgemeinen Definition des Begriffs Souveränität – der Selbstbestimmung und Selbstbestimmtheit – umfasst sie verschiedene Dimensionen: Neben der Datenresidenz ist das auch der Grad des Zugriffs, nach dem weder der Cloud-Anbieter noch andere einen Zugang zu dem Anwendungsdaten haben sollten. Auch die Unabhängigkeit wurde bereits aufgeführt: Je geringer der Grad der technischen Abhängigkeit im Hinblick auf Speicherung, Verarbeitung und Hosting ist, desto besser. Als vierte Komponente kommt noch der Faktor Widerstandsfähigkeit hinzu, also die Sicherheit, dass der Betrieb jederzeit ohne Störung oder Einflussnahme auf die Daten aufrechterhalten werden kann.
Hosting in Europa bevorzugt
Wo aber sehen die IT-Entscheider ihre Daten am besten aufgehoben? Auch hier liefert die Studie eine Antwort: Rund zwei Drittel möchten, dass ihre KI-Modelle in Europa gehostet werden – und zwar aus Sicherheits- und Souveränitätsgründen. Die Hälfte dieser Gruppe (55 Prozent) gibt als Grund für diese Präferenz an, sie hätten einfach größeres Vertrauen in die Datenresidenz – also das Wissen, an welchem Ort Daten gespeichert werden und die Fähigkeit, sie zu übertragen und selbstständig zu verwalten.
Ebenfalls knapp über die Hälfte (51 Prozent) führen den rechtlichen Datenschutz durch die DSGVO an, 44 Prozent die Data Ownership (die Kontrolle über die eigenen Daten), und immer noch 42 Prozent bevorzugen Europa als Host-Standort wegen der geringeren Technologieabhängigkeit gegenüber anderen Regionen. Eine Datenresidenz in europäischen Ländern bietet einen erweiterten Schutz vor behördlichen Zugriffen. Denn die Daten unterliegen den lokalen Gesetzgebungen; so können zum Beispiel amerikanische Geheimdienste in Ausnahmesituationen auf Daten zugreifen, sofern diese sich in einem Rechenzentrum auf US-amerikanischem Boden befinden. In der EU sind diese jedoch durch Richtlinien wie die DSGVO geschützt. Europäische Anbieter bieten darüber hinaus ein umfassendes Portfolio wichtiger Sicherheitszertifizierungen, um den Datenschutz garantieren zu können.
Erwartungen an die Politik
Der Wunsch der deutschen IT-Entscheider, ihre KI-Daten selbstbestimmt und sicher zu speichern und zu verwalten, ist ebenso unübersehbar wie nachvollziehbar. Dass dieses Bestreben auf ein europäisches Hosting hinausläuft, kann angesichts der maßgeblichen Kriterien kaum erstaunen – denn eine Mehrheit sieht hier die Voraussetzungen, die sie für ihre Datensouveränität und damit ihre KI-Anwendungen benötigt.
„Der Wunsch der deutschen IT-Entscheider, ihre KI-Daten selbstbestimmt und sicher zu speichern und zu verwalten, ist ebenso unübersehbar wie nachvollziehbar.“
Falk Weinreich, OVHcloud
Dabei nehmen sie auch und vor allem den Staat beziehungsweise die EU als übergeordnete Instanz in Haftung. Von ihnen erwarten die IT-Entscheider in den Unternehmen, dass sie klare Leitlinien für die Nutzung von KI setzen und dass die jeweiligen Regulierungsbehörden jene Rahmenbedingungen schaffen, die für Klarheit, Schutz und Souveränität sorgen.
Hosting in Europa ist Work in Progress
Doch trotz des eindeutigen Votums im Rahmen der Befragung zeigt der aktuelle Status quo in dieser Frage ein leicht abweichendes Bild. Derzeit hosten tatsächlich nur 26 Prozent ihre KI-Modelle und die entsprechenden Daten bei einem europäischen Cloud-Anbieter, während 19 Prozent ausschließlich auf ein außereuropäisches Unternehmen setzen. Zahlreiche Unternehmen wählen hingegen einen Multi-Cloud-Ansatz und hosten ihre Daten bei mehreren Cloud-Anbietern.
Setzt man dies jedoch in den Kontext der Tatsache, dass die meisten Unternehmen in Sachen KI-Anwendungen noch in den Kinderschuhen stecken, ist es nicht verwunderlich, dass viele Unternehmen noch nicht auf ein ausschließlich europäisches Hosting umsteigen konnten. In Anbetracht des hohen Stellenwerts der Datensouveränität bei deutschen IT-Entscheidern wird sich hier mit der weiteren Verbreitung von KI in den nächsten Monaten und Jahren ein Wandel vollziehen.
Für Führungskräfte in Unternehmen beutet das, den passenden Anbieter zu finden. Denn das Hosting bei einem europäischen Anbieter bedeutet nicht direkt auch eine rein europäische Datenresidenz. Gefordert sind hier Cloud Provider, die eine freie Wahl der zu nutzenden Rechenzentren bieten sowie die Sicherheit der Daten mit Zertifizierungen wie dem BSI C5-Zertifikat garantieren können.
Über den Autor:
Falk Weinreich ist General Manager Central Europe bei OVHcloud. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der ITK-Branche leitet er seit 2019 die Geschäfte des europäischen Cloud-Anbieters in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.