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Warum Backups auch künftig nicht aus der Mode kommen
Nicht nur am Tag des Backups sollte die Wichtigkeit der Datensicherung klar sein. Es geht um Business Continuity, Ruf und Umsatz, nicht um ein bodenloses Investitionsfass.
Der 31. März markiert den Tag des Backups oder besser den World Backup Day. Diesen gibt es noch gar nicht so lange, erst seit 2011, das Thema Backup beziehungsweise Datensicherung ist allerdings schon ein wenig älter. Es dürfte so alt wie die IT selbst sein oder sagen wir, es wurde spätestens nach dem ersten Datenverlust eines Rechners ins Leben gerufen. Warum also benötigt die IT-Branche einen World Backup Day und wozu ist das gut? Um einmal im Jahr relevante Produkte zu promoten? Gut möglich. Um nach wie vor das Bewusstsein um die Wichtigkeit des Backups zu vergrößern. Das trifft es auf jeden Fall.
Datensicherung ist von je her ein schwieriges Thema in der IT. Zu lang und zu oft wurde (und wird es wahrscheinlich noch) als Investitionsloch empfunden, dass keinen Umsatz erzeugt und über Jahre einfach nur Kosten mit sich bringt. Manche Unternehmen gingen eher lax mit der Datensicherung um: Kaum Tests, wenig Anpassung bei Veränderungen in der IT-Infrastruktur oder verspätete Updates sind häufig Gründe warum manche Datensicherung eben nicht das bieten, was sie sollen: die Basis für eine erfolgreiche Datenwiederherstellung.
Es geht um mehr als nur Daten zu kopieren
Ein erfolgreiches Recovery gesicherter Daten kann weitaus mehr bedeuten als eine fälschlich gelöschte E-Mai wiederherzustellen. Es bedeutet in schweren Krisenfällen wie Naturkatastrophen, größeren IT-Schäden, Ransomware-Erpressungen oder ganzen Systemausfällen, die Aufrechterhaltung der Business Continuity und somit des laufenden Geschäfts.
Kaum ein Unternehmen – das zeigt auch die derzeitige Krisensituation – kann es sich erlauben, für längere Zeit geschäftsunfähig zu sein. Bereits wenige Tage eingeschränkter oder eventuell gar nicht funktionierender Geschäftsabläufe können Umsatzverluste, Imageschäden oder gar den kompletten Geschäftsverlust bedeuten. Besonders kleinere und mittelständische Unternehmen sind hier anfällig.
Für rein Online-basierte Firmen kann ein Datenverlust verheerende Auswirkungen haben. Viele Kunden, die Online-Services nutzen, finden schnell Alternativen, wenn der sonst genutzte Dienstleister nicht verfügbar ist.
Backups sind also notwendig, sollten aber mehr sein, als nur mal eben Software zu erwerben, zu installieren und dann zu vergessen. Zugegeben, im Bestfall sollte man die Datensicherung vergessen können, das heißt, sie funktioniert. IT-Verantwortliche und die Geschäftsleitung einer Firma können sich diesen Luxus aber nicht leisten. Vielmehr müssen sie beständig darauf bedacht sein, die Backup- und somit die Recovery-Fähigkeiten aktuell zu halten. Drei neue Mitarbeiter? Drei neue Workstations, die im Backup integriert werden müssen.
Die Entwicklungsabteilung benötigt neue Anwendungen und erweitert Testumgebungen? Das bedeutet, die Backup-Lösung zu prüfen, ob sie die Daten der Anwendungen auch wirklich sichern kann und ob zusätzliche Kapazitätsressourcen benötigt werden. Die Liste lässt sich beliebig erweitern. Klar wird hier: Ein Backup ist niemals als ein statisch Ding anzusehen, bei dem man Daten mal eben von A nach B kopiert.
Darüber hinaus sollten Anwender auch durchaus ihre Backup-Daten für Analysen nutzen, um deren Mehrwert für die Optimierung der eigenen Prozesse zu nutzen. Oftmals „schlummern“ ungeahnte Erkenntnisse in den gespeicherten Informationen, die nicht ungenutzt bleiben sollten.
