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Schnelle Vorfallreaktion und nachhaltiger Schutz
Präventive Sicherheitsstrategien erreichen das Ende ihrer Leistungsfähigkeit. Cyberresilienz muss eine höhere Priorität bekommen. Aber was bedeutet das für Unternehmen?
Ein Cyberangriff kann jederzeit erfolgreich sein und Unternehmen benötigen neben Prävention eine mehrschichtige Cyberresilienz, um auf Bedrohungen zu reagieren und den Geschäftsbetrieb sicherzustellen.
Der DsiN Sicherheitsindex 2024 (PDF) zeigt, dass die digitale Sicherheitslage in Deutschland alarmierend ist: Mit einem Wert von nur 55,7 Punkten erreicht der Index einen historischen Tiefpunkt, und 75 Prozent der Unternehmen berichteten in den letzten zwölf Monaten von Cyberangriffen. Diese Angriffe gefährden die IT-Infrastruktur und stellen auch eine ernsthafte Bedrohung für sensible Daten und Geschäftsprozesse dar. In diesem Umfeld wird es immer wichtiger, nicht nur präventive Maßnahmen zu ergreifen, sondern eine ganzheitliche Cyberresilienz zu entwickeln – die Fähigkeit von Unternehmen, Vorfälle nicht nur zu verhindern, sondern den Ernstfall auch rechtzeitig zu erkennen und durch eine schnelle Reaktion zeitnah wieder handlungsfähig zu werden.
Cyberresilienz lässt sich in mehrere Schichten unterteilen. Die erste Schicht und Basis besteht aus einer robusten Sicherheitsinfrastruktur. Darauf aufbauend folgen die Schichten der kontinuierlichen Überwachung und schnellen Reaktion, die schließlich in der vierten Schicht – einer langfristigen Anpassung und Umsetzung der Sicherheitsstrategien – münden. Jede dieser Schichten trägt dazu bei, ein Unternehmen widerstandsfähiger zu machen und auf zukünftige Bedrohungen besser vorbereitet zu sein.
Fundament: Präventive Maßnahmen und Sicherheitsbewusstsein
Der Grundpfeiler jeder Cybersicherheitsstrategie ist die Prävention. Unternehmen müssen ihre IT-Infrastruktur durch den Einsatz von Firewalls, Verschlüsselungstechnologien und regelmäßigen Updates absichern, um Bedrohungen frühzeitig abzuwehren. Diese Maßnahmen bilden die erste Verteidigungslinie gegen Angriffe, die durch automatisierte Sicherheitslösungen wie Intrusion Detection (IDS) und Intrusion-Prevention-Systeme (IPS) abrunden, um verdächtige Aktivitäten rechtzeitig zu identifizieren und darauf zu reagieren.
Viele Angriffe starten mit Social-Engineering-Techniken wie Phishing, die auf die Mitarbeiter abzielen. Kontinuierliche Schulungen und Aufklärungskampagnen können Mitarbeiter sensibilisieren und ein Sicherheitsbewusstsein etablieren, das die Wirksamkeit von Social Engineering reduziert. Eine erfolgreiche Sicherheitsstrategie berücksichtigt sowohl die technologischen als auch die menschlichen Aspekte, um ein umfassendes Schutzkonzept zu gewährleisten.
Frühzeitige Erkennung: Der Schlüssel zur Schadensbegrenzung
Trotz optimaler Präventionsmaßnahmen bleibt immer ein Restrisiko, dass ein Angriff erfolgreich sein könnte. Deshalb benötigen Unternehmen die Fähigkeit, Bedrohungen zeitnah zu erkennen, die darauf hinweisen, dass kriminelle Angreifer die Prävention umgangen haben. Technologien wie KI-basierte Anomalieerkennung und Endpoint Detection and Response (EDR) helfen dabei, verdächtige Aktivitäten im Netzwerk zu identifizieren, bevor sie kritische Systeme erreichen.
Frühwarnsysteme ermöglichen es Unternehmen, Bedrohungen in Echtzeit zu begegnen. Durch die fortlaufende Überwachung von Sicherheitsprozessen können Angriffe schnell eingedämmt und betroffene Systeme isoliert werden. So verhindert das Sicherheitsteam nicht nur gravierende Schäden, sondern gewinnt auch wertvolle Zeit, um gezielte Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Reaktion und Krisenmanagement: Schnelligkeit zählt
Sobald eine Bedrohung erkannt wird, ist eine rasche und koordinierte Reaktion unverzichtbar. Hier kommt das Krisenmanagement ins Spiel. Ein gut vorbereitetes Team muss kompromittierte Systeme sofort isolieren und gleichzeitig den Betrieb der geschäftskritischen Prozesse sicherstellen. Ein klar definierter Notfallplan mit festgelegten Rollen und Verantwortlichkeiten sorgt dafür, dass in einer Krise keine wertvolle Zeit verloren geht.
„Cyberresilienz ist ein fortlaufender Prozess, der Prävention, Erkennung, Reaktion und langfristige Anpassung miteinander verbindet. Unternehmen, die in der Lage sind, auf allen Ebenen schnell und effektiv zu handeln, minimieren nicht nur die Schäden eines Angriffs, sondern verbessern auch kontinuierlich ihre Widerstandsfähigkeit.“
Alexander Bogocz, Skaylink
Neben den technischen Maßnahmen ist auch die Kommunikation unabdingbar. Um Vertrauen zu erhalten und Reputationsschäden zu vermeiden, sollten Kunden, Partner und Mitarbeiter zeitnah und transparent über den Vorfall sowie die ergriffenen Gegenmaßnahmen informiert werden. Unternehmen, die schnell und professionell reagieren, können die Auswirkungen eines Cyberangriffs deutlich reduzieren und die Stabilität ihrer Geschäftsabläufe gewährleisten.
Langfristige Resilienz: Lernen aus dem Vorfall
Nach einem Sicherheitsvorfall endet Cyberresilienz nicht. Vielmehr sollten die gewonnenen Erkenntnisse genutzt werden, um die bestehenden Sicherheitsmaßnahmen weiterzuentwickeln. Darüber hinaus helfen regelmäßige Penetrationstests und Schwachstellenanalysen, die Sicherheitsarchitektur kontinuierlich zu verbessern. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, potenzielle Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben, bevor sie ausgenutzt werden. Durch die fortlaufende Anpassung ihrer Sicherheitsstrategie können Unternehmen nicht nur auf vergangene Angriffe effektiv reagieren, sondern sich auch gezielt auf zukünftige Bedrohungen vorbereiten und ihre langfristige Resilienz stärken.
Cyberresilienz ist ein fortlaufender Prozess, der Prävention, Erkennung, Reaktion und langfristige Anpassung miteinander verbindet. Unternehmen, die in der Lage sind, auf allen Ebenen schnell und effektiv zu handeln, minimieren nicht nur die Schäden eines Angriffs, sondern verbessern auch kontinuierlich ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber zukünftigen Bedrohungen. Jede Ebene – von der Sicherheitsarchitektur über das Krisenmanagement bis hin zur Nachbereitung – baut auf der vorherigen auf und sorgt dafür, dass Unternehmen den Herausforderungen des digitalen Zeitalters
Über den Autor:
Alexander Bogocz ist Cyber-Incident-Experte bei Skaylink.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.