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SD-WAN: Netzwerk für die Zukunft
Ein SD-WAN kann den flüssigen Datenverkehr zwischen dem Firmenrechenzentrum, Public Cloud-Services sowie den verstreuten Unternehmensstandorten sicherstellen.
Fortschreitende Digitalisierung und Standortvernetzung sorgen für Chaos und Stau auf der Datenautobahn. Ein SD-WAN (Software-Defined Wide Area Network) löst die Stockungen auf und sichert den flüssigen Datenverkehr zwischen dem zentralen Data Center, den Public Cloud-Services und den verteilten Firmenstandorten.
In Unternehmen fallen heute ganz unabhängig von ihrer Größe und Branche so viele Daten an wie nie zuvor: Der Einzelhandel sammelt und analysiert Daten über das Kaufverhalten von Kunden im Webshop und den Filialen. Die Industrie beginnt, ihre Produktion über Sensoren von Maschinen und Anlagen zu steuern und will die Daten gleichzeitig für eine vorausschauende Wartung nutzen. Belege werden elektronisch versandt und verbucht – und auch in der Logistik handfester Produkte lässt sich die Bewegung ganzer Chargen am Rechner verfolgen.
Die auch künftig weiter wachsenden Datenmassen sicher und Compliance-konform zu übertragen, stellt Unternehmen vor enorme Herausforderungen – nicht zuletzt, weil der Datenverkehr in vielen Fällen zeitkritisch ist. Die große Last beeinträchtigt die Performance der Anwendungen und treibt Betriebsaufwand und Kosten in die Höhe. Ein unüberschaubares Dickicht an Zugängen, Passwörtern und Administratoren erschwert die Verwaltung der IT-Ressourcen. Wenn dann noch der Vertrieb spontan ein Cloud-basiertes CRM-System einrichtet, verschiedene Abteilungen ihre Dateien über Filesharing-Dienste wie Dropbox mit Externen austauschen und die Entwickler lieber Webservice-Instanzen betreiben, um die neue Software zur Marktreife zu bringen, dann fällt es selbst der bestaufgestellten IT-Abteilung schwer, die Geschäfts-, Sicherheits- und Compliance-Risiken zu kontrollieren.
Virtuelle Leitung sucht die optimalen Übertragungswege
Für Entspannung im immer komplexeren Datenverkehr auf Netzwerk- und Applikationsebene sorgt die SD-WAN-Technologie. Ein Software-defined Wide Area Network definiert sich nicht wie ein U-Bahn-Netz über physische Knotenpunkte, sondern über seine virtuellen Datenströme. Diese fließen entkoppelt von der Hardwarebasis, so dass lokale Einschränkungen entfallen. Ein Application Delivery Controller (ADC) verteilt dann den Datenverkehr möglichst effizient und intelligent an die verfügbaren Server und gewährleistet damit die sichere Bereitstellung und durchgehend hohe Performance aller Anwendungen. Gleichzeitig optimiert ein moderner ADC die Zugriffe auf Applikationen und deren Zusammenspiel.
DSL, MPLS, Mobilfunk und andere Verbindungsarten lassen sich im SD-WAN zu einer virtuellen Leitung bündeln, die je nach Bedarf und Auslastung intelligent ihre Routen durch das Netz findet. Die IT-Abteilung kann und sollte dabei über Richtlinien festlegen, wie das Netzwerk die Übertragung für die einzelnen Applikationen behandelt. Abhängig von den individuellen Anforderungen können die Daten über langsamere und kostengünstigere, oder über High-Speed-Übertragungswege transportiert werden. Unternehmenskritische Applikationen oder ein latenzempfindlicher Datenverkehr wie zum Beispiel VoIP-Datenströme lassen sich über QoS-Mechanismen (Quality of Service) priorisieren. Die SD-WAN-Lösung behandelt sie dann bevorzugt. Erfordert eine Applikation eine besonders hohe Netzwerk-Performance, beschleunigt das SD-WAN diese mit Hilfe von Datenkomprimierung, Deduplizierung und anderen Optimierungsmechanismen auf Ebene des Netzwerkprotokolls.