Zahllose Optionen
Gab es vor 20 Jahren oft nur die Wahl zwischen Tape-Backup in verschiedenen Varianten (Mammoth, LTO, AIT etc.) und eventuell teuren Festplattensystemen für die Datensicherung, so stehen den Administratoren derzeit zahlreiche Optionen zur Verfügung, aus denen sie wählen können. Das macht es für manche Anwender sicher nicht einfacher, da der Prozess der Backup-Planung und der Implementierung länger dauern könnten, dafür lassen sich flexiblere Sicherungsstrategien umsetzen, mit denen leicht auf Veränderungen im Unternehmen reagiert werden kann.
Vor allem der Siegeszug der Cloud-Dienste bringt hier einen Mehrwert für viele Backup-Szenarien. Trotzdem müssen die Verantwortlichen genau abwägen, welche Cloud-Dienste sich lohnen und wann lokale Hard- und Software eventuell die sicherere und günstigere Lösung sind. Dazu finden Sie auch bei Computerweekly.DE zahlreiche Beiträge, die helfen die Abwägungen zu machen.
Unabhängig davon, welche Lösung zum Einsatz kommt, wichtig sind zudem regelmäßige Tests und die Überprüfung der eigenen IT-Infrastruktur und somit der eigenen Anforderungen. Auch die Aktualität der Backup-Software kann vor fehlschlagenden Wiederherstellungsversuchen schützen.
Auch das Backup für den Krisenfall wappnen
Die eigentliche Feuertaufe der Datensicherung ist der eintretende Katastrophenfall. Dann erst zeigt sich, wie bewährt ein Unternehmen gegen mögliche Ausfälle ist. Oft wird dabei aber nicht bedacht, dass eine Naturkatastrophe, menschliches Versagen oder auch Pandemien das Backup selbst beeinträchtigen könnte.
Ein Recovery kann Daten wiederherstellen und beispielsweise durch Cloud-Ressourcen alternative Ressourcen abrufen, aber ist das Backup für diese Zeit vorbereitet? Was ist, wenn Backup-Targets nicht mehr erreichbar sind oder nun mehr mobile Geräte in die Datensicherung integriert werden müssen? Administratoren müssen also auch vorab die Skalierbarkeit ihrer Backup-Lösung beachten und auf eingeschränkte Umgebungen und steigende Anforderungen in einem Krisenfall vorbereitet sein.
Bekanntes Thema – stete Aktualität
Wie eingangs erwähnt, ist das Backup-Thema nicht neu. Trotzdem wird die Thematik nie alt oder gar altmodisch. Vielmehr ist es ein interessantes Spielfeld, da stets neue Lösungen versprechen die altbekannten Probleme der Datensicherung zu lösen. Darüber hinaus erzeugen wir so viele Daten wie nie zuvor und ein Rückwärtstrend ist hier nicht zu erwarten. Jede Branche hat ihre eigenen Anforderungen an Datensicherung, aber alle haben ein Ziel: im Notfall Daten, Apps und Systeme wiederherzustellen und den Geschäftsablauf aufrecht zu erhalten.
Und selbst in modernen Umgebungen finden sich altbekannte Probleme: zu kleine Backup-Fenster, stark verteilte Daten, nicht genügend Ressourcen. Doch auch das Recovery muss geplant sein. Wer zum Beispiel große Datenmengen über sehr lange Zeiträume vorhalten muss, muss sicherstellen, dass ältere Daten nicht auf Medien gespeichert sind, für deren Wiederherstellung die Hardware nicht mehr zur Verfügung steht (Stichpunkt Tape).
Backup und Recovery gehen Hand in Hand und müssen so konzipiert sein, dass mögliche Risiken nicht das Unternehmen bedrohen. Das ist eine einfache Erkenntnis, erfordert aber das Verständnis für Geschäftsabläufe, kritische Daten und Anwendungen, Wechselbeziehungen unterschiedlicher Anwendungen oder Abteilungen und für die nötigen Schritte, um die Business Continuity zu erhalten. Diese Dinge werden nie aus der Mode kommen, so lange wir digitale Informationen als Grundlage für Geschäftsprozesse nutzen. Da nicht nur Unternehmen, sondern unsere Gesellschaft mitten im Prozess der digitalen Transformation ist, wird somit auch das Thema Datensicherung beziehungsweise Backup und Recovery weiterhin nicht aus der Mode kommen.
Happy World Backup Day!
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.