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Trends bei der Business-Software

Wer wissen will, wie Softwaretrends aussehen, schaut auf den Consumermarkt. Wenn der Druck groß genug ist, modernisieren später die Hersteller von Business-Software ihre Produkte.

Wer heute am Computer arbeitet, nutzt im Wesentlichen die seit Mitte der 1980er Jahre und bis heute gängigen Mensch-Maschine-Schnittstellen: Tastatur, Maus, Bildschirm und ein grafisches User Interface (GUI).

Seit dem Apple II und Windows 1.0 hat sich also bei der Arbeit am PC kaum etwas geändert, wenn es darum geht, Marketingaktivitäten zu planen, Datenbanken zu pflegen, Rechnungen zu generieren, Bestellungen aufzugeben, Finanzdaten zu bearbeiten, Texte und Mails zu schreiben oder Mitarbeiterinformationen zu aktualisieren.

Man verwendet Maus, Tastatur und Bildschirm, schützt seinen PC mit einem Passwort aus Zahlen und Buchstaben und muss sich selbst kümmern oder die IT-Kollegen bemühen, wenn es darum geht, neue Software zu installieren oder ein aktuelles Release aufzuspielen. Wer heute am Computer arbeitet, muss sich allerdings ebenfalls darauf einstellen, dass die Art der Arbeit am Computer, die sich seit 40 Jahren etabliert hat, bald überholt sein könnte.

Die Trends im Überblick:

1. Sprachsteuerung oder das Ende des GUI: Wir schreiben das Jahr 1984. Drei Männer in roten Uniformen sitzen, beobachtet von Zehntausenden von Zuschauern, vor einem kleinen Monitor. Dann spricht der erste von Ihnen: „James T. Kirk. Erbitte Sicherheitszugang.“ So erleben die Fernsehzuschauer einen mythischen Moment. Denn mit dem Sicherheitscode 11A beginnt in Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock im Sternenjahr 2285 die Selbstzerstörungssequenz der ersten USS Enterprise (NCC-1701). Und die Zuschauer zu Hause an ihren Fernsehgeräten lernen, wie Computer einmal funktionieren werden – ohne Tastatur, einfach mit Sprachsteuerung.

Diese Technologie tauglich für den Massenmarkt zu machen, sollte 30 weitere Jahre dauern. Aber spätestens seit dem 23. Juni 2015 in den Vereinigten Staaten und seit dem 26. Oktober 2016 in Deutschland wissen wir, dass die Vision aus dem Jahr 1984 Realität geworden ist – die Daten markieren den jeweiligen Verkaufsstart von Amazon Echo und der darin enthaltenen sprachgesteuerten, internetbasierten intelligenten persönlichen Assistentin Alexa, die heute bereits das Wetter ansagt, Radiosender heraussucht, Rollos bewegt und das Licht im Raum steuert.

Warum sollten wir also nicht am Morgen im Büro mit unserem Computer sprechen, um die Umsatzzahlen des Vortags abzufragen, um Unfallstatistiken oder Krankheitsraten der Mitarbeiter auswerten zu lassen, um eine Nachricht zu diktieren oder Aufgaben an Mitarbeitende zu verteilen, am Bildschirm Rechnungen zu kontrollieren, Maschinen und Prozesse zu steuern oder in Kombination mit Google Duplex einen Präsentationstermin mit einem Kunden zu vereinbaren?

In den nächsten Jahren wird in allen Bereichen der Business-Software Sprachsteuerung in Verbindung mit KI-Systemen die herkömmliche Arbeit mit Tastatur und Maus immer weiter ergänzen und ersetzen.

2. Verfügbarkeit von überall: Der durch die Coronavirus-Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub hat Cloud-basiertes Arbeiten deutlich attraktiver gemacht. Immer mehr Mitarbeitende haben von ihren mobilen Arbeitsplätzen aus Zugriff auf die für ihre Tätigkeit wesentlichen Informationen. Dass Arbeitsdaten nur vom Standrechner im Büro und vom eigenen Server aus abrufbar sind, ist heute bereits ein Anachronismus.

