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Rechenzentrum 2020: Die fünf wichtigsten Trends
Rechenzentren müssen 2020 den Spagat zwischen gestiegenen Ansprüchen an Datenmenge, Geschwindigkeit und Leistung sowie der Forderung nach verbesserter Energieeffizienz schaffen.
Rechenzentren sind die Basis der IT und ihr Betrieb wird immer komplexer. Nicht nur durch die Digitalisierung steigt das Datenvolumen ständig. Dies führt zu einer stärkeren Abhängigkeit der Unternehmen von IT, aber auch zu wachsenden Anforderungen an die Rechenzentren.
Entsprechend ist es wettbewerbsentscheidend, auf aktuelle und künftige technologische Entwicklungen im Rechenzentrumsbereich zu reagieren. Welche Trends lassen sich im Jahr 2020 erkennen? Und auf was müssen sich Rechenzentrumsbetreiber in Zukunft einstellen?
Steigende Anforderungen an Verfügbarkeit und Sicherheit
Im Rahmen der Digitalisierung steigen vor allem die Datenmengen, die bis zum Jahr 2025 auf 175 Zettabytes anwachsen sollen. Im Bereich IoT (Internet of Things) müssen Daten in Echtzeit verarbeitet werden. Dementsprechend hoch ist auch die Nachfrage nach Rechenzentren aller Art.
Die Selbstverständlichkeit dieser neuen Technologien führt vor allem dazu, dass die Anforderungen der Unternehmen an Rechenzentren bzw. Rechenzentrumsbetreiber immer höher werden. Unternehmen erwarten eine möglichst hohe Verarbeitungs- und Übertragungsgeschwindigkeit von Daten sowie deren schnelle Verfügbarkeit.
Im Fokus liegt außerdem die Datensicherheit. Durch Big Data steigt nicht nur die Datenmenge, sondern auch die Attraktivität für und daher Anzahl von Hackerangriffen. Daten sind ein lukratives Geschäft und werden nicht umsonst als das neue Gold bezeichnet. Unternehmen erwarten also eine möglichst sichere Datenübertragung – ohne Ausfälle und Störungen. Zertifizierungen wie zum Beispiel ISO 27001 sind in punkto Datenschutz für Rechenzentrumsbetreiber essenziell, um den Kunden ein möglichst hohes Sicherheitsniveau und professionelle Services zu bieten.
Unternehmen müssen neben der Dynamik der Technologie auch den Anforderungen der veränderten Umweltfaktoren gerecht werden.
Nachhaltigkeit als wichtigster Trend
Sowohl mittelständische Unternehmen als auch Großkonzerne müssen in Zukunft einen noch stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit legen – das gilt auch für Rechenzentrumsbetreiber. Ein nachhaltiger Rechenzentrumsbetrieb wirkt sich nicht nur positiv auf die Umwelt aus, sondern auch auf den Geldbeutel.
Für Rechenzentrumsbetreiber gibt es verschiedene Möglichkeiten, um grüner zu werden. Neben der Nutzung regenerativer Energiequellen spielen vor allem nachhaltige Kühlkonzepte eine entscheidende Rolle. Beim energieeffizienten Betrieb von Rechenzentren wird oftmals eine adiabatische Kühlung eingesetzt. Dabei wird der Luft durch die Verdunstung von Wasser Wärme entzogen. Die Lufttemperatur sinkt – und das ganz ohne Kältemittel.
Rechenzentren nehmen nicht nur Energie auf, sie geben diese auch in Form von Abwärme an die Umwelt weiter. Diese Abwärme bietet enormes Potential und sollte weiterverwendet werden, beispielsweise um Wohnungen zu heizen. Dies erfordert ein Netz, das die erzeugte Abwärme dorthin verteilt, wo sie zum Heizen benötigt wird. Dies könnte über einen Anschluss ans Fernwärmenetz erreicht werden.
