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Rechenzentren und ihre Kunden – eine Beziehung im Wandel

Die Beziehung zwischen Kunden und Rechenzentren ist wichtig, damit die Zusammenarbeit reibungslos abläuft. Im Laufe der Zeit änderte sich die Beziehung durch neue Anforderungen.

Wenn die Branche irgendetwas aus den letzten Jahren gelernt hat, dann das: Unternehmen und Data-Center-Betreiber müssen als Partner Hand in Hand arbeiten. Industrieunternehmen müssen in einer Rezession bestehen, aber gleichzeitig die Digitalisierung des eigenen Unternehmens vorantreiben. Sie haben die Aufgabe Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, und dürfen dabei nicht die derzeit wohl größte Veränderung der Arbeitswelt verpassen: den flächendeckenden Einsatz von generativer KI. Eine Vielzahl an Herausforderungen wird die Rechenzentrumsbranche ebenso wie ihre Kunden für immer verändern. Darin liegt sowohl Potenzial als auch Verantwortung: Die Art und Weise, wie wir heute an Probleme herangehen, sie lösen und neue Wege finden, wird die Arbeitswelt entscheidend prägen. Wie können wir also sicherstellen, dass die Beziehung zwischen Rechenzentren und ihren Kunden eine angesichts dieser zu meisternden Hürden Bestand hat und beide erfolgreich in die Zukunft gehen können?

Kommunikation ist das A und O

Als die Pandemie vor vier Jahren ausbrach und Unternehmen im Eiltempo auf digitale Lösungen und Tools umstellten, stieg der Druck auf Data Center auf ein nie dagewesenes Niveau. Und das bedeutete, dass Kommunikation zwischen Rechenzentren und ihren Kunden ebenso an Bedeutung gewann. Heute hat sich das Bild von Arbeit grundlegend gewandelt. Zwar sind einige Angestellte wieder in ihre Büros zurückgekehrt, doch ein neues Maß an Flexibilität und hybridem Arbeiten blieb erhalten. Unternehmen haben daraus gelernt, dass unerwartete Änderungen jederzeit, auch über Nacht, kommen und die Arbeitswelt für immer verändern können.

Carsten Schneider, CyrusOne

„Wenn Unternehmen strategisch denken und sowohl kurz- als auch langfristig im Blick haben, was sie von Rechenzentren benötigen, können Partner und Anbieter vorsorgen und ausfindig machen, wie sie neue Kapazitäten bereitstellen können.“

Carsten Schneider, CyrusOne

Heute sind es neue Entwicklungen wie generative KI und der zunehmende Einsatz von Tools wie ChatGPT oder Midjourney, die unsere Arbeitsprozesse enorm verändern. Schon heute glaubt ein Drittel der Entscheider in deutschen Industrieunternehmen, dass generative KI das Potenzial hat, die digitale Transformation zu beschleunigen. Und auch wenn noch nicht ganz klar ist, wie groß der Bedarf an Rechenkapazitäten dadurch in Zukunft wird, ist doch klar, dass durch GenAI-Tools die Nachfrage nach Daten und Rechenleistung enorm ansteigen wird. Was mit einem Blick in die Zukunft auch nicht unterschätzt werden darf, ist die Rolle von KI angesichts des demographischen Wandels. KI wird eine entscheidende Rolle einnehmen, um den Fachkräftemangel, der sich heute schon andeutet und in den nächsten Jahren verschlimmern wird, durch Automatisierung, Robotik und Algorithmen zu bekämpfen.

Ein Blick in die Zukunft

Bedeutet das, dass Unternehmen jetzt schon ihre Kapazitäten aufstocken sollten, um sich für den unvermeidbaren Anstieg an KI-Rechenkapazitäten vorzubereiten? Oder sollten sie lieber konservativ planen und angesichts von Inflation und Rezession die Kosten niedrig halten? Rechenzentrumsbetreiber können diese Fragen nicht für ihre Kunden beantworten, aber sie können als wertvoller Sparringspartner bei diesen Entscheidungen unterstützen. Durch enge Abstimmung und Flexibilität für den Fall, dass kurzfristige Planänderungen nötig werden, können beide Parteien sicherstellen, sich für die Zukunft gut aufzustellen – egal, was diese bringt. Wenn Unternehmen strategisch denken und sowohl kurz- als auch langfristig im Blick haben, was sie von Rechenzentren benötigen, können Partner und Anbieter vorsorgen und ausfindig machen, wie sie neue Kapazitäten bereitstellen können.

Dabei ist es wichtig, dass die Beziehung zwischen beiden auf Augenhöhe und kollaborativ ist. Anbieter können Rolle des Beraters einnehmen, denn durch ihre besondere Expertise sind sie in der Lage, für eine neue Agilität zu sorgen. Data Center ermöglichen Technologie, die Unternehmen Antworten auf die Fragen gibt, die ihnen noch gar nicht bewusst waren. Aber in der Rolle des Beraters obliegt es den Rechenzentren auch, bestimmte Forderungen infrage zu stellen oder zurückzuweisen, anstatt alle unhinterfragt abzunicken. Das wird die Beziehung zwischen beiden Partnern stärken und das gegenseitige Verständnis sowie den Respekt hinsichtlich Erwartungen, Möglichkeiten und Fähigkeiten fördern. Kunden wissen selbst, dass es oft nicht möglich ist, die vom Unternehmen gestellten Anforderungen zu erfüllen, sei es in puncto Strom, Fläche, Planung oder durch Lieferkettenengpässe. Vor allem da manche dieser Herausforderungen nicht direkt gelöst werden können, sondern Maßnahmen von Behörden erfordern. Deshalb ist es so wichtig, dass sie mit Anbietern an einem Strang ziehen. In Zusammenarbeit mit Rechenzentren hat ihre Stimme mehr Gewicht.

