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Warum Serverless Computing in der Krise von Vorteil ist
Der aktuelle Lockdown hat auf IT-Strukturen in Unternehmen weitreichende Folgen - und die sind durchaus positiv. Serverless und Cloud Computing erreichen großen Zulauf.
Der Lockdown aufgrund der Coronavirus-/COVID-19-Pandemie hat für IT-Strukturen, Arbeitsprozesse und Softwareanwendungen in Unternehmen weitreichende Folgen – und die sind durchaus positiv. Denn der Lockdown ermöglicht aktuell Veränderungen, gegen die sich in den letzten Jahren mal der Betriebsrat, mal die IT-Abteilung gesperrt haben.
Datenschutzbedenken von der einen Seite, Sicherheitsbedenken von der anderen Seite, fehlendes Know-how und Ängste der Mitarbeiter – es gab immer wieder gute Gründe, weiterhin mit klassischen serverbasierten Strukturen zu arbeiten, damit scheinbar die Hoheit über die eigenen Strukturen inhouse bestehen bleibt.
Nun hat der Lockdown gezeigt: Wer über eigene Server verfügt und mit mächtigen Inhouse-Systemen arbeitet, kann auf die aktuelle Situation oft nur schwer reagieren. Denn IT-Mitarbeiter im Home-Office sind nicht besonders nützlich, wenn an On-Premises-Systemen Änderungen vorgenommen werden müssen.
Hinzu kommt, dass die Leistungen der Systeme nicht beliebig skaliert werden können, wenn plötzlich 80 Prozent statt bisher 20 Prozent der Mitarbeiter von außen zugreifen wollen. VPN-Zugänge fehlen und auch bei den entsprechenden Lizenzen muss erst einmal nachgebessert werden, damit mehr Mitarbeitern der Zugriff auf eigene Systeme ermöglicht wird.
Werden aus Sicherheitsgründen zudem Videokonferenzsysteme über die eigenen Server geroutet, stellen sich zusätzlich Bandbreitenprobleme ein. Hier helfen im ersten Schritt nur Zugriffsregelungen, die zu Lasten der Produktivität aus dem Home-Office gehen.
Gewinner sind Unternehmen, die eine Serverless-Architektur eingeführt haben. Bei genauem Hinsehen zeigt sich, dass viele Unternehmen bereits partiell mit Cloud-Anwendungen arbeiten – oft in Form eines einfachen Datenspeichers, wie ihn Amazon Web Services (AWS), Microsoft, Dropbox, Apple, Google, Telekom und andere seit Jahren anbieten.
Eingekauft werden von vielen Unternehmen heute ebenfalls zusätzliche Anwendungen als Software as a Service (SaaS). Auch Speicher und Rechenleistung zum Hosten eigener Anwendungen sind als Platform as a Service (PaaS), und wenn es um eine komplexe Infrastruktur geht, in Form von Infrastructure as a Service (IaaS) möglich – hier mit eigenständiger Verwaltung der Recheninstanzen.
Bei PaaS und IaaS muss die IT Bedarfe nach wie vor im Voraus planen und aktiv verwalten. Werden Dienste gleich Serverless eingebunden, passen sich die Anwendungen der Nutzung automatisch an und werden durch den Anbieter verwaltet – zum Beispiel bei Speichererweiterungen oder Rechenleistungen, wenn die Anzahl der Anfragen periodisch, auf Grund von Marketingaktivitäten oder durch verändertes Nutzungsverhalten wie etwa durch massiv ausgeweitete Home-Office-Anwendungen drastisch ansteigt.
Die Vorteile sind vielfältig: Zum einen werden keine Mittel durch größere Investitionen wie etwa den Betrieb eigener Rechenzentren oder den Kauf großer Softwarepakete gebunden. Die Verwaltung eigener Server entfällt. Hinzu kommt die Kostenersparnis durch kurzfristig angepasste Leistungen beim schnellen Up- und Downgrading, außerdem die schnelle Bereitstellung und Veränderung neuer Dienstleistungen und Services bei sich verändernden Märkten.
Und wer wechselwillig ist, zusätzliche Funktionen oder neue Anwendungen benötigt, kann diese in Minuten mieten, freischalten lassen und mit ein paar Klicks konfigurieren. Langwierige Installationsroutinen bei der Einführung neuer Software entfallen.
Rechenleistungen, Lizenzen und Speicherplatz, die man zu bestimmten Zeiten benötigt, etwa nur tagsüber, im Weihnachtsgeschäft oder im Fall einer Coronavirus-Pandemie, müssen nicht mit teuren eigenen Systemen, die auch die selten erreichten Spitzen abdecken, vorgehalten werden.
Wer seine Infrastruktur Serverless betreibt, kümmert sich vor allem um die Frage nach relevanten Funktionen und den zu integrierenden Daten, während die Organisation der physischen Umgebung, der Betriebssysteme, Speicher- und Netzwerkfragen vom Nutzer zum Anbieter übergehen.
Für Anwender bedeutet es zudem, dass Server nicht mehr für neue Releases oder Updates neu gebootet werden müssen. Auf der Serverseite ist damit das Problem der Wartungsfenster bei international agierenden Unternehmen gelöst.
Und auf der Anwendungsseite sind seit Einführung der Container-Technologie Systemaussetzer oder lange Reboot-Sequenzen passé. Bei der Bereitstellung neuer Software selbst für viele hundert Mitarbeiter gilt, dass durch standardisierte Konfigurationen Änderungen, Updates, die Implementierung neuer Services und das Skalieren praktisch nicht aufwändiger sind als ein Einzelplatz-Update.
Bestehen bleibt hier für alle Ebenen allerdings die Herausforderung, wie die jeweils zugekaufte Leistung an die bisherigen Systeme der eigenen IT-Struktur angebunden werden kann. Das Thema Datenintegration benötigt an dieser Stelle die besondere Aufmerksamkeit der IT.
„Wer seine Infrastruktur Serverless betreibt, kümmert sich vor allem um die Frage nach relevanten Funktionen und den zu integrierenden Daten, während die Organisation der physischen Umgebung, der Betriebssysteme, Speicher- und Netzwerkfragen vom Nutzer zum Anbieter übergehen.“
Steffen Brehme, Lobster GmbH
Moderne, ebenfalls Cloud-basierte Softwarelösungen ermöglichen heute bereits die problemlose Integration der Daten in die bestehende (Multi-) Cloud-Landschaft.
Den Vorteil aus dieser Entwicklung ziehen vor allem kleine und mittlere Unternehmen. Dass der Coronavirus-Lockdown jetzt den Druck auf diese Unternehmen verstärkt und viele von ihnen zu einer Auseinandersetzung mit Cloud- und Serverless-Technologien zwingt, erhöht die Digitalisierung und macht sie bereits in der Krise wettbewerbsfähiger – vor allem dann, wenn neben der Systemleistung auch die positiven Effekte einer deutlich verbesserten Vernetzung intern wie extern mit geplant werden.
Durch den klug geplanten Einsatz eines Systems für die Datenintegration, die heute ebenfalls als SaaS zur Verfügung steht, entstehen mehr Transparenz, eine verbesserte Datenqualität und damit weitere strategische Vorteile.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.