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Warum Unternehmen ethische KI nicht ignorieren sollten
Die rasante Entwicklung von KI hat die Geschäftswelt verändert. Doch mit den Vorteilen gehen ethische Herausforderungen einher, die Unternehmen beachten sollten.
KI-Technologien durchdringen Unternehmen von der Automatisierung von Prozessen über die Optimierung der Datenanalyse bis hin zur Schaffung neuer Geschäftsmodelle und -felder. Davon bleibt kein Geschäftsbereich unberührt. Von der Produktion und Logistik bis hin zu Marketing und Kundenservice nutzen Firmen die Technologie, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, Betriebskosten zu senken und Kundenerfahrungen zu verbessern. Der ethische Aspekt geht im Alltag jedoch leicht verloren.
Verzerrte KI-Ergebnisse diskriminieren und schaden
Es gibt viele Methoden, um eine KI zu trainieren. Gemeinsam haben sie, dass die KI eine Datenbasis erhält, um Muster zu erlernen, die später im Betrieb auf Produktivdaten angewendet werden. Wenn die Trainingsdaten jedoch einen oder mehrere Bias enthalten, dann übernimmt die KI diese. Solche Bias schleichen sich schnell ein und sind leicht zu übersehen, wenn ein KI-Anwendungsfall erst einmal im Alltag etabliert ist. So können zum Beispiel Verzerrungen in der Personalabteilung leicht dazu führen, dass ethnische Minderheiten oder Frauen benachteiligt und bestehende Ungleichheiten in der Gesellschaft verstärkt werden. Dadurch entgehen dem Unternehmen wertvolle Talente.
Ein zweites Thema sind die Datenschutzrechte, die jeder Mensch hat. KI-Systeme verarbeiten große Datenmengen und in der Personalabteilung, aber auch in Branchen wie dem Gesundheits- und Rechtswesen enthalten diese Daten viele sensible personenbezogene Informationen. Unternehmen sind hier in der Pflicht, das Recht der Personen zu wahren, deren Daten sie verarbeiten. Dazu sollten sie sicherstellen, dass KI-Systeme datenschutzkonform arbeiten und keine unzulässigen Rückschlüsse auf Einzelpersonen zulassen. Bei Verstößen drohen empfindliche Strafen.
Sowohl das Thema Bias als auch die Rechte von Personen bezüglich ihrer Daten sind für Unternehmen kaum einzuhalten, wenn sie sich nicht aktiv damit auseinandersetzen. Eine Ursache dafür ist, dass Modelle, die auf maschinellem Lernen basieren, hochkomplex sind. Dies führt dazu, dass die Entscheidungsprozesse der KI oft nicht einmal für ihre Entwickler kompett nachvollziehbar sind. Die Endanwender haben noch viel weniger die Chance, die Herleitung eines Ergebnisses zu verstehen und müssen der KI vertrauen. Gleichzeitig leidet das Vertrauen gerade dann, wenn die KI als Black Box KI intransparent bleibt.
Ethische KI ist ein Business-Thema
Die Rechte von Menschen sind in Antidiskriminierungs- und Datenschutzgesetzen verankert. Ein Beispiel dafür ist der EU AI Act, der im August 2024 in Kraft getreten ist. Damit sind Unternehmen in der EU verpflichtet, bestimmte ethische Standards einzuhalten. Unternehmen, die sich nicht an diese Vorschriften halten, riskieren nicht nur rechtliche Konsequenzen, sondern auch erhebliche Reputationsschäden. Am Ende entscheidet, ob Unternehmen das Vertrauen der Öffentlichkeit in ihre KI-Systeme gewinnen können, über ihren Erfolg.
Mit einer ethischen KI tragen Unternehmen wesentlich dazu bei, das Vertrauen der Stakeholder zu gewinnen und zu festigen. Unternehmen, die transparent agieren und ethische Standards einhalten, stärken ihr Image und ihre Marke. In einer Zeit, in der Datenschutz und ethische Verantwortung immer stärker in den Fokus der öffentlichen Debatte rücken, kann ein verantwortungsvoller Umgang mit KI Kundenvertrauen und -loyalität steigern und einen Geschäftsvorteil bringen.
