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Warum einheitliches Netzwerkmanagement immer wichtiger wird
Netzwerke entwickeln sich ständig weiter und werden immer komplexer. Unternehmen benötigen daher ein einheitliches Netzwerkmanagement. Aber ist eine Ende-zu-Ende-Strategie möglich?
Unternehmen stellen zunehmend hochgradig verteilte, moderne Anwendungsumgebungen bereit, um ihre Agilität zu erhöhen und ihren Kundenservice zu verbessern. Dieser Wandel wird durch Initiativen zur digitalen Transformation vorangetrieben, die sich auf menschliche und technologische Prozesse auswirken.
Die ESG-Studie 2022 Technology Spending Intentions Survey (PDF) zeigt, dass mehr als neun von zehn Unternehmen (91 Prozent) entweder mit Initiativen zur digitalen Transformation beginnen, sie gerade durchführen oder sie bereits umgesetzt haben.
In der Tat realisieren Unternehmen verteilte Cloud-Umgebungen, indem sie moderne Anwendungen in privaten Data Centern, über verschiedene Public-Cloud-Services – IaaS und SaaS – und an Edge-Standorten bereitstellen. Infolgedessen wird das öffentliche Internet schnell zum Corporate-Netzwerk, wobei Unternehmen Software-defined WAN (SD-WAN) und Breitbandverbindungen für diese verteilten Umgebungen nutzen.
Gleichzeitig müssen sich die Netzwerkteams mit Hybrid-Work-Modellen auseinandersetzen, die eine sichere Konnektivität von zu Hause oder anderen Remote-Standorten aus erfordern. Diese Verbindungen müssen nicht nur sicher, sondern auch leistungsfähig sein und eine gleichbleibend positive UX gewährleisten, unabhängig davon, wo die Mitarbeiter an einem bestimmten Tag arbeiten wollen.
Diese hochgradig verteilte und dynamische Umgebung stellt das Netzwerk vor mehrere Herausforderungen.
Komplexität erschwert eine positive UX
Diese hochgradig verteilten Umgebungen sind zwar flexibler und reaktionsschneller, aber auch komplexer. Laut der Studie der Enterprise Strategy Group (ESG) gaben mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) an, sie glauben, dass die Netzwerkumgebung entweder etwas oder wesentlich komplexer geworden sei als vor zwei Jahren.
Die Komplexität der Netzwerke ist nicht nur auf die verteilte Struktur zurückzuführen. Produkte für das Netzwerkmanagement werden auch nach ihrer Rolle im Unternehmen und sogar nach Technologie unterschieden. Dazu gehören die folgenden Bereiche.
Mehrere Domänen
Netzwerkteams und -technologien werden entsprechend ihrer Funktion unterteilt. Data-Center-Netzwerke und die dazugehörigen Teams sind oft von Campus-, Zweigstellen-, Cloud- und WAN-Teams getrennt. Traditionell können diese Bereiche verschiedene Management-Tools einsetzen, selbst wenn diese vom selben Anbieter stammen.
Mehrere Anbieter
Häufig möchte sich ein Unternehmen nicht von einem bestimmten Technologieanbieter abhängig machen, sondern den besten Ansatz für die einzelnen Netzwerkdomänen verfolgen. Dies erfordert jedoch, dass die Netzwerk-Operations-Teams sich in zusätzliche Management-Tools einarbeiten und die Informationen beim Troubleshooting manuell korrelieren. Zudem ist es schwierig, Netzwerk-Operations-Teams zu finden, die sich mit mehreren verschiedenen Anbietern und ihren Produkten auskennen.
Dynamische moderne Anwendungsumgebungen
Veränderungen sind für eine Netzwerkumgebung unvermeidlich, und der per Virtualisierung eingeleitete Trend wird durch Microservices-basierte Anwendungen nur noch verstärkt. Netzwerkdienste müssen jetzt innerhalb von Sekunden aktiviert und deaktiviert werden, nicht erst nach Stunden, Tagen oder Wochen.
Unterstützung von Home-Office
Als die COVID-19-Pandemie ausbrach, waren die Netzwerkteams für das Management der Konnektivität zu Dutzenden oder Hunderten – in großen Unternehmen womöglich Tausenden – von Remote-Standorten verantwortlich. Da sich jedoch Hybrid-Work-Modelle durchgesetzt haben, müssen diese Netzwerkteams nun eine sichere Konnektivität für Hunderte, Tausende oder sogar Zehntausende von Remote-Mitarbeitern gewährleisten. Oftmals haben sie Legacy-VPN-Dienste verwendet, die ein Backhauling des gesamten Traffics über das Rechenzentrum erfordern, was die Performance beeinträchtigt.
Die Verwaltung mehrerer verschiedener Management-Tools verringert die operative Effizienz, da man nur sehr schwer den Überblick behält – etwa durch das permanente Wechseln zwischen mehreren Bildschirmen – und Ereignisse manuell korrelieren muss. Dies führt zu einer eingeschränkten Transparenz des gesamten Ende-zu-Ende-Netzwerks.
Früher wurde die Technologie für das Netzwerkmanagement On-Premises bereitgestellt, was in bestimmten Bereichen immer noch erforderlich sein kann. On-Premises-Netzwerkmanagement könnte die Nutzung von KI- und ML-Tools (Machine Learning) erschweren und die Menge der für Verlaufsanalysen gespeicherten Daten einschränken.
