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Vom Experiment zur Produktionslösung: KI in Unternehmen
Viele Organisationen unterschätzen die Komplexität der Systemarchitekturen, die notwendig sind, um den Übergang von experimenteller KI zu Produktionslösungen zu schaffen.
Mit dem stetig wachsenden Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) verändern sich die technischen Schnittstellen zwischen Mensch, Technologie und Geschäftsprozessen grundlegend. Doch viele Unternehmen unterschätzen die Komplexität der Systemarchitekturen, die notwendig sind, um den Übergang von experimentellen KI-Projekten hin zu skalierbaren Produktionslösungen zu schaffen. Oft bleiben vielversprechende Technologien in der Testphase stecken und entfalten nicht ihr volles Potenzial.
Die Implementierung von KI in den Unternehmensalltag erfordert weitreichende Anpassungen in den IT-Infrastrukturen und der Systemintegration, angefangen bei der Strategie über Prozesse bis hin zur Unternehmenskultur. Der Weg von der anfänglichen Idee bis hin zu einer vollwertigen Produktionslösung erfordert präzise Erfolgsfaktoren und strategische Weichenstellungen, um den langfristigen Erfolg sicherzustellen.
Der Unterschied zwischen Experiment und Produktion
In der Experimentierphase liegt der Schwerpunkt von KI-Projekten häufig auf dem Testen neuer Technologien und Konzepten. Es geht vor allem darum, erste Erfolge zu demonstrieren und das Potenzial der Lösung zu validieren. Diese Phase ist geprägt von Flexibilität und Kreativität, während Themen wie Skalierbarkeit, Datenkonsistenz und Systemstabilität weniger Beachtung finden. Es handelt sich oft um isolierte Projekte, die kaum Einfluss auf das Kerngeschäft haben und in isolierten Testumgebungen laufen, ohne die komplexen Anforderungen des produktiven Betriebs zu berücksichtigen.
Der Übergang zur Produktionsphase bringt jedoch völlig neue Anforderungen mit sich. In dieser Phase stehen Systemrobustheit, Performance-Optimierung und die nahtlose Integration in bestehende IT-Umgebungen im Vordergrund. Eine produktionsreife KI-Lösung muss unter realen Bedingungen funktionieren, horizontal skaliert werden und hohe Verfügbarkeit (High Availability, HA) sicherstellen. Viele Unternehmen unterschätzen, wie tiefgreifend diese Transformation ist, und dass der Übergang von einem Experiment zu einer produktionsreifen Lösung oft ein komplexer Prozess ist, der alle Unternehmensbereiche und IT-Infrastrukturen betrifft.
Erfolgsfaktoren für den Übergang der Test- zur Produktionsphase
Um den Sprung von der Experimentierphase zur Produktionsreife zu schaffen, müssen Unternehmen strategisch vorgehen. Vier entscheidende Erfolgsfaktoren sind dabei besonders relevant:
1. Kostenmanagement:
Während die Experimentierphase mit relativ geringen Kosten verbunden ist, steigen in der Produktionsphase die Ausgaben aufgrund der höheren Anforderungen an Infrastrukturressourcen, Sicherheitsstandards und Cloud-Kapazitäten deutlich. Frühzeitige Planung und langfristige Kalkulationen sind essenziell, um die Ressourcennutzung effizient zu gestalten und die finanzielle Tragfähigkeit des Projekts sicherzustellen.
2. Skalierbarkeit:
Was in kleinem Maßstab funktioniert, kann bei größerer Belastung an seine Grenzen stoßen. Deshalb ist die Wahl der richtigen Cloud-Infrastruktur entscheidend. Eine containerbasierte Architektur sowie flexible Datenarchitekturen und Edge Computing ermöglichen es, KI-Systeme ohne Einbußen in der Leistung auszubauen.
3. Wartbarkeit:
Eine produktionsreife Lösung muss nicht nur zuverlässig funktionieren, sondern auch wartbar sein. Regelmäßige Updates müssen reibungslos und ohne Ausfälle durchgeführt werden können. Zudem ist es wichtig, Monitoring-Systeme zu integrieren, um die Leistung der KI kontinuierlich zu überwachen und bei Bedarf proaktiv einzugreifen. DevOps-Methodologien und CI/CD-Pipelines spielen hier eine zentrale Rolle, um schnelle Iterationen und problemlose Bereitstellungen zu gewährleisten.
4. Benutzerfreundlichkeit:
Technologische Exzellenz allein reicht nicht aus, wenn die Benutzerfreundlichkeit der KI-Lösung vernachlässigt wird. Programmierschnittstellen (API) sollten gut dokumentiert und intuitiv nutzbar sein, damit Entwicklungsteams problemlos auf die KI-Funktionalitäten zugreifen können. Intuitive Benutzeroberflächen (UI/UX) und die nahtlose Integration in bestehende Arbeitsprozesse sind essenziell, damit sowohl interne Teams als auch externe Kunden die Lösung effektiv nutzen können.
Die Rolle der Stakeholder im Transformationsprozess
Einer der häufigsten Gründe, warum KI-Projekte in der Experimentierphase stecken bleiben, ist die fehlende Einbindung der relevanten Stakeholder. Alle Beteiligten – vom Management bis hin zu den IT-Architekten und Endnutzern – sollten von Beginn an in den Entwicklungsprozess eingebunden werden. Besonders das Management spielt eine zentrale Rolle, da es die strategischen Weichen für die Umsetzung und Skalierung stellt.
Eine klare Vision und ein definierter Fahrplan für die Integration der KI-Lösung in die Geschäftsprozesse sowie die IT-Systemlandschaft sind wichtig. Der Übergang von der Test- zur Produktionsphase gelingt nur, wenn alle Beteiligten – sowohl das Management als auch die Endnutzer – die Lösung unterstützen. Dabei ist die technologische Machbarkeit nur ein Teil des Erfolgs. Genauso entscheidend ist die Akzeptanz und der Wille zur Veränderung innerhalb des Unternehmens.
Unternehmenskultur als Schlüssel zum Erfolg
Neben den technischen Aspekten ist die Unternehmenskultur entscheidend für die erfolgreiche Implementierung von KI-Lösungen. Eine innovationsfreundliche Umgebung sowie die Bereitschaft, agile Methoden anzuwenden, sind entscheidend, um die Akzeptanz neuer Technologien zu fördern. Führungskräfte müssen eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre schaffen, in der Mitarbeiter bereit sind, sich auf Veränderungen einzulassen und neue Ideen zu entwickeln.
„ Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer klaren strategischen Planung und einer ganzheitlichen Herangehensweise, die sowohl technologische als auch kulturelle Aspekte berücksichtigt.“
Christoph Nützel, Futurice
Unternehmen, die eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Agilität pflegen, schaffen ein Umfeld, in dem KI-Lösungen nicht nur eingeführt, sondern auch weiterentwickelt werden können. Mitarbeiter müssen ermutigt werden, innovative Ideen zu verfolgen und Fehler als Lernchancen zu sehen.
Fazit: Eine strategische Transformation
Der Weg von experimentellen KI-Projekten hin zu skalierbaren Produktionslösungen ist eine Herausforderung, die weit über die reine Technologie hinausgeht. Unternehmen müssen Infrastrukturentscheidungen, Datenarchitekturen sowie Monitoring- und Sicherheitssysteme berücksichtigen, um langfristig erfolgreich zu sein. Ebenso wichtig ist die Einbindung aller Stakeholder und eine Unternehmenskultur, die den Wandel fördert.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer klaren strategischen Planung und einer ganzheitlichen Herangehensweise, die sowohl technologische als auch kulturelle Aspekte berücksichtigt. Nur so können Unternehmen das volle Potenzial von KI entfalten und ihre Projekte erfolgreich in den Produktionsbetrieb überführen.
Über den Autor:
Christoph Nützel ist Head of Technology, Data & Analytics bei der Innovations- und Digitalberatung Futurice. Seine Expertise liegt in der Kombination von Strategie, Technologie, Daten und Change Management, um Lösungen zu schaffen, bei denen der Mensch im Mittelpunkt steht. Christoph Nützel hat umfangreiches Wissen in der modernen Softwareentwicklung in agilen Umgebungen und in der Leitung agiler Teams für die Bereitstellung von Ökosystemdiensten, Plattformen und digitalen Zwillingen, die Auswirkungen auf Industrie und Gesellschaft haben.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.