Die Vorteile: Selbst komplizierte Anwendungen lassen sich ohne langwierige Integration in die eigene Systemlandschaft einfach mal testen, da die Software in der Cloud läuft und nur die Schnittstellen konfiguriert werden müssen. Auch das Skalieren ist kein Problem – weder bei der Anzahl weiterer Anwendungen, noch bei der höheren Verfügbarkeit von Datenbanksystemen, etwa zum Weihnachtsgeschäft oder während großer Messen.

3. Verfügbar auf allen Geräten – Responsive Design: Wer als Softwareanbieter sicherstellen will, dass mobiles Arbeiten möglich ist, der muss seine Software lauffähig für Smartphone, Tablet und Co. machen – und das möglichst ohne Abstriche beim Funktionsumfang. Immer mehr Anbieter von Business-Software arbeiten daran. Gerade kleinere Anbieter etwa von Zeiterfassungssystemen, Projektmanagementsoftware oder Kommunikations-Tools sind aber bisher oft nur entweder auf iOS oder Android angekommen.

Steffen Brehme, Lobster GmbH

„Die Produkte im Bereich der Business-Software von der Textverarbeitung über Kommunikations-Instrumente bis zu ERP-Systemen erleben aktuell großflächige Veränderungen, die die Hersteller vor große Herausforderungen stellen.“

Steffen Brehme, Lobster GmbH

Und selbst bei den großen Anbietern sind noch nicht alle Funktionen auf allen Plattformen verfügbar. Da sich in immer mehr Unternehmen allerdings BYOD (Bring Your Own Device) durchsetzt, steigt der Druck auf die Hersteller von Business-Software. Wer vorne mitspielen will, wird seine Software auf iOS, Android und Browser-basiert voll lauffähig anbieten müssen. Für Anwender ein deutliches Plus.

4. Unbemerkte Updates: Wer nicht nur seine Daten in der Cloud lagert, sondern auch Software as a Service (SaaS) bezieht, muss sich bei immer weniger Anwendungen um Updates kümmern. Das Zauberwort heißt Containering. Das hat zum Beispiel Vorteile beim Ausrollen von neuen Funktionen oder bei der Fehlerbehebung. Statt aufwendiger Installations- und Konfigurationsroutinen stellt der Hersteller für das zu überarbeitende oder neu zu integrierende Programmelement lediglich in Sekundenbruchteilen einen neuen Container bereit – und die Änderung ist sofort online und wirksam.

5. Mieten statt kaufen: Cloud-basierte Systeme mit Containertechnologie, ständigen Updates und Optimierungen funktionieren vor allem dann, wenn der Hersteller seine Software nicht verkauft, sondern wenn er für Pflege und Weiterentwicklung mit regelmäßigen Zahlungen rechnen kann. Auch dieser Aspekt hat Vorteile für die Anwender. Denn die Programme bleiben stets aktuell. Fragen nach Kompatibilität und Version werden irrelevant. Außerdem reduzieren sich die Kosten für die Anschaffung, Wartung und Pflege der Infrastruktur.

6. Das Ende der Passwörter: Fingerprint-Sensor, Iris-Scan, 2D- und 3D-Gesichtserkennung zeigen, dass der biometrische Login auf dem Vormarsch ist und Stück für Stück das gute alte Passwort ablöst. Auch beim Start von Business Apps verbreiten sich biometrische Systeme immer mehr und entwickeln sich zum neuen Standard.

Fazit

Die Produkte im Bereich der Business-Software von der Textverarbeitung über Kommunikations-Instrumente bis zu ERP-Systemen erleben aktuell großflächige Veränderungen, die die Hersteller vor große Herausforderungen stellen und die – einmal umgesetzt – das Arbeiten angenehmer, einfacher und schneller machen. Das bringt mehr Flexibilität, steigert die Produktivität und verändert die Anforderungen an die IT-Abteilungen. Hier muss man sich um die neue heterogene IT-Landschaft zwischen Cloud-Anwendungen und BYOD kümmern, Vernetzungs- und Integrationsfragen klären sowie angepasste Sicherheitskonzepte entwickeln.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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