Robuste Performance ohne Unterbrechungen
Sobald es zu Problemen in Netzwerksegmenten kommt, leitet ein SD-WAN den Datenverkehr automatisch und unterbrechungsfrei auf alternative Wege um. Performance-Problemen etwa durch Überlast, Paketverluste, Netzwerklatenz oder Laufzeitschwankungen (Jitter) beugt es durch eine kontinuierliche, smarte Lastverteilung zwischen den Übertragungsrouten vor. Gleichzeitig ist eine transparente Überwachung und Auswertung der über das WAN laufenden Anwendungsdaten problemlos möglich. So ist ein durchgehendes Reporting der Performance und Auslastung der einzelnen WAN-Segmente möglich.
Dabei fügt sich eine SD-WAN-Lösung problemlos in die Netzwerktopologie ein – und sie erleichtert die Implementierung neuer Standorte. Denn verschiedene WAN-Technologien wie MPLS, DSL oder LTE lassen sich flexibel und parallel einsetzen. Damit kann die IT-Abteilung bestehende Verbindungen wie das Internet oder LTE nutzen und bei Bedarf auch im Nachhinein zusätzliche Vernetzungstechniken im laufenden Betrieb ergänzen – ganz ohne Ausfälle oder Downtime. Dies macht SD-WAN zum Turbo für Digitalisierungsprojekte. Neue Applikationen lassen sich in die IT-Landschaft einbinden, ohne dass bestehende geschäftskritische Anwendungen dadurch gestört werden oder zusätzliche WAN-Verbindungen nötig sind.
Fit für den Fortschritt
Für moderne Unternehmen ist SD-WAN damit von zentraler Bedeutung. Denn die digitale Transformation und der internationale Wettbewerbsdruck zwingen sie zur engen Vernetzung ihrer Niederlassungen – und zu größtmöglicher Agilität in jeder Hinsicht. Grundlage hierfür ist eine durchgehend stabile Internetverbindung und Performance aller Anwendungen sowie eine flexible Skalierbarkeit. Eine SD-WAN-Lösung ermöglicht dem IT-Personal eine zentrale Cloud-basierte Orchestrierung der Netzwerkinfrastruktur. Damit ist nicht nur volle Transparenz gewährleistet, auch Umzüge, Erweiterungen und Änderungen sind reibungslos möglich.
„Sobald es zu Problemen in Netzwerksegmenten kommt, leitet ein SD-WAN den Datenverkehr automatisch und unterbrechungsfrei auf alternative Wege um.“
Detlef Lilje, Citrix
Gleichzeitig hilft ein SD-WAN die Betriebs- und Servicekosten zu senken und Netzwerk-Ausfälle zu minimieren. Für zusätzliche Sicherheit und Flexibilität sorgt es dank Multi-Mandantenfähigkeit: Im SD-WAN lassen sich Kunden- und Subnetze sauber voneinander trennen – freie Bahn also für kreative Köpfe und neue digitale Services mit echtem Mehrwert für Kunden und Geschäftspartner. Restaurantketten können beispielsweise Gäste-WLANs in ihren Filialen von der zentralen Unternehmens-IT aus einrichten. Und Vertriebspartner oder Zulieferer lassen sich vollkommen isoliert voneinander ans Unternehmensnetzwerk anbinden, was wiederum den wettbewerbskritischen Informationsaustausch in beide Richtungen beschleunigt.
Nicht zuletzt steigert ein SD-WAN die Produktivität der Mitarbeiter. Denn die Bündelung mehrerer Verbindungen ermöglicht ein deutlich besseres Benutzererlebnis bis auf Filialebene – Ruckeln, Performanceeinbußen oder gar Netzwerkausfälle sind passé.
Über den Autor:
Detlef Lilje ist Senior Manager Cloud Networking Sales Central Europe bei Citrix. Er ist erfahrener Vertriebsleiter mit ausgeprägtem technischem Hintergrund in den Bereichen IT-Infrastruktur, IT-Sicherheit, IT-Architektur und Anwendungsbereitstellung. Citrix entwickelt Unified-Workspace- sowie Netzwerk- und Analyselösungen, die Unternehmen dabei unterstützen, die Produktivität zu steigern ohne dabei ihre Sicherheit zu beeinträchtigen. Citrix hat unter anderem Produkte für SD-WAN sowie Application Delivery Controller im Programm.
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