Mit der Verlagerung in die Cloud wird die Komplexität zusätzlich erhöht. Schließlich müssen die Unternehmen Know-how über die Services für das Cloud-Networking-Management der einzelnen Cloud-Anbieter aufbauen und sich mit deren Verwaltung vertraut machen.
Insgesamt stellen diese Faktoren erhebliche Herausforderungen für die Netzwerk-Operations-Teams dar, die nicht nur die Funktionalität bestehender Netzwerkumgebungen gewährleisten, sondern das Netzwerk auch nahtlos skalieren müssen, um neue Unternehmensstandorte, Public-Cloud-Services oder Remote-Mitarbeiter zu unterstützen. Und das alles, während sie gleichzeitig für eine positive UX und sichere Konnektivität sorgen.
Unified Networking auf dem Vormarsch
Trotz der Herausforderungen, die sich aus traditionellen oder Legacy-Designs ergeben, sieht die Zukunft durchaus vielversprechend aus. Die Anbieter von Netzwerktechnologien haben bei ihren Kunden diese Herausforderungen erkannt und sind damit beschäftigt, sie zu bewältigen.
Viele arbeiten an Lösungen für ein einheitliches Netzwerkmanagement. Dieses Konzept findet bei den Unternehmen Anklang, denn die ESG-Studie hat ergeben, dass praktisch alle Unternehmen (99 Prozent) ein einheitliches Ende-zu-Ende-Netzwerkmanagement entweder für wichtig, sehr wichtig oder ziemlich wichtig halten. Mehr als vier Fünftel (84 Prozent) der Befragten gaben an, dies sei wichtig oder sehr wichtig.
Die Anbieter reagieren darauf, indem sie Teile des Netzwerks vereinheitlichen. Die häufigsten Bereiche hierbei sind die Vereinheitlichung von kabelgebundenen und drahtlosen Netzwerken für Campusstandorte. Die ESG-Studie bestätigt diesen Trend: 40 Prozent der Befragten gaben an, dass sie derzeit kabelgebundene und drahtlose Netzwerke vereinheitlicht haben.
Weitere 48 Prozent planen eine Vereinheitlichung. Für Zweigstellen gehen Provider, die SD-WAN-Technologie anbieten, noch einen Schritt weiter und vereinheitlichen kabelgebundene, drahtlose und WAN-Verbindungen, um die operative Effizienz weiter zu steigern. Einige Firmen entwickeln Angebote für das Home-Office, die ebenfalls unter dem gleichen Netzwerkmanagementsystem verwaltet werden.
Cloud Networking – genauer gesagt Multi-Cloud Networking – erlebt ebenfalls einen Aufschwung. Hierbei bieten mehrere neu auf dem Markt vertretene Unternehmen die Möglichkeit, die Komplexität der Verwaltung mehrerer Public Clouds mit einer einzigen einheitlichen Managementkonsole zu abstrahieren.
Ein weiterer wichtiger Fortschritt für ein einheitliches Ende-zu-Ende-Management ist die zunehmende Nutzung von Cloud-basierten Netzwerkmanagementdiensten. Das darf man nicht verwechseln mit dem oben erwähnten Cloud- oder Multi-Cloud-Netzwerkmanagement. Bei Cloud-basiertem Netzwerkmanagement handelt es sich um das Konzept, die Verwaltung für On-Premises- oder sogar Cloud-Netzwerkmanagementdienste in einer Public- oder Private-Cloud-Umgebung bereitzustellen. Durch die Zentralisierung des Netzwerkmanagements in der Public Cloud können Anbieter mehrere Vorteile erzielen, unter anderem die folgenden Punkte:
- einfacherer Zugang für Remote-Mitarbeiter
- die Möglichkeit, anonymisierte Daten zu konsolidieren und ein Repository für KI- und ML-Technologien zu schaffen
- quasi unbegrenzte Datenspeicherung für Verlaufsanalysen
- eine einzige Ansicht für Ende-zu-Ende-Sichtbarkeit
- ein zentraler Ort, um Sicherheit zu integrieren oder Netzwerkinformationen zu teilen
- Einsatz von KI und ML zur Verbesserung der operativen Effizienz und zur stärkeren Automatisierung
Schritte für die Zukunft
Unternehmen mit verteilten Umgebungen sind heute stärker auf das Netzwerk angewiesen, um eine positive UX und Business Agility zu ermöglichen. Netzwerkteams müssen imstande sein, neue Netzwerkverbindungen einzurichten und zu gewährleisten, dass sie sicher und performant sind.
Diese Anforderungen erfordern ein einheitliches Ende-zu-Ende-Management, das den Netzwerkteams einen vollständigen, detaillierten Überblick über die Umgebung verschafft und sie in die Lage versetzt, diese effizienter zu verwalten. Die durchgehende Vereinheitlichung wird auch zu schnellerem Troubleshooting, höherer Verfügbarkeit, Agility und verbesserter UX führen.
Jetzt ist es an der Zeit, ein Gespräch mit Ihrem internen Netzwerkteam und Ihrem favorisierten Netzwerkanbieter oder MSP zu führen, um zu erfahren, welche Technologien sie bereits vereinheitlicht haben und wie der Zeitplan für die Bereitstellung eines einheitlichen End-to-End-Netzwerkmanagements für Ihre Umgebung aussieht. Wenn Sie die Roadmap kennen und wissen, wie Sie migrieren können, wird Ihr Unternehmen in der Lage sein, hochgradig verteilte Umgebungen mit größerer Transparenz, Kontrolle und Agilität zu realisieren.
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