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Unternehmen sollten Quantenexpertise früh erwerben

Der Fachkräftemangel in der Technikbranche ist weiterhin ein großes Problem und beim Quanten-Computing ist die Personaldecke noch dünner. Unternehmen sollten früh Personal schulen.

Eine Umfrage unter mehr als 500 Quantenexperten zeigte kürzlich die Vielfalt der Möglichkeiten auf, die sich Unternehmen durch den Einsatz von Quanten-Computing erhoffen – darunter massive Kosteneinsparungen und neue Einnahmequellen. Die Studie hat jedoch auch gezeigt, dass der Mangel an qualifizierten Ingenieuren und Wissenschaftlern, die Quantencomputer programmieren können, nach wie vor eines der größten Hindernisse für den Einsatz von Quantencomputern darstellt.

Quanteninformatik wird die Art und Weise, wie Unternehmen künftig Herausforderungen meistern, grundlegend verändern. Was noch vor einigen Jahren reine Fiktion war, wird in naher Zukunft greifbare Realität: Die Technologie, die für die Quantenrevolution notwendig ist, steht in den Startlöchern. Große Unternehmen wie IBM machen bereits jetzt erste, wichtige Schritte bei der Entwicklung von sogenannten Supercomputern, die auf Quanten-Computing basieren.

Während Ingenieure die technologischen Herausforderungen der Quantencomputer also nach und nach meistern, hält sich der Fachkräftemangel in diesem Bereich hartnäckig. Das ist ein großes Problem, denn was bringt die beste und modernste Technologie, wenn es keine Leute gibt, die sie bedienen können? Diese Qualifikationslücke hindert Unternehmen nicht nur daran, die Möglichkeiten des Quantencomputings für sich zu nutzen, sondern führt auch zu einem zeit- und kostenintensiven Wettbewerb um die wenigen Quantenfachkräfte am Arbeitsmarkt.

Wie konnte es überhaupt zu einer solchen Qualifikationslücke kommen?

Auf diese Frage kommt vielen im ersten Moment eine berechtigte Gegenfrage in den Sinn: Können nicht einfach die vorhandenen Programmierer und Computeringenieure den Bedarf an Quantenkompetenz decken? Die Antwort ist: Leider nein. Denn es fehlen nicht nur die rein technischen Fähigkeiten zum Programmieren auf Quantencomputern, wie beispielsweise für das Entwickeln von Quantenschaltungen und -software. Vielmehr mangelt es an Know-how, wenn es darum geht, Geschäftsprobleme mit einem Quantencomputer zu lösen.

„Natürlich können Sie eine Stelle ausschreiben oder Headhunter auf die Personalsuche ansetzen. Doch wie vorher bereits erwähnt, ist das keine nachhaltige Option. Angesichts dieser Umstände müssen Sie umdenken: Überlegen Sie, wie Sie Ihr eigenes Personal ausbilden und fortbilden können.“

Erik Garcell, Classiq

Die meisten Programmierer, die eine klassische Informatikausbildung absolviert haben, könnten leicht ein Programm zur Portfolio-Optimierung entwerfen. In der Regel haben sie jedoch – mangels Spezifizierung – keine Ahnung, wie sie das Gleiche mit einem Quantencomputer bewerkstelligen können. Denn das Schreiben eines Codes für Quantencomputer ist komplizierter als für traditionelle Computer. Da jedes Qubit gleichzeitig Eins und Null sein kann, während ein Bit immer nur einen Wert hat, gestaltet sich das Schreiben von Quantencodes eher komplex.

Coder müssen die neuen Quantenkonzepte verstehen, was wiederum neue Denkweisen über Herausforderungen im Unternehmenskontext sowie neue Arbeitsweisen erfordert. Letzteres wird durch eine technologische Lücke verschärft: Die Quantenprogrammierung befindet sich größtenteils noch auf der Ebene der Assembler-Sprache. Auf dieser Ebene ist es zwar möglich, ein paar Dutzend Zeilen Quantencodes zu schreiben, dies ist jedoch sehr zeitaufwändig, so dass das Erstellen komplexer Quantenprogramme mit Hunderten oder Tausenden von Zeilen schier unmöglich ist. 

Was können Unternehmen tun, um die Qualifikationslücke zu verringern?

Natürlich können Sie eine Stelle ausschreiben oder Headhunter auf die Personalsuche ansetzen. Doch wie vorher bereits erwähnt, ist das keine nachhaltige Option. Es gibt schlichtweg nicht genügend Fachkräfte auf dem Markt – und diese wenigen mit den notwendigen Kenntnissen sind hart umkämpft. Angesichts dieser Umstände müssen Sie umdenken: Überlegen Sie, wie Sie Ihr eigenes Personal ausbilden und fortbilden können.

Diese Weiterbildung muss nicht unbedingt teuer sein. Es gibt bereits ein breites Spektrum an Open-Source-Materialien, wie beispielsweise das Qiskit-Entwicklungskit, die helfen, Quantentechnologie leichter zugänglich zu machen und diese weiter zu erforschen. Eine gute Basis, denn die eingangs erwähnte Umfrage von Classiq zeigt: 95 Prozent der befragten Ingenieure und Programmierer würden sich gerne im Bereich Quantum ausbilden lassen. Neben der Neugierde auf die neue Technologie wollen viele durch Quantenkenntnisse ihren Arbeitsplatz zukunftssicher machen und ihre Verdienstmöglichkeiten erhöhen. 

Eine Win-Win-Situation: Wenn Sie Ihren Mitarbeitern die Zeit und den Raum geben, sich mit Quantum vertraut zu machen sowie die notwendigen Ressourcen, um herauszufinden, wie das Unternehmen davon profitieren kann, wird sich diese Investition auch für Sie lohnen. Ein weiterer Punkt, der für Weiterbildung spricht, ist, dass die bestehenden Mitarbeiter besser verstehen, wie sich Ihre Herausforderungen und Problemstellungen in Zukunft ändern werden – auch für die Bereiche, die weiterhin mit traditionellem Computing zu bewältigen sind.

Zeitgleich sollten Unternehmen aber auch in die Ressourcen und die Infrastruktur rund um ihre aufstrebenden Quantentalente investieren. Sie müssen ein Team aufbauen, Anwendungsfälle identifizieren sowie die richtigen Anbieter und Cloud-Provider finden, mit denen Sie ihre Quantenprogramme testen und simulieren können. Zwar wird die Quantenrevolution noch ein paar Jahre dauern, aber Unternehmen sollten schon jetzt sicherstellen, dass sie über die notwendigen Mittel verfügen, um die modernen Technologien nutzen zu können. Anderenfalls riskieren sie, von der Quantum-fitten Konkurrenz abgehängt zu werden.

Über den Autor:
Als Technical Marketing Manager arbeitet Erik Garcell daran, den Wert des Quantencomputings zu verdeutlichen und mit Classiq den Prozess der Entwicklung von Quantenalgorithmen zu revolutionieren. 2019 promovierte er an der University of Rochester im Fachbereich Physik. Am Institute of Optics der University of Rochester forschte er an den Wechselwirkungen von Femtosekunden-Laserpulsen mit Metallen. Seine Forschungen wurden vom U.S. Air Force Office of Scientific Research, der National Science Foundation und der Bill & Melinda Gates Foundation unterstützt. 

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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