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Service-Provider benötigen durchgängig Netzwerktransparenz
Service-Provider müssen den Zustand ihres Netzwerks in Echtzeit analysieren, um eine gleichbleibende Servicequalität sicherstellen zu können, meint Martin Klapdor von Netscout.
Mehr als jeder zweite Mobilfunknetzbetreiber (MNO) hat laut Analystenhaus IDC im Jahr 2018 Digitalisierungsprojekte (DX-Projekte) durchgeführt – mit dem Ziel, das Kundenerlebnis und die Geschäftseffizienz zu verbessern sowie neue Serviceangebote bereitzustellen. Blickt man auf die größere Gruppe der sogenannten Communications Service Provider (CSP), also auf alle Dienstleister rund um multimediale Inhalte, Anwendungen und Netzwerkdienste, dann hat erst jeder Vierte DX-Initiativen umgesetzt. Knapp 45 Prozent befinden sich noch in der Implementierungsphase.
Dabei stehen sie weltweit im Wettbewerb, wichtige neue Technologien einzuführen: wie etwa 5G, die Virtualisierung von Netzwerkfunktionen (NFV), die Netzwerkautomatisierung, die Implementierung von Multi-Cloud- und Edge-Architekturen, die Vernetzung im IoT und das mobile Datenmanagement. Auf der Prioritätenliste von Netzwerkmanagern sollte es daher ganz oben stehen, dabei die durchgängige Netzwerktransparenz zu gewährleisten.
Agile Service Assurance sicherstellen
Zwar ist die Adaption neuer technologischer Trends für den Erfolg von DX-Strategien entscheidend, sie beeinflusst aber auch erheblich die Art und Weise, wie MNOs und CSPs ihre Netzwerkinfrastruktur künftig verwalten müssen. So führt der Trend virtualisierter Technologien zu einer stärkeren Abhängigkeit vom Netz. Dies macht wiederum eine höhere Sichtbarkeit in Netzen erforderlich. Doch zu diesem Zweck bisher genutzte Tools, wie etwa Performance- und Monitoring-Lösungen, lassen sich in virtualisierten oder hybriden Netzwerken nicht mehr optimal einsetzen oder genügen den Anforderungen neuer Netze kaum noch.
Auch bis dato eingesetzte Insellösungen stellen Netzwerkmanager vor Herausforderungen. Denn Monitoring-Tools für einzelne Infrastrukturkomponenten bieten meist zu wenig umfassende Informationen über das gesamte System. Auch Abhängigkeiten zwischen einzelnen Elementen sowie zwischen internen und externen Ressourcen, sind mit Insellösungen kaum zu detektieren. Dies kann wiederum zu Inkonsistenzen und langsamen Reaktionszeiten führen. Ein vor allem unterschätzter Aspekt, um DX-fähige, agile (Mobilfunk-) Netze aufzubauen, liegt darin, wie gut MNOs und CSPs ihre SA-Strategie (Service Assurance) anpassen können.
Intelligente Analysefunktionen implementieren
Ein wichtiger Baustein beim Thema Service Assurance ist es, die notwendige Transparenz in modernen Netzwerken zu gewährleisten. Doch dies hängt von einer entscheidenden Fähigkeit ab: relevante Informationen aus den in einem typischen (Mobilfunk-) Netz erzeugten Daten zu extrahieren, transformieren und zu analysieren.
Der explosionsartige Anstieg von Netzwerkdaten, die durch Anwendungen, Geräte, Teilnehmer und durch das Netzwerk selbst generiert werden, erschwert dies ungemein. So werden laut MerlinOne die digitalen Interaktionen um das zwanzigfache innerhalb der nächsten zehn Jahre zunehmen. Mittlerweile werden 2,5 Trillionen Bytes digitale Daten erzeugt – und zwar täglich. Hinzu kommt, dass relevante IP-Daten aus internen und externen Quellen aggregiert werden müssen und sowohl in strukturierter als auch unstrukturierter Form vorliegen.
Um dieser Herausforderung zu begegnen, können smarte Daten oder auch Smart Data behilflich sein. Diese sind, vereinfacht gesagt, spezielle Daten, die aus den riesigen IP-Datenmengen herausgezogen werden. Sie enthalten dabei nur sinnvolle Informationen, die geordnet und analysiert weiterverwendet werden können. Unternehmen und Service-Provider können auf diese Weise Netzwerkdaten in Echtzeit analysieren und sehen, wie sich Anwendungen innerhalb ihres Netzwerks verhalten. Diese lassen sich so optimieren. Außerdem wird sichtbar, an welcher Stelle noch Kapazitäten zugewiesen werden müssen, um die Leistung von Netzen und Anwendungen zu verbessern.
