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Tests automatisieren für Low-Code und No-Code-Plattformen
Mit Low- und No-Code-Plattformen lässt sich die Softwareentwicklung erheblich beschleunigen. Dazu braucht es nicht einmal Fachpersonal. Wenn nur der Test-Aufwand nicht wäre.
Schnell soll sie sein und ressourcensparend: Das sind einige der Anforderungen, die Unternehmen an Softwareentwicklung stellen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sind in immer kürzeren Abständen immer mehr Applikationen oder Features freizugeben. Das bringt die ohnehin schon knapp besetzten Entwicklerteams an ihre Grenzen. Aus diesem Grund entscheiden sich mehr und mehr Unternehmen für Low- und No-Code-Umgebungen.
Das Schöne an diesen Low-Code/No-Code-Entwicklungsplattformen ist, dass sie über eine visuelle Oberfläche verfügen. Entwickler müssen wenige oder gar keine Zeile Code schreiben. Sie sehen eine benutzerfreundliche grafische Oberfläche mit verschiedenen bildbasierten Codemodulen. Diese lassen sich per Drag and Drop neu anordnen, bis ein Feature oder eine Applikation entsteht. Das geht um einiges schneller als mit textbasierten Codezeilen.
Außerdem können auch Mitarbeiter der Fachabteilungen, die über wenig oder gar keine Programmierkenntnisse verfügen, Entwicklungsaufgaben übernehmen. Sie können Anwendungen erweitern, anpassen oder sogar komplett aufbauen – mit geringen oder ohne Codierungsaufwand. Das entlastet die Programmierer, beschleunigt Prozesse und spart Kosten. Deshalb bieten Enterprise-Plattformen wie SAP oder Oracle inzwischen Low-/No-Code-Funktionen, damit ihre Kunden Anwendungen anpassen können, ohne selbst programmieren zu müssen.
Alles Gründe, warum sich der Trend zu diesen Plattformen 2023 noch verstärken wird. Die Analysten von Gartnerschätzen den Markt für Low- und No-Code-Entwicklungstechnologien auf 26,9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023. Das entspricht einem Wachstum von nahezu 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Was bedeutet Low-/No-Code für das Testen von Software?
Allerdings gehen mit diesem Trend neue Herausforderungen einher und eine davon liegt im Testen der Software. Schließlich sollten auch die hauseigenen Low-Code/No-Code-Applikationen schnell und fehlerfrei sein. Doch durch die vielfältigen Anforderungen des Softwaretestens kommt es in den Unternehmen immer wieder zu Engpässen, die eine Freigabe verzögern. Das stellt kein Problem dar, solange die Low/No-Code-Projekte anspruchslos bleiben. Die Menge der für eine sorgfältige Analyse nötigen Tests ist in diesen Fällen überschaubar und daher zu bewältigen.
Doch mittlerweile hält Low-Code/No-Code in komplexeren Anwendungen Einzug, was nicht nur die Menge der Tests signifikant erhöht. Die Planung der Testpakete erfordert Fachwissen, genauso wie die Auswertung der Testergebnisse. Somit könnten dringend benötigte Applikationen wieder beim Flaschenhals Softwaretest hängen bleiben. Wer also in der Softwareentwicklung weder bei Effizienz noch den Ressourcenersparnissen Abstriche machen möchte, wird um Testautomatisierung nicht herumkommen. Am sinnvollsten ist es, wenn diese ebenfalls codefrei erfolgt.
Vorausschauende Unternehmen setzen bei der Testautomatisierung also auch auf Low/No-Code-Plattformen. Jedoch sollte das nicht das einzige Kriterium sein. Es gibt noch andere Aspekte zu berücksichtigen – wie die konzertierte Planung der Tests und die Flexibilität, die eine visuelle Benutzeroberfläche erlaubt.
Strategisch testen
Automatisierung heißt nicht, eine möglichst große Menge an Tests möglichst schnell abzuarbeiten. Erfahrene Dienstleister wissen: Im Durchschnitt sind drei von vier ausgeführten Testfällen redundant. Demnach setzen sie alles daran, das Testing selbst zu optimieren. Das erreichen sie, indem sie die automatisierten Testabläufe strategisch planen.
„ Wer in der Softwareentwicklung weder bei Effizienz noch den Ressourcenersparnissen Abstriche machen möchte, wird um Testautomatisierung nicht herumkommen. Am sinnvollsten ist es, wenn diese ebenfalls codefrei erfolgt.“
Viktoria Praschl, Tricentis
Das Testen erfolgt dabei gezielt: Die Tests werden nach Prioritäten gereiht – und zwar danach, inwieweit ein Test das Geschäftsrisiko des Unternehmens abdeckt. In einem zweiten Schritt versucht man anhand dieser Prioritätenliste festzulegen, wie so effizient wie möglich getestet werden kann. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, dass ein einziger strategisch konzipierter Test mindestens so viele Risiken abdeckt wie zehn Tests, die intuitiv erstellt wurden. Automatisiert man dieses Verfahren, können Tester im Schnelldurchgang die relevanten Tests eruieren und durchführen.
Den Paradigmenwechsel beim Testen wagen
Traditionell sind in der Testkonzeption funktionale und nicht-funktionale Tests getrennt. Funktionale Tests dienen dazu, sicherzustellen, dass eine Applikation wie beabsichtigt läuft. Nicht-funktionale Tests prüfen übergeordnete Anforderungen, die für alle Anwendungen gelten – Kriterien wie die Ladezeit oder Sicherheitsvoraussetzungen.
Ein Paradigmenwechsel löst diese klare Trennung auf. Damit kann ein Softwaretester ohne großen Aufwand eine funktionale Testdefinition in eine Performance- oder eine Security-Testdefinition umwandeln. Einfach, indem er die Module mit den anwendungsspezifischen Definitionen mit Modulen der generischen Anforderungen anreichert. Das beschleunigt das Testverfahren maßgeblich.
Fazit
Low- und No-Code-Plattformen ermächtigen Unternehmen, ihre Prozesse zu vereinfachen und zu beschleunigen. Darin liegt ihr Charme. Die mit ihnen entwickelten Anwendungen zeitgerecht und ressourcensparend zu testen, könnte allerdings für Softwareteams schwierig werden. Wie dem vorzubeugen ist, ist die Fragestellung der Zukunft des Testens: Mit einer angemessenen Low/No-Code-Testautomatisierung lassen sich die vorhergesagten Engpässe vermeiden. Vorausgesetzt, es steckt ein erfahrener Dienstleister hinter der eingeführten Automatisierungsplattform. Denn dann werden die Testverfahren selbst strategisch optimiert.
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