Ethische KI hilft auch, rechtliche und finanzielle Risiken zu minimieren. Indem Unternehmen gewährleisten, dass ihre KI-Systeme transparent und fair sind, können sie zum Beispiel den Gleichbehandlungsgrundsatz leichter einhalten. Damit schützen sich die Firmen vor Klagen und Strafzahlungen. Ein solides ethisches Fundament in der KI-Entwicklung dient somit auch als effektives Risikomanagement-Tool.
Herausforderungen bei der Implementierung ethischer KI können zudem als Katalysator für Innovation dienen. Unternehmen, die sich intensiv mit den ethischen Aspekten ihrer Technologie auseinandersetzen, entwickeln oft kreative Lösungen, die über den ursprünglichen Anwendungsbereich hinausgehen. Das kann zu neuen Produkten, Dienstleistungen oder sogar Geschäftsmodellen führen, die sowohl ethisch vertretbar als auch wirtschaftlich aussichtsreich sind.
Wie der verantwortungsvolle Umgang gelingt
Eine effektive Strategie zur Förderung ethischer KI ist der Human-in-the-Loop-Ansatz, bei dem menschliche Experten in den Entscheidungsprozess der KI eingebunden werden. Diese Integration stellt sicher, dass die Ergebnisse der KI auf Verzerrungen überprüft und validiert werden, bevor sie umgesetzt werden. Gleichzeitig helfen geschulte Experten, dass ethische Überlegungen in den Entscheidungsprozess der KI einfließen. Um die Black Box KI zu öffnen, können Unternehmen die Funktionsweise ihrer KI-Modelle dokumentieren und Erklärungen veröffentlichen. Beide Maßnahmen tragen dazu bei, das Vertrauen in die Technologie zu stärken und legen die Grundlage für die Anwender, KI-Ergebnisse besser zu beurteilen.
„In einer Zeit, in der Datenschutz und ethische Verantwortung immer stärker in den Fokus der öffentlichen Debatte rücken, kann ein verantwortungsvoller Umgang mit KI Kundenvertrauen und -loyalität steigern und einen Geschäftsvorteil bringen.“
Agatha Dabrowski, Skaylink
Die Diversität in den Entwicklerteams der KI ist ein weiterer Faktor zur Reduzierung von Bias. Unterschiedliche Perspektiven und persönliche Hintergründe unterstützen dabei, potenzielle Verzerrungen frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Deshalb sollten Unternehmen sicherstellen, dass Teams mit dieser Diversität in den gesamten Entwicklungsprozess eingebunden werden. Ein Ethik-Board und die Durchführung externer Audits unterstützen Unternehmen dabei ebenfalls. Das Gremium und die externen Prüfungen dienen als unabhängige Instanzen, die die KI-Systeme regelmäßig auf Voreingenommenheit und ethische Standards prüfen.
Wenn sich ethische Verantwortung auszahlt
Mit KI verantwortungsvoll umzugehen und ethische Standards zu wahren, ist ein kontinuierlicher Prozess, der nach der Entwicklung nicht endet. Die Arbeit zahlt sich jedoch aus: Ethische KI kann für Unternehmen ein wertvoller Differenzierungsfaktor im Wettbewerb sein und Innovationen fördern. Führungskräfte, die eine ethische KI unterstützen, stärken deshalb ihre Organisation auch im Wettbewerb. Gleichzeitig bereiten sie ihre Firma für zukünftige, noch strengere Regulierungen vor, verhindern Reputationsverluste und die daraus entstehenden Schäden sowie Strafen für ihr Unternehmen.
Über die Autorin:
Agatha Dabrowski ist Senior Consultant bei Skaylink und hat sich auf Künstliche Intelligenz und AWS-Lösungen spezialisiert. Zu ihrem Spezialgebiet zählen Natural Language Processing (NLP), Machine Learning und Data Analytics. Unter anderem hat sie im Rahmen des Horizon 2020 Projekts AI-SPRINT als Projektleiterin den Use Case Farming 4.0 geleitet und wirkte an verschiedenen NLP-Projekten mit. Darunter befanden sich die Einführung eines sicheren, firmeninternen Large Language Models (LLM) für stark regulierte Branchen, das strengste Datenschutzstandards sicherstellt und die Entwicklung einer Social-Listening-Pipeline, die aus Social-Media-Daten handlungsrelevante Erkenntnisse extrahiert. Als Enthusiastin für Responsible AI engagiert sich Agatha für die Einhaltung von Compliance- und ethischen Richtlinien und bringt eine philosophische Perspektive in die technologische Landschaft ein.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.