„Colocation bietet Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind. Kunden können zwischen Racks, Cages oder individuell benötigter Rechenzentrumsfläche wählen – Skalierbarkeit bietet den Unternehmen die nötige Flexibilität.“
Wolgang Kaufmann, Datacenter One
Standortwahl – viele Unternehmen bevorzugen Regionalität
Zahlreiche Unternehmen wie zum Beispiel Google oder Facebook verfügen über Rechenzentren in besonders kalten Regionen wie zum Beispiel Skandinavien, um so Kosten für die Klimatisierung des Rechenzentrums einzusparen und den Rechenzentrumsbetrieb umweltfreundlicher zu gestalten. Hier müssen Unternehmen allerdings eine große Distanz zwischen Unternehmensstandort und Rechenzentrum auf sich nehmen. Sieht so also die Zukunft aus?
Nicht unbedingt. Besonders mittelständische Unternehmen bevorzugen Regionalität und Nähe zu ihrem Rechenzentrum. Dies bietet Unternehmen verschiedene Vorteile: Aufgrund der geringeren Entfernung verringert sich auch die Latenz. Daten können also schneller und auch sicherer übertragen werden, da bei geringerer Distanz und Latenz das Risiko für Störungen während der Datenübertragung niedriger ist. Neben dem Bau eines eigenen Rechenzentrums bevorzugen viele Unternehmen ein Colocation-Rechenzentrum und liegen so voll im Trend.
Der Trend geht zur Colocation
Inzwischen tummeln sich zahlreiche Anbieter auf dem Markt und die Anzahl an Colocation-Rechenzentren wächst weiter. Sie bieten Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind. Kunden können zwischen Racks, Cages oder individuell benötigter Rechenzentrumsfläche wählen – Skalierbarkeit bietet den Unternehmen die nötige Flexibilität. Diese basiert auf der modularen Bauweise der Rechenzentren. Die einzelnen Module, wie zum Beispiel Kühlungssysteme oder Server, können passgenau nach Bedarf konstruiert und erweitert werden – auch während des laufenden Betriebs. Somit gestaltet sich der Rechenzentrumsbetrieb nicht nur kosteneffizient, sondern auch besonders nachhaltig.
Für den Trend hin zu Colocation gibt es mehrere Gründe: Zum einen wurde 2018 die neue BSI-Richtlinie (Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik) veröffentlicht, die eine Distanz von 200 Kilometern zwischen zwei Rechenzentren vorsieht. Zum anderen wird durch die steigende Zahl von IoT-Anwendungen zunehmend Edge Computing eingesetzt. Das erfordert eine Verarbeitung riesiger Datenmengen mit Latenzzeiten von unter fünf Millisekunden.
IoT und Edge Computing
Der IoT-Trend – beispielsweise selbstfahrende Autos oder die Nutzung von 5G – spielt in Zukunft eine entscheidende Rolle. Voraussetzung dafür ist eine schnelle und sichere Datenverarbeitung. Entsprechend setzen Unternehmen vermehrt auf kleinere Rechenzentren wie Edge- oder Mikro-Rechenzentren mit vergleichbaren Sicherheits- und Verfügbarkeitsstandards wie große Rechenzentren. Sowohl Unternehmen als auch Rechenzentrumsbetreiber müssen sich auf diese Datenflut vorbereiten und entsprechend reagieren.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich Rechenzentrumsbetreiber sowohl auf die rasante Entwicklung neuer Technologien als auch die steigenden Anforderungen der Kunden einstellen. Nur so können sie ihren Kunden bestmöglichen Service bieten. Klar ist: In Zukunft wird die Bedeutung von Rechenzentren ebenso wie die Datenmengen weiter steigen.
Über den Autor
Wolfgang Kaufmann verantwortet Planung, Bau sowie Betrieb von Rechenzentren und ist Geschäftsführer bei Datacenter One. In seiner Funktion hat er das erste in komplett modularer Bauweise errichtete Rechenzentrum in Deutschland realisiert und entscheidend mitgestaltet. In über 17 Jahren Branchenerfahrung hat Wolfgang Kaufmann mehr als 20.000 qm Rechenzentrumsfläche gebaut und betrieben. Sein Spezialgebiet ist der stetige Einsatz von innovativen und energieeffizienten Infrastrukturlösungen.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.