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Warum kein Weg an 100 Gigabit vorbeiführt
Die zunehmende Digitaliserung und neue Entwicklungen sorgen für eine Datenflut. Dem wird nur ein schnelleres Netzwerk gerecht, meint Pete Lumbis von Cumulus Networks.
Innovationen und Entwicklungen insbesondere in den Bereichen künstliche Intelligenz, Machine Learning und IoT gestalten die Zukunft und werden über kurz oder lang in unterschiedlichen Ausprägungen in fast jedem Unternehmen zum Einsatz kommen. Hinzu kommen die stetige Automatisierung von Prozessen und die allgemein voranschreitende Digitalisierung.
Das bringt eine schier unüberschaubare Masse an Daten mit sich. Um diese effizient und vor allem unmittelbar sammeln und verarbeiten zu können, sind Unternehmen auf eine moderne und agile Netzwerkinfrastruktur angewiesen.
100 Gigabit erreicht das 2,5-fache der Netzwerkbandbreite im Vergleich zu 40G und bringt gleichzeitig eine beispiellose Flexibilität im Netzwerkdesign mit sich. Lange Zeit war die Umstellung auf 100 Gigabit meist nur für große Player am Markt denkbar, doch seit Kurzem profitieren auch kleinere Unternehmen von dem großen Potenzial.
Den wohl größten Vorteil, den 100 Gigabit mit sich bringt, ist die beschleunigte Netzwerkgeschwindigkeit. Sie macht den klaren Unterschied aus. Aber nicht nur das: Durch die Umstellung können auch mehr Daten übertragen, Racks besser genutzt und Server, Netzwerkverbindungen sowie Switches reduziert werden. Das spart finanzielle und materielle Ressourcen.
Ein schnelleres Netzwerk ermöglicht es zudem, mehr Rechenleistung auf gleichem Raum unterzubringen. Infolgedessen wird 100G bald für viele Unternehmen eine Notwendigkeit für die Zukunft sein.
Wann ist eine Modernisierung sinnvoll?
Trotz der klaren Vorteile von 100G, sollten Unternehmen im Vorfeld prüfen, ob sich die Modernisierungsmaßnahmen auf allen Ebenen lohnen. Anhand der fünf folgenden Fragen können Firmen testen, ob sie durch 100G ihr Potenzial ausbauen können, die Umstellung notwendig ist und worauf es zu achten gilt.
Was wird wirklich benötigt?
100 GbE ist auch als 25G/100G-Netzwerk bekannt, denn die Verbindung lässt sich in vier Kanäle oder Lanes von je 25 Gigabit aufteilen. Unternehmen sollten sich daher im Vorfeld im Klaren darüber sein, welche Geschwindigkeit wirklich benötigt wird.
Es gilt zu entscheiden, welche Server auf 25 GbE umgestellt werden sollen, denn häufig unterstützt nicht jedes Gerät diese Geschwindigkeit. Gibt es in den Rack-Servern mit 10 GbE keine Einschränkungen, dann ist eine Modernisierung auf 25 GbE vorerst nicht notwendig.
Anstatt von 10 GbE auf 40 GbE zu wechseln, sollte eine Umstellung auf 25 GbE in Erwägung gezogen werden. Denn bei der Aufteilung eines einzelnen 100-GbE-Ports auf zwei Server können je 50 GbE angeschlossen werden. Das bedeutet, es kann eine höhere Bandbreite erzielt und außerdem müssen weniger Ports belegt werden. Zum Vergleich: Bei der Aufteilung von 40 GbE auf zwei Server kommen zwei Switch-Ports zum Einsatz und die Bandbreite ist niedriger.
Ist 10 GbE nicht mehr ausreichend und 40 GbE zu hoch, können folgende Umstellungen in Betracht gezogen werden:
- Das Hinzufügen weiterer 10-GbE-Verbindung, wenn ausreichend Switch-Ports zur Verfügung stehen, oder
- der Austausch mit einer 25-GbE-Verbindung. In diesem Fall wird kein zusätzlicher Switch-Port benötigt.
Sind die eingesetzten Switches flexibel?
Wird eine Modernisierung auf 100 GbE nur an den Stellen durchgeführt, an denen sie notwendig sind, ist darauf zu achten, dass zum einen die neuen Leaf-Switches abwärtskompatibel sind und somit QSFP+- und SFP+-Module unterstützen. Dadurch wird sichergestellt, dass die vorhandenen 10-GbE- und 40-GbE-Verbindungen ohne Probleme angeschlossen werden können.
Sind die vorhandenen Netzwerkadapter kompatibel?
Die richtige Ausstattung ist alles: Viele Server sind nicht mit 25-GbE-Netzwerkadaptern ausgestattet. Nur wenn diese eine 25-GbE/100-GbE-Verbindung unterstützen, können sie bei einer Umstellung eingesetzt werden. Für 10 GbE/40 GbE gibt es jedoch bereits Adapter für 10/25/40/50/100 GbE, somit ist ein Wechsel zur nächst höheren Geschwindigkeit problemlos möglich.
Sind noch alte Switches und Module vorhanden?
Da die 25-GbE/100-GbE-Standards erst 2016 eingeführt wurden, verfügen viele Unternehmen noch über ältere Switches, die bei einer Umrüstung allerdings nicht mehr einsetzbar sind. In diesem Fall kommt nur eine komplette Erneuerung der Switches in Frage, damit ein Upgrade sowie eine Modernisierung des Netzwerks reibungslos funktionieren.
„Wer auf eine Modernisierung verzichtet, läuft Gefahr, künftig nicht mehr effizient und agil agieren zu können.“
Pete Lumbis, Cumulus Networks
Welche Reichweite wird benötigt?
Bei der Reichweite kommt es insbesondere auf das verwendete Kabelmaterial an. Ein Twinaxial-Kabel beispielsweise ermöglicht nur eine sehr geringe Reichweite von 5 bis 10 Metern. Die nächsthöhere Entfernung mit bis zu 100 Metern bietet ein Multimode-Glasfaser-Kabel. Ist das noch nicht ausreichend, kann auf Monomode-Glasfasern zurückgegriffen werden. Damit lassen sich Reichweiten von bis zu 40 Kilometern erzielen.
Für eine Modernisierung ist es nie zu spät
Zeit ist Geld – das gilt auch im Bereich Netzwerkmodernisierung. Wer auf eine Modernisierung verzichtet, läuft Gefahr, künftig nicht mehr effizient und agil agieren zu können. Denn ein langsames, veraltetes Rechenzentrum kostet nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld. Außerdem lässt es sich mit einem schnellen Netzwerk effektiv und wettbewerbsfähig handeln und arbeiten. Innovationen lassen sich so vorantreiben und modernes Arbeiten wird möglich. Doch wie vor jeder Modernisierungsmaßnahme gilt es auch im Bereich Netzwerk zu klären, wann und wo ein Upgrade wirklich notwendig ist, um unnötige Kosten zu sparen und das volle Potenzial ausschöpfen zu können.
Über den Autor:
Pete Lumbis ist Technical Evangelist bei Cumulus Networks. Er unterstützt Kunden beim Bau und Design von vollautomatisierten Rechenzentren der nächsten Generation.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder und entsprechen nicht unbedingt denen von ComputerWeekly.de.