Standort, Standort, Standort

Für viele Unternehmen ist Expansion der notwendige Schritt, um mit der anhaltenden Nachfrage Schritt zu halten und ihre Geschäftstätigkeit auszuweiten. Daher müssen die Anbieter regelmäßig mit ihren Kunden in Kontakt treten: sie nach ihren Plänen fragen und zukünftige Meilensteine abstimmen. Zusammen können sie ermitteln, welche Maßnahmen sinnvoll sind und wo es sich lohnt, Risiken einzugehen. Dazu gehört zum Beispiel die Frage, ob ein Unternehmen auf sekundäre und tertiäre Standorte wie Hamburg, München, Zürich und Mailand setzen möchte oder ob sie weiterhin auf aufstrebende Märkte wie Madrid, Warschau und Berlin bauen. Vorausgesetzt die Latenzzeit spielt keine Rolle, werden alternative Standorte für viele Unternehmen immer wichtiger. Für ein nachhaltiges und anhaltendes Wachstum ist es deshalb unabdingbar, das weitere Umfeld in die Bewertung mit einzubeziehen und sowohl kurz- als auch mittel- und langfristige Anforderungen zu berücksichtigen und diese immer wieder auf die Prüfwaage zu stellen.

Transparenz im Preis

Material- und Baukosten steigen infolge von Verzögerungen und aufgestauter Nachfrage stetig an. Auf der anderen Seite stehen Hyperscaler, die reservierte Kapazitäten in Anspruch nehmen und stets nach mehr streben. Dieses Spannungsverhältnis macht die Preisgestaltung zu einem Balanceakt. Auch das Energieeffizienzgesetz wird sich auf Rechenzentren und damit auf die Preisgestaltung auswirken. Um damit gut umzugehen, ist Transparenz von Anfang an unabdingbar. Jede Partei muss die Hürden und Herausforderungen des Gegenübers verstehen. Nur so können sie auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.

Vertrauen ist ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Partnerschaft. Geht es verloren, kann die Beziehung schnell in die Brüche gehen. Deshalb ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit, auch wenn sie heikle Gespräche über Geld und Kosten beinhaltet, von entscheidender Bedeutung. Auf lange Sicht erleichtert das die Beziehung, denn Kunden schätzen Transparenz. Sie schätzen Loyalität und die Möglichkeit, soweit möglich Einsparungen zu erzielen.

Maßgeschneiderte Lösungen sind gefragt

Die Worte Kreativität und Rechenzentren erwartet man üblicherweise nicht im gleichen Atemzug, doch indem die Branche immer gezielter auf die Bedürfnisse ihrer Kunden eingeht, hat sie diese beiden Begriffe zu einer bemerkenswerten Symbiose vereint. Kunden kaufen und übernehmen heute größere Anteile an Rechenzentren als je zuvor. Und so verlangen sie auch ein maßgeschneidertes, personalisiertes Design und einen entsprechenden Service. Das Endergebnis ist oft ein Gebäude, das eher aussieht, als würde es das Markenzeichen des Kunden tragen, als das des Rechenzentrumsbetreibers.

Wenn man sich zu Beginn einer Geschäftsbeziehung die Zeit nimmt, um genau zu verstehen, was ein Kunde sucht, und wenn die Kunden wiederum offen darüber sprechen, was sie sich in Bezug auf Bauweise, Design und das erwartete Maß an individueller Anpassung vorstellen, dann kann sich das im weiteren Verlauf des Prozesses auszahlen. Ein regelmäßiger Austausch, um Fortschritte sicherzustellen, und nachzuprüfen, dass die Erwartungen übereinstimmen, ist ebenfalls entscheidend.

Da die Nachfrage nach Rechenzentrumsflächen und -kapazitäten weiter steigen wird, wird die Beziehung zwischen Anbietern und Kunden einer anhaltenden Dynamik unterliegen, die gefördert und sorgfältig gesteuert werden muss. Die Branche der Rechenzentren verändert sich beständig, wobei sich entwickelnde Technologien, bauliche Beschränkungen, Energiebeschränkungen und Nachhaltigkeitsaspekte alle eine Rolle spielen, wenn es um die Einrichtung von Rechenzentren und eine erfolgreiche, für beide Seiten vorteilhafte Partnerschaft für Kunden und Anbieter gleichermaßen geht. Gegenseitiger Respekt, ein Verständnis dafür, was von beiden Seiten erwartet wird, ebenso wie die Ausrichtung auf ein gemeinsames Ziel tragen dazu bei, eine kooperative und erfolgreiche Partnerschaft zu gewährleisten.

Über den Autor:
Carsten Schneider ist Managing Director Germany bei CyrosOne. Seit mehr als 20 Jahren ist er in der Leitung von Projekten im Bereich Facility Management und Immobilien tätig. Vorherige Stationen in seinem Lebenslauf umfassen unter anderem die Infrareal Holding und Pharmaserv.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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