NicoElNino - stock.adobe.com

Vertrauensbildende Maßnahmen im Datenmanagement

Ein Schlüssel zum Vertrauen in die Nutzung digitaler Daten durch Unternehmen sind Transparenz und Wertschätzung gegenüber Verbrauchern sowie Datenminimierung.

Wer in der heutigen digitalen Welt Online-Dienste nutzt, stellt Unternehmen persönliche Daten zur Verfügung – ob Name, Geburtsdatum, Adresse, Informationen zum Kaufverhalten oder die Kontonummer. Für Unternehmen handelt es sich dabei um ein extrem wertvolles Gut, oftmals das Wichtigste, das sie haben.

Denn so lassen sich Dienstleistungen und Produkte bestmöglich auf Kundenbedürfnisse und Markttrends anpassen. Endsprechend bieten sich gute Chancen für lukrative Geschäfte. Doch wie bei jedem anderen Geschäft wird ein wertvolles Gut nur bereitgestellt, wenn man dem Gegenüber vertraut und Wertschätzung erfährt.

Entsprechend ist die Datenpreisgabe seitens der Verbraucherinnen und Verbraucher maßgeblich an Vertrauen in einen verantwortungsvollen Umgang gekoppelt. Darum ist es hierzulande noch schlecht bestellt, wie auch die aktuelle EOS-Studie Was sind Daten wert? belegt. Nur 35 Prozent der Deutschen vertrauen Unternehmen im Umgang mit digitalen Daten. Das zeigt akuten Handlungsbedarf. Die größte Herausforderung für Unternehmen ist es, durch angemessene und transparente Datennutzung das bestehende Misstrauen abzubauen.

Transparenz und Wertschätzung schaffen den Unterschied

Der wichtigste Schritt zum Erfolg ist Transparenz: Zu welchem konkreten Zweck werden die Daten genutzt? Unternehmen müssen es schaffen, Vertrauen über Sicherheit zu gewinnen und gleichzeitig Daten wertzuschätzen. Wenn ein Unternehmen deutlich macht, welche Daten es wofür nutzt und dass die Verbraucher vom Teilen der Daten profitieren, kann eine Win-Win-Situation entstehen.

Abbildung 1: Das Vertrauen der Verbraucher in die Unternehmen beim Umgang mit Daten ist begrenzt.
Abbildung 1: Das Vertrauen der Verbraucher in die Unternehmen beim Umgang mit Daten ist begrenzt.

Die umfassende Medien-Berichterstattung zur DSGVO (EU-Datenschutz-Grundverordnung) hat die Öffentlichkeit zum Thema Datenschutz sensibilisiert. Die wachsende Skepsis und das fehlende Vertrauen basieren vor allem auf Unsicherheit: So weiß laut der genannten Studie über die Hälfte der Deutschen nicht, wie sich ungewollte Datennutzung einschränken lässt.

Um möglichst wenig Spuren im Netz zu hinterlassen, könnte man beispielsweise Tracking-Cookies sperren. Davon machen jedoch nur wenige Gebrauch. Diesbezüglich gilt es weiter aufzuklären und Einschränkungsmöglichkeiten transparent zu machen. Die datenverarbeitenden Unternehmen müssen von einer Informationsasymmetrie wegkommen und den Verbrauchern das Gefühl der Datenhoheit zurückgeben.

Wie gut Unternehmen die Daten schützen, kann von außen natürlich nicht immer bewertet werden. Aber anhand der Transparenz im Datenumgang und wie ein Unternehmen dazu kommuniziert, lässt sich bereits sehr viel ablesen.

Stephan Bovermann, EOS Gruppe

„Neben Transparenz und Wertschätzung sollte der Ansatz der Datenminimierung verfolgt werden: Statt so viele Daten wie möglich zu sammeln, werden nur diejenigen erhoben, die wirklich benötigt werden.“

Stephan Bovermann, EOS Gruppe

Darüber hinaus ist es essenziell, dass sich Unternehmen an die gesetzlichen Bestimmungen halten. Die DSGVO bietet hierfür bereits einen guten und verlässlichen Rahmen. Ein interessanter Aspekt: Zukünftig ist über die DSGVO eine Zertifizierung vorgesehen, die es den Verbrauchern enorm erleichtern würde, verantwortungsvolle Unternehmen direkt zu identifizieren, da sie ihren operativen Bereich zum Datenschutz offenlegen und aufzeigen müssten, dass sie sich an die vorgeschriebenen Prozesse halten.

Datenminimierung bildet Vertrauen

Neben Transparenz und Wertschätzung sollte der Ansatz der Datenminimierung verfolgt werden: Statt so viele Daten wie möglich zu sammeln, werden nur diejenigen erhoben, die wirklich benötigt werden.

Klare Unterschiede bei Branchen und Datenarten

Ein Umfeld, in dem das Vertrauen in den sorgsamen Umgang mit Kundendaten vergleichsweise hoch ist, ist das der Banken und Finanzdienstleister. Das ist auch besonders wichtig, werden Finanzdaten doch von den Verbrauchern als am schützenswertesten betrachtet. Wobei die Deutschen diesbezüglich nicht besorgter sind als andere Nationen – lediglich Einblicke ins Bankkonto finden sie der Umfrage nach als einzige noch sensibler als Konto- und Kreditkartendaten.

Abbildung 2: Beim Einblick auf das eigene Bankkonto sind die deutschen Verbraucher besonders sensibel.
Abbildung 2: Beim Einblick auf das eigene Bankkonto sind die deutschen Verbraucher besonders sensibel.

Auffällig ist hingegen, dass Krankendaten als besonders schützenswert betrachtet werden. Selbst einem vertrauenswürdigen Unternehmen würde der Großteil der Deutschen diese Daten nicht anvertrauen. Wenig überraschend ist das kaum vorhandene Vertrauen in Soziale Netzwerke und Messenger. Die Zukunft wird zeigen, ob Unternehmen – egal welcher Branche – auf das allgemeine Misstrauen der Kunden mit den richtigen Strategien reagieren und mehr Vertrauen aufbauen können.

Im besten Fall werden individuelle Angebote gemacht – je nach Bereitschaft zur Datenpreisgabe. Banken könnten ihren Kunden beispielsweise bessere Kreditangebote gewähren, wenn diese mehr Daten preisgeben und das Kreditinstitut dadurch Ausfallrisiken zuverlässiger berechnen kann. Der Vorteil für beide Seiten wäre deutlich sichtbar.

Über den Autor:
Stephan Bovermann ist Senior Group Privacy Officer bei der EOS Gruppe und seit 2007 im Unternehmen beschäftigt. Gemeinsam mit seinen Kollegen in 26 Ländern kümmert er sich um den Schutz der EOS anvertrauten Daten. Die EOS Gruppe ist ein technologiebasierter Finanzinvestor und Experte bei der Bearbeitung offener Forderungen. Schwerpunkt ist der Ankauf von unbesicherten und besicherten Forderungsportfolios.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

Erfahren Sie mehr über Datenschutz und Compliance