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Wie aus Fehlern in der IT Fortschritt entstehen kann
Wer im digitalen Zeitalter bestehen will, für den sollte eine positive Fehlerkultur selbstverständlich sein. Fail Fast sollte auch in etablierten Firmen Motto sein.
Fail Fast ist eine der wichtigsten Regeln in der agilen Entwicklung. Es geht darum, mit der Arbeit an neuen Projekten möglichst schnell zu beginnen, umgehend Feedback einzuholen und dann zu überlegen, ob man eine Korrektur vornimmt, einen völlig anderen Ansatz ausprobiert oder das Projekt komplett aufgibt. So lässt sich die Innovationsgeschwindigkeit hochhalten.
Aber eignet sich dieses Vorgehen für die IT-Abteilung eines großen Unternehmens? Einerseits ist sie mittlerweile der wichtigste interne Fortschrittstreiber. Sie schafft die technologische Basis für strategische Initiativen und neue Geschäftsmodelle, ohne sie herrscht Stillstand. Um diese Rolle aber bestmöglich ausfüllen zu können, braucht sie Raum für Experimente – an Fail Fast führt deshalb kaum ein Weg vorbei.
Andererseits darf die Zuverlässigkeit der Services selbstverständlich nicht unter einer solchen Kultur leiden. Sicherstellen lässt sich das durch den Einsatz der richtigen Technologien, insbesondere durch leistungsstarke Monitoring-Lösungen. Insgesamt sind aber drei Aspekte entscheidend, damit aus Fehlern Fortschritt werden kann:
1. Nachweisbarkeit: Datenbasiert argumentieren
Die IT-Abteilung kann bestehende Prozesse optimieren, die Nutzererfahrung und Performance geschäftskritischer Anwendungen verbessern und neue Geschäftsmodelle auf den Weg bringen. Aber kann sie auch nachweisen, dass ihre Arbeit Früchte trägt? Wer seine Argumente nicht mit Daten unterfüttern kann, der steht auf verlorenem Posten.
Doch gerade die IT hat hier einen entscheidenden Vorteil: Da mittlerweile die meisten Geschäftsprozesse softwarebasiert sind, laufen bei ihr alle Daten zusammen – und deshalb weiß sie zumindest der Theorie nach mehr als jede andere Abteilung im Unternehmen. Jede Anwendung gibt Einblicke in die Welt ihrer Nutzer und deren Alltag. Die IT-Abteilung kann auf Basis dieser Einblicke die Nutzererfahrung verbessern und Potenzial für Weiterentwicklung aufdecken. Maßstab sind die reibungslosen Erlebnisse, die Vorreiter wie Apple und Amazon geschaffen haben. Dabei zählen jede Millisekunde und jeder Pixel.
Die Herausforderung liegt für IT-Abteilungen letztlich darin, diesen Datenschatz zu heben. Vielen fehlt dazu schlicht die technische Grundlage. Zwar haben viele Unternehmen Analyse-Tools im Einsatz, diese eigenen sich aber aus verschiedenen Gründen oft nicht. Insellösungen liefern etwa keinen Gesamtüberblick, andere Tools liefern hingegen lediglich historische Daten und nicht die benötigten Einblicke in Echtzeit. Und wiederum andere Tools sind nicht in der Lage, die Daten so aufzubereiten, dass möglichst viele Nutzer im Unternehmen sie interpretieren und aus ihnen die richtigen Schlüsse ziehen können. Denn ein Application Engineer kann vielleicht mit einer Datenreihe aus Antwortzeiten etwas anfangen, aber einem CFO wird es ohne entsprechende Kontextualisierung schwerfallen, aus ihr Erkenntnisse abzuleiten.
2. Kontrolle: Erst messen, dann managen
Managen lässt sich nur das, was auch gemessen wird. Echtzeit-Daten helfen, alle Systeme stets im Blick zu halten, die Effekte von ergriffenen Maßnahmen unmittelbar beurteilen zu können und gegebenenfalls gegensteuern zu können, wenn etwas schiefgeht. Ein solches Maß an Kontrolle ist unabdinglich, wenn die IT ausgetretene Pfade verlässt und Neues ausprobiert. Denn bei Fehlern ist so eine zeitnahe Kurskorrektur möglich. Insgesamt muss das Ziel lauten, die Innovationsgeschwindigkeit in die Höhe zu treiben, zum Beispiel durch kürzere Release-Zyklen in der Softwareentwicklung – und sich so einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu erarbeiten.
Die Richtigkeit dieses Vorgehens lässt sich übrigens auch durch Zahlen belegen: Laut dem Report Why digital strategies fail von McKinsey war das Umsatzwachstum der digitalen First Mover und Fast Follower in einem Untersuchungszeitraum von drei Jahren fast doppelt so hoch wie das der Unternehmen, die keine kalkulierten Risiken eingehen.
Doch wer sich dabei allein auf Intuition verlässt, dem wird auch kein Erfolg beschieden sein. Entscheidend ist viel mehr, sämtliche Daten stets in Echtzeit vorliegen zu haben, aus ihnen die richtigen Schlüsse zu ziehen und darauf aufbauend taktische oder strategische Entscheidungen zu treffen. Also erst messen, dann mangen.
„IT-Fachleute müssen eine Sprache sprechen, die andere Abteilungen verstehen. Der Inside-Out-Ansatz vergangener Tage muss der Vergangenheit angehören.“
Gregor Keller, AppDynamics
3. Kommunikation: Die richtige Sprache sprechen
Der letzte Punkt betrifft die interne Kommunikation: IT-Fachleute müssen eine Sprache sprechen, die andere Abteilungen verstehen. Der Inside-Out-Ansatz vergangener Tage muss der Vergangenheit angehören. Stattdessen geht es darum, technische Details wie Konversionsraten, Antwortzeiten oder Log-Einträge in allgemein verständliche Informationen zu übersetzen und so auch anderen Abteilungen im Unternehmen eine bessere Entscheidungsgrundlage an die Hand zu geben. Auf diese Weise kann die IT-Abteilung nicht nur ihren internen Ruf verbessern, sondern den erfolgreichen Fail-Fast-Ansatz früher oder später auch in anderen Unternehmensbereichen etablieren.
Letztlich benötigen Unternehmen also einen verlässlicheren Zugang zu Daten und bessere Möglichkeiten, diese aufzubereiten und aus ihnen geschäftskritische Erkenntnisse zu gewinnen. Realisieren lässt sich das über eine Application-Intelligence-Lösung, die technische Metriken sowie Marketing- und Geschäftszahlen zusammenführt, miteinander korreliert und die gewonnenen Erkenntnisse in auf die einzelnen Abteilungen zugeschnittenen Dashboards aufbereitet. Sie liefern die notwendigen Daten, auf deren Grundlage Unternehmen die Innovationsgeschwindigkeit hochhalten und mutige Entscheidungen treffen können, um sich im digitalen Zeitalter nicht von der Konkurrenz abhängen zu lassen.
Über den Autor:
Gregor Keller ist Sales Engineering Manager für Zentraleuropa bei AppDynamics.
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