Softwarebasierte Netzwerkkomponenten als Herausforderung
Eine weitere Herausforderung, denen Netzwerkmanager im Rahmen von DX-Initiativen begegnen müssen, ist die zunehmend softwarebasierte Steuerung und Automatisierung von Netzen. Hierzu gehört etwa die Virtualisierung von Netzwerkfunktionen. Dabei werden Funktionen, die bisher von Geräten wie Routern und Switches übernommen wurden, softwarebasiert bereitgestellt.
„Der Aufbau einer intelligenten Netzwerkarchitektur ist ein kritischer Erfolgsfaktor für DX-orientierte Geschäftsstrategien.“
Martin Klapdor, Netscout Systems
Funktionen wie Firewall, WAN Accelerator, Load Balancer und die Aufgaben eines Routers können etwa mit Unterstützung von NFV auf virtuellen Maschinen (VM) gehostet werden.
Durch den Einsatz der Virtualisierung von Netzwerkfunktionen und softwaredefinierten Netzwerken (SDN) können Service-Provider vor allem digitale Dienste deutlich schneller einführen als bisher und komplexere Anwendungen entwickeln. So hat laut einer aktuellen Umfrage des Verbands TM Forum knapp ein Drittel der weltweit befragten Telekommunikationsdienstleister NFV im Kern des Netzwerks implementiert. 36 Prozent nutzen NFV für Mobile Edge Computing, also der Verarbeitung am Rande des Netzwerks, oder Virtual Customer Premise Equipment (vCPE).
Serviceausfälle vermeiden
Zwar steigt mit der Virtualisierung auch die Agilität der Netzwerkumgebung, jedoch wird es dadurch nicht gerade einfacher, das Netzwerk zu betreiben und instand zu halten. Im Gegenteil: Die erhöhte Agilität führt zu neuer Komplexität und ein möglicher Serviceausfall wird wahrscheinlicher. Denn einige der virtuellen Funktionen in einem NFV-fähigen Netzwerk sind kritisch für die Servicequalität – beispielsweise Authentifizierungsservices, Routing- und Switching-Funktionen oder Domain-Name-Services (DNS). Werden diese Aspekte vernachlässigt, kann das zu Beeinträchtigungen beim Endnutzer führen. MNOs und CSPs sollten daher stets in der Lage sein, die Leistung ihrer Netzwerke kontinuierlich zu überwachen und bei Bedarf anzupassen.
In diesem Rahmen spielt das Thema Service Assurance (SA) eine wichtige Rolle. Denn SA geht über das reine Problembeheben und -vermeiden hinaus und erlaubt ebenso das vorausschauende Management (Predictive Management) von Serviceressourcen. Zudem ermöglicht SA einen ganzheitlichen Blick auf die gesamte Servicebereitstellungsinfrastruktur, vom Rand des drahtlosen Netzwerks über das Kernnetz bis in die Cloud. So können etwa fortlaufende Monitoring-Daten und Analysen von Traffic-Daten aus hybriden Netzwerken herangezogen werden, um den Status von digitalen Diensten und Infrastrukturen in Echtzeit wie auch im zeitlichen Verlauf zu ermitteln. Dadurch können MNOs und CSPs Anomalien identifizieren, die ihre DX-Initiative beeinträchtigen können, und sie so isolieren.
Intelligente Netzwerkarchitektur aufbauen
Der Aufbau einer intelligenten Netzwerkarchitektur ist ein kritischer Erfolgsfaktor für DX-orientierte Geschäftsstrategien. Hinzu kommt, dass neue Technologien wie etwa NFV-basierte Netzwerke bisher nicht ausgereift sind. MNOs und CSPs müssen also geeignete Konzepte entwickeln, mit denen sie zwar schnell neue digitale Dienste ausrollen können, aber gleichzeitig eine verlässliche Servicequalität für ihre Nutzer sicherstellen. Daher ist eine durchgängige Transparenz über hybride Netzwerke auf Netzwerk-, Anwendungs-, Benutzer- und Geräte-Ebene